Wenige Tage nach seinen Aussagen zum Nahostkonflikt verteidigte der ehem. Außen-, Innen- und Justizminister Jack Straw (67) seine Einschätzung, wonach „Deutschlands Obsession, Israel zu verteidigen“ ein Hindernis für den Friedensprozess darstellt. Außerdem versuche die rechtsgerichtete Israellobby in Amerika, getragen v.a. von christlichen Fundamentalisten, Anhängern der Tea-Party und national-religiösen jüdischen Organisationen, mit enormen finanziellen und personellen Mitteln, die amerikanische Nahostpolitik zu kontrollieren…
Dise Faktoren seien die größten Hindernisse auf dem Weg zu einem gerechten Frieden, meinte Straw während einer Sitzung des „Globalen Diplomatischen Forums“ im britischen Unterhaus. Für die zufällig anwesende ehem. Knesset-Abgeordnete Einat Wilf (42, ha’Awodah) war es „fürchterlich, dem ehemaligen Außenminister zuhören zu müssen, Vorurteile der schrecklichsten Sorte waren zu erkennen“.
Die größte israelische Tageszeitung „Yediot Aharonot“ sprach von klarem Antisemitismus.
Bisher ist er nicht als Judenhasser aufgefallen, meinten mäßigende Stimmen im Unterhaus. Einen Grund, sich zu rechtfertigen sieht auch er nicht, so der Labour-Abgeordnete gegenüber der „Jerusalem Post“: „Ich bin nicht im entferntesten antisemitisch, ich habe ganz im Gegenteil mein ganzes Leben lang den Staat Israel unterstützt und sein Recht, in Freiheit und Sicherheit zu leben.“ Das Wirken dieser ultra-konservativen Interessenverbände sei, seiner Meinung nach, nicht im Sinne des Staates Israel, es entspräche auch nicht dem Meinungsbild der überwältigenden Mehrheit der amerikanischen Juden, die Obama gewählt hätten und das Siedlungswerk ablehnten.
„Kämen solche Äußerungen aus irgendeiner anderen Ecke, würde jedermann von fanatischem Unsinn sprechen“, so umgibt die antisemitischen Tiraden des Jack Straw ein Hauch von Respektabilität, immerhin ist der Mann Außenminister des Vereinigten Königreichs von Großbritanien gewesen, mahnte die Zionistische Organisation von Großbritannien und Irland: „Eifernder Unsinn, dem nur die Position Straws Glaubwürdigkeit verleiht“, so Paul Charney, der Vorsitzende der Organisation.
In seiner Kritik an der derzeitigen israelischen Regierungspolitik legte er in der „Jerusalem Post“ sogar noch nach. Im beständigen Siedlungsbau sieht er gar einen „Diebstahl palästinensischen Landes“. Stärkere EU-Maßnahmen gegen den Siedlungsbau verhindere Deutschland mit seiner starren Haltung zu Israel. Und schließlich ermöglichten es die US-amerikanischen Vorgaben für politische Spenden, dass Lobbygruppen wie die amerikanisch-jüdische Organisation AIPAC großen Einfluss auf politische Entscheidungen ausüben können.
Zu seiner Amtszeit als Innenminister wurden die Anti-Terror-Gesetze verschärft und die Rechte der Polizei gegenüber Verdächtigen gestärkt. Gleichzeitig wurde auf seine Initiative hin die Europäische Menschenrechtskonvention in das britische Recht übernommen. Der Kampf gegen Rassismus im Polizeidienst verstärkt. Gleichzeitig machte er aber auch mit populistischen Reden auf sich ausmerksam. So initiierte er mit seiner Aussage es gebe in England ein Problem mit pakistanischen Männern, die weiße junge Frauen als leichte Opfer für eine Vergewaltigung betrachten würden, eine öffentliche Kontroverse.
Zuletzt hatte Straw die Position des „Hüter des Sigels“ inne, sowie den Fraktionsvorsitz der britischen Sozialdemokraten im Unterhaus. Am vergangenen Freitag hatte er angekündigt, bei der nächsten Wahl im Jahr 2015 nicht mehr für seinen Sitz kandidieren zu wollen.
dg
Um keine Mißverständnisse aufkommen zu lassen. Es gibt eindeutige Kriterin dafür was Antisemitismus ist:
Beispiele von Antisemitismus im Zusammenhang mit dem Staat Israel und unter Berücksichtigung des Gesamtkontextes können folgende Verhaltensformen einschließen, ohne auf diese beschränkt zu sein:
Das Abstreiten des Rechts des jüdischen Volkes auf Selbstbestimmung, z.B. durch die Behauptung, die Existenz des Staates Israel sei ein rassistisches Unterfangen.
Die Anwendung doppelter Standards, indem man von Israel ein Verhalten fordert, das von keinem anderen demokratischen Staat erwartet und verlangt wird.
Das Verwenden von Symbolen und Bildern, die mit traditionellem Antisemitismus in Verbindung stehen (z.B. der Vorwurf des Christusmordes oder die Ritualmordlegende), um Israel oder die Israelis zu beschreiben.
Vergleiche der aktuellen israelischen Politik mit der Politik der Nationalsozialisten.
Das Bestreben, alle Juden kollektiv für Handlungen des Staates Israel verantwortlich zu machen.
Allerdings kann Kritik an Israel, die mit der an anderen Ländern vergleichbar ist, nicht als antisemitisch betrachtet werden.
http://www.european-forum-on-antisemitism.org/working-definition-of-antisemitism/deutsch-german/
Es ist doch ganz einach – heute ist Antisemitismus, jeder der die Besatzungspolitik deutlich kritisiert.
Ergo – man hat sich israelischer Propaganda zu beugen, egal wie verlogen die ist, oder man ist ein Antisemit.
Es ist wie die Wahl zwischen Pest und Cholera.
Nur die zumindest für uns ursprüngliche Bedeutung des Wortes Antisemitismus, als eine vorurteilsbeladene Ablehnung gegen Juden und gegen das Judentum, unabhängig von konkreter Wirklichkeit, die hat der Begriff damit verloren.
Für eine Versachlichung der Diskussion wäre eine Streichung des Begriffs sehr hilfreich – dann würde es allein um Inhalte gehen.
Das mag in Anbetracht des Holocaust verwegen und dreist sein, verwegen und dreist ist aber auch der endemische Missbrauch des Begriffs für politisch fragwürdige Zwecke.
„Es ist doch ganz einach – heute ist Antisemitismus, jeder der die Besatzungspolitik deutlich kritisiert.“
Unsinn! Sie haben keinen Antisemitismus-Begriff.
Kyniker
Mr. Strow sagt, „die Obsession Deutschlands, Israel zu verteidigen“ wäre ein Hindernis für den Friedensprozess;
das kann ich nur so verstehen, dass er mit „Friedensprozess“ meint, Israel niederzuknüppeln auf ein Niveau, dass endlich von den Arabern zerstört werden kann.
Es geht nicht darum die Israelis zu schützen, das können die ganz gut und ihr Staat ist etabliert. Niemand rüttelt daran.
Es geht darum wieder eine menschenwürdige Situation für die Palästinenser herzustellen und das ist nur mit der Gründung ihres Staates auf dem Gebiet möglich, auf welches die Israelis, trotz anderer Agenda, eben kein Recht haben. Das scheitert seit nunmehr 25 Jahren am Widerstand Israels – nicht am Widerstand der Palästinenser.
Der Umstand, dass man Israel nicht in der Deutlichkeit kritisiert, gegebenenfalls auch mit Sanktionen etc begegnet, um eine völkerrechtlich tragbare Situation wieder herzustellen – und zwar für beide Völker – ist auch in meinen Augen ein großes Friedenshindernis und stellt eine Mitverantwortung Deutschlands und Europas für den Unfrieden in der Region dar.
Sie sind geschichtsvergessen und -ignorant und unbelehrbar, waa mich aber bei Ihrer übersteigernden pro Palistineser Haltung nicht wundert. Oder sollte wir lieber anti israelischer Haltung sagen.
Man soll die israelische Regierung ruhig kritisiere, doch der Israelelische Staat gehört unser allgemeinen Unterstütung und steht ausser Zweifel. Oder wollen sie den Holocaust fortführen, wie die Palist……
Kyniker
Herr Pfeifer schrieb: „Wer erklärt, kein Antisemit zu sein oder dass seine besten Freunde Juden sind, bzw. dass es doch erlaubt sein müsse Israel zu kritisieren, der transportiert in der Regel Antisemitismus.“
Dazu fällt mir der einst vielgelesene bayerische Schriftsteller und „Nichtnazi“, aber Mitläufer und (mit seinen Lesungen) Truppenbetreuer bis Kriegsende,Eugen Roth (1895-1976), ein. Der hat zwar seine Mitschuld nach 1945 mehr oder weniger deutlich eingeräumt (u.a. hier:
„Kein Mensch will es gewesen sein.
Die Wahrheit ist in diesem Falle:
Mehr oder minder warn wirs alle!“).
In seinen Erinnerungen (Ein Lebenslauf in Anekdoten) jedoch bezeichnet er sich mit Nachdruck als Nicht-Antisemiten, um im selben Satz das Wort „Markenjude“, eine der üblichen Diffamierungen der Judenhasser, wie z.B. „Wucherjude“ oder „Schacherjude“, zu gebrauchen.
Solche Beispiele gibt es zahlreiche in der deutschen Memoirenliteratur.
Also grundsätzlich Vorsicht bei Leuten, die ihre Sätze mit „Ich bin ja kein Antisemit, aber…“ einleiten.
Grundsätzlich Vorsicht bei Leuten, die sagen, ‚Man darf Israel ja kritisieren, ABER…..“
Broder: „Wenn Antisemitismus die Sonderbehandlung von Juden ist,
dann ist Antizionismus die Sonderbehandlung Israels.“
Grundsätzlich Vorsicht bei Antisemiten, die behaupten es gehöre eine große Portion Courage dazu, Israel zu kritisieren. Ein Blich in die Süddeutsche Zeitung, in den Spiegel und Stern genügt, um festzustellen, dass die Kritik und „Kritik“ an Israel Teil des mainstream Diskurses in Deutschland ist.
Was nicht unter Israelkritik fällt, ist die krude Stereotypisierung Israels, die hier von einigen Postern als Mantra betrieben wird.
Jane, der Spruch geht: man darf Israel ja nicht kritisieren, aber …
Sekt schon kalt gestellt.
Kyniker
Wer erklärt, kein Antisemit zu sein oder dass seine besten Freunde Juden sind, bzw. dass es doch erlaubt sein müsse Israel zu kritisieren, der transportiert in der Regel Antisemitismus.
Denn in Europa gibt es kein zweites Land auf der ganzen Erde, das derartig „kritisiert“ wird.
Tibet wurde von China besetzt, gibt es Linke, die vorschlagen, deswegen den Handel mit China zu boykottieren?
Seit vier Tagen sperrt Ägypten die Grenze zum Gazastreifen.
http://www.turkishweekly.net/news/157923/egypt-closes-rafah-gaza-crossing-indefinitely.html
Haben alle diejenigen, die Israel kritisierten, weil es nach einem Terroranschlag/Raketenbeschuss die Grenze zu Gaza für einen Tag sperrte, darüber ein Wort verloren?
Wenn heute – es gibt schon mehr als 110.000 Todesopfer in Syrien und mehr als 4 Millionen Flüchtlinge aus diesem Land – jemand behauptet, Israel und die umstrittenen Gebiete seien das den Frieden am meisten bedrohende Problem, dann ist er ein Heuchler.
Die Meinungsumfragen zeigen, dass eine Mehrheit der Israeli für einen echten Frieden bereit wäre zu einem weitreichenden Kompromiss mit den Nachbarn. Israel hat ja zweimal gezeigt, dass es bereit ist seine Truppen und seine Siedler zu evakuieren, das erste Mal im Sinai und das zweite Mal in Gaza.
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