Von 16. bis 30. Juni 2025
Mo., 16. Jun · 00:40-00:55 · ARD-alpha
RESPEKT kompakt: Holocaust – Erinnern ohne Zeitzeugen
Wie kann das Wissen über den Holocaust weitervermittelt und niemals vergessen werden? 75 Jahre nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges und dem Ende des Nazi-Regimes in Deutschland gibt es nur noch wenige Überlebende, die von dem Grauen in den Konzentrationslagern berichten können. Wie kann Erinnern gelingen, wenn die letzten Zeitzeug*innen verstorben sind? Als „Holocaust“ wird der Völkermord der Nationalsozialisten an den Juden bezeichnet. Wie viele jüdische Menschen Opfer des Holocaust wurden, lässt sich nur schätzen: zwischen 5,6 und 6,3 Millionen. Damit so etwas nie wieder passiert, darf die systematische und organisierte Ermordung von Menschen niemals in Vergessenheit geraten. Doch wie kann die Erinnerung bewahrt werden? Vor allem, wenn die letzten Zeitzeug*innen nicht mehr da sind, um ihre Stimme mahnend zu erheben? Dieser Frage geht RESPEKT-Moderatorin Verena Hampl nach. Dazu ist sie in die Oberpfalz in das ehemalige Konzentrationslager Flossenbürg gefahren. Mit dem Leiter der KZ-Gedenkstätte, Jörg Skriebeleit, und Jugendlichen der evangelischen Jugend Weiden spricht sie darüber, wie mit neuen Wegen in der Museumspädagogik das Erinnern an einem historischen Ort auch künftig möglich sein kann. Wie können diese neuen, digitalen Wege des Erinnerns aussehen? Diese Frage stellt Verena Hampl auch Vertreter*innen von Yad Vashem. Yad Vashem in Jerusalem ist die größte Holocaust-Gedenkstätte der Welt und wird jährlich von zwei Millionen Menschen besucht. Einen neuen Weg des Erinnerns sind der israelische Hightech-Millionär Mati Kochavi und seine Tochter Maya gegangen, mit einem Instagram-Projekt. 1944 wurde im deutschen Vernichtungslager Auschwitz auch die 13-jährige Ungarin Eva Heymann ermordet. Nach ihrem Original-Tagebuch ist im letzten Jahr die Web-Serie „Eva Stories“ entstanden. Verena Hampl konnte dazu Macher*innen sprechen. Weitere Gesprächspartner*innen von Verena Hampl sind der KZ-Überlebende Ernst Grube sowie die Autorin Lena Gorelik.
Mo., 16. Jun · 01:10-02:35 · HR
Gefangen im eigenen Körper – 44 Stunden zwischen Leben und Tod
„Gefangen im eigenen Körper – 44 Stunden zwischen Leben und Tod“ erzählt die Geschichte von Gil Avni – einem jungen, gesunden Mann, der ohne jeden erkennbaren Anlass ins Wachkoma fällt und daraufhin über 44 Stunden gelähmt, aber bei vollem Bewusstsein im Krankenhaus lag. Im Stil des „True Case“-Genres erzählt die Dokumentation Gils Fall nach und fesselt die Zuschauerinnen und Zuschauer von der ersten bis zur letzten Minute. Was bedeutet es, am Leben zu sein, doch es niemandem mitteilen zu können? Alles zu hören und doch nicht ansprechbar zu sein? „Gefangen im eigenen Körper – 44 Stunden zwischen Leben und Tod“ erzählt die Geschichte von Gil Avni – einem jungen, gesunden Mann, der ohne jeden erkennbaren Anlass ins Wachkoma fällt und daraufhin über 44 Stunden bei vollem Bewusstsein im Krankenhaus liegt, ohne sprechen, seinen Körper bewegen oder auch nur irgendein Lebenszeichen von sich geben zu können. Bis heute ist unerklärlich, was die Ursache seines plötzlich kritischen Zustandes war. Unklar ist auch, warum er, nachdem er ins künstliche Koma versetzt wurde, bei Bewusstsein blieb. Viele sprechen von einem Wunder, einem großen Glücksfall. Doch für Gil waren diese 44 Stunden die schlimmsten seines Lebens. Weltweit sind bisher nur wenige derartige Fälle bekannt. Doch es ist davon auszugehen, dass das sogenannte Locked-in-Syndrom wesentlich häufiger vorkommt, die Betroffenen jedoch nicht davon berichten können, da sie nicht überleben oder sich nicht erinnern können.
