55 Geiseln in Gaza

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Die unerschütterliche, unglaublich mutige Karoline Preisler am Platz der Entführten in Tel Aviv, Foto: Lior Rotstein

Wieder ein schweres Wochenende in Israel, Trauer, Kundgebungen und Demonstrationen, eine politische Führung, die ausschließlich am eigenen Fortbestand interessiert ist, 55 Geiseln in Gaza.

Am Freitag fielen vier israelische Soldaten im Süden des Gazastreifens: Chen Gross, 33, aus Gan Yoshiya, Yoav Raver, 19, aus Sde Warburg, Tom Rotstein, 23, aus Ramat Gan und Uri Yhonatan Cohen, 20, aus Neve Yarak.

In der vergangenen Woche fielen insgesamt acht israelische Soldaten im Kampf in Gaza. Die Zahl der Gefallenen seit dem 7. Oktober erhöht sich damit auf 866.

Am Samstag hatte es Gerüchte gegeben, wonach die IDF versuche, Matan Zangauker zu befreien. Die Armee dementierte das umgehend. Hamas veröffentlichte eine Drohung in Form eines Bilds von Matan, der an eine Infusion angeschlossen ist. Edan Alexander, der vor Kurzem frei kam und mit ihm zusammen gefangen gehalten wurde, hatte von Matans kritischem Zustand berichtet. Das Bild kann mit Genehmigung von Matans Familie veröffentlicht werden.

Am Freitag konnte die IDF die Leiche einer weiteren Geisel bergen. Der 36jährige Thailänder Nattapong Pinta wurde aus dem Kibbutz Nir Oz entführt, wo er in der Landwirtschaft arbeitete. Auch er wurde von den Mujahideen Brigaden entführt und ermordet, die Shiri Bibas, ihre Kinder und auch Judy und Gadi Haggai ermordeten. Zwei der Köpfe der Mujahideen-Brigaden wurden am Wochenende bei israelischen Luftangriffen im Gazastreifen getötet. 

Nattapong hinterlässt seine Frau und seinen 7jährigen Sohn in Thailand.
 
 
 
55 Geiseln sind weiter in Gaza – unter ihnen 8 deutsche Staatsbürger
 
Die Kundgebung am Platz der Entführten in Tel Aviv am Samstag Abend eröffnete Ofir Angrest, der Bruder von Matan Angrest. Er wandte sich direkt an Premier Netanyahu, der bei einem Treffen sagte, dass er nicht über Matans Zustand informiert gewesen sei. „Atemnot und Asthma nach brutalen Verhören und Folter, Gesichtsfrakturen, mehrfache Bewusstlosigkeit, er wurde an die Oberfläche gebracht, kurz bevor er erstickt wäre, der rechte Arm bewegungsunfähig“, fasste Ofir zusammen. Er selbst wolle Matans Vorbild folgen und seinen Armeedienst leisten. Matans Status in Whatsapp sei: „Wir lassen niemanden zurück“. Wie könne er sich darauf verlassen, wenn sein Bruder seit 610 Tagen in Gefangenschaft ist. „Der einzige Sieg wird sein, wenn Sie einen israelischen Soldaten zurückbringen, eingehüllt in die blau-weiße Flagge, ohne ausländische Staatsbürgerschaft.“
 
Ofir Angrest, Foto: Lior Rotstein

Auch Orna Neutra sprach diesen Grundsatz der Armee an, den auch ihr Sohn Omer immer betonte. „Omer verließ New York, um als Soldat in Israel zu dienen – aus Liebe, Hingabe und tiefem Verantwortungsgefühl. 421 Tage lang beteten, warteten und hofften wir. Am 421. Tag erfuhren wir, dass Omer nicht mehr lebt. Jetzt bitten wir um eines: Ihn für eine würdige Beerdigung nach Hause zu bringen. Jetzt ist es an der Zeit, den Krieg zu beenden und sie alle zurückzubringen. Alle 55! Es gibt keinen wahren Sieg, solange auch nur eine Geisel in Gaza ist!“

Orna und Ronen Neutra, Foto: Lior Rotstein
Tal Kupershtein, der Vater von Bar Kupershtein, sagte unter Tränen: „Mein Sohn Bar ist seit 610 Tagen in Gaza. 610 Tage in Tunneln, 50 Meter unter der Erde, ohne Essen, ohne Tageslicht. Ich frage: Wie schläft er? Ist er verwundet? Heute hat er auch noch Angst vor dem Beschuss durch die IDF. Bar wollte beim Nova-Festival Leben retten, und jetzt müssen wir sein Leben retten! Ich will Bar sofort nach Hause! In meinem schwierigen Gesundheitszustand fordere ich den Premierminister auf, einem Abkommen zuzustimmen, bei dem alle nach Hause zurückkehren. Bringen Sie alle 55 Geiseln sofort in einem Abkommen zurück!“
 
Tal Kupershtein, Foto: Alon Gilboa