Persische Exil-Journalisten der BBC werden immer öfter zur Zielscheibe von groß angelegten Verleumdungskampagnen. Iranische Cyber-Aktivisten erfinden Aussagen, fälschen Web-Inhalte und kreieren Fake-Accounts auf Facebook. Das Ziel: Regimekritischen Journalisten soll ihre Glaubwürdigkeit genommen und vor der iranischen Bevölkerung in Misskredit gebracht werden. Doch dem nicht genug, auch deren Familien in der Heimat sind massiven Drohungen ausgesetzt, wie der britische Guardian berichtet…
Islamistische Cyber-Aktivisten diskreditieren kritische Reporter im Exil – im Iran gebliebene Angehörige werden bedroht
Fake-Seite: Iran manipuliert BBC-Inhalte
London (pte/25.01.2013/11:39)
Eltern werden verhört
„Es ist nicht das erste Mal, dass die iranischen Behörden versuchen mit dieser Taktik zu punkten, doch die Zahl der Zwischenfälle sowie das Bedrohungsniveau ist in den vergangenen Wochen angewachsen“, so der Chef der persischen BBC-Abteilung Sadeq Saba. Im Vergleich zu früheren sei der angeschlagene Ton gegenüber Familienangehörigen bedrohlicher geworden. Sie werden vom Geheimdienst vorgeladen und verhört. Ein Journalist erzählt, seine Eltern wurden mehrere Male befragt. Ihnen wurde gesagt, er solle aufhören für die BBC zu arbeiten, ansonsten riskiere er sein Leben.
Neben der klassischen Einschüchterungstaktik setzt der Iran auf das Web 2.0 und propagiert manipulierte Informationen über die unliebsamen Journalisten aus London. Eine von ihnen ist BBC-Kommentatorin Nafiseh Kouhnavard. Auf ihrem gefakten Facebook-Profil spricht „sie“ über ihre sexuellen Gewohnheiten und wird in landesweiten persischen Zeitungen falsch zitiert: „Sie haben über meine Beziehung zu meinen Kollegen geschrieben. Swingen… das mache nicht nur ich. Es ist ganz gewöhnlich und normal hier.“ Teheran versucht damit gezielt sensible Themen aufzugreifen, um innerhalb der eigenen Bevölkerung Vorurteile gegenüber dem Westen zu schüren.
BBC-Website gefälscht
Doch nicht nur an Facebook-Profile und Blogs wagen sich die Hintermänner heran. Es existiert sogar eine gefakte Version der persischen BBC-Webseite. Anstatt die offizielle Online-Präsenz http://bbcpersian.com zu finden, können iranische User versehentlich auf die manipulierte Kopie http://persianbbc.ir geraten. Die Aufmachung der Seiten ist ident, doch der Inhalt ist komplett anders. So lautet eine Headline in etwa: „Tod von bin Laden und Saddam Hussein: Erfundene Geschichten von Washington“. „Das ist Identitätsdiebstahl. Die schreiben was sie wollen und erzeugen den Eindruck, es käme von BBC-Mitarbeitern“, erklärt Sada.
Mehr als 30 eingesperrte Journalisten
Doch nicht nur Reporter der BBC fühlen sich bedroht und verleumdet. Auch iranischstämmige Freelancer, die in Europa und den USA für unabhängige Medien berichten, sind Zielscheibe der Cyber-Aktivisten. „Hören Sie auf über den Iran zu schreiben, sonst drohen Ihnen Konsequenzen“, so der Tenor gegenüber Exil-Journalisten, sagt Golnaz Esfandiari Radio Free Europe/Radio Liberty http://rferl.org .
Das Comitte to Protect Journalists http://cpj.org und Reporter ohne Grenzen http://en.rsf.org haben wiederholt die Hetzkampagne des Irans gegenüber Journalisten im Ausland verurteilt. Das Land gehört zu den führenden Nationen bei der Anzahl an eingesperrten Journalisten. Derzeit befinden sich mehr als 30 Journalisten und Blogger in iranischen Gefängnissen (pressetext berichtete: http://pressetext.com/news/20121213002