Erinnern an die „Ausgebürgerten“ – #everynamecounts-Challenge startet

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Karte aus der Ausbürgerungskartei, Albert Einstein, 24. März 1934, Deutsche Nationalbibliothek, 1938 A 8858-Ei

Das Deutsche Exilarchiv 1933-1945 der Deutschen Nationalbibliothek und die Arolsen Archives rufen gemeinsam zu einer #everynamecounts-Challenge auf: Freiwillige können vom 4. bis 17. November 2024 bei der Crowdsourcing-Initiative mitmachen und die sogenannte Ausbürgerungskartei digital erfassen. Sie helfen dabei, die Namen und Geschichten dieser Menschen sichtbar zu machen.

Ab Juli 1933 entzogen die Nationalsozialisten zehntausenden Menschen auf Grundlage des sogenannten Ausbürgerungsgesetzes die deutsche Staatsbürgerschaft. Das betraf vor allem Jüdinnen und Juden sowie politische Gegner*innen im Exil. Sie verloren ihre Bürgerrechte – dazu gehörte auch, dass das NS-Regime einfach ihre Vermögen einziehen konnte. Die Daten der Ausgebürgerten sammelten die Nationalsozialisten ab 1938 in einer Kartei, die bei allen deutschen Botschaften und Konsulaten sowie bei Gerichten und anderen Institutionen in Deutschland als Nachschlagewerk genutzt wurde.

Auch die damalige Deutsche Bücherei (heute Deutsche Nationalbibliothek) erhielt ein Exemplar dieser Sammlung. Sie umfasst über 36.000 Karten mit den Namen von Ausgebürgerten sowie Informationen zu Geburtsdaten, Berufen und letzten Wohnsitzen. Gemeinsam mit den Arolsen Archives möchte das Exilarchiv die Erinnerung an die Ausgebürgerten wachhalten.

Die Ausbürgerung betraf auch Prominente, darunter die Schriftstellerin, Journalistin und Schauspielerin Erika Mann, die ab 1933 im Exil lebte. Sie positionierte sich früh gegen die Nationalsozialisten, unter anderem mit ihrem Kabarett „Die Pfeffermühle“, mit dem sie durch Europa tourte. Am 8. Juni 1935 erkannte ihr das NS-Regime auch aufgrund dieses kabarettistischen Engagements gegen Hitler die deutsche Staatsbürgerschaft ab.

Den Physiker und Nobelpreisträger Albert Einstein bürgerten die deutschen Behörden am 24. März 1934 aus, als er bereits in den USA lebte. Als Gegner des NS-Regimes hatte er selbst unmittelbar nach der Machtübergabe im Januar 1933 seine Ausbürgerung beantragt. Diesen Antrag hatten die Nationalsozialisten jedoch abgelehnt – die aktive Ausbürgerung des berühmten Wissenschaftlers wollten sie sich nicht nehmen lassen.

#everynamecounts ist die Crowdsourcing-Initiative der Arolsen Archives, bei der schon über 160.000 Freiwillige mitgemacht und Daten von historischen Dokumenten erfasst haben. So wächst das größte Online-Archiv und digitale Denkmal für die Opfer und Überlebenden der NS-Zeit immer weiter.

Die Deutsche Nationalbibliothek möchte durch die Daten, die von den #everynamecounts-Freiwilligen eingegeben werden, neue Forschungsprojekte ermöglichen. Sie sollen beispielsweise Aufschluss geben über die Zusammensetzung der Ausgebürgerten, ihre Altersstruktur, Berufe oder Wohnorte.

Wer mithelfen will, die Schicksale der ausgebürgerten Menschen sichtbar zu machen, braucht nur ein paar Minuten Zeit: Die Dokumente der „Ausbürgerungskartei“ stehen auf der Plattform https://everynamecounts.arolsen-archives.org bereit und können jetzt in der mobil optimierten Version auch auf dem Handy bearbeitet werden.