Die von der
israelischen Öffentlichkeit lang erwartete Entscheidung ist gefallen:
Wegen Mordhetze, ungebührlichen Betragens und Verleumdung hat die
Generalstaatsanwaltschaft des Staates Israel die Polizei angewiesen,
gegen den ehemaligen sefardischen Oberrabbiner Ovadia Yosef, Oberhaupt
der fundamentalistischen Schas-Partei, Ermittlungen einzuleiten.
Rabbiner Yosef hatte
am Schabath S'khor (dem Schabat vor Purim) den israelischen
Bildungsminister Jossi Sarid öffentlich mit dem im Buch Esther erwähnten
potenziellen Massenmörder Haman verglichen. Sarid sei ein Antisemit und
er müsse herrausgerissen werden aus dieser Welt. Unter tosendem Applaus
und Amen-Rufen seiner Anhänger rief Yosef, Sarids Name sei auszurotten
und jedes Gedenken an ihn zu tilgen (Y'mach Shmo
veZikhro).
Der Staatsanwalt hatte
lange Zeit gezögert, diesen unvermeidlichen Schritt zu tun. Rabbiner
Yosef hatte schon oft gröbste Beleidigungen und Verächtlichmachungen von
sich gegeben, unter anderem gegen die obersten Richter des Landes. Stets
waren die Behörden bis an die Grenze des rechtlich noch vertretbaren
gegangen um Milde walten zu lassen und Untersuchungen abwenden. Die
Äußerungen der letzten Woche waren aber zu deutlich um sie noch als
legitimen Ausdruck freier Meinungsäusserung gelten zu lassen.
Generalstaatsanwalt
Rubinstein hatte gehofft Yosef würde sich für seine Grobheiten und
Todesflüche entschuldigen und seine Verleumdungen zurücknehmen. Dies war
nicht geschehen. Stattdessen sagte Raw Yossef in einer Ansprache bei
Ausgang des letzten Schabath, Sarid sei schlimmer als der Pharao. "Hat
Pharao je Erlasse erlassen wie es Josi Sarid tut?" fragte er seine
Anhänger, diesmal nicht in Anspielung auf die Purimgeschichte, sondern
bereits in Bezug auf das kommende Pesach.
Die Schas, Mitglied
der Regierungskoalition von Premier Barak, droht wieder einmal, aus
Baraks Regierungskoalition auszutreten, in der sie dringend zur
Ratifikation eines eventuellen Friedensvertrages mit Syrien benötigt
wird.
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haGalil onLine
28-03-2000
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