Matan Angrest, heute 22 Jahre alt, wurde am 7. Oktober aus einem Panzer am Stützpunkt Nahal Oz entführt. Er ist einer der wenigen israelischen Soldaten, die noch in Gaza in Geiselhaft gefangen gehalten werden. Es gibt Aufnahmen, die die Entführung von Matan zeigen, sowie ein Video, das kurze Zeit später in Gaza aufgenommen wurde. Die Familie von Matan hat jetzt die schwere Entscheidung getroffen, Ausschnitte aus diesen Aufnahmen zu veröffentlichen.
„Wir haben beschlossen, Aufnahmen meines Sohnes Matan aus den Momenten seiner Entführung zu veröffentlichen – wie er von einem Mob gelyncht und geschlagen wird“, so Matans Mutter Anat. „Ich habe es vermieden, mir dieses Video selbst anzusehen, aber mir wurde klar, dass wir keine andere Wahl haben. Ich muss meine eigenen Gefühle beiseite lassen und mich nur darauf konzentrieren, zu zeigen, dass Menschen unter der Erde begraben sind und sich in unmittelbarer Lebensgefahr befinden – und dass sie noch gerettet werden können.“ Sie habe das Video auch ihren Eltern gezeigt, „Großeltern, die den Holocaust überlebt haben und nun Zeugen des Leidens ihres geliebten Enkels sind.“
„Anderthalb Jahre lang sind 59 unschuldige Menschen unter der Erde begraben und werden täglich misshandelt. Die Verletzungen meines Matan sprechen für sich. Ihm bleibt keine Zeit mehr. Mein Sohn erlitt am 7. Oktober schwere Verletzungen. Trotz seines ernsten Zustands wurde er im Rahmen der letzten humanitären Vereinbarung nicht freigelassen. Laut Aussagen von Rückkehrern leidet Matan unter irreversiblen Langzeitbehinderungen, Misshandlungen und Gesichtsfrakturen. Mein Sohn ist in einem Käfig, hungernd und ohne Tageslicht.“
Matans Eltern trafen kürzlich die fünf freigelassenen Beobachterinnen, Liri, Agam, Daniela, Karina und Naama, die wie Matan vom Stützpunkt Nahal Oz entführt wurden. Von ihnen hörten sie Details zu Matans Zustand und seinen Verletzungen. Die Frauen wussten, dass er starke Verbrennungen erlitten hatte. Sie berichteten den Eltern auch davon, unter welchen Bedingungen die männlichen Geiseln, darunter Matan, gefangen gehalten werden. Matan sei in einem winzigen Tunnelzimmer eingesperrt, in dem er nicht aufrecht stehen kann und das mit einer Käfigtür verschlossen sei. Naama wurde im angrenzenden Zimmer außerdem Zeugin eines stundenlangen Verhörs von Matan.
Ein kürzlich von Hamas veröffentlichtes Video zeigt Matan in einer braunen Uniform, man sieht, dass er seinen rechten Arm nicht bewegt, die Finger sind nicht zu sehen und nach Aussagen der Beobachterinnen hat er zwei Finger verloren. Seine Gesichtszüge sind nicht mehr dieselben, seine Augen und sein Mund sind asymmetrisch, die Nase gebrochen.
Matan hätte längst zuhause sein müssen. Genau wie die übrigen noch in Gaza verbliebenen Geiseln. Die Aussagen der fünf Beobachterinnen, deren Treffen mit Matans Eltern gestern in der Sendung „Uvda“ ausgestrahlt wurde, lassen keinen Zweifel an der Dringlichkeit.