Mo., 16. Jun · 14:45-15:15 · PHOENIX
Presseclub: Israels Angriff auf Iran: Selbstschutz oder maximale Eskalation?
Israels Angriff gegen Irans Atomanlagen – gerechtfertigt oder Gefahr für den Weltfrieden? Mit: • Philipp Peyman Engel, Jüdische Allgemeine • Paul-Anton Krüger, DER SPIEGEL • Jens Münchrath, Handelsblatt • Anja Wehler-Schöck, Der Tagesspiegel Krieg zwischen Israel und Iran: Wenn man die Worte der Führung in Teheran ernst nimmt, dann ist es jetzt so weit. Der israelische Angriff auf die Nuklear- und Militäranlagen sowie die militärische Führung des Iran sei eine direkte Kriegserklärung an sein Land, so der iranische Außenminister Araghtschi. Das Mullah-Regime droht mit Vergeltung. Was hat den israelischen Ministerpräsidenten Netanjahu dazu bewogen, ausgerechnet jetzt zuzuschlagen?
Mo., 16. Jun · 22:25-00:00 · 3sat
Die verlorenen Seelen Syriens
Als 2014 die sogenannten Caesar-Akten – gestohlen aus geheimen Archiven des syrischen Regimes – veröffentlicht wurden, waren die Erwartungen der Syrer hoch. Die Mitglieder des UN-Sicherheitsrats versuchten, eine Resolution zu verabschieden, die es dem Internationalen Strafgerichtshof ermöglichen würde, das Regime von Baschar al-Assad strafrechtlich zu verfolgen. Doch die Vetos Russlands und Chinas blockierten den Weg. Die Geschichte der in den Haftanstalten von Damaskus Ermordeten schien dem Vergessen geweiht zu sein. Doch zwei Jahre später, 2016, versuchen mehrere Angehörige der Opfer, unterstützt von internationalen Anwälten, Aktivisten und „Caesar“ selbst, die Türen der europäischen Gerichte zu öffnen. Im Namen ihrer Angehörigen reichen sie Klagen gegen die höchsten Verantwortlichen des syrischen Regimes ein. Dabei stoßen sie sowohl auf die mangelnde Bereitschaft westlicher Länder, gerichtlich gegen das Regime von Baschar al-Assad vorzugehen, als auch auf den Terror dieser Diktatur, der sich auch über die Landesgrenzen hinaus ausbreitete. Bilder von nackten, gefesselten und ausgemergelten Körpern, die zu Tode gefoltert wurden, werden in Museen und Parlamenten auf der ganzen Welt gezeigt. Diese 27.000 Bilder, öffentlich gemacht von einem militärischen Überläufer mit dem Codenamen „Caesar“, erinnern an die Gräueltaten des Naziregimes oder der Roten Khmer. Über 100.000 Syrerinnen und Syrer sind in den Gefängnissen des Regimes verschwunden. Niemand kennt die genauen Zahlen.
Mo., 16. Jun · 23:15-00:40 · NDR
Familie verpflichtet
Das glücklich lebende Schwulen-Pärchen David und Khaled würde nur zu gerne öffentlich heiraten – wäre da nicht Khaleds arabischstämmige Familie, insbesondere sein homophober Vater Aledrissi. Auch Davids Mutter Lea, die zurück zum Glauben gefunden hat und sich als Geschäftsführerin der jüdischen Gemeinde engagiert, sorgt für Ärger. Als plötzlich auch noch die schwangere Sarah vor der Tür des Pärchens steht und behauptet, dass Kind sei von David, droht alles außer Kontrolle zu geraten.
