Fundsache: Arabische Inschrift von Friedrich II

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Ein Stein mit kunstvoller arabischer Inschrift, in Zweiverwendung in eine Wand eines Hauses in Jaffo südlich von Tel Aviv eingemauert, stellte sich als äußerst seltene Inschrift aus der Zeit der Kreuzfahrer heraus. Bisher wurde vermutet, dass es sich um eine wenig bedeutungsvolle Inschrift aus der osmanischen Periode halte…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 15. November 2011

Forscher der Hebräischen Universität, Moshe Sharon and Ami Shrager, haben die Inschrift geprüft und entziffert. Dabei stellten sie fest, dass es sich um eine einzigartige 800 Jahre alte Inschrift zu von Kaiser Friedrich II handelte, mitsamt dem Datum: “1229 Jahre nach der Fleischwerdung unseres Herrn Jesus, dem Messias“.

Friedrich II hatte in den Jahren 1228-1229 den sechsten Kreuzzug ins Heilige Land geleitet. Ohne zu den Waffen zu greifen konnte er dem Kreuzfahrerreich erhebliche Landgewinne bringen. Sein größter Erfolg war die Übergabe Jerusalems an die Kreuzfahrer infolge eines Waffenstillstandsabkommens mit dem ägyptischen Sultan Malik al Kamal im Jahr 1220. Zuvor hatte Friedrich II die Burg von Jaffo befestigt und in der Mauer zwei Inschriften eingelassen, eine auf Lateinisch und eine Zweite auf Arabisch. Da Friedrich II selber gut Arabisch sprach, gehen die Forscher davon aus, dass er sie vielleicht gar selber formuliert habe.

Nur ein kleines Bruchstück der lateinischen Inschrift ist erhalten geblieben und konnte schon im 19. Jahrhundert dem Kaiser Friedrich II zugeschrieben werden. Allein deshalb gilt die jetzt entzifferte arabische Version unter den Forschern als eine Sensation, zumal es die einzige bisher gefundene Kreuzfahrerinschrift in arabischer Sprache ist.

Angeführt sind alle Titel von Friedrich II, darunter „König von Jerusalem“.


Inschrift (Foto: Israel Antiquity Authority)

Friedrich II (26 Dezember 1194 – 13 Dezember 1250), war einer der wichtigsten mittelalterlichen Kaiser des Heiligen Römischen Reiches und zugleich Chef des Hauses Hohenstaufen. Von Sizilien aus, wo er seinen Palast hatte, reichten seine Ambitionen über Italien bis nach Deutschland im Norden und Jerusalem im Osten. Doch gelang es seinen Widersachern, besonders den Päpsten, seine Dynastie kurz nach seinem Tod zusammenbrechen zu lassen. Zeitgenossen bezeichneten Friedrich II als ein Weltwunder und Nietzsche hielt ihn gar für den „ersten Europäer“.

Friedrich II bezeichnet sich nach seiner ersten päpstlichen Krönung für den Nachfolger der römischen Kaiser der Antike und betitelte sich ab 1212 „König der Römer“. Ebenso war er König der Deutschen, Italien und der Burgundie.

Wegen territorialer Streitigkeiten befand sich Friedrich II im ständigen Krieg mit den Päpsten. Viermal wurde er exkommuniziert und zuletzt von Papst Gregor IX sogar als der Antichrist bezeichnet.

Friedrich II beherrschte sechs Sprachen: Latein, Sizilianisch, Deutsch, Französisch, Griechisch und Arabisch. Er galt als Mäzen der Künste. Seine Dichtungen behielten einen großen Einfluss auf die itealienische Literatur bis heute und auf die moderne italienische Sprache.

Das Gedenken an diesen Kaiser ist bis heute noch in Jerusalem lebendig. In der von Kaiser Wilhelm II auf dem Jerusalemer Ölberg errichteten Auguste Victoria Himmelfahrtskirche sind einige der wichtigsten deutschen Kaiser und Kreuzfahrer als Deckengemälde abgebildet, darunter Friedrich II neben dem berühmten Kreuzfahrerkönig Barbarossa.

(C) Ulrich W. Sahm / haGalil.com