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Zum Gedenken an die sechs Millionen
Opfer des Massenmordens der Deutschen und ihrer Helfer ist in ganz Israel am
Dienstag die Zeit zum Stillstand gekommen. Zum Jom haShoah vehaGwurah, dem
Tag der Katastrophe und des Heldentums, heulten um 10.00 Uhr alle Sirenen,
der Verkehr kam zum Erliegen. Alle Kinos und Restaurants sind für 24 Stunden
geschlossen. Das TV- und Radioprogramm
wurde auf Trauermusik umgestellt. Alle Sender bringen Berichte von
Überlebenden.
Eine von ihnen war
Hannah Pik, die sich im Rundfunk an das Wiedersehen mit ihrer
Freundin Anne Frank im Konzentrationslager Bergen-Belsen erinnerte:
"Zuerst fingen wir an zu weinen. 'Was machst du hier? Ich hoffte, du
seist in der Schweiz', fragte ich sie. Dann sagte sie mir, dass es zu
gefährlich war, dass sie gar nicht versuchten zu fliehen." Anne Frank,
die später durch ihre Tagebücher berühmt wurde, erlag 1945 in
Bergen-Belsen einer Typhus-Infektion.
Im Parlament verlasen
Regierungsmitglieder und Holocaust-Überlebende die Namen von ermordeten
Kindern. Die Leitung der Holocaust-Gedenkstätte Jad vaSchem
erneuerte ihren Aufruf an Angehörige von Opfern, ihre Erinnerungen
aufzuschreiben. Seit Beginn der Aktion im vergangenen Jahr wurden bisher
350.000 Seiten abgegeben. In Israel leben heute noch ca. 240.000 Million
Überlebende des NS-Mordens.
Gemeinsam mit 6.000 jungen Menschen
haben die Präsidenten von Israel und
Polen, Ezer Weizman und Alexander Kwasniewski, beim «Marsch der
Lebenden» in Auschwitz der NS-Opfer gedacht. Der Sprecher der seit 1988
organisierten Aktion, Joram Dami, sagte, in einer Zeit, in der selbst
Historiker den Holocaust leugneten, strebten die Veranstalter eine
größere Beteiligung von Nichtjuden an. Überlebende des
NS-Vernichtungslagers sowie Studenten aus Polen, Israel, Deutschland und
den USA legten am Dienstag den drei Kilometer langen Weg von Auschwitz
zu den Gaskammern in Buchenwald zurück. |