Sa., 21. Jun · 14:45-16:45 · arte
Lili Marleen
Kurz vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs lernt die deutsche Sängerin Willie Bunterberg bei einem Auftritt in einem Züricher Kabarett den jüdischen Musiker Robert Mendelsohn kennen und verliebt sich in ihn. Nach einem Aufenthalt in Deutschland kann sie jedoch nicht mehr in die Schweiz zurückkehren. Sie wird vom NS-Kulturbeauftragten Henkel entdeckt, der Willie als Sängerin groß herausbringen will. Ihr Lied „Lili Marleen“ wird zum Hit bei den Soldaten an der Front. Doch sie und ihr jüdischer Geliebter können einander nicht vergessen. Robert sucht sie in Berlin auf und bittet sie, für ihn Dokumente über deutsche Konzentrationslager über die Grenze zu schmuggeln. Die Mission gelingt, doch Robert gerät in Gefangenschaft. Bis zum Ende des Krieges sehen sie sich nicht mehr. Als die Agonie des Krieges vorbei ist, gibt es kein Happy End. Frei nach dem autobiografischen Roman von Lale Andersen zeigt Rainer Werner Fassbinder die unmögliche Liebe zwischen einer deutschen Sängerin und einem jüdischen Komponisten, getrennt durch die deutsch-schweizerische Grenze. Mit großer Melodramatik zeigt der Film, wie Willie – gespielt von Hanna Schygulla – zwischen ihrer Liebe zu Robert und den Verlockungen einer großen Karriere im nationalsozialistischen Deutschland hin- und hergerissen ist und wie gleichzeitig das Lied „Lili Marleen“ immer mehr zum Schlager der Kriegspropaganda und Durchhalte-Rhetorik wird.
So., 22. Jun · 22:45-23:35 · ARD-alpha
Mein Körper, mein Kunstwerk
Marina Abramovic, Sigalit Landau, Katharina Sieverding und Shirin Neshat machen Kunst mit dem eigenen Körper. Im Fokus stehen dabei Erfahrungen mit Krieg, Unterdrückung und Nationalismus in ihren Heimatländern – eine Form der Verarbeitung eigener biografischer Verwundungen. Mit ihrer Körperkunst werfen die Frauen grundsätzliche Fragen über Politik und Gesellschaft auf und ermöglichen so neue Perspektiven auf unsere gesellschaftliche Wirklichkeit. „Mein Körper, mein Kunstwerk“ ist eine Dokumentation über vier Frauen, die sich von den Zwängen ihrer Geschichte befreien und auf diesem Weg bedeutende Kunstwerke schaffen.
So., 22. Jun · 23:45-00:30 · ZDF
Terra X History: Selling Hitler. Das Geschäft mit der bösen Vergangenheit
Auch 80 Jahre nach dem Untergang von Hitlers Reich wird mit der Nazizeit auf fragwürdige Weise Geld verdient. Weltweit kaufen Sammler Relikte auf. Besonders gefragt sind Gegenstände, die Hitler und sein engstes Umfeld hinterließen. Sie erzielen bei Auktionen teils Millionenbeträge. Von der Armbanduhr bis zur Unterwäsche Hitlers kommen noch die abseitigsten Objekte unter den Hammer. In Belgien treffen sich zweimal im Jahr Zehntausende Sammler zur größten Militaria-Messe Europas. Auch was in Deutschland verboten ist, kann man dort betrachten, anfassen und kaufen. NS-Objekte sind besonders beliebt: originale Uniformen, Helme, Orden und Ehrenzeichen, Waffen aller Art. Was treibt Menschen an, Relikte des „Dritten Reiches“ zu horten? Was fasziniert Sammler, sich Hinterlassenschaften von Jahrhundertverbrechern ins Wohnzimmer zu stellen? Vor den Toren von Colorado Springs liegt „Dragonland“. Das riesige Privatgelände gehört einem Waffennarr mit jüdischen Wurzeln. Seine Sammlung umfasst Tausende Schusswaffen, Hunderte Uniformen und Dutzende Militärfahrzeuge. Aber auch 20 Dosen Zyklon B, mit dem die Nationalsozialisten in den Gaskammern Massenmord verübten, und Seife aus Auschwitz, gefertigt aus Menschenfett. Nicht alle Sammler gewähren solche Einblicke. Vor allem in Deutschland bleibt die Szene gern im Verborgenen, kaum einer will sich vor der Kamera äußern. „Terra X History“ begibt sich weltweit auf Spurensuche und geht der Frage nach, wie die Artefakte verkauft werden, wer daran verdient und wie groß der Markt ist.
Mo., 23. Jun · 23:30-00:00 · BR
nachtlinie: Von geraubter Kunst
Andreas Bönte fragt in der „nachtlinie“ Dr. Andrea Bambi, wie nach Kriegsende die Rückerstattung durch die Alliierten stattfand, wie sich das „Recht auf Rückgabe“ heute umsetzen lässt und was die Provenienzforschung in Sachen Erinnerungskultur bedeutet. Es sind rund 7.000 Kunstgegenstände, die Dr. Andrea Bambi gemeinsam mit ihrem Team in den letzten Jahren auf deren Herkunft überprüft hat. Für Adolf Hitler, Hermann Goebbels oder Josef Göring, aber auch für viele weniger prominente Angehörige der NS-Elite diente der Besitz der geraubten, enteigneten oder abgepressten Wertgegenstände als Symbol von Macht und Überlegenheit. Die Kunsthistorikerin Dr. Andrea Bambi sucht unter anderem in den drei Pinakotheken der Stadt München sowie in zwei Galerien nach NS-Raubkunst, um sie den rechtmäßigen, meist jüdischen Besitzern zurückzugeben. Diese aber in vielen aufwendigen Rechercheschritten ausfindig zu machen, gleicht einer detektivischen Arbeit. Manche Familien werden von der Nachricht, dass sie Eigentümer eines Kunstwerkes sind, das in der Zeit 1933 bis 1945 geraubt wurde, völlig überrascht. Andreas Bönte fragt in der „nachtlinie“, wie nach Kriegsende die Rückerstattung durch die Alliierten stattfand, wie sich das „Recht auf Rückgabe“ heute umsetzen lässt, und was die Provenienzforschung in Sachen Erinnerungskultur bedeutet. Mit Persönlichkeiten, die etwas zu sagen haben, die aus ihrem bewegten und bewegenden Leben erzählen, möchten wir diesen Moment erleben – in einer Situation, in der man die Gedanken auf eine besondere Weise schweifen lassen kann: in einer Trambahn, die uns durch das Herz einer Stadt führt.
Di., 24. Jun · 02:35-03:30 · arte
Norman Mailer – Gewalt und Leidenschaft
Er symbolisierte die USA – den Traum und den Alptraum. Als debütierender Schriftsteller war Norman Mailer der „angry young man“, als zorniger alter Mann und Ikone Amerikas starb er 2007 in New York. Dazwischen lag ein Leben wie eine Fahrt mit der Achterbahn, bestimmt von strahlendem Erfolg und dunklen Momenten. Der 1923 als Sohn jüdischer Einwanderer geborene Mailer wuchs in Brooklyn auf. Die dominierende Figur der Familie war seine Mutter, deren Vater Lebensmittelhändler und Hotelier in dem Badeort Long Branch, New Jersey, war. Eigentlich wollte Norman Flugzeugingenieur werden, besuchte jedoch neben dem Studium am Harvard College Schreibkurse. Im Zweiten Weltkrieg kämpfte er an der Pazifikfront. Schlagartig bekannt wurde Mailer 1948 mit seinem ersten Roman „Die Nackten und die Toten“, in dem er seine Erfahrungen als Soldat verarbeitete. Auflage: 7 Millionen. Wie sein Vorbild Ernest Hemingway ließen ihn Krieg, Gewalt, Kampf und sexuelle Obsessionen ein Leben lang nicht los. Immer wieder geriet Mailer in die Schlagzeilen, auch wegen seiner Alkohol- und Drogenexzesse. Er trage „mehr als nur ein bisschen Gewalt in sich“, sagte Mailer von sich. Eine seiner sechs Ehefrauen verletzte er im Rausch schwer. Er gehörte zur New Yorker Boheme der 1960er Jahre und war neugierig auf Menschen, die alle Höhen und Tiefen erlebt hatten – ganz wie er. Aber was steckte hinter der Maske des Enfant terrible, des Vaters von neun Kindern? Verzweiflung? Die Suche nach einer Identität, die er doch nie fand? Der Film geht diesen Fragen nach und erzählt die dramatische Lebensgeschichte des zweifachen Pulitzerpreisträgers Norman Mailers.
