„Wir sind wieder in den Kampf zurückgekehrt, der alle Geiseln gefährdet“

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Omer Wenkert, der selbst 505 Tage in Gaza gefangen war, Foto: Paulina Patimer

Wie jeden Samstag fand auch gestern wieder eine zentrale Kundgebung am Platz der Entführten in Tel Aviv statt. Tausende kamen, um die Familien der Entführten zu unterstützen und ein Abkommen zu fordern, das alle 59 noch verbliebenen Geiseln nach Hause bringt. 

Iair Horn, Foto: Alon Gilboa

Unter den Rednern war Iair Horn, der selbst 498 Tage in Hamas-Gefangenschaft überlebt hat und dessen Bruder Eitan weiter in Gaza ist. Unter Tränen sagte Iair: „Ich war 498 Tage in Hamas-Gefangenschaft. 498 Tage unter der Erde, ohne Wasser, ohne die Sonne zu sehen, ohne frische Luft zu atmen. Pessach steht vor der Tür. Ich wünsche mir einen Seder mit der ganzen Familie, mit meinem kleinen Bruder Eitan. Eitan wird immer noch in Gaza festgehalten, seit 540 Tagen, ohne Wasser, ohne frische Luft zu atmen und ohne die Sonne zu sehen. Wir sind wieder in den Kampf zurückgekehrt, der alle Geiseln gefährdet. Ich war dabei, ich hörte Panzer über mir vorbeifahren, ich rannte während der Bombenangriffe durch Tunnel, ich zog Eitan am Arm, als er sich nicht mehr weiter konnte – ich rief ihm zu: ‚Ich lasse dich hier nicht zurück!‘ Die Geiseln spüren jetzt, dass sie Kollateralschaden sein könnten – ein schreckliches Gefühl, glauben Sie mir.“

Bar Godard, Foto: Lior Rotstein

Bar Godard, die Tochter von Meni und Ayelet Godard, die beide im Kibbutz Beeri ermordet wurden, Menis Leiche wurde nach Gaza entführt, berichtete auf der Kundgebung davon, dass die IDF vor Kurzem versucht hatte, Menis Leiche zu befreien. Die Aktion scheiterte jedoch. IDF und Shin Bet bestätigten am Abend, dass Truppen im südlichen Gazastreifen Leichenteile gefunden hätten, die per DNA Meni Goddard zugeordnet wurden. Die Leiche selbst konnte jedoch nicht geborgen werden. Bar Godard bedankte sich bei dem Offizier, der zu ihr nach Hause kam, ihr gegenübertrat und Verantwortung übernahm und fügte  in Anspielung auf Premier Netanyahu hinzu: „Ich musste an eine andere Person denken, die seit dem 7. Oktober für nichts die Verantwortung übernommen hat“. Die unmenschliche Situation könne nur durch ein Abkommen beendet werden. „Gebt die lebenden Geiseln sofort ihren Familien zurück, sofern sie noch mit ihnen vereint werden können – es ist unsere Pflicht, sie zu vereinen!! Gebt die Lebenden zur Rehabilitation und die Verstorbenen zur Beerdigung zurück – jetzt!“, forderte Bar.

Unter den Teilnehmern der Kundgebung war auch Liri Elbag, eine der fünf Späherinnen, die Ende Januar freikamen, Foto: Lior Rotstein

Zeitgleich zur Kundgebung am Platz der Entführten fand vor dem Eingang des Armee-Hauptquartiers in der Begin Straße eine weitere Demonstration statt, die das Vorgehen der Regierung in deutlicheren Worten kritisierte. Der Protest dort vermischt sich mit den Demonstrationen gegen die Regierung und die Neuauflage der sog. Justizreform.