Hohmann und Sarrazin: Neue Konservative Partei? Die Gefahr ist real!

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Niedersachsens Sozialministerin Aygül Özkan (CDU) hat Bundesbankvorstand Thilo Sarrazin (SPD) vorgeworfen, Migranten mit seinen umstrittenen Thesen zu verletzen und pauschal zu diskreditieren. „Es gibt unendlich viele fleißige Zuwanderer – diese verdienen Respekt, nicht Häme.“ Probleme bei der Integration von Migranten in die deutsche Gesellschaft kritisch zu analysieren, sei „wichtig, das brauchen wir“. Aber sie würden nicht gelöst, „indem man Menschen ständig pauschal diskreditiert“…

„Ich fordere die Bundesregierung  auf, ein Verfahren zur Absetzung von Thilo Sarrazin als  Bundesbank-Vorstand einzuleiten“, sagte der Chef der Türkischen Gemeinde  in Deutschland, Kenan Kolat. Nach den jüngsten Äußerungen von Bundesbank-Vorstand Thilo Sarrazin erwartet gerade die Türkische Gemeinde in Deutschland ein klares Signal von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU).

Der Bielefelder Soziologe Wilhelm Heitmeyer sagte, Sarrazin bediene „eindeutig ein rechtspopulistisches Potenzial“. Dieses umfasse in Deutschland rund 20 Prozent der Bevölkerung. Man könne von Glück sagen, „dass es anders als in den Ländern um uns herum keine Mobilisierungsexperten für dieses Milieu gibt“, sagte Heitmeyer.

Neue Westfälische: Neue Konservative Partei? Die Gefahr ist real!
Von Bernhard Hänel

Thilo Sarrazin schlägt Alarm: Bald gibt es keine echten Deutschen mehr! Das schreibt der Thesenritter von der traurigen Gestalt in seinem neuesten Buch „Deutschland schafft sich ab“ und bringt damit die Politikszene zum Kochen. Mit dieser gezielten Provokation hart am rechten Rand treibt der frühere Berliner SPD-Finanzsenator und jetzige Bundesbanker seinen gezielten Tabubruch auf die Spitze. Er spielt gezielt mit den Ängsten der Menschen, formuliert Sätze, über die nicht wenige Bürger denken, dies müsse doch mal gesagt werden dürfen. Das macht Sarrazins Thesen gefährlich. Er schwimmt nicht mit im Strom der politisch korrekten Verharmloser. Seine Sprache ist einfach und seine Zahlen, die den Lauf der „Überfremdung“ beschreiben, halten demographischen Berechnungen statt. Dass er die Ausgrenzung von Migranten etwa im Bildungssystem nicht benennt und die Anstrengungen und die Erfolge zur Integration außen vorlässt, macht Sarrazins Buch zur Kampfschrift. Entsprechend laut ist der Jubel der Rechtsextremen. Sarrazins Zielgruppe aber ist eine andere.
Der SPD-Genosse bettelt um seinen Parteiausschluss. Als Verfemter könnte er sich zusammenschießen mit anderen Verfemten. Wolfgang Clement könnte so einer sein. Vielleicht auch Friedrich Merz, Roland Koch oder der frühere hessische Bundestagsabgeordnete Martin Hohmann. Das wären Führungspersönlichkeiten, die eine Partei rechts von der Union gründen könnten, von der der Bielefelder Meinungsforscher Klaus-Peter Schöppner sagt, sie könne auf Anhieb 20 Prozent der Wähler gewinnen. Ein neuer Konservatismus gepaart mit Appellen an die Gemeinschaftsgefühle der Deutschen hätte allemal Chancen auf Zustimmung aus dem frustrierten Wählerreservoire von der Union bis hin zur Linken. Ein Blick ins Ausland zeigt: Die Gefahr ist real.

Weniger tragisch nimmt man die Warnungen Sarrazins beim „Neuen Deutschland“ und fragt: Deutschland schafft sich also ab, meint Thilo Sarrazin. Wem macht das Angst? Wovor? Warum?

Deutschland schafft sich also ab, meint Thilo Sarrazin. Warum regen wir uns darüber so auf? Muss das etwas Schlechtes sein? Wem macht das Angst? Wovor? Warum? Und was könnte danach kommen? Um eine Antithese zu Sarrazin zu wagen: Vielleicht muss es wirklich so geschehen, wie es in einem Punk-Klassiker besungen wird: »Deutschland muss sterben, damit wir leben können«. Ha! Das Deutschland, das in den Köpfen eines angenommenen (und wahrscheinlich real auch so existierenden) bedeutenden Teils der Bevölkerung hierzulande offenbar noch verankert ist, ist ein Land, das sich nicht gerne teilt. Es sträubt sich auf geradezu lächerliche Weise gegen eine Diversität von Bewohnern, die ohnehin schon lange Realität ist. Die Endlos-Debatte um Integration ist ein Ausdruck davon. Auffällig daran ist auch jetzt wieder, dass vor allem Politiker mit tradiert deutschem Hintergrund über »die anderen«, »die Migranten«, debattieren, die möglicherweise Parallelgesellschaften errichten könnten, die dann eine Bedrohung sein könnten für – ja, für wen eigentlich? Die Deutschen? Welche Deutschen? Wer ist deutsch? Für uns alle? Statt über den Stand der Integration zu sinnieren und dabei immer wieder »die anderen« zu reproduzieren, könnte man doch auch einfach mal darüber nachdenken, wie man allen Menschen gleiche gesellschaftliche Teilhabe ermöglicht.Warum nicht?

1 Kommentar

  1. Kommentieren bitte hier:

    Neo-Sarrazismus:
    Rassismus ohne Rassisten
    Was passiert, wenn ein Elefant sich auf die Ausgabe 10 /2009 der Zeitschrift Lettre international setzt? Zunächst nichts, aber wenn er aufsteht, liegt da ein dickes rotes Buch mit dem Titel „Deutschland schafft sich ab“. Darin findet man breitgewalzt und plattgedrückt die Thesen des Interviews und einiger früherer Äußerungen Sarrazins…

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