Jüdischer Jemen im Jugendbuch: „Ein neuer Tag bricht an“ von László Hámori (1963)

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In unserer zwanglosen Reihe „Jüdischer Jemen“, in der wir die verschiedensten Aspekte erörtern und uns interessant erscheinende Texte wiedergeben, wollen wir unseren Lesern heute ein Jugendbuch näher bringen…

Von Yehudith Shapiro und Robert Schlickewitz

Die Rede ist von einem längst vergriffenen, nur noch antiquarisch erhältlichen Bändchen, das vom Journalisten László Hámori (1911-1984) stammt. Dieser war lange Jahre für Zeitungen tätig, trat aber gleichzeitig auch als Reise- und Abenteuerbuchautor hervor. Trotz seines ungarischen Namens war er sprachlich und beruflich in Skandinavien zu Hause. Zwei seiner Werke wurden aus dem Schwedischen ins Deutsche übersetzt und erschienen bei einem angesehenen Stuttgarter Verlag für Jugendbücher. Das hier unserer Rezension unterzogene „Ein neuer Tag bricht an“ (1963), Originaltitel „Schalom Kommer Till Israel“, entstand, so Hámori in seinem Nachwort, nach mehreren intensiven Gesprächen mit dem Protagonisten des Buches, dem jemenitischen Juden und El-Al-Piloten Schalom Mizrachi, und basiert somit offenbar auf Tatsachen.

Auf ebenso unterhaltsame wie einfühlende Art gelingt es dem Autor die ereignisreiche Odyssee des 12jährigen Schalom und seiner Familie aus dem mittelalterlich-rückständigen Jemenstädtchen Marib zur Zwischenstation El-Hasched bei Aden, die Operation „Zauberteppich“ – die Abholung der jemenitischen Juden mit dem Flugzeug also, die Ankunft in einer ungewohnten und für viele der Neuankömmlinge anfangs nur schwer fassbaren modernen Umgebung, die allmähliche Eingewöhnung im Lande der Vorväter, Schaloms Aufnahme und seine Erfahrungen in einem Kibbuz in Nordisrael, seine Freundschaft dort mit Gleichaltrigen aus anderen Teilen der Welt bis hin zum spannenden Höhepunkt wiederzugeben. Letzterer sei hier kurz geschildert: Als arabische Soldaten und Bauern den Kibbuz überfallen, einen israelischen Wächter entführen und Kühe stehlen, verabreden sich Schalom und die anderen Jungs zu einem handstreichartigen Gegenangriff auf das Araberdorf jenseits der Grenze. Tatsächlich gelingt es ihnen, nur mit einer einzigen automatischen Waffe versehen, vermittels List und Mut den Gefangenen zu befreien und einige der Kühe wieder mit heimzuholen.

„Ein neuer Tag bricht an“ fesselt seinen Leser auch heute noch bis zur letzten Seite und es enthält derart realistisch geschilderte Szenen zwischenmenschlichen Umgangs, dass sogar uns, gewöhnlich hart gesottenen, Rezensenten, stellenweise die Tränen über die Wangen rollten – also genügend Tempos in Reichweite halten!

Mit etwas Glück bekommt man über www.zvab.de, amazon oder in einem Antiquariat noch ein gut erhaltenes und preiswertes Exemplar dieses Jugendbuches, an dem auch Erwachsene ihre Freude haben werden. Alleine die Schilderungen des Lebens im noch blutjungen Staate Israel unter David Ben Gurion oder die Szene mit Moshe Dayan am Ende sind schon kleine nostalgische Vergnügen für sich.

Gleichfalls von Interesse – die Ausführungen Hámoris zum an Spannungen und Repressionen so reichen Zusammenleben von Arabern und Juden in der alten Heimat Jemen. Diese bestätigen im Wesentlichen die entsprechenden Aussagen aus unseren vorhergegangenen Jemenbeiträgen.

Literatur und Quellen:
László Hámori, Ein neuer Tag bricht an, Stuttgart 1963, Boje Verlag, 204 S.
http://mek.niif.hu/04000/04038/html/biblio2.htm (aufgerufen am 4.4.09)
http://disaweb.ub.uu.se/cgi-bin/chameleon?sessionid=20081020140… (aufgerufen am 4.4.09)

1 Kommentar

  1. Erfreulicherweise habe ich inzwischen weiteres Material zur Biografie László Hámoris ausfindig machen können:

    Der Autor wurde in Budapest am 19. Mai 1911 geboren. In seiner Geburtsstadt studierte er Rechtswissenschaften und schloss 1934 mit einem Dr. jur. ab. Von 1935 bis 1942 war Hámori als Advokats-Kandidat und Journalist tätig. Die Jahre 1942 bis 1944 verbrachte er in einem Arbeitslager. Von 1945 bis 1948, dem Jahr seiner Flucht aus Ungarn, bekleidete er die Stellung eines politischen Redakteurs. László Hámori arbeitete zunächst als Mitarbeiter verschiedener Zeitungen, ehe er sich in Schweden niederließ. Dort erschienen eine Reihe von Büchern von ihm, die in den 1960er Jahren auch in Deutschland veröffentlicht wurden:
    „Schweden“ (1963), „Ein neuer Tag bricht an“ (1963), „Gefährliche Reise“ (1964), „Schweden – Umgang mit Völkern“ (1966).
    Quelle: Desider Stern, Werke jüdischer Autoren deutscher Sprache (Buchausstellung des B’nai B’rith), 2. Aufl. Wien 1969.

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