„Ein Volk wie ein Löwe“

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Auch in Rehovot wurde ein Wohnhaus von einer iranischen Raketen direkt getroffen, Foto: IDF

Hamas, Hisbollah, Huthi. Man kann nicht behaupten, dass die Israelis keine Erfahrung mit Raketenterror hätten. Nach einem Jahr und neun Monaten Kriegszustand steht die israelische Zivilbevölkerung dennoch vor neuen großen Herausforderungen. 13 Menschen starben bereits durch iranische Raketen.

Nach dem Präventivschlag Israels, der den biblischen Namen „Ein Volk wie ein Löwe“ bekam, schickten die Mullahs in einer ersten Reaktion in der folgenden Nacht ca. 200 ballistische Raketen in mehreren Wellen nach Israel. Zehn von ihnen konnten nicht abgefangen werden und schlugen im Zentrum des Landes ein. Drei Menschen starben dabei, die nicht rechtzeitig den Schutzraum aufsuchen konnten. Die israelische Armee geht davon aus, dass dem Regime in Teheran weitere 2000 ballistischen Raketen zur Verfügung stehen, obwohl die israelische Luftwaffe Dutzende seit Beginn des Präventivschlags zerstören konnte.

Die zweite Nacht brachte noch mehr zivile Opfer. In Tamra, eine arabische Stadt östlich von Haifa, starben vier Frauen nach einem direkten Einschlag, Manar und ihre beiden Töchter Hala und Shata, sowie Manar, eine weitere Familienangehörige. 

In Bat Yam, der südlichen Nachbarstadt von Tel Aviv, gab es ebenfalls einen direkten Treffer. Dort starben sechs Menschen, darunter zwei Kinder. Noch immer sind sieben Menschen unter den Trümmern begraben. 

In Rehovot konnte ein Mann, ein Schoah-Überlebender, aus den Trümmern des zerstörten Hauses geborgen werden. 

Auch wenn die Israelis so manches gewohnt sind, die Raketen aus dem Iran sind eine neue Dimension. Der Zivilschutz hat nochmals ausdrücklich darauf hingewiesen, dass der Schutzraum ist ein unbedingtes Muss ist. Wer nicht in der glücklichen Lage ist, einen Schutzraum zuhause oder im Gebäude zu haben, und das sind etwa 2 Millionen Israelis, soll sich auf den Weg machen, entweder bei Familie oder Freunden unterzukommen oder einen öffentlichen Bunker aufzusuchen. Dazu zählen die Bunker in Schulen, aber auch bestimmte Tiefgaragen und der Schacht der unterirdischen Light Rail, wo Dutzende ihre Isomatten ausrollten. 

Die viel gepriesene Resilienz der Israelis auch jetzt wieder allgegenwärtig, aber man weiß auch, wann man zuhause bleiben sollte. Es herrscht eine Stille wie an Jom Kippur. Die Schulen bleiben bis auf weiteres geschlossen, wie auch alle nicht essentiellen Arbeitsplätze. Auch der Flughafen bleibt geschlossen. Tausende Israelis hängen derzeit im Ausland fest und können nicht nach Hause zurückkehren. Und auch in Israel hängen Touristen fest, die nicht ausfliegen können. Im Moment gibt es keine Aussagen, wie lange dieser Zustand anhalten wird.

Trotz der schwierigen Situation für die Zivilbevölkerung stehen die Israelis hinter diese Krieg und sind sich der existenziellen Bedrohung durch den Iran sehr bewusst, auch die schärfsten Kritiker Netanyahus und der Regierung. So schrieb etwa Nava Rozolyo, eine der bekanntesten Aktivistinnen, auf X: „Selbst die leidenschaftlichsten Regierungsgegner, wie ich, möchten in diesem Moment zunächst den Männern und Frauen der Sicherheitskräfte ihren Dank aussprechen. Aber lassen Sie uns betonen: Es ist nicht Netanjahu – es sind die israelischen Streitkräfte. Es ist der Mossad. Es sind alle Männer und Frauen der Sicherheitsdienste.“ Der Krieg gegen den Iran sei gerechtfertigt. Die Regierung, „die uns ohne moralisches oder öffentliches Mandat hineingezogen hat, ist illegitim und gefährlich.“

Neben alle dem geht der Krieg in Gaza weiter und die Sorge um die Geiseln wächst. Die wöchentliche Kundgebung am Samstag konnte natürlich nicht stattfinden, die Familien der Geiseln veranstalten virtuelle Kundgebung in Sha’ar HaNegev mit einer kleinen Präsenz vor Ort. „Heute ist es schwieriger denn je, die Geiseln im Mittelpunkt der öffentlichen Aufmerksamkeit zu halten. Auch wenn es andere Fronten gibt, dürfen wir die noch nicht erfüllte Mission nicht vergessen: die Geiseln nach Hause zu bringen“, so das Forum Familien der Entführten.

Foto: Forum der Familien der Entführten

In Gaza sind weiter 53 Geiseln in Gefangenschaft. Acht von ihnen haben auch die deutsche Staatsangehörigkeit.