Die Frauen der jemenitischen Juden (Erich Brauer, 1934)

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Viele Menschen wurden, erst nachdem sie die Sängerin Ofra Haza gehört hatten und von ihrer Stimme fasziniert waren, darauf aufmerksam, dass es im Südwestzipfel der arabischen Halbinsel einst Juden gab. Die Ethnographie beschäftigte sich selbstverständlich bereits geraume Zeit mit den Juden im Jemen. Ein Völkerkundler, der sich viele Jahre der Erforschung dieser Diaspora-Gruppe angenommen hat, war der Berliner Gelehrte Erich Brauer.

Von Robert Schlickewitz

Eine Publikation zum jüdischen Jemen, die heute noch ohne größeren Aufwand antiquarisch zu erwerben ist, stellt „Ethnologie der jemenitischen Juden“ aus dem Jahre 1934 von Erich Brauer (1895-1942) dar. Das im kleinen Format gehaltene Druckwerk erschien in der I. Reihe: Ethnologische Bibliothek der „Kulturgeschichtlichen Bibliothek“ in der württembergischen Wissenschaftsstadt Heidelberg. Der Band, es ist der siebte der Reihe, umfasst mit Index und Anhang knapp über 400 Seiten und weist eine Karte, Textabbildungen sowie acht Bildtafeln mit Originalfotos auf.

Brauer gliederte seinen Text in die Abschnitte Erforschungsgeschichte, Geschichte der jemenitischen Juden, Anthropologie und Statistik, die materielle Kultur (Wohnung, Kleidung, Nahrung), Individuum und Familie, Wirtschaftsleben (Berufe), die Juden im jemenitischen Staat bzw. in der jemenitischen Gesellschaft, Religion und „Magie“ (Religionsausübung, Spirituelles, Volksmagie). Das umfangreiche Verzeichnis der verwendeten Literatur nennt deutsch-, englisch-, hebräisch- und französischsprachige Werke, sowie gesondert „Werke der jemenitischen Literatur“. Die von Brauer eigens angefertigte „Topographische Skizze von Südwest-Arabien“ enthält die zahlreichen und über das ganze Jementerritorium verstreuten jüdischen Siedlungen, die sich fast alle im Landesinnern, also weniger an der Küste, befanden.

Die ethnologisch nicht vorgebildete, geschätzte Leserschaft wird ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es sich beim hier besprochenen Werk um eine Studie handelt, die vor neun Jahrzehnten, somit vor vier Generationen, verfasst wurde, und dass sie, zeittypisch, in gewissen Bereichen ein anderes Wertesystem vermittelt, als wir es heute gewohnt sind.

Erich Brauer

Der Lebensweg dieses bemerkenswerten Völkerkundlers, Graphikers, Malers und Fotografen ist nicht minder tragisch als der der Sängerin Ofra Haza, an die in der Einleitung erinnert wurde. Erich Brauer wurde beruflich ein Opfer seiner Ausbildung und seiner ganz spezifischen akademischen Praxis, während er physisch, keine fünfzig Jahre alt geworden, einer seltenen Krankheit zum Opfer fiel.

Die Eltern Erich Brauers waren Ostjuden aus dem Polnischen gewesen; der Vater stammte aus dem oberschlesischen Zabrze, die Mutter aus dem ebenfalls oberschlesischen Tarnowskie Góry/Tarnowitz. Zur Familie gehörte noch die Schwester Erichs, Margarethe, die bereits 1924 für paar Jahre, dann 1933 endgültig, nach Palästina übersiedelte.

Erich Brauer erblickte das Licht der Welt am 28. Juni 1895 im wilhelminisch-preußischen Berlin, wo er 1914 auch sein Abitur machte. Bereits in der Gymnasialzeit hatte er sich bei der Zionistischen Jugend „Jung Juda“ engagiert. Zu seinen Freunden jener Jahre hatte der fast gleichaltrige Gershom Scholem gehört. Im Gegensatz zu konservativeren jüdischen Gruppen positionierte sich „Jung Juda“ entschlossen gegen den von den Deutschen vom Zaune gebrochenen Ersten Weltkrieg.

Beide Freunde, Scholem und Brauer, traten inmitten des allgemeinen Völkerschlachtens als Herausgeber der Zeitschrift „Die blauweiße Brille“ hervor.  Dieses Organ verstand sich weniger als regierungskritisch denn als kritisch gegenüber Teilen der zionistischen Jugendbewegung. Brauer verfasste nicht nur Beiträge, sondern steuerte auch eigene Karikaturen zur „Brille“ bei. Nachdem er sich in einem der Beiträge persönlich angesprochen gefühlt hatte, wurde der damals schon prominente Martin Buber auf das Blatt aufmerksam und lud die beiden Jungredakteure 1915 in seine Berliner Villa ein. Eine weitere bekannte jüdische Persönlichkeit aus dem Umkreis Brauers war der spätere Philosoph und Kulturkritiker Walter Benjamin.

1917 nahm Erich Brauer sein Studium der Ethnologie, der Geografie, der Kunstgeschichte und der semitischen Sprachen auf, das nicht auf Berlin beschränkt bleiben sollte. Es brachte ihn nämlich noch an die Universitäten der Städte Basel, Bern, Jena, Freiburg und Leipzig, kurzum an die Stätten, an denen damals die Eliten der deutschsprachigen Hochschulkultur anzutreffen waren. 1924 dissertierte Brauer schließlich zur Religion der Herero, seinem damaligen Spezialgebiet. In der Arbeit, die auf großes Interesse in der Fachwelt stieß und rasch einen Herausgeber („Züge aus der Religion der Herero. Ein Beitrag zur Hamitenfrage“. Leipzig 1925.) fand, versuchte sein Autor besondere Bezüge des südwestafrikanischen Stammes zu den Hamiten herzustellen. Den deutschen Völkermord an den Hereros, der zum Zeitpunkt der Veröffentlichung der Dissertation weniger als zwei Jahrzehnte zurücklag, erwähnte er an keiner Stelle, was noch viele Jahre später zu Diskussionen und Spekulationen Anlass bot. Es wird u.a. davon ausgegangen, dass auf Brauer möglicherweise Druck ausgeübt wurde.

Das einstige Hirtenvolk der Herero, das gegenwärtige nur noch an die 120 000 Menschen zählt, lebt verteilt über die Länder Namibia, dort die Mehrheit, sowie Botswana und Angola. Deutsche Kolonialtruppen unter dem preußischen General der Infanterie Adrian Dietrich Lothar von Trotha (1848-1920) begingen ab 1904 an den Herero den ersten deutschen Völkermord des zwanzigsten Jahrhunderts, der den Stamm auf 20 % seiner ursprünglichen Stärke reduzierte.

Die bayerische Landeshauptstadt München, die bereits Adolf Hitler ideale Entfaltungsmöglichkeiten geboten hatte, immerhin war die Stadt Brutstätte, Geburtsort und Wiege des Nationalsozialismus geworden, und war von dort noch bis zum Pogromjahr 1938 die NS-Antijudenpolitik ausgegangen, eben dieses München ‚ehrte‘ das Andenken an den Verantwortlichen für die Massaker an bis zu 80 000 Herero noch bis ins Jahr 2006 mit einer „Von-Trotha-Straße“. Gleichgültigkeit, Ignoranz gegenüber der eigenen Geschichte und Bildungsresistenz der Bürger plus eine Politik, die gerne alles „schön“ scheinen lässt, machten es möglich.

1925 kam Erich Brauer erstmals nach Palästina, wohin bereits Freunde, Bekannte und seine Schwester für dauerhaft ausgewandert waren. Das Völkerkundemuseum Leipzig hatte ihn beauftragt, ethnologisch verwertbares Material zum Alltagsleben in den arabischen Dörfern Palästinas zu sammeln. Die mit dieser Tätigkeit verbundenen Begegnungen beeinflussten Brauers Forschungsinteresse ganz erheblich – ab da sollte er sich nur noch der Erforschung der Juden des Nahen Ostens zuwenden. Eine weitere Reise in die Heimat der Urväter brachte ihm das Leben im Kibbuz, bzw. das Leben in den jüdischen Gemeinschaften, ganz besonders jenes der jemenitischen Gemeinschaften, näher.

1931 hielt der Wissenschaftler in Deutschland Vorträge zu seinen Erkenntnissen und hier konnte auch 1934 noch sein oben genanntes Buch zur Ethnologie der jemenitischen Juden erscheinen. Die Rassentheorien, die Brauer darin streifte, oder denen er sich wie auch immer anschloss, bleiben bis heute Gegenstand bisweilen hitziger Diskussionen unter Fachleuten. Dabei geht es u.a. darum, ob der Mensch durch seine ethnische Zugehörigkeit oder durch sein religiöses Bekenntnis dem Judentum angehören kann.

Brauer hatte 1930 für seine Forschungen Förderung durch ein Lord-Plumer-Stipendium erhalten und war 1936 für sein Buch zu den jemenitischen Juden mit dem Lord-Plumer-Preis ausgezeichnet worden. Rund achtzig Jahre später wurde bekannt, dass „Die Ethnologie der jemenitischen Juden“ zu keiner Zeit in eine andere Sprache (Hebräisch, Englisch etc.) übersetzt worden war, was den Schluss nahelegt, dass ausschließlich deutschsprachige Juden an seiner Ein- und Wertschätzung hatten Anteil nehmen können.

An eine Fortsetzung seiner akademischen Karriere in Deutschland war für Erich Brauer aufgrund der politischen Ereignisse ab 1933 nicht mehr zu denken, auch wenn sich seine ehemaligen Lehrer und nichtjüdische Kollegen für ihn einsetzten. Der einzige Ausweg, der ihm und seiner Mutter blieb, nachdem der Vater Adolf Brauer im Dezember 1933 in Berlin verstorben war, bestand in einer Auswanderung nach Palästina.

Von 1936 bis 1940 wirkte der Wissenschaftler als wissenschaftlicher Mitarbeiter der Hebräischen Universität, seine ethnologischen Forschungen fortsetzend. Aufgrund der unterschiedlichen Herangehensweisen an den, und Bearbeitungen des Forschungsgegenstands kam es zu Auseinandersetzungen mit Universitätskollegen, die ihre Ausbildung häufig im anglophonen Sprachraum absolviert hatten und deren Schulen mit der deutschen (ethnografischen) Schule nur schwer in Einklang zu bringen war. Jedoch fand Erich Brauer auch Unterstützer und Fürsprecher, etwa in der Person Shelomo Dov Goiteins. Darüber hinaus gelang es ihm in einem anderen Gebiet Anerkennung und Wertschätzung zu erlangen, in der Porträtfotografie.

Heute wird seinen Lichtbildern von kurdischen, bucharischen, marokkanischen und persischen Juden hoher künstlerischer Wert beigemessen – neben dem unbestrittenen dokumentarischen.

Die letzten Jahre des Wissenschaftlers, der zu seinem Verdruss nie eine reguläre Stelle an der Hebräischen Universität angeboten bekommen hatte, verbrachte dieser auch mit vollkommen unakademischen Tätigkeiten. Es wird berichtet, er habe zeitweisen eine Kunsthandlung in Tel Aviv betrieben, in der er Zeichnungen, Drucke und grafische Arbeiten anbot.

Keine 47 Jahre alt geworden verstarb Erich Brauer nach kurzer Krankheit am 9. Mai 1942 in Petach Tikwa. Ein Satz, den er wenige Tage vor Lebensende geäußert hat, umschreibt die ganze große Tragik seines allzu kurzen Lebens: „Ich werde der Ethnologe des Volkes Israel sein – auch wenn das Volk Israel das nicht will.“

Posthum erschien, vom Freund und Kollegen Raphael Patal herausgegeben, das letzte Werk Brauers in englischer Sprache: „The Jews in Kurdistan. An ethnological study.“ (Jerusalem 1947; Nachdruck: Wayne State University Press. Detroit 1993).

