„Willkommene Sündenböcke“

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Die linkszionistische, säkulare jüdische Jugendbewegung Hashomer Hatzair (deutsch: Der junge Wächter) blickt auf eine lange, bedeutsame Geschichte zurück: 1913/14 im damaligen Galizien gegründet wurde sie in ihrer Hochphase vor allem von Jugendlichen aus Österreich und Ungarn geprägt.

Von Roland Kaufhold

Theoretisch und organisatorisch lehnten sie sich, als überzeugte, selbstbewusste Juden, vor allem an die Wandervogelbewegung an. Ab 1931 entstanden auch in Deutschland mehrere Ortsgruppe – „Ken“ („Nest“) – , deren Geschichte bis heute, wegen der Naziverfolgung, überwiegend nur bruchstückhaft überliefert ist.

Während der Nazizeit arbeitete Hashomer Hatzair im Untergrund, und half vor allem bei der Rettung von jüdischen Kindern und Jugendlichen durch die Kinder- und Jugendaliyah.

Weiterhin setzten sie sich für die Gründung von Kibbuzim ein. Einige ihrer aus Deutschland emigrierten Mitglieder schlossen sich in Palästina, ab 1948 Israel, verschiedenen Kibbuzim an.

Heute hat Hashomer Hatzair 14.000 Mitglieder in Israel und 4.500 Mitglieder in anderen Ländern. Auch in Deutschland, vor allem in Berlin, gibt es nun Versuche, Hashomer Hatzair wieder aufzubauen.

So fand vor einigen Wochen in der Kölner Synagoge, eingeladen von den Kