Das ist Elizabeth Tsurkov. Sie ist eine israelische Geisel. Dass ihr Gesicht weniger bekannt ist, liegt daran, dass sie keine Geisel der Hamas ist, sondern im Irak gefangen gehalten wird, und das seit März 2023.
Elizabeth Tsurkov wurde in Sankt Petersburg geboren, ihre Eltern waren Dissidenten, die in Sibirien inhaftiert waren. Als Elizabeth vier Jahre alt war, konnte die Familie nach Israel auswandern und ließ sich in der Siedlung Kfar Eldad in der Westbank nieder. Elizabeth wuchs in einer rechtsgerichteten Umgebung auf, die den Oslo Friedensprozess vehement ablehnte. Während ihres Militärdienstes traf sie auf andere Meinungen und begann sich für Menschenrechte im Nahen Osten zu interessieren. Sie studierte Internationale Beziehungen und Kommunikation an der Hebräischen Universität, Nahoststudien an der Universität Tel Aviv und Politikwissenschaften an der Universität Chicago. Sie ist Doktorantin an der Princeton Universität und konzentriert sich in ihrer Forschung auf den Nahen Osten und insbesondere auf den syrischen Aufstand und Bürgerkrieg und möchte dabei dokumentieren, „wie Zivilisten Krieg und staatliche Gewalt erleben und eine aktive Rolle in Konflikten und friedlichen Bürgerbewegungen spielen“, wie sie auf ihrer Webseite schreibt.
Im März 2023 befand sich Elizabeth Tsurkov auf Forschungsreise im Irak, der russische Pass ermöglichte ihr die Einreise, und wurde von einer lokalen Terrorgruppe entführt. In Israel wird angenommen, dass sie von einer vom Iran unterstützten irakischen Terrorgruppe gefangen gehalten wird.
Im November 2023, über ein halbes Jahr nach ihrer Entführung, wurde in einem irakischen Tv-Netzwerk ein Video ausgestrahlt, in dem sie in Hebräisch um ihre Freilassung bat. Seitdem gab es kein weiteres Lebenszeichen mehr von Elizabeth Tsurkov. Erst vor drei Wochen konnte der irakische Außenminister Fuad Hussein dem Journalisten Barak Ravid gegenüber bestätigen, dass sie am Leben sei und sich Iraks Premierminister Muhammed Shia al-Sudani für ihre Freilassung einsetzen würde. Israel hatte die Vertreter der USA, Großbritanniens, Deutschlands, Österreichs und Kanadas aufgefordert, über ihre Botschaften in Bagdad Druck auf die irakische Regierung auszuüben und nach einer Möglichkeit zur Aufnahme von Verhandlungen zu suchen.
In arabischen Medien wurde vor zwei Wochen berichtet, dass Verhandlungen über einen Gefangenen- und Geiselaustausch im Gange seien, in dessen Rahmen Elizabeth Tsurkov freikommen soll. Israel soll im Gegenzug Hisbollah-Terroristen freigelassen, die während der israelischen Militöroperationen im Libanon gefangen genommenen wurden.
Ob Elizabeth in ihrer Gefangenschaft vom 7. Oktober gehört hat? Vom Krieg in Gaza und gegen die Hisbollah und dem Sturz Assads?
Im Sommer 2021 wurde sie in einem Interview mit Haaretz gefragt, welche Lehre sie aus den multinationalen, multiethnischen, multisektoralen und vielfach gespaltenen Gesellschaften ziehe, denen sie im Irak und in Syrien begegnet. In ihrer Antwort sprach sie davon, dass in Israel keine „inklusive, israelische Nationalidentität“ entstanden sei. Es gebe nur einen „gemeinsamen Nationalismus für Juden, die aus Rumänien, dem Jemen oder dem Iran kamen“. Das sei jedoch ein „ungesunder Nationalismus“, „weil er größtenteils auf Angst vor dem Anderen, Hass auf den Anderen, auf einer Art Gefühl basiert, dass wir gemeinsam gegen den Anderen sind.“