Zwei der Initiatoren der Sozialproteste in Israel sind gestern von Präsident Shimon Peres in der Residenz des Präsidenten in Jerusalem empfangen worden…
„Die Proteste sind eine Lektion darin, dass Linke und Rechte, Religiöse und Säkulare, Juden und Araber zusammenkommen, alle anderen Themen zur Seite packen und einfach nur gemeinsam in einem Zelt sitzen können und miteinander sprechen,“ erklärte Stav Shafir, der von Anfang an bei den Protesten dabei war. „Wir bitten Sie (Präsident Peres) um Ihre Hilfe, weil wir in diesem Land leben möchten“, fuhr er fort.
Peres erklärte, er freue sich, dass die Protestierenden vor allem aus der Motivation heraus handelten, dass sie das Land bewahren und besser machten wollten.
(Haaretz, 01.08.11)
Nachdem den Teilnehmern an den landesweiten Sozialprotesten vorgeworfen worden war, sich nur zu beschweren, ohne Lösungen für die bestehenden Probleme anzubieten, wollen die Organisatoren nun eine Liste mit Forderungen aufstellen, die sie in den kommenden Tagen Ministerpräsident Binyamin Netanyahu vorlegen wollen.
Es zeichnet sich ab, dass die Protestierenden vor allem für eine Umverteilung des Verhältnisses von direkten und indirekten Steuern eintreten wollen. Weitere Forderungen sind etwa eine kostenlose Kinderbetreuung ab dem Alter von drei Monaten, eine Anhebung des Mindestlohns auf 50% des Durchschnittslohns und eine stärkere gesetzliche Regulierung von Mietsteigerungen, sowie des Baus von bezahlbarem Wohnraum. Auch im Gesundheitswesen und auf anderen Gebieten des Sozialstaates wünschen die Protestierenden sich Reformen.
(Haaretz, 02.08.11)
Auch in Berlin demonstrierte gestern eine Gruppe von etwa dreißig Israelis vor der israelischen Botschaft in Berlin, um ihrer Solidarität mit den Protesten in Israel Ausdruck zu verleihen.
Der Botschafter des Staates Israel in Deutschland, Yoram Ben-Zeev, ging auf die Demonstrierenden zu und erklärte, er habe für die Proteste Verständnis. Seiner Meinung nach seien jedoch Demonstrationen in Israel selbst sinnvoller als im Ausland. „Für viele Menschen im Land ist die Situation wirklich schwer“, so der Botschafter. „Es herrscht ein breiter gesellschaftlicher Konsens darüber, dass sich etwas ändern muss.“
Übersetzt f.d. Newsletter der Botschaft, Berlin