Plädoyer für die guten Worte

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Am Platz der Entführten in Tel Aviv, Foto: haGalil

Über 125 Tage sind vergangen seit dem 7. Oktober 2023 – und ein Ende der qualvollen Geiselnahme unschuldiger israelischer Zivilisten jeden Alters und Geschlechts durch die sadistischen Mitglieder der Terrorgruppe Hamas ist nicht in Sicht.

Von Ziva Stober

Was wir sehen: jede Menge demütigende Versuche zu verhandeln; was eine seelische Grausamkeit für alle Beteiligten des Westens ist. Aber es hat sich eingebürgert, im Sprachgebrauch und in der Realität: Der Westen verhandelt mit Terroristen. Verhandelt mit Hamas. Und tatsächlich macht die israelische Regierung Vorschläge, die der Hamas von arabischen Mediatoren weitergereicht werden. Man wartet und erhält nach für die Geiseln quälend langen sieben Tagen eine fürchterliche Antwort. Das Reframing durch die Mediatoren steigert das Entsetzen: Die Hamas hätte -pstv- reagiert. Und das wird von geist- und haltungslosen Medienmachern unberührt weitergeleitet, millionenfach wiederholt.

Die Worte Hamas und -pstv– in einem Satz und Sinnzusammenhang zu lesen, ist nur eine von vielen Ungeheuerlichkeiten, die man den Juden, Israelis und allen Humanisten derzeit zumutet. Sie wirkt klein im Verhältnis zu anderen Entsetzlichkeiten, ist fast unsichtbar. Aber in ihrer Beiläufigkeit verheerend. Wieder einmal stellen wir fest, dass es für manche Tiefengrade des Bösen keine Sprache gibt, dass wir um jedes einzelne Wort, jeden Gedanken in diesem Zusammenhang ringen müssen. Und dass Worte, zu schnell dahingesagt, sehr wohl die Macht haben, das Böse bis zur Unkenntlichkeit zu ummanteln und dafür schamlos missbraucht werden.

Es gibt Wortpaare, die dürfen niemals zusammen auftreten. Einfach niemals. Denn nichts an dieser Terrorgruppe und ihren unfassbar grausamen Taten darf mit einem +Adjektiv in Verbindung gebracht werden. Der tödliche Schrecken, den diese hasserfüllten Wesen über Israel, alle Juden in der Welt und auch über alle anderen Menschen ausgießen, darf nicht weichgespült werden. Israel und die freie Welt sind gezwungen, mit Kindermördern, Sadisten und Fanatikern zu verhandeln. Es muss scharf erkennbar bleiben, was die Charta der absoluten Vernichtung alles Jüdischen auf diesem Planeten für die Menschheit bedeutet. Unsere Worte dürfen dabei nicht zu Tötungsgehilfen werden.

Es gilt, den Wert und den Sinn der uns zur Verfügung stehenden Wörter zu schützen. Das Wort ist die Basis allen jüdischen Lebens, im Glauben wie im Alltag; im Privaten wie im Öffentlichen.