Auch wenn der Eindruck entsteht, es handle sich um horrende Summen, sind sie doch für die deutsche Wirtschaft nie eine wirkliche Belastung gewesen. Im Zuge des »Wirtschaftswunders« fielen sie immer weniger ins Gewicht…
… Nach Angaben des Bundesfinanzministeriums waren es bis zum 31. Dezember 2007 umgerechnet fast 65,1 Milliarden Euro. Neben den individuellen Entschädigungen enthält dieser Betrag auch Zahlungen im Rahmen zwischenstaatlicher Globalabkommen: Israel erhielt im Rahmen der Wiedergutmachung umgerechnet knapp 1,8 Milliarden Euro, knapp 1,5 Milliarden gingen an verschiedene europäische Staaten und etwas mehr als 2 Milliarden wurden im Rahmen der Rückerstattung von Eigentum auf deutschem Gebiet gezahlt.
Hieraus ergibt sich, dass die Bundesrepublik umgerechnet 58,3 Milliarden Euro an individuellen Entschädigungsleistungen aufgebracht hat. 20 Prozent der Gesamtsumme wurden inner-halb Deutschlands gezahlt (der überwiegende Teil vermutlich an nichtjüdische NS-Verfolgte), 40 Prozent in Israel und 40 Prozent in anderen Ländern.3
Die Verteilung der Gelder fördert eine der größten Verzerrungen in der deutschen Entschädigungsgesetzgebung zutage.
Es ist anzunehmen (genaue Zahlen haben wir nicht), dass mehr als 50 Prozent der individuellen Leistungen an weniger als ein Drittel der gesamten Empfänger ausgezahlt wurde – an die Deutschstämmigen und diejenigen, die dem »deutschen Sprach- und Kulturkreis« zugerechnet wurden. Etwa7 Milliarden Euro wurden im Rahmen verschiedener Härtefonds gezahlt, der überwiegende Teil (5,5 Milliarden) erst nach der Wiedervereinigung.
Diese Angaben sind auch durch andere Quellen belegt. Nach der Bilanz, die für Richter Korman erstellt wurde, den Verantwortlichen für den Schweizer-Banken-Fonds, belief sich der Gesamtwert der von Deutschland in den Jahren 1953 bis 2004 gezahlten individuellen Entschädigungen auf 48 Milliarden US-Dollar.4
Auch wenn der Eindruck entsteht, es handle sich um horrende Summen, sind sie doch für die deutsche Wirtschaft nie eine wirkliche Belastung gewesen. Im Zuge des »Wirtschaftswunders« fielen sie immer weniger ins Gewicht. So sank die Belastung durch die Entschädigungsgelder, die 1960 bei 0,74 Prozent des deutschen Bruttoinlandsprodukts und 7 Prozent des Bundeshaushalts lag, im Jahre 1966 – bei der Verabschiedung des Entschädigungs-»Schlussgesetzes« – auf 0,34 Prozent des BIP und 2,6 Prozent des Bundesetats. In den darauffolgenden Jahren wurde diese Belastung noch geringer. Ab 1980 betrugen diese Zahlungen 0,1 Prozent des BIP und überschritten nie 0,5 Prozent des Bundesetats.5
Mit der Wiedervereinigung sackte die Belastung trotz neuer Entschädigungsabkommen und damit neuer Verpflichtungen fast ins Unmerkliche ab. So belegen die Angaben des Bundesfinanzministeriums, dass die Bundesrepublik im Jahre 2005 für die Entschädigungen 852 Millionen Euro ausgab. Das BIP lag in jenem Jahr bei 2,3 Billionen Euro, und die öffentlichen Ausgaben summierten sich auf 987 Milliarden, so dass sich eine finanzielle Belastung von 0,04 Prozent des BIP und weniger als 0,1 Prozent der öffentlichen Ausgaben ergab.6
Wie hoch war die Belastung der einzelnen Bundesbürger?
Im Laufe von mehr als 50 Jahren entfielen auf jeden Deutschen alles in allem umgerechnet 984 US-Dollar. Das sind 19 Dollar pro Jahr und 1,60 Dollar pro Monat, weniger als ein Glas Bier. Man kann also schlecht behaupten, dass der Preis, den die Deutschen aus eigener Tasche entrichten mussten, ein finanzielles Opfer darstellte, zumal Deutschland für dieses Taschengeld die »moralische Eintrittskarte« für die Völkergemeinschaft erhielt.
Raul Teitelbaum
Die biologische Lösung – Wie die Schoah „wiedergutgemacht“ wurde
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- 3 Siehe Statistischer Anhang, Tab. 3, im Buch.
- 4 Siehe Statistischer Anhang, Tab. 2, im Buch.
- 5 Nicholas Balabkins, West German Reparation to Israel, New Brunswick 1971, 192f; Bundesministerium für Gesundheit und Soziale Sicherung, Statistisches Taschenbuch, 2004.
Hallo,
ich frage nicht nach den Summen, sehe aber große Beträge die beide Deutsche Staaten mehr oder wenig freiwillig bis massivester Pflicht an Jüdische Überlebende als auch an die UdSSR ( von der DDR als Reparationen ) gezahlt wurden. Sowohl Ulbricht als auch Adenauer vertraten diese Aufgabe gegen murrende innepolitische Gegner.
Ich sehe es aber als Staatsaufgabe an die auch recht ordentlich erfüllt wird und wohl annährend abgeschlossen ist, spreche aber gegen dem „Aufmachen immer neuer Fässer“ wie Forderugnen an Einzelfirmen, Deutsche Bahn, Französische Staatsbahn, Einzelrückklagen von Erben betreff Kunst usw.
Daß in welcher Forma auch immer aus Deutschland jetzt verstärkt israelische Seniorenheme unterstütz werden ist dagegen völlig in Ordnung, den Senioren ist ein würdiges Leben zu sichern.
[…] haGalil, 20.07.2012 […]
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