Die persönliche Bibliothek Brauers vermachten dessen Angehörige der Vorgängerin der National Library of Israel. Das Jüdische Museum Berlin besitzt eine Sammlung von Schriften Brauers und der Familie seiner Schwester, eine Sammlung, zu der online ein umfangreiches Findbuch angelegt wurde.

Höchst sehenswert sind die Fotos, Zeichnungen und Skizzen von Erich Brauer, die seine Nachkommen ins WWW gestellt haben.

Ausdrücklich sei auf den sehr ausführlichen Eintrag zu Brauer auf de.wikipedia hingewiesen und ein Vergleich mit dem Inhalt von en.m.wiki angeregt.

Wiedergabe des Originaltextes aus

„Die Ethnologie der jemenitischen Juden“

(Seiten 203-215)

[Die Orthographie wurde nicht verändert. Diakritische Zeichen entsprechen ebenso wie Hervorhebungen dem Original. Verweise auf Abbildungen etc. wurden nicht übernommen: (…); Fußnoten wurden durchnummeriert und stehen am Textende. Auf die Wiedergabe der Frauenlieder beim Mehlmahlen in der Originalsprache im letzten Abschnitt wurde verzichtet – es steht somit lediglich die deutsche Übersetzung da.]

4. Mädchen und Frauen.

Bis zum dritten Jahr besteht kein wesentlicher Unterschied in der Erziehung von Knaben und Mädchen. Aber vom dritten Jahr ab zeigt sich schon die Trennung und die unterschiedliche Behandlung der Geschlechter in vollem Maße. Der Knabe ist ein Glied der männlichen Gesellschaft, der kultischen Gemeinde. Mit drei Jahren tritt er in die Kinderschule ein, den knīs zghairi, er lernt beten und lesen und fühlt sich den Frauen überlegen. Da er den größten Teil des Tages im knīs zghairi zubringt, ist er den Händen der Mutter bald entwachsen. Es ist notwendig, seine Entwicklung mehr vom Kreis des Unterrichtswesens und der Männergemeinde aus zu betrachten als von dem der Familie. Der knīs zghairi ist die Vorstufe zum Männerhaus.

E r z i e h u n g    d e r    M ä d c h e n.

Völlig unterschieden von der Erziehung der Knaben dagegen ist die Erziehung der Mädchen. Die Frau nimmt in dem Leben, und man kann ebenso sagen in der Religion, da beides bei den orientalischen Völkern wie bei den primitiven noch im Zeitalter der Magie lebenden Völkern eine Einheit bildet, eine besondere Stellung ein: sie hat am Kult keinen Anteil. Diese Sonderstellung bedingt natürlich auch eine völlig unterschiedliche Erziehung.

Die Gründe für die Ausscheidung der Frau vom Kult sind nicht eindeutig faßbar, da sie sicher auch mit dem Wechsel von Vater- und Mutterrecht zusammenhängen, der kein Resultat der Evolution, sondern eines der Überlagerung vater- und mutterrechtlicher Völker ist. Ferner ist als sicher anzunehmen, daß die Zustände der „Schwäche“ und kultischen Unreinheit, denen die Frau von Natur aus (durch Menstruation und Schwangerschaft) periodisch unterworfen ist, einen Hauptgrund für ihren Ausschluß vom Kult bilden. Dieser Zustand, der von den Griechen, den Juden u. a. dann als Zustand kultischer Unreinheit gedeutet wurde, ist wohl ursprünglich als ein Zustand einer besonderen magischen Macht aufzufassen, der den rechten Ablauf der Dinge behindert (1).

Da die Frau nicht am Kulte teilnimmt, so braucht sie auch keine kultische Erziehung, keinen Unterricht. Für die Mädchen gibt es keine Schulen; sie lernen weder Lesen noch Schreiben, denn beides ist nur für den Kult notwendig. Und während die Knaben mehrere Sprachen erlernen, ist für sie das Arabische die einzige.

Der Knabe verbringt fast den ganzen Tag in der Kinderschule. Das Mädchen ist an das Haus gefesselt und wird früh zu Hausarbeiten aller Art herangezogen. Schon ganz kleine Mädchen verstehen ihre jüngeren Geschwister zu warten. Sie reinigen das Haus und arbeiten in der Küche.

Zeit zu freier Bewegung haben sie nicht viel. Die Mädchen sind noch kürzer Kinder als die Knaben. Sie müssen mit der Mutter hinaus, Holz und Mist zu sammeln, sie fangen schon früh an, sich zu den Frauen zu setzen und gewerblich zu arbeiten. Die Zeit für Kinderspiele ist kurz bemessen, und in einem Alter, in dem die Mädchen bei uns erst anfangen, mit Verständnis mit ihren Puppen zu spielen, haben sie schon ihr eigenes Kind auf den Armen.

Spielzeug kennen sie so gut wie gar nicht. Sie falten sich Papier pfeilartig zusammen und nennen das ihre Puppe. Oder sie lassen sich aus Holz und Stoff primitive Puppen machen, ihre Braut ḥarīṷäh, die auch so angezogen sein muß wie eine Braut mit reicher Stickerei und mit šaḏabäh besteckt (…) (2). Die Mädchen stellen dann ihre Puppen in einer Reihe auf und singen die Lieder, die sie von ihren Müttern gehört haben. Ähnlich ist es im ganzen Orient (3).

Die Zahl der Sing- und Kreisspiele der Mädchen ist ebenso gering wie die der Knaben. Wir werden sie gemeinsam behandeln. Am Nachmittag und besonders an Sabbaten und Festtagen vergnügen sie sich damit.

