Der Jude und sein Judentum

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Zum 55. Todestag von Martin Buber…

Martin Buber wurde am 8. Februar 1878 in Wien geboren, wuchs aber bei seinem Großvater Salomon Buber, einem berühmten Midrasch-Forscher, in Lemberg auf. Buber studierte in Wien, Leipzig, Zürich und schließlich in Berlin, wo er unter anderem Schüler Georg Simmels war. Seit 1898 engagierte er sich in zionistischen Vereinigungen und nahm am 3. Zionistenkongress teil.

Schon damals tendierte er zur kulturellen Ausrichtung des Zionismus und zur Denkensweise Ahad haAms. 1901 wurde Buber von Herzl als Redakteur für das Organ der Zionistischen Bewegung, „Die Welt“, eingestellt. In dieser Position bemühte sich Buber die Notwendigkeit einer neuen jüdischen kulturellen Kreativität zu betonen. Am 5. Zionistenkongress 1901 beteiligte sich Buber an der Formierung der sog. Demokratischen Front, die in scharfer Opposition zu Herzl stand. Buber trat als Redakteur der „Welt“ zurück und gründete mit Freunden den „Jüdischen Verlag“. Ab 1916 gab er die Zeitschrift „Der Jude“ heraus. Nach dem ersten Weltkrieg wurde er ein Sprecher des „hebräischen Humanismus“, wie er es selbst nannte.

1923 publizierte Buber sein berühmtes „Ich und Du“, das die Grundzüge seiner Philosophie des Dialogs enthält. 1925 erschien der erste Band der Bibelübersetzung von Buber und Franz Rosenzweig. Nach Rosenzweigs Tod im Jahre 1929 führte Buber diese Arbeit alleine fort und vollendete sie 1961. 1930 wurde er Professor für Religionswissenschaften an der Universität Frankfurt, musste den Posten jedoch 1933 aufgeben. 1938 kam Buber schließlich nach Palästina und wurde Professor für Sozial-Psychologie an der Hebräischen Universität von Jerusalem.

Martin Buber in der Hebräischen Universität Jerusalem

Buber sah das Wesen des Judentums im Streben nach Einheit, was es zu einem Phänomen der Menschheit machte. Der Jude ist trotz Assimilation in seiner Grundeinstellung Jude geblieben, denn das Judentum bedeutete für Buber weit mehr als eine Ansammlung von Glaubensartikeln, das Judentum war für Buber eine geistige Ausrichtung. Das Fundament für die Erneuerung des Judentums konnte nur die Seele des Juden selbst sein; Buber hielt es daher für nötig, daß sich die jüdische Seele von den Fesseln der Assimilation befreit. Der Zionismus war für Buber der geeignete Katalysator zur inneren Erneuerung. Buber prägte mit einem Aufsatz von 1903 den Begriff „jüdische Renaissance“. Seine Gedanken und Ansätze machten Buber zu einer Leitfigur der zionistischen Jugend.

Martin Buber starb am 13. Juni 1965 in Jerusalem.

Der Jude und sein Judentum
Vor allem für die jungen Juden in Mitteleuropa wurde Buber zur wichtigen Inspiration, was unter anderem durch seine „Drei Reden über das Judentum“ vor der zionistischen Jugend Bar Kochba in Prag begründet wurde: Der Jude und sein Judentum, 1909, Das Judentum und die Menschheit, 1910, Die Erneuerung des Judentums, 1911.

Kulturarbeit
Zu den Delegiertentagen der deutschen und der holländischen Zionisten (Februar 1917).
Für Buber konnte die Wiedergeburt des Judentums nur die Rückkehr zu den alten, volkstümlichen Traditionen bedeuten. Vom Kulturzionismus ausgehend sah er den Chassidismus als den entscheidenden Punkt in dieser Wiedergeburt. Die Lehre des Chassidismus ließ sich für Buber in einem Satz zusammenfassen: „Gott ist in jedem Ding zu schauen und durch jede reine Tat zu erreichen.“ Buber wollte das chassidische System von Werten als Model auf die zionistische soziale und ideologische Erziehung übertragen.

Rede auf dem XII. Zionistenkongress in Karlsbad, 2. September 1921
Ein beständiges Thema in Bubers politischer Arbeit war die Auffassung, der Zionismus müsse auch die Bedürfnisse der Araber berücksichtigen. Er trat für eine Verständigung mit den in Palästina lebenden Arabern ein und wandte sich bewusst gegen die Gründung eines jüdischen Staates. Buber gehörte zu den Vertretern eines binationalen Staates in Palästina. Auf dem 12. Zionistenkongress in Karlsbad trug er eine Deklaration vor, die zwar den Begriff des „binationalen Staates“ noch nicht beinhaltet, jedoch genau darauf abzielt.

Der Weg Israels
Der letzte Text zeigt Bubers anhaltende Vision eines friedlichen Miteinanders, nachdem er die Realität des Staates Israel akzeptierte und die Idee eines binationalen Staates damit verworfen wurde.

Martin Buber und der Chassidismus
Zu Martin Bubers Verständnis des Chassidismus und seiner Kontroverse mit Gershom Scholem.

Bild oben: Martin Buber, zwischen 1940 und 1950, The David B. Keidan Collection of Digital Images from the Central Zionist Archives (via Harvard University Library)