Olympiade: Gedenken an die 11 israelischen Opfer von “München 1972”

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Bei der Gedenkzeremonie für die 11 getöteten israelischen Athleten bei den Olympischen Spielen von 1972, die gestern in London stattfand, sprach als israelische Repräsentantin die Ministerin für Kultur und Sport, Limor Livnat. Ihre Rede und auch die Aussagen des britischen Ministerpräsidenten David Cameron sowie des deutschen Außenministers Guido Westerwelle werden im Folgenden wiedergegeben…

(Außenministerium des Staates Israel, 07.08.12)

Gedenktafeln für die ermordeten Israelis

„Sehr geehrter Ministerpräsident David Cameron,
verehrte Gäste und Familienangehörige der elf ermordeten israelischen Athleten.

Wir sind heute Abend zusammengekommen, um unsere elf gefallenen Helden zu ehren. Väter, Ehemänner, Brüder, Söhne. Söhne unseres Volkes. Olympische Söhne. Die Erinnerung an unsere in München von palästinensischen Terroristen ermordeten Sportler ist für immer in unserer kollektiven Seele verankert. Für uns ist unsere kollektive Seele etwas, was wir sehr persönlich nehmen.

König Salomon regierte in Israels Hauptstadt Jerusalem zu jener Zeit, als die ersten Olympischen Spiele im antiken Griechenland stattfanden. In seiner Weisheit sagte er: „Unter dem Himmel gibt es für alles eine Zeit.“ Erlauben Sie mir frei zu formulieren: Und es gibt eine Zeit zu sprechen, und es gibt eine Zeit zu schweigen.

Am 17. Juni 2012 berichtete das deutsche Magazin Der Spiegel, dass deutsche Neo-Nazis in das Massaker von München involviert waren. Der Bericht dokumentiert, wie die Terroristen des „Schwarzen Septembers“ logistische Unterstützung von lokalen Neo-Nazis erhielten.
Dies ist nicht überraschend. Es gibt eine Linie, die von Auschwitz nach München und von München nach Burgas führt, wo vor drei Wochen israelische Touristen ermordet wurden. Es ist der Mord an Juden, nur weil sie Juden sind. Jüdische Athleten, jüdische Touristen – einfach nur Juden.

Allerdings gibt es einen Unterschied. Es ist die gleiche Intention der Mörder, doch der Status der Opfer hat sich geändert.

1942 gab es keinen jüdischen Staat und die europäischen Juden wurden ausgelöscht. Es war eine Zeit, um zu sprechen, aber die Welt schwieg.
1972 gab es einen jüdischen Staat, einen Staat, der die Mörder zur Rechenschaft zog und darauf bestand, dass Recht geschieht.
Und 40 Jahre später, 2012, werden auch die Mörder von Burgas der Gerechtigkeit nicht entkommen können, denn angesichts von Terror gibt es keine Zeit zu schweigen.

Schweigen angesichts des Bösen ermöglicht den Sieg des Bösen. Und das Fehlen von Schweigen für die Opfer des Bösen ermöglicht dem Bösen einen moralischen Sieg.

Als die Olympischen Spiele zum ersten Mal im antiken Griechenland abgehalten wurden, waren die griechischen Stadtstaaten größtenteils im Krieg. Um die Spiele zu ermöglichen, wurde die „heilige Waffenruhe“ von allen Kriegsparteien akzeptiert, sodass die Spiele in Frieden stattfinden und die Menschen gefahrlos reisen konnten.

Die Mörder unserer Sportler haben nicht verstanden, was die Griechen schon vor zweieinhalb Jahrtausenden verstanden haben. Die Flamme der Olympischen Fackel soll erleuchten, nicht aufzehren. Die Olympiade will menschliche Errungenschaften voranbringen, Terror will sie zunichtemachen. Der Olympische Geist feiert das menschliche Leben, Terror feiert den Tod.

Jene, die das IOC gebeten haben, eine offizielle und öffentliche Schweigeminute zum Gedenken an die ermordeten Sportler abzuhalten, haben dies verstanden: Präsident Obama und der US Senat, die Parlamente von Deutschland, Australien und Kanada – leider wurden ihre Bitten abgelehnt.
Daher habe ich bei den Reden der Eröffnungszeremonie auf meine eigene Schweigeminute bestanden, aber ich war nicht allein. Millionen, überall auf der Welt, Sportfreunde und Menschenfreunde waren mit mir in stiller Trauer. Mit meiner Stille habe ich für sie gesprochen.

In ohrenbetäubender Stille sind wir zum Gedenken an unsere 11 ermordeten Athleten vereint. Sie haben uns die Fackel gereicht, und mit einem schweren aber zuversichtlichen Herzen tragen wir die Fackel weiter. Und die Zeit dazu ist gekommen, jetzt und für immer.“
Der britische Ministerpräsident David Cameron sprach ebenso wie der deutsche Außenminister Guido Westerwelle bei der Zeremonie zu den Anwesenden.
Cameron: „Heute Abend begehen wir den 40. Jahrestag eines der schwärzesten Tage in der Geschichte der Olympischen Spiele. Ein widerwärtiger Terrorakt, der alles, wofür die gesamte olympische Bewegung steht und alles, woran wir in Großbritannien glauben, verraten hat.
Nun da die Welt in London zusammen kommt, um die Spiele und die Werte, die sie repräsentieren, zu feiern, ist es richtig, dass wir innehalten und der 11 israelischen Sportler gedenken, die ihr Leben so tragisch verloren haben, als diese Werte in München vor 40 Jahren attackiert wurden.“

Westerwelle: „Vor 40 Jahren hat tödlicher Terror in meinem Land die Olympischen Spiele erschüttert. Die Bilder von München 1972 sind in das kollektive deutsche Gedächtnis eingebrannt. Die Opfer des abscheulichen Anschlags in München verdienen ein würdevolles Gedenken. Unsere Worte und unser Schweigen ist ihnen gewidmet.
Ich versichere Ihnen, dass Deutschland nicht vergessen wird. Deutschland schaut in Trauer zurück. Wir können die Toten nicht zurück ins Leben bringen, aber es ist unsere Pflicht, ihr Andenken zu ehren.“