Die Mädchen spielen getrennt von den Knaben. Die Trennung der Geschlechter beginnt früh, und man sieht es nicht gern, wenn Mädchen unter Knaben sind und umgekehrt.

al-ṷalad bain al-banāt šaddu (== šaţţū) bdūnoh ṷmāt

Der Knabe zwischen den Mädchen: sie zerreißen seinen Leib, daß er stirbt.

al-bint bain al-ijāl bidšumm al-fasaṷat

Das Mädchen unter den Knaben riecht Blähungen (d. h. hat stets etwas auszusetzen).

Auch sonst ist das Mädchen keinen kultischen Zeremonien unterworfen. Eine Beschneidung der Mädchen, wie sie bei den Arabern stattfindet, kennen die Juden nicht. Darauf hat auch Niebuhr schon hingewiesen (4). Und ebensowenig ist natürlich eine kultische Initiation der Mädchen bekannt.

Die Mädchen werden, wie wir sahen, oft schon vor der Geschlechtsreife verheiratet; die erste Menstruation tritt bei ihnen mit 12 bis 13 Jahren ein. Nachalat Joseph gibt als Termin das 14. bis 15. Lebensjahr (5). Vom Eintritt der ersten Menstruation an sind sie den Reinheitsgesetzen der Frauen unterworfen, in die sie von ihren Müttern eingeweiht werden (6).

Nach dem Gesetz muß sich die Frau während der Menstruation, die auf fünf Tage angesetzt wird, und während der darauffolgenden Reinigungswoche absondern. Nach Ablauf dieser Frist nimmt sie das Tauchbad in der mikwa und wird dadurch „rein“.

Die Jemenitinnen führen diese Bestimmungen streng durch; sie legen sich darüber hinaus sogar noch Erschwerungen auf, indem sie auch für die Zeit der Menstruation sieben Tage ansetzen. Ebenso handeln auch die Frauen in Aden: „Eine Frau, die auch nur einen Tag Blut sieht, sondert sich für sieben Menstruationstage und für sieben Reinigungstage ab“ (7). 

Während dieser Absonderungszeit ißt die Frau getrennt von den übrigen Familienmitgliedern (8); sie darf nicht auf einer Matte mit ihrem Manne sitzen, ihn nicht berühren und vor allem natürlich nicht geschlechtlich verkehren.

Nach Ablauf dieser Zeit geht die Frau in die mügṷoh, das Tauchbad. Nach Maimonides, dem die Jemeniten im allgemeinen folgen, genügt für die Menstruierende wie für die Wöchnerin ein einmaliges Tauchen. Die Jemenitinnen sind auch hierin strenger, als das Gesetz es vorschreibt. Die Frauen von Aden pflegen zehn- bis zwölfmal zu tauchen (9).

D i e    S t e l l u n g    d e r    F r a u.

Verheiratet sich das Mädchen, so gibt es von seiner Freiheit noch mehr auf, da nun auch die Pflichten der Frau und Mutter hinzukommen. Die Lage der Jeminitin ist nur im Zusammenhang mit der orientalischen Welt verständlich darlegbar. Es ist eine andere Welt, die hier dem Europäer entgegentritt, eine Welt, die ihm schon deshalb verschlossen bleiben muß, weil sie stumm ist.

Aus der engen Verbindung von Religion und Leben entsteht die Stellung der Frau, die schließlich bei den strenggläubigen Muhammedanern zur ḥarīme führt, der streng von der Außenwelt abgeschlossenen Frau. Die Welt des Islams und die des Judentums ist eine Welt der Männergesellschaft, so sehr auch die Familie im Judentum das Fundament bildet. Aber diese Familie ist die patriarchalische Familie. Selbst innerhalb der Familie ist der Frau nur ein winziges Maß kultischen Dienstes zugewiesen.

Früher scheint die Verdrängung der Frau aus dem öffentlichen, d. h. kultischen Leben im Judentum nicht diesen Grad gehabt zu haben. Die Ausschließung der Frauen von der Toravorlesung geschah erst in tannaitischer Zeit. „Ursprünglich durften alle ohne Ausnahme zur Toravorlesung herangezogen werden, auch Frauen und Minderjährige…“ (11)

Elbogen sagt ferner, daß die Frauen von Anfang an vollberechtigte Mitglieder am Gottesdienst der Synagoge waren, und daß es in den Synagogen keine Scheidung der Plätze zwischen Männern und Frauen gab. Maimonides noch gibt in dem Abschnitte über den Synagogenbau keine Bestimmungen über den Platz der Frauen (12).

Demgegenüber wird in Jemen den Frauen in den Synagogen überhaupt kein Platz zugewiesen (…). Von vornherein ist die Frau als nicht zugehörig angesehen. Und diese Ausschließung findet sich bei den anderen orientalischen Juden fast überall in gleichem Maße. Es ist also möglich, daß diese stärkste Form der Verdrängung der Frau aus dem öffentlichen Kulte durch die Stellung der Frau bei den Orientalen bestimmt wurde, daß sie sozusagen eine Rückentwicklung darstellt, die die Stellung, die sich die Frau in der griechischen und römischen Welt errungen hatte, wieder niederdrückte.

F r a u e n a r b e i t.

Die Stellung der jemenitischen Jüdin gleicht weniger jedoch der der ḥarīm, der im Harem abgeschlossenen städtischen Araberin, als der Fellachin. Der jemenitische Jude arbeitet schwer und unter Bedrückungen; aber hat er die Arbeit niedergelegt und ist wieder in die Gemeinschaft seiner jüdischen Brüder getreten, so ist er ein Herrscher im Geist, ein Richter, ein Mori, ein Gelehrter. Er besitzt neben der Welt des Alltags seine besondere Welt.

Der Frau fehlt dies ganz und damit steht sie in gewissen Sinne auf der Stufe der orientalischen Frau überhaupt. Sie ist ein geplagtes Arbeitstier, und es bleibt ihr höchstens die leichte Geselligkeit mit den anderen Frauen, die sich natürlich keineswegs mit dem vergleichen läßt, was der Knis dem Manne gibt. „Si l’homme est opprimé au Yémen, la femme l’est doublement, elle n‘existe pour ainsi dire pas comme personne morale… La filette, avec la petite instruction que je demande, ne sera plus, devenue grande, l’être effacé qu’est la femme s’aujourd’hui, sans volonté, sans ambition…“ (13)

Die Frau hat nicht nur die Kinder und das ganze Hauswesen zu besorgen, sie arbeitet daneben auch noch gewerblich, und die Besorgung des Hauswesens erfordert trotz oder gerade wegen der primitiven Verhältnisse viel Kraft und Mühe.

Als Jawneli in Jemen von dem Leben der Juden in Palästina erzählte, fragten die Frauen, ob die palästinensischen Frauen auch jeden Tag Mehl mahlen müßten. (14)

Das ist für sie die schwerste und monotonste Tätigkeit. Sie erheben sich lange vor Sonnenaufgang zusammen mit den Männern, gehen hinunter in die tabagat almathan und mahlen Getreide, bis der Mann aus dem Bethaus zurückkehrt. Kreischend dreht sich der unbeholfene Mühlstein durch die kreisenden Bewegungen, und die Frauen begleiten diese Melodie mit den Melodien ihrer melancholischen Mahllieder.(15)

Auch auf Saphir hat „das schwere Joch der Hausarbeit“, das die Frauen zu tragen haben, einen tiefen Eindruck gemacht. Er gibt eine lange Liste von allen Arbeiten, die auf ihr lasten: „… sie mahlen, backen, kochen, sie bringen das Holz, das sie auf den Feldern zusammenlesen, schöpfen Wasser aus den Quellen, die unten im Tal oder auf dem Berg gegenüber sind, sie waschen, säubern, weißen das Haus und reparieren Risse in den Wänden und in den Möbeln und verrichten alles, was nötig ist, in Reinheit und Heiligkeit“. (16)

Außer mit der eigentlichen Hausarbeit sind die Frauen auch sonst den ganzen Tag beschäftigt und sitzen nicht müßig. Eine jede treibt ein Gewerbe, mit dem sie sich Geld für ihre eigenen Bedürfnisse verdient. Das Haupthandwerk der Jüdinnen Jemens ist die Schneiderei. Die Schneiderin, mḫajjuda, näht nicht nur die Kleider, sondern die Hauptarbeit liegt in dem Besticken der Hosen und der Hemden. Sie liefert die Kleidung für die Jüdinnen, aber besonders die arabische Frau ist ihre Kundin.

Jeden Augenblick, den sich die Frauen von der Hausarbeit erübrigen, nützen sie für ihr Gewerbe aus. Da in einem Hause oft mehrere Familien zusammen wohnen, so sitzen die Frauen meistens gemeinsam in einem Zimmer bei der Arbeit. Manchmal gesellt sich auch eine Nachbarin hinzu, aber an Wochentagen ist eine Frau kaum einmal in der Lage, das Haus zu verlassen. Schon vor Sonnenaufgang setzen sie sich zur Arbeit um die kleine Arbeit herum und arbeiten 15 bis 16 Stunden, bis sie sich zur Ruhe begeben. „A deux heures du matin… elles se lèvent et, réunies autour de la lampe, elles travaillent jusqu’à l’aube. Chacune a son métier: ici, on coud des chemises pour les paysannes, qui ne savent pas enfiler une aiguille, là, on brode des kerkouches…, ailleurs on applique des fils de soie ou d’argent aux jambières des pantalons. La vieille mère elle-même travaille, souvent sans lunette… Après le repas, on se remet aux travaux de couture, de broderie jusqu’à la nuit.“ (17)

Die Mädchen beteiligen sich schon von frühester Jugend an dieser Arbeit. Mit vier bis fünf Jahren beginnen sie, den tärğūl, das einfachste Hosenmuster, für die arabischen Mädchen zu sticken. Die Frauen, die sich meistens in ihrer Arbeit spezialisieren, indem die eine nur tärğūl-Muster, die andere nur baṣṭa stickt, erlangen eine große Fertigkeit darin.

Trotz anstrengender Arbeit sind die Verdienstmöglichkeiten nur gering. Eine Frau verdient bei 15- bis 16-stündiger Arbeit drei bis fünf bugaš, d. i. 15 bis 25 Pfennig. Sémach gibt 25 bis 30 Centimes an. (18)

Kinder verdienen natürlich viel weniger. Sémach bringt das Besipiel von einem Mädchen, das mit vier Jahren zu arbeiten anfing und in vier Jahren 25 Franken ersparte. (19)

Neben der Schneiderei üben die Frauen auch eine leichte Gürtelweberei aus. Unter der Landbevölkerung sind Frauen als Töpferinnen tätig, während der Mann mit der Ware über Land geht. Ferner liegt in der Hand der Frauen die Flechterei und die Herstellung von Besen. man’amäh und mašṷaf. In vielen Fällen ist die Frau auch als Gehilfin des Mannes tätig, sogar in so ausgesprochenen Männerhandwerken wie der Schmiedekunst. (20)

In neuerer Zeit fingen die Jüdinnen in San’ā und anderen Städten an, sich für Lohn zu verdingen. So waren sie als Hausangestellte bei den Türken und als Krankenwärterinnen in der Frauenabteilung des Hospitals in San’ā beschäftigt. (21)

Das verdiente Geld benutzen die Frauen hauptsächlich für sich; sie schaffen sich damit Kleidung und vor allem Schmuck an. (22) Dieser bildet zugleich ihr Sparkassenbuch und bleibt auch im Falle einer Scheidung in ihrem Besitz.

Wir hören nur von wenigen Fällen, in denen sich eine Frau in Jemen über das Maß ihrer Geschlechtsgenossinnen emporgeschwungen hat. Es wurde schon bemerkt, daß ihre Sprache das Arabische ist und daß sie keine Kenntnis des Hebräischen besitzen. Saphirs Bemerkung, „daß sie ein paar Worte hebräisch sprechen und viel verstehen“ (23), ändert nichts an dieser Feststellung. Auffallend dagegen ist die Nachricht Halévys aus dem Ğauf: „Plusieurs dames israélites parlent passablement l’hébreu et assistent aux débats religieux qui ont lieu dans les réunions, surtout les jours de samedi et des fêtes.“ (24)

Berühmt waren einige Schreiberinnen von Torarollen und anderen hebräischen Büchern, woraus hervorgeht, daß einige Frauen sich doch hebräische Kenntnisse angeeignet haben. So soll es noch Bücher, geschrieben von der Hand der Tochter des berühmten Schreibers Benoja, geben, der vor ungefähr 500 Jahren lebte. Saphir bringt das Colophon eines Exemplars der fünf Bücher Moses, das er sah: „Verwünscht mich nicht, wenn ihr darin Fehler findet. Denn eine säugende Frau bin ich Mirjam, Tochter Benojas, des Schreibers.“ (25)

Es wurde schon erwähnt (…), daß unter den Jemenitinnen auch Dichterinnen erscheinen. Ihre Sängerinnen besitzen nicht nur einen Fundus alter Lieder, sondern dichten auch Gelegenheitsgedichte und besingen Zeitereignisse, alles natürlich in arabischer Sprache. (26)

So hörte ich das Zeitgedicht einer Jüdin aus San’ā auf den bekannten Syrer Jakob, der mit seinen Flugmaschinen Jemen in Staunen versetzte.

Die berühmteste Dichterin und zugleich die berühmteste Frau ist Šam’äh, die unglückliche Tochter Šäbezis; (…). Ihr wird das Lied šebhach ašīr we-ōdeh wa-ahallēl… zugeschrieben, welches das Akrostichon sm’h trägt (27).

D i e    F r a u    a m    F e i e r t a g.

Das Alltagsleben der Frau geht in einem eintönigen Flusse dahin. Während die Männer im Knis täglich zusammentreffen und ein geistiger Einfluß von außen und sogar vom Ausland fühlbar ist, sind die Frauen ganz auf sich gestellt. An den Wochentagen kommen sie nur selten aus dem Haus. Sie sind an einen engen Bezirk gebunden, denn sie dürfen in den Städten sich nicht einmal auf den Markt begeben. (28)

Eine Abwechslung des eintönigen Lebens bringen allein die Feste und der Sabbat. Ganz besonders der Sonnabend ist ein Tag für die Frau. Die strengen, bis in das Letzte definierten Gesetze erlösen auch die Frau von jeder Arbeit. Das Essen wird schon am Freitag vormittag bereitet, das Brot für zwei Tage gebacken, die chammīn, die warmen Sabbatgerichte, gekocht und mit dem ğämīn, den Kannen mit gišr, in den geheizten Ofen gestellt, der erst am Sonnabend geöffnet werden darf. Die Mühle verstaubt für einen Tag, und statt dessen putzen sich die Frauen am Sonnabend morgen, während die Männer im Knis sind, fein heraus und machen Besuche. Das ist die Stunde, wo man bei der Wöchnerin, bei der Braut sitzt, ğa’aläh ißt und gišr trinkt und die Neuigkeiten des Tages durchspricht. Am Sonnabend nachmittag spazieren die Frauen in Gruppen, einen šaḏabäh-Strauß in der Hand, auf der Straße oder sitzen im Freien. Ebenso geht es an den Festtagen zu, an denen auch noch Gesang und Tanz zu ihrem Recht kommen. Auch die Kranken und Trauernden vergißt man nicht zu besuchen.

Aber stets sind die Frauen von der Gemeinschaft der Männer getrennt. Bei den Festen, an denen sie sich beteiligen dürfen (abgesehen natürlich von den religiösen Festen, die man innerhalb der engeren Familie feiert: innerhalb der Familie ißt man immer gemeinsam), also hauptsächlich bei Familienfesten wie Hochzeit, Beschneidung usw. sitzen Männer und Frauen in getrennten Räumen. Wenn sie, wie es in manchen Gegenden z.B. bei Hochzeiten der Fall ist, in demselben Raum mit den Männern sitzen, so müssen sie sich in eine Ecke drängen, und meistens werden sie auch durch einen Vorhang abgesondert. Vor allem dürfen sie sich nicht am Gesang und natürlich erst recht nicht am Tanz beteiligen. Nie tanzt ein Mann mit einer Frau zusammen. Der einzige Fall, bei dem eine Frau unter der Männergesellschaft sitzt, ist der der Braut, die z.B. in Ḥaidān (29) nach den Hochzeitszeremonien an der Seite des Bräutigams sitzt. Männer dagegen halten es für unter ihrer Würde, sich mit den Festen der Frauen zu beschäftigen. Die Männer antworten deshalb auch immer, sie wüßten nicht, was die Frauen dabei tun und was sie singen.

In den Stunden der Freiheit tritt das Wesen dieser Frauen, ihre edle Naivität, besonders hervor. Obwohl sie ungebildet im landläufigen Sinne sind, besitzen sie jene höhere Bildung. Wenn sie auch nicht zum Kulte zugelassen sind und nicht die Gebete im Buche zu lesen verstehen, ist ihr Leben doch ganz religiös. (30) Dabei ist ihr Glaube noch stark im Magischen befangen. Ihre Religiosität verhilft ihnen zu einer inneren Heiterkeit, die sie mit einer für uns erstaunlichen Gelassenheit Schicksalsschläge ertragen und überwinden lässt.

F r a u e n l i e d e r    b e i m    M e h l m a h l e n.

I.

Oh meine Mühle, oh mein Mühlstein,

Gehe gerade in deinem Laufe.

O Negerin, o Schwarze.

O du Stück vom Berg,

Nicht kann dich aufheben ein Lastträger.

Es kann dich tragen nur ein Kamel

Von den Kamelen Moḫās.

O Gott, du Erbarmer,

Gib Regen und Wasser,

Aber keine übermächtigen Fluten.

Und erbarme dich der Menschen

und unser.

Wenn sich die Großen versündigt haben,

So erbarme dich der Kinder.

Sie fordern nichts Übertriebenes.

Nur die Tenne und das Wasser.

Aber die Kinder wollen Befriedigung,

Sie verstehen keine Geschichten. (31)

Er zieht hervor aus dem Steine. (32)

Woher besitzt der Arme Vermögen,

Da sein Geschick so tief in Armut?

 

II.

O meine Mühle, o mein Mühlstein,

Gehe gerade in deinem Laufe.

Bereite nicht Schmerzen der Schulter.

Meine Schulter erwarb ich

von meiner Mutter

Für einen Groschen und

etwas.

Hoch war der Preis.

Lasse mich bald los

Und geh mir nicht zu schwer.

Aufging die Sonne.

Es dunkelte die Nacht und

kam.

Es ging der Reisende, und er

kehrte zurück.

Doch ich: mein Platz ist

unverrückt.

Meine Hausarbeit ist noch

nicht gemacht.

Das zu Mahlende ist noch

auf dem Mühlstein,

Voll liegt das Gefäß.

 

III.

Die Waise ist im Elend.

Schmutzig, selbst, wenn sie

sich gewaschen hat.

Hungrig, selbst wenn sie

gegessen hat.

Nackt, selbst wenn sie ein

Kleid anhat.

Durstig, selbst wenn sie

getrunken hat.

Die Waise ist im Elend.

Von meiner ğa’aläh (33) hat sie

keinen Trost.

Ach, ach, ach.

Vor meiner Würde hat sie

keine Achtung.

O Mutter, Erzeugerin,

Jemand von den Angehörigen

sündigte,

Und ich habe Pein erlitten.

Ich kostete die Henna

Und das Bittere und Subur (34)

Und Wildkürbis vom Gebirge.

 

Fußnoten:
1) Brauer, Züge aus der Religion der Herero, S. 44ff.
2) Eine große Reihe Puppen aus allen Gegenden Jemens enthält die Sammlung Rathjens im Hamburger Völkerkunde-Museum.
3) Vgl. Klunzinger aaO., S. 94, der gleiches aus Oberägypten berichtet.
4) Niebuhr B, S. 60.
5) NJ II, S. 147b.
6) Die Reinheitsgesetze sind in einem besonderen Buche gesammelt: Ša’are ṯohora, Jerusalem 1894. Es ist arabisch abgefasst, damit es von den Frauen verstanden werden kann.
7) NJ II, S. 16.
8) Die Menstruierende wird von ihnen deshalb auch rechōgoh (rechoḵa, die fern Weilende) genannt. Goitein, Lešonenu III, S. 369.
9) NJ II, S. 15b.
10) Die drei Hauptpflichten der Jüdin sind: Nidda, Befolgung der Reinheitsgebote; Challa, Absonderung von Teig beim Backen; Hadlaḵa, Anzünden der Lichter. Vgl. Amirah le-bet Jakob von S. B. Bamberger, Frankfurt a. M. 1922.
11) Elbogen, Gottesdienst, S. 170.
12) Elbogen aaO., S. 466f.
13) SM S. 57.
14) Jawneli, Adama I, S. 406.
15) Die Mahllieder siehe S. 213ff.
16) SA S. 51; vgl. SA S.59; TA S. 50f.
17) SM S. 87.
18) TA S. 47, der die Verhältnisse Nordjemens beschreibt, gibt drei bis vier Real als Monatsverdienst an.
19) SM S. 89.
20) Jawneli, PZ V, 16, S. 14; vgl. Auch SA S. 70b.
21) ZGEB 1902, S. 601.
22) SM, S. 88.
23) SA, S. 60.
24) Halévy, BSG 1873, S. 597.
25) SA, S. 102.
26) Vgl. auch TA S. 73f. – In Jerusalem lebte eine Jemenitin namens Ḳurt, die als Gelehrte und Dichterin bekannt war. Sie besang die Zeitereignisse in Kaziden; vgl. Maḥbūb in Mizrach u-ma’arabh II, S. 380.
27) al-Naddaf, S. 22; Idelsohn, Šire Teman Nr. 12 a glaubt, daß dem Gedicht eine Strophe fehlt, und konstruiert einen Dichter Šma’jah. Die Annahme ist unbegründet.
28) Die Verhältnisse haben sich jetzt schon gewandelt.
29) Vgl. S. 161.
30) Vgl. SA S. 60.
31) Man kann sie nicht durch Worte sättigen, da sie die Gründe der Armut nicht verstehen.
32) Das Kind will Brot, auch wenn keines da ist. Es fordert sogar, ihm aus Steinen Brot zu machen.  Er, d.i. Gott.
33) Das Konfekt der Jemeniten; sieh S. 114.
34) Subur ist die aus Euryops Arabicus hergestellte schwarze Schminke. Deflers, Voyage, S. 156.

Die Abbildungen stammen aus dem Band.

Glossar/Erläuterungen:

„ihre jüngeren Geschwister warten“: veraltet für pflegen/sich kümmern um (transitiver Gebrauch des Verbs warten. >> Der große Duden. Stilwörterbuch. Vierte Auflage. Mannheim 1956)

Maimonides: (Moses ben Maimon), auch Rambam genannt, sephardischer Philosoph und einflussreicher Toragelehrter, der 1138 in Spanien geboren wurde und 1204 in Ägypten verstarb. Er kodifizierte das Jüdische Gesetz und gab wesentliche Impulse für ein neues Denken.

tannaitischer Zeit: Tanna – soviel wie Lehrstoffwiederholer, Lehrer, rabbinische Gelehrte, deren Erkenntnisse in der Mischna festgehalten sind; ihre aktive Periode war gegen 10 bis 220 nach der Zeitrechnung.

Knis: Synagoge; das syrische Wort für Schul‘

„Si l’homme est opprimé au Yémen…“: Übs.: „Wenn im Jemen der Mann als unterdrückt anzusehen ist, so ist es die Frau gleich doppelt; sie existiert sozusagen nicht einmal in sittlicher Hinsicht… Das kleine Mädchen wird, wenn ich mir diese kleine Belehrung erlauben darf, nicht mehr groß werden, das ausgelöschte Wesen, das die Frau von heute ist, ohne Willen, ohne Ehrgeiz…“

„A deux heures du matin…“: Übs.: „Um zwei Uhr morgens… stehen sie auf und, versammeln sich um die Lampe, sie arbeiten bis zum Morgengrauen; jede hat ihre Aufgabe; hier näht eine Hemden für Bäuerinnen, die nicht wissen wie man eine Nadel einfädelt, da stickt eine Kerkuschen (?)…, an anderer Stelle werden Seiden- oder Silberfäden auf Strumpfhosen aufgebracht. Die alte Mutter, sie arbeitet noch selbst, oft ohne Brille… Nach der Mahlzeit macht man sich wieder an die Näharbeit, ans Sticken bis in die Nacht.“

Ğauf: al-Dschauf, al-Dschawf, Al Jawf; Verwaltungsbezirk im Norden Jemens

„Plusieurs dames israélites parlent…“: Übs: „Mehrere jüdische Frauen sprechen ganz leidlich Hebräisch und beteiligen sich an Diskussionen über religiöse Themen, die bei den Versammlungen aufkommen, besonders an Sams- und Feiertagen.“

Colophon: Kolophon; der Teil eines Buches, meist gegen Ende, der auf Inhalt, Verfasser und andere nähere Angaben eingeht.

Akrostichon: Gedicht, dessen erste Buchstaben jeder Zeile für sich gelesen einen eigenen Sinn ergeben, zum Beispiel, indem sie einen Namen oder ein Schlagwort oder einen Satz bezeichnen.

Juden im Jemen:

Michael Weingarten: Changing Health and Changing Culture. The Yemenite Jews in Israel. Praeger 1992.

  1. Ozeri: Yemenite Jews. A Photographic Essay. Schocken 1985.

Sampson Giat: My Memoir as an Activist for Israel and Yemenite Jews. Xlibris 2010.

Chaim Ben-Tsur: Passover Haggadah. The Original Tradition of the Jews of Yemen. Association of Jewish Yemenites in the US 2016.

Birqat Teiman: Studies on the History of Yemenite Jews. Old City Press.

Joseph Tobi: The Jews of Yemen. Studies in their history and culture. Brill Leiden 1999.

Wilhelm Bacher: Die hebräische und arabische Poesie der Juden Jemens. Inktank Publ. 2019.

Renate Meissner: Die südjemenitischen Juden. Versuch einer Rekonstruktion ihrer traditionellen Kultur vor dem Exodus. Peter Lang 1999.

Der Genozid an den Herero:

U.S. Army Command and General Staff College: Did the German Actions in the Herero Rebellion of 1904-1908 constitute Genocide? (2014)

Matthias Häussler: Der Genozid an den Herero. Velbrück 2018.

Russell West-Pavlov: AfrikAffekt. Deutschsprachige Gegenwartsromane zum Herero- und Nama-Genozid 1904-1908. (2020)

Florian Fischer u.a.: Die Kontinuität des Genozids: Die europäische Moderne und der Völkermord an den Herero und Nama in Deutsch-Südwestafrika. (2015)

Christiane Bürger: Deutsche Kolonialgeschichte(n). Der Genozid in Namibia und die Geschichtsschreibung der DDR und BRD. (2017)

Mads Bomholt Nielsen: Britain, Germany and Colonial Violence in South-West Africa, 1884-1919. The Herero and Nama Genocide. Palgrave Macmillan 2022.

 

LINKS zu Erich Brauer:

https://en.wikipedia.org/wiki/Erich_Brauer

https://he.wikipedia.org/wiki/%D7%90%D7%A8%D7%99%D7%9A_%D7%91%D7%A8%D7%90%D7%95%D7%90%D7%A8

https://de.m.wikipedia.org/wiki/Erich_Brauer_(Ethnologe)

https://www.daat-hamakom.com/wp-content/uploads/2014/06/naha-2014-0005.pdf

https://www.flickr.com/people/erichbrauer/

https://www.flickr.com/photos/hellerbrauer/sets/

https://objekte.jmberlin.de/document/458761/Findbuch%3A+Konvolut_147_Sammlung+Familien+Brauer+%2F+Heller

https://www.nli.org.il/he/archives/NNL_ARCHIVE_AL990035646550205171/NLI

 

Jemen-Beiträge im haGalil-Archiv:

„Die jemenitischen Juden“ von Sigmund Feist (1925)
https://www.hagalil.com/2009/05/feist/

Shelomo Dov Goitein : „Von den Juden Jemens“
https://www.hagalil.com/2009/08/jemen-2/

Jüdischer Jemen im Jugendbuch: „Ein neuer Tag bricht an“ von László Hámori (1963)
https://www.hagalil.com/2009/07/hamori/

Esrat-Jisrael-Mitbegründer Seide Komet über die Juden im Jemen (1921)
https://www.hagalil.com/2009/04/seide-komet/

Jüdischer Jemen: „Paradiesbürger“ von Ezriel Carlebach
https://www.hagalil.com/2009/04/juedischer-jemen/

Yemenite Jewellery and Silverwork
https://www.hagalil.com/2016/06/yemenite-jewellery/

Tradition und Neuerung: Die Schmuckherstellung im Jemen im 20. Jahrhundert
https://www.hagalil.com/2014/02/schmuckherstellung-im-jemen/