„Von einer geheimen Sehnsucht getrieben“

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Vor 80 Jahren starb der Schriftsteller Jiří Mordechai Langer

Jiří Mordechai Langer wurde am 19. März 1894 in Prag geboren. Die Kaufmannsfamilie lebte assimiliert, sandte die Kinder auf tschechische Schulen. Jiřís Bruder František Langer wurde ein sehr bekannter Schrifsteller und Dramaturg. Jiří begann sich schon sehr früh für das Judentum und besonders die Kabbala zu interessieren.

1913 verließ er seine Heimatstadt und schloss sich dem Belzer chassidischen Admor Jissachar Dow Rokeach an, aus Sehnsucht nach dem „wahren“ Judentum. Nach einigen Monaten kehrte er nach Prag zurück und wurde nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges in die österreichische Armee eingezogen. Bald wurde er inhaftiert, da er nicht bereit war, Befehlen zu gehorchen, die seine religiöse Praxis beeinträchtigten, und schließlich aus psychischen Gründen komplett entlassen. Langer kehrte nach Belz zurück und ging mit Rokeacḥs „Hof“ nach Ungarn während der Kriegsjahre. Langer vertiefte sich zunehmend in religiöse Studien und wurde dabei Zeuge des chassidischen Lebens.

1918 verließ Langer endgültig den Hof von Belz und ging nach Wien, wo er einige Monate an der Hebräischen Pädagogischen Akademie studierte. Bald entschloss er sich jedoch, nach Prag zurückzukehren und wandte sich dem religiösen Zionismus zu. In jenen Jahren arbeitete er für zionistische Institutionen und unterrichtete gleichzeitig jüdische Religion an tschechischen Schulen. Langer hatte eine starke Bindung zu Franz Kafka und Max Brod.

Ab 1919 veröffentlichte Langer Artikel und Gedichte auf Hebräisch, Tschechisch und Deutsch. Sein Werk ist von der ihm einzigartigen Verbindung zwischen weltlicher Literatur und Talmud, Kabbalah und Chassidismus geprägt. Daneben war die Psychoanalyse ein wichtiger Ansatzpunkt in seinem Denken. 1923 erschien sein Werk „Die Erotik der Kabbala“. Sein wichtigstes Buch erschien 1937 auf Tschechisch, Devĕt bran (Neun Tore), eine Zusammenstellung chassidischer Geschichten.

Ab 1923 veröffentlichte Langer auch hebräische Gedichte und galt daher als erster moderner hebräischer Dichter, der nicht aus Osteuropa stammte. Eine gewisse Ablehnung vom hebräischen Literaturbetrieb sah Langer in der Tatsache begründet, dass seine Lyrik homosexuelle Anspielungen enthielt.

Sehr spät, im Herbst 1939 floh Langer aus Prag und gelangte erst nach einer halbjährigen Odyssee nach Palästina. Gesundheitlich stark angegriffen versuchte er, seinen Lebensunterhalt mit Beiträgen zu Literatur und Theater in der lokalen Presse zu verdienen. Noch kurz vor seinem Tod bereitete er die Herausgabe seiner zweiten Gedichtsammlung vor.

Langer starb am 12. März 1943 in Tel Aviv.

–> Ein Prager Jüngling unter Chasidim
Jiří Langer zur Einführung in die „Neun Tore“