Am 27. Januar 2025 wurden im Roten Rathaus von Berlin, unweit des berühmten Fernsehturms am Alexanderplatz, vier Personen und zwei Initiativen mit einem sehr wichtigen Preis geehrt. Die US-amerikanische Stiftung würdigt bereits zum 25. Mal, gemeinsam mit dem Abgeordnetenhaus und dem Regierenden Bürgermeister von Berlin, engagierte Menschen und Initiativen.
Von Christel Wollmann-Fiedler
„Die Obermayer Awards sind beispiellos und das einzige US-amerikanische Projekt, das sich in dieser Weise engagiert. Die Awards haben als Familienprojekt begonnen. Aus dieser Initiative ist inzwischen auch ein weites Netzwerk zwischen den USA und Deutschland sowie ein Fellowship Programm hervorgegangen“, ist zu lesen.
Dr. Judith H. Obermayer und Dr. Arthur S. Obermayer gründeten vor fünfundzwanzig Jahren die Stiftung und begannen mit der Idee, engagierte Menschen in Deutschland, die keinen jüdischen Hintergrund haben, zu ehren. Diese Menschen bewahren jüdische Geschichte und Kultur in ihren Gemeinden, arbeiten gegen Antisemitismus, Rassismus und Hass. Der Sohn Joel Obermayer gründete „Widen the Circle“ gegen Intoleranz und Vorurteile, ausgehend von der Geschichte. Er ist Geschäftsführer und gehört zum Direktorium der Obermayer Foundation. Seine Mutter, Dr. Judith Obermayer, ist Präsidentin der Stiftung.
Im Vorstand der Jüdischen Gemeinde zu Berlin ist Sara Nachama und seit 25 Jahren Jury-Präsidentin der Obermayer Stiftung. Heute stellt sie die Jury-Mitglieder der Stiftung vor.
Dr. Arthur S. Obermayer, 1931-2016, hatte deutsche Wurzeln. Seine Großeltern waren gebürtige Süddeutsche.
Familie Obermayer hat im Festsaal des Roten Rathauses Platz genommen und wird von den Berlinern herzlich begrüßt und umarmt. Eine Freundschaft ist entstanden in den Jahren.
Noch unendlich mehr könnte über die Obermayer Stiftung, über „Widen the Circle“ und deren Mitarbeiter gesagt werden, doch die diesjährigen Preisträger sollen genannt werden.
Shelly Kupferberg empfängt die Preisträger und die Gäste und moderiert auf ihre kluge und charmante Art den festlichen Abend. Vier Personen und 2 Initiativen werden gleich vorgestellt und bekommen ihre Preise. Der Regierende Bürgermeister von Berlin Kai Wegner und die Präsidentin des Abgeordnetenhauses von Berlin Cornelia Seibeld übergeben die Preise.
Zu jeder Preisträgerin, jedem Preisträger und den beiden Initiativen laufen kurze Film über die Leinwand, die uns zeigen, wie diese ehrenamtliche genannte intensive Arbeit im Alltag aussieht.
Im sächsischen Zittau wurde im Jahr 2000 der „Verein Augen auf. e.V. Oberlausitz“ gegründet, der sich intensiv gegen Rechtsextremismus, Rechtspopulismus, Atisemitismus und Antiziganismus engagiert. Das Demokratiebewusstsein zu stärken ist ein Ziel des Vereins, die Unterstützung von Bürgerbeteiligung und gegen Bekämpfung von Vorurteilen ist ihr Arbeitsziel, ebenso organisieren sie Jugend- und Kulturprojekte mit bildungspolitischem Anspruch, auch Sportveranstaltungen und Kulturprogramme, die das soziale Miteinander fördern sollen. Sven Kaseler ist Vorstand des Vereins und nimmt für alle Mitarbeitenden den Preis entgegen.
Dr. Steffen Hänschen aus Berlin lehrt Deutsch als Fremdsprache bei Babylonia e.V. Er organisiert seit mehr als 20 Jahren Reisen für das Bildungswerk Stanislaw Hantz e.V. Er zeigt den Interessierten Mitreisenden die Orte des Holocaust in der Westukraine, in Polen und Litauen. Die jüdische Geschichte dieser Landschaften und Orte vermittelt er den Reisenden. Überlebende der Konzentrationslager traf er und hörte deren Leidensgeschichten. Im Metropol Verlag in Berlin erschien 2018 sein Buch „Das Transitghetto in Izbica im System des Holocaust.“ Ein wichtiges, quellengesättigtes und schon lange überfälliges Buch, schrieb Jim G. Tobias.
Dann wird Harald Höflein aus Ober-Ramstadt in Hessen im Film vorgestellt. Als Oberstudienrat lehrt er Geschichte und Politik in seinem Wohnort und nebenan in Darmstadt im Hessischen Staatsarchiv ist er als Archivpädagoge unterwegs. Aktiv ist er u.a. im Verein „Gegen das Vergessen – Für Demokratie“. Fortbildungsprogramme für Jugendliche, das Verlegen von Stolpersteinen, Begegnungen mit Holocaustüberlebenden und ihren Nachkommen und deren Lebensgeschichten gehören in sein Programm. Die Vergangenheit macht er lebendig. Alljährlich gestalten Jugendliche Holocaustgedenktage in Ober-Ramstadt, die er organisiert.
Anja Listmann arbeitete als Lehrerin bis 2017 in Fulda, drei Jahre später wurde sie „Beauftragte für Jüdisches Leben“ in Fulda. Programme für Schülerinnen und Schüler erstellt sie, über jüdische Mitbürger und deren Leben damals in Fulda recherchiert sie, Gedenkveranstaltungen über die Reichsprogromnacht und die Deportationen der jüdischen Mitbürger in Fulda bereitet sie vor, ebenso internationale Treffen mit ehemaligen jüdischen Bewohnern aus Fulda und deren Nachkommen, einen Schüleraustausch mit israelischen Schülern aus Petach-Tikvah organisierte sie.
Die älteste Geehrte in dieser Runde ist die Hamburgerin Petra Michalski, eine in Berlin bekannte Dame. Man verehrt sie und empfängt sie überall sehr gerne. Der Ehemann Franz Michalski starb vor zwei Jahren. Petra und Franz Michalski wurden in den Jahren in Schulen eingeladen und auf andere Podien zum Erzählen aus dem jüdischen Leben von Franz Michalski. Eine kaum vorstellbare Flucht von Versteck zu Versteck vor den Nazis unternahmen die Eltern von Franz Michalski mit den beiden Söhnen. Nach dem Schlaganfall vor vielen Jahren wurde Petra Michalski das „Sprachrohr“ für ihren kranken Mann. Sie erzählte in seinem Beisein über die Jahre seine Lebensgeschichte. Eine kaum zu begreifende Arbeit, die sie beeindruckend und gerne für ihren Mann getan hat.

Wer kennt nicht Schalke 04 in Gelsenkirchen? 1992 wurde die Fußballinitiative gegründet als Schalker gegen Rassismus. Dr. Susanne Franke, Gelsenkirchnerin und Fußballfan, ist langjähriges Vorstandsmitglied des Vereins, der gegen Rassismus, Antisemitismus, Diskriminierung, Sexismus und Homophobie bei Sportfans im Stadion arbeitet. Ihr auffälliges Logo – ein Fußballschuh, der ein Hakenkreuz tritt – druckten sie auf ein Transparent, dass sie am 9. November 1992 bei der jährlichen Kundgebung zur Erinnerung an die „Kristallnacht“, dem antijüdischen Pogrom von 1938, durch die Straßen von Gelsenkirchen trugen. Sie waren die ersten, die das Symbol benutzten.
Nur ein Bruchteil von Aktivitäten sind hier von den vier Preisträgern und den beiden Initiativen erwähnt. Weitaus mehr gehört zu ihrer freiwilligen Arbeit. Unter Obermayer Award kann im Internet über die Preisträger sehr viel mehr gelesen werden. Der Regierende Bürgermeister von Berlin Kai Wegner, die Präsidentin des Abgeordnetenhauses von Berlin Cornelia Seibeld und Joel Obermayer übergeben den Preis und die Blumen, dann folgt der fotografische Teil. Für die sechs Geehrten, die in Eigeninitiative ehrenamtlich diese großartige Arbeit leisten, ist dieser internationale Preis sicherlich eine hohe Ehre, eine Wertschätzung ihrer Arbeit und die in die Tat umgesetzten Ideen.