Do., 26. Jun · 01:30-02:15 · ZDF
Trumps Mann fürs Grobe Wie viel Macht hat J.D. Vance?
J.D. Vance – wer ist der US-Vizepräsident, der Donald Trump einmal warnend mit Adolf Hitler verglich und sich heute als glühender Anhänger des US-Präsidenten gibt? Die Dokumentation zeichnet den Weg des politischen Aufsteigers J.D. Vance nach, der in prekären Verhältnissen im Rust Belt Ohios aufwächst und bis ins Zentrum der Regierungsmacht gelangt. Welche Vision hat der einflussreiche Anhänger der MAGA-Bewegung für Amerika? Der heute 40-Jährige verbringt seine Kindheit in den Appalachen Kentuckys und in einer Industriestadt in Ohio. Hat seine Herkunft seine politischen Motive beeinflusst? Vance, der das abgehängte Amerika verinnerlicht und ohne Vater und mit einer suchtkranken Mutter heranwächst – und heute als Amerikas Vizepräsident an jahrzehntealten Allianzen der USA rüttelt. Vance absolviert den Militärdienst und schließt sein Jurastudium an der Yale University erfolgreich ab. In Yale trifft er auch seine Frau Usha, die indische Eltern hat. Wieso vertritt der US-Vize und bekennende Katholik so harte Positionen in der Einwanderungspolitik, setzt sich gar für Massenabschiebungen ein? Schon früh veröffentlicht er seine Memoiren „Hillbilly Elegy“. Sie verschaffen ihm internationale Bekanntheit als Erklärer der Wählerschaft Trumps und rühren Olaf Scholz nach eigener Aussage zu Tränen. Mit zunehmender Hinwendung zum Politikbetrieb, unter anderem mit Unterstützung des libertären Investors und Milliardärs Peter Thiel, wandelt sich der einst scharfe Gegner Donald Trumps zum loyalen Unterstützer des fast doppelt so alten Kandidaten bei der Präsidentschaftswahl 2024. Hat Vance seine Ideale verraten oder jetzt erst gefunden? Welche Ziele verfolgt der wandelbare Politstar, dessen Auftritte auf der Weltbühne Deutschland und Europa heute so irritieren? Was hofft er mit seinem disruptiven Stil wie auf der Münchener Sicherheitskonferenz und beim Besuch des ukrainischen Präsidenten im Weißen Haus zu bewirken? Wofür steht der konservative Politiker und Vater dreier Kinder, der sich viel ideologischer als Trump verhält? In welchem Verhältnis steht er zum US-Präsidenten? Welche Rolle spielt Vance in der Regierung wirklich? Welchen Einfluss übt er aus? Wie viel verbindet Vance noch mit dem Rust Belt, und welche Mission sieht er für sich, für Amerika, für die Welt? Experten und Expertinnen ordnen ein: „J.D. Vance … ist jemand, den man in Zukunft vielleicht noch ernster nehmen muss als Donald Trump selbst, weil er eben sehr viel klarer ist und sehr viel radikaler ist in seinen Positionen“, so Liana Fix vom „Council on Foreign Relations“ in Washington im Interview.
So., 29. Jun · 02:30-03:30 · arte
Das große Welttheater – Salzburg und seine Festspiele
Salzburg war das einzige Festival weltweit mit einem gesellschaftsphilosophischen Programm, das sich schon kurz nach dem Ersten Weltkrieg ein vereinigtes Europa und die Kunst als Mittel zum Frieden auf die Fahnen schreibt. Avantgarde bei den Festspielen? In den 1920er und 1930er Jahren bestimmen Regisseurinnen wie Margarete Wallmann mit neuer Sachlichkeit und modernem Ausdruckstanz die Bühne. Salzburg – eigentlich ein Zufall; auch in der Schweiz oder in Deutschland hatte sich der Festspielgründer schon nach einem geeigneten Ort umgesehen. Stardirigent Arturo Toscanini, der 1933 von der deutschen Regierung verlangt, sofort die Verfolgung von Juden zu stoppen, und als dies nicht geschieht, erbost sein Stammfestival Bayreuth in Richtung Salzburg verlässt, um hier eine künstlerische Widerstandsburg gegen den Nationalsozialismus zu gründen. Der französische Schriftsteller François Mauriac schreibt begeistert: „Deutschland hat keinen schlimmeren Feind als Mozart!“ Nachdem Hitlerdeutschland die Salzburger Festspiele 1933 boykottiert, erweist sich Frankreich als Retter. Führende französische Zeitungen wie „Le Temps“ drängen ihre Landsleute, die Festspiele zu besuchen, um die österreichische Unabhängigkeit und Wirtschaft zu unterstützen. Zur „Association Mozart-Paris-Salzbourg“ in Paris gehören 600 einflussreiche Personen, die Mitgliederliste liest sich wie der „Gotha“ (Gothaischer Hofkalender). Und so ist es auch dem Anstieg der französischen Gäste zu verdanken, dass die Festspiele 1933 überleben. Der Film enthüllt auch, wie sehr Salzburg immer von der Lokalpolitik abhängig war. Der 28-jährige Erneuerer der Festspiele, Komponist Gottfried von Einem, wird über eine politische Intrige stolpern. Und „Weltmusiker“ Herbert von Karajan beherrscht genauso wie die Festivalgründer die Kunst der Vernetzung, bis die globale Klassikindustrie ihre weltweiten Millionengeschäfte allsommerlich in der „bedeutendsten Provinzstadt der Welt“ abwickelt.
So., 29. Jun · 07:55-08:50 · NDR
Der Komponist Paul Dessau
Paul Dessau ist Geiger, Dirigent, Komponist, Musiklehrer. Als Jude emigriert er während des Zweiten Weltkriegs nach Hollywood, als überzeugter Kommunist geht er in die DDR und wird zum nach außen gefeierten, nach innen aber angefeindeten Staatskomponisten. Sein schillerndes Leben scheint wie gemacht für einen Film. Eine Begegnung mit einem außergewöhnlichen Menschen, dessen Musik – wie er selbst – widerborstig und kantig, witzig und widersprüchlich ist.
Mo., 30. Jun · 22:25-23:35 · 3sat
Witz als Waffe – Der Jüdische Humor
Jüdische Witze erzählt man sich auf der ganzen Welt, sie sind ein Spiegel der jüdischen Kultur – ein Spiegel, der oft vergrößert, oft verzerrt wird, um ihn durch Übertreibung sichtbar zu machen. Die Wurzeln des jüdischen Humors kann man schon in der Torah entdecken. Heute ist er aus der globalen Popkultur nicht mehr wegzudenken. Gleichzeitig wird er oft missverstanden, verkitscht und romantisiert. Doch jüdischer Humor ist nicht immer das, wofür man ihn hält. Gerade im deutschsprachigen Raum erfreut sich jüdischer Humor großer Beliebtheit – bei „Hitlers ersten Opfern“ in Österreich und den „Aufarbeitungsweltmeistern“ in Deutschland. „Erst bringen sie uns um, dann lachen sie über unsere Witze“, kommentiert der Rabbiner Andrew Steiman. Erklärt sich der Erfolg jüdischer Humoristen in Österreich und Deutschland nach der Shoah mit dem Wunsch, historischen Ballast abzuwerfen, vielleicht sogar Schuld? Lachen, das entlastet? Wird womöglich ausgeblendet, dass jüdischer Humor mitunter durchaus unbequem für Nichtjuden ist? Jascha Hannover geht in seiner Dokumentation der Frage nach, warum der Humor und der von ihm geprägte Witz für Jüdinnen und Juden auch heute nichts an Relevanz verloren hat, welche Rolle er immer noch für Emanzipation und Selbstbestimmung spielt. Auf diese Fragen kann es nicht nur eine Antwort geben, erst recht nicht im jüdischen Denken. Denn meistens werden Texte in der jüdischen Tradition mindestens zu zweit studiert und diskutiert. Daher kommen für die Dokumentation Jüdinnen und Juden in verschiedenen Ländern Europas und in Israel zum Gespräch zusammen, darunter der Schriftsteller Doron Rabinovici, die Rabbinerin Delphine Horvilleur, der Lyriker und Essayist Max Czollek und die Autorin Sasha Marianna Salzmann.