Endlich sind sie zurück. Vier junge Frauen, die 477 Tage in Geiselhaft der Hamas überlebt haben, sind wieder in Israel bei ihren Familien. Für Naama Levy, Liri Albag, Daniela Gilboa und Karina Ariev hat der Alptraum ein Ende. Nach der finalen Inszenierung von Hamas, die die vier jungen Frauen auf einer Bühne auftreten ließ, auf der in Hebräisch „Der Zionismus wird nicht gewinnen“ zu lesen war, überquerten sie in Fahrzeugen des Internationalen Roten Kreuz die Grenze. Bilder, auf die ein ganzes Land gewartet hat!
Heute Morgen wurden einige erste Details bekannt, die die vier jungen Frauen ihren Familien erzählten. Sie wurden demnach sowohl in privaten Wohnungen, wie auch in Tunneln unter schlechten hygienischen Bedingungen festgehalten. In den Wohnungen wurden sie gezwungen, für ihre Entführer zu kochen und zu putzen, obwohl sie manchmal selbst nur wenig zu essen bekamen. Sie konnten immer wieder Radio hören und Al Jazeera sehen und waren dadurch über den Kampf ihrer Familien für ihre Freilassung informiert. Liri sagte ihren Eltern: „Ihr wart wirklich meine Stärke. Ich habe euch so oft zugehört und ihr wart wirklich das Einzige, das mir Hoffnung gab“. Immer wieder mussten sie auf die Kinder ihrer Entführer aufpassen und lernten in der Zeit Arabisch. Für die Ortswechsel mussten sie sich als palästinensische Frauen verkleiden.
Mit den Frauen, die als Späherinnen am Stützpunkt Nahal Oz stationiert waren, wurde auch Agam Berger entführt. Sie blieb gestern zurück und soll am kommenden Samstag freikommen. Im Mai letzten Jahres hatten die Familien der fünf jungen Frauen einen dreiminütigen Film veröffentlicht, der sie am Morgen des 7. Oktober in der Gewalt von Hamas zeigt. Es sind unerträgliche Bilder, aufgenommen mit Body Camps der Hamas-Terroristen, die den Stützpunkt Nahal Oz überfielen und die unbewaffneten Frauen misshandelten und schließlich nach Gaza entführten. Unsere Herzen sind bei Familie Berger, die eine weitere Woche in Ungewissheit ausharren muss. Die vier Freigelassenen berichteten, dass sie mit Agam zusammen waren und erst vor einigen Tagen von ihr getrennt wurden – eine Trennung, die für sie sehr schwierig war.
Im Waffenstillstandsabkommen hatte sich Hamas außerdem verpflichtet, zunächst alle lebenden Zivilistinnen zu entlassen. Damit hätte gestern die 29jährige Arbel Yehud aus dem Kibbutz Nir Oz freikommen müssen. Hamas schiebt logistische Gründe vor, dass das nicht passiert ist. Das Schicksal von Shiri Bibas und ihren Kindern ist weiter unklar. Israel hat auf die Verletzung der Vereinbarung reagiert und erlaubt Bewohnern des Gazastreifens bisher nicht, in den Norden zurückzukehren. Die Sorge bei den Angehörigen der verbliebenen Geiseln ist berechtigterweise groß, dass das fragile Abkommen nicht hält und die zweite Phase, in der Männer unter 50 freikommen sollen, nicht erreicht wird. Das Land vor schwierigen Wochen.
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Traumatherapeutin Ofrit Shapira Berman über ihre Arbeit mit freigelassenen Geiseln und menschliche Stärke
„(…) Wir konzentrieren uns vor allem auf die Bedürfnisse der Menschen und die Beziehungen innerhalb der Familie. Die Therapie muss sehr sanft sein. Man kann zurückgekehrte Geiseln mit Frühchen vergleichen, die extrem viel Vorsicht und Pflege brauchen.“