Die Bildungsministerkonferenz hat eine umfassende gemeinsame Erklärung und Empfehlungen zur sachgerechten und differenzierten Darstellung des Judentums in Bildungsmedien verabschiedet.
Die Erklärung, die das Ergebnis einer mehrmonatigen Zusammenarbeit zwischen der Bildungsministerkonferenz, dem Zentralrat der Juden in Deutschland und dem Verband Bildungsmedien e.V. ist, wurde von allen drei Partnern anschließend unterzeichnet. Sie zielt darauf ab, Vorurteile, Stereotype und Verzerrungen in der Vermittlung jüdischer Geschichte, Kultur und Religion abzubauen. Die Erklärung und die Empfehlungen richten sich an Ersteller von Bildungsmedien, an die Bildungsverwaltungen und nicht zuletzt an die Lehrkräfte.
Die Erklärung umfasst zwölf zentrale Punkte, die für eine fachlich korrekte, didaktisch angemessene und vorurteilsfreie Darstellung des Judentums und damit verbundener Themenbereiche von entscheidender Bedeutung sind. Zu den wichtigsten Aspekten zählen:
- Aktualität und Vielfalt: Jüdisches Leben soll in seiner Gegenwart und Vielfalt dargestellt werden. Die Erklärung betont, dass das Judentum in Deutschland, Europa und der Welt ein lebendiger Teil der Gesellschaft ist, dessen Stimmen in Bildungsmedien Gehör finden müssen.
- Integration in die Gesellschaft: Jüdinnen und Juden sind ein integraler Bestandteil der deutschen Gesellschaft. Bildungsmedien sollten vermeiden, sie als „Fremde“ oder „Andere“ darzustellen, und stattdessen ihre Rolle als Teil der Gemeinschaft hervorheben.
- Differenzierte Perspektiven: Die Darstellung des Judentums muss die unterschiedlichen Lebensentwürfe, sowohl religiöse als auch säkulare, berücksichtigen und die Vielfalt jüdischer Identitäten widerspiegeln.
- Vermeidung von Stereotypen: Bildungsmedien sind aufgefordert, stereotype Darstellungen zu vermeiden, die zu antisemitischen Vorurteilen führen können. Dies schließt eine kritische Auseinandersetzung mit historischen und gegenwärtigen Darstellungen ein.
- Antisemitismus als Gegenstand: Antisemitismus soll nicht nur als historisches Phänomen, sondern auch in seinen aktuellen Erscheinungsformen behandelt werden. Die Erklärung fordert, dass Bildungsmedien altersangemessen über Antisemitismus informieren und dessen Erscheinungsformen erklären.
Den zwölf Punkten der Erklärung folgen detaillierte praxisnahe Empfehlungen zu den zentralen Themenbereichen „Jüdisches Leben heute“, Jüdische Religion, Ethik und Kultur“, Jüdische Geschichte von der Antike bis zur Gegenwart“, „Der Staat Israel“ und „Historischer und gegenwärtiger Antisemitismus“. Des Weiteren werden themenübergreifende pädagogische und methodisch-didaktische Aspekte wie Sprache, Materialien und Quellen, Aufgabenstellungen adressiert.
Dr. Josef Schuster, Präsident des Zentralrats der Juden in Deutschland erklärte dazu: „Die gemeinsame Erklärung ist das Ergebnis einer langjährigen vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen der Kultus- bzw. Bildungsministerkonferenz, dem Verband Bildungsmedien und dem Zentralrat der Juden. Das Berücksichtigen dieser Empfehlungen in der Erstellung, Begutachtung und Auswahl von Schulbüchern kann bei Schülerinnen und Schülern, aber auch bei Lehrenden, zu mehr Verständnis für das Judentum, seiner Bedeutung für die deutsche Geschichte und Gegenwart sowie zu einer wirksamen Prävention vor Antisemitismus führen. Es wird nun auch darum gehen, dass Lehrpläne überarbeitet und Lehrkräfte qualifiziert werden, um gute von fehlerhaften Materialen zu unterscheiden.“
–> Zur Erklärung zur Darstellung des Judentums in Bildungsmedien
Bereits in der Vergangenheit hat die KMK zu diesem Themenkomplex Beschlüsse gefasst, darunter:
- Gemeinsame Erklärung zur Vermittlung jüdischer Geschichte, Religion und Kultur in der Schule (2016)
- Empfehlungen zum Umgang mit Antisemitismus in der Schule (2021)
- Kommentierte Materialsammlung zur Vermittlung des Judentums
Diese Beschlüsse bilden die Grundlage für die kontinuierliche Arbeit an einer sachgerechten und differenzierten Darstellung des Judentums in Bildungsmedien.