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Illustrierte Neue WeltDie erste und die letzte Fahrt 
des U-Boots Dakar

Er hieß Benjamin Maimon und stammte aus Lettland, aber seine Muttersprache war deutsch. In der sechsten, siebten und achten Volksschulklasse saßen wir in der selben Bank. Er war ein ruhiger und immer ernster Schüler. Ich war das Gegenteil, einer, der in der Klasse bei jeder Dummheit mit dabei war, in den Stunden störte, und wenn ich trotzdem ein guter Schüler war, so hatte ich es ihm allein zu verdanken.

Wenn ich keine Schulaufgaben machte, so wußte ich doch immer, von ihm kann ich abschreiben. Wir spielten zusammen, und waren ein Herz und eine Seele. Er war bescheiden, ich hatte eine Großschnauze, aber irgendwie ergänzten wir uns. Dann trennten sich unsere Wege, er ging ins Gymnasium und ich zur Arbeit und wurde Schlosser und Mechaniker. Eines Tages trafen wir uns wieder. Sein großer Bruder fiel im zweiten Weltkrieg. Er war groß und stämmig und betrachtete uns Kinder mit Liebe und Verständnis. Plötzlich war er nicht mehr da, er war tot. Ich tröstete Benjamin: "er wird wiederkommen", so als ob ich es wirklich wüßte, dabei wußte ich genau, er kommt nie wieder.

Im Befreiungskrieg war ich bei der kämpfenden Truppe, er war bei der noch kleinen Kriegsmarine. Immer ernst, der bei meinen blöden Witzen mir ein verständnisvolles Lächeln schenkte. Wir beide heirateten ungefähr zur gleichen Zeit, hatten Kinder. Er blieb bei der Marine und galt als der beste Radiooffizier. Wenn wir uns trafen, beschlossen wir uns immer wieder zu treffen und unsere alte Freundschaft zu erneuern. Dann wurde er nach England geschickt um als Hauptfunker auf dem neuen U-Boot "Dakar" zu dienen, das in England umgebaut wurde. 

Im Januar 1968 wurden alle Vorbereitungen zur Jungfernfahrt abgeschlossen. In der Werft von Portsmouth (England) lief das Boot aus. Ungefähr zwei Wochen später, am 25. Januar um 12.20, wurden die letzten Worte von meinem Freund Benjamin gesendet, und seitdem ist Funkstille. Erst am Abend desselben Tages begann man mit der Suche nach dem verschollenen U-Boot. Flugzeuge wurden ausgeschickt um genau die Route des Schiffes zu verfolgen. Doch alle Versuche, das Boot zu entdecken, blieben vergebens.

Aber jetzt war es endlich doch soweit. Zwei amerikanische Schiffe, die mit einem besonderen Sonar und einem Tiefsee-Robot ausgerüstet waren, entdeckten die "Dakar" in 2.900 Meter Tiefe, 500 Kilometer von Israel entfernt, fast unversehrt, doch in zwei Teile zerbrochen. Es ist das nasse Grab der gesamten 69-köpfigen Besatzung, auch das Grab von meinem Freund, Major zur See Benjamin Maimon. Für die 69 Familien wurde endlich ein Rätsel gelöst. Nun ist es klar, daß die 69 Mann wirklich nie mehr zurückkehren werden. Wieso das Schiff sank, gab es hier Schuldige? Das Geheimnis ist mit dem U-Boot in den Tiefen des Mittelmeeres untergegangen. 

Eines ist klar, obwohl immer wieder, sechsmal, ägyptische Seeoffiziere behaupteten, daß sie das U-Boot unweit von Port Said versenkt hätten, es war niemals in dieser Gegend und die Offiziere, einige wurden sogar von Abdel Nasser für ihre Heldentat dekoriert, hatten ihre Heldentat selbst erfunden.

Die Nachricht der Entdeckung der "Dakar", riß wieder alte bis heute, 31 Jahre danach, nicht verheilte Wunden auf. Das gesamte Land war schockiert. Die Presse und Fernsehen beschäftigten sich ausschließlich mit der "Dakar". Die Wahlen, die noch zu bildende Regierung, alles schien wie vergessen, fast war es so als ob gestern und nicht vor 31 Jahren die "Dakar" verschollen war.

Tchia Danon, eine bekannte Schauspielerin, erzählte wie sie mit 161/2 Jahren ihren Bruder Juwal Schmueli verlor. "Juwal war damals 20 Jahre alt, ich seine jüngere Schwester. Ich war so stolz auf meinen Bruder, den Seemann. Als ich damals die Hiobsbotschaft hörte, ging ich auf die Straße und rannte und rannte stundenlang durch die Straßen. Als ich dann erschöpft zurückkam, wußte ich Juwal ist tot. Seitdem wußte ich es, Juwal wird eines Tages zurückkommen. Erst behauptete man, ein feindliches Land hätte sie gefangengenommen, ich träumte von meinem Bruder, er verständigte sich mit mir im Traum, ich dachte vielleicht ist er doch zurück und wir wissen es nicht und nach einer Gehirnwäsche in Feindesland wußte er nicht mehr wo er wohnt. Ich suchte ihn auf der Straße, vielleicht treffe ich ihn. In Wirklichkeit wußte ich es, daß Juwal mit der "Dakar" unterging. Als ich am vergangenen Freitag in der Küche kochte, hörte ich plötzlich, daß man die Dakar gefunden hatte. Ich rannte ins Zimmer, wo bereits die ganze Familie um den Fernseher versammelt war. Ich war glücklich. Der Schmerz war schon verflogen, nach 31 Jahren weiß ich nun wo Juwal in seiner letzten Ruhe liegt. Nun wußte ich Juwal kam zurück, leider in sein nasses Grab. Aber er kam zurück."

Eine Tochter eines der Offiziere des U-Bootes kam genau zwei Wochen nach dem Untergang der "Dakar" zur Welt. Heute sagte sie: "Ich habe meinen Vater nie gekannt, doch nehme ich an, daß die Mannschaften noch kurz vor ihrem Tod wußten, sie leben in ihren letzten Stunden. Sicher schrieb mein Vater einen Brief, eine Botschaft an mich. Vielleicht sind diese Briefe im Safe des Schiffes verborgen. Wenn man sie finden könnte, dann wäre ich erst glücklich."

31 Jahre und vier Monate sind seit dem Untergang der "Dakar" verstrichen. Doch der Schmerz der Familien ist immer noch groß. Die 69 Seeleute gehören zu den Tausenden, die ihr Leben für Israel opfern mußten. Millionen investierte Israel in die Suche nach dem vermißten U-Boot. Israel vergißt seine Toten nicht, auch nicht diejenigen, die im Meer ihre letzte Ruhe fanden. 

Schraga Har-Gil

haGalil onLine 07-05-2000


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