350 Jahre jüdisches Leben in Brandenburg

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Das Land Brandenburg begeht 2021 das Festjahr ‘1.700 Jahre Jüdisches Leben in Deutschland“ und feiert gleichzeitig ‘350 Jahre Jüdisches Leben in Brandenburg‘. Dazu ging am vergangenen Freitag – am Jahrestag der Aufnahme von 50 geflüchteten jüdischen Familien aus Wien in der Mark im Jahr 1671, eine Webseite online…

Die Homepage zu ‘350 Jahre Jüdi-sches Leben in Brandenburg‘ ist ein Projekt des Moses Mendelssohn Zentrums für europä-isch-jüdische Studien in Potsdam sowie des Ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kultur.

Brandenburgs Wissenschafts- und Kulturministerin Dr. Manja Schüle: „Ob in der Philosophie, in der Kunst, in Wissenschaft, Medizin oder Wirtschaft – überall haben Jüdinnen und Juden in Deutschland Herausragendes geleistet. Einen Namen möchte ich hervorheben: Moses Mendelssohn, Wegbereiter der jüdischen Aufklärung, dessen Wirken weit über unsere Region hinausstrahlt und einen Wendepunkt markiert. Mit der Aufklärung kamen die Emanzipation des Judentums und die rechtliche Gleichstellung der Jüdinnen und Juden in Preußen. 350 Jahre jüdisches Leben in Brandenburg stehen für 350 Jahre Bereicherung, Impulse und Austausch. Dafür bin ich außerordentlich dankbar – ebenso wie für das jüdische Leben, das sich seit 1990 in unserem Land wieder entwickelt hat. Aber 350 Jahre jüdisches Leben in Brandenburg lassen sich nicht betrachten, ohne das beispiellose Verbrechen der Shoah zu sehen. Dieses Jubiläum begehen wir auch in Erinnerung an die Jüdinnen und Juden, die von ihren deutschen Mitbürger*innen ausgegrenzt, verfolgt, ermordet wurden“, so Ministerin Schüle. „Antisemitismus ist in unserer Gesellschaft leider nach wie vor verwurzelt. Das haben die anti-israelischen Demonstrationen der vergangenen Tage, der verbale antijüdische Hass im Internet, die physische Gewalt gegenüber Jüdinnen und Juden über-deutlich gezeigt. Antisemitismus ist kein überkommener Begriff aus dem Geschichtsbuch, sondern für in Deutschland lebende Jüdinnen und Juden täglich bedrohliche Realität. Ich bin überzeugt: Eine Antisemitismus-Klausel in der Brandenburger Landesverfassung und der Schutz jüdischen Lebens als Staatsziel würden zeigen, dass der Kampf gegen antijüdischen Hass eine Aufgabe für die gesamte Gesellschaft und alle Institutionen des Staates ist. Jüdinnen und Juden sollen sich in Brandenburg sicher fühlen und unserer Solidarität gewiss sein. Das Moses Mendelssohn Zentrum, dem wir dieses Internetportal zu verdanken haben, betreibt mit weltweiter Anerkennung europäisch-jüdische Studien und setzt so das Werk seines Namensgebers fort. Mit dem Abraham Geiger Kolleg, dem Zacharias Frankel College und der School of Jewish Theology hat sich Potsdam zu einer Stätte jüdischer Gelehrsamkeit entwickelt, die mittlerweile internationale Strahlkraft hat.“

Prof. Miriam Rürup, Direktorin des Moses Mendelssohn Zentrums: „Die Webseite zu 350 Jahre jüdisches Leben soll ein Türöffner sein. Gerade eine Zeitreise lässt uns unsere Gegenwart noch einmal ganz anders wahrnehmen. Ich hoffe sehr, dass viele Interessierte die Webseite und die Angebote aller Beteiligten nutzen und sich mit uns auf Spurensuche zu jüdischem Leben in Vergangenheit und Gegenwart begeben werden. So lässt sich auch ein gewohntes Umfeld neu entdecken und neu kennenlernen. Die Webseite ist erstmal nur der Ort einer virtuellen Begegnung, der hoffentlich nur ein Vorgeschmack ist auf viele vor uns liegende Begegnungen in diesem Jahr.“

Im Jahr 2021 werden drei Jubiläen in Verbindung mit jüdischer Geschichte begangen: 1.700 Jahre datiert ein Dekret des römischen Kaisers Konstantin zurück, das Juden in der Stadt Köln erwähnt. 350 Jahre ist es her, dass Kurfürst Friedrich Wilhelm die Ansiedlung von 50 aus Wien vertriebenen jüdischen Familien in Brandenburg gestattete – ab diesem Zeitpunkt beginnt in Brandenburg, von kurzen Unterbrechungen abgesehen, eine kontinuierliche jüdische Geschichte. Und vor 30 Jahren gründete sich die erste jüdische Gemeinde Land Brandenburg nach 1945. Seither hat es eine dynamische Entwicklung gegeben: Die jüdischen Zuwanderinnen und Zuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion haben mittlerweile auch Gemeinden in Brandenburg an der Havel, Cottbus, Frankfurt (Oder), Bernau, Oranienburg und Königs Wusterhausen gegründet.

Zum Auftakt der Jubiläumsveranstaltungen in Brandenburg ist die Webseite zu ‘350 Jahre Jüdisches Leben in Brandenburg‘ online. Sie bietet unter anderem einen Veranstaltungskalender mit Informationen zum Festjahr, eine historische Chronologie zu jüdischem Leben in Brandenburg und eine Netzwerkseite mit Informationen zur jüdischen Gegenwart im Land. Außerdem stellen sich Initiativen, Gemeinden, Vereine, Einzelpersonen und Forschungseinrichtungen vor. So fungiert die Website als Wegweiser durchs jüdische Brandenburg und ist Plattform für alle jene, die sich auf unterschiedliche Weise mit jüdischen Themen im Land beschäftigen. Sie stellt ein digitales Netzwerk der Brandenburger Akteure zu jüdischem Leben her. Die Webseite ist unter https://juden-in-brandenburg.de abrufbar und wird fortlaufend um neue Angebote und Einträge erweitert.

Bild oben: Der Entwurf des Berliner Architekten Jost Haberland, (c) J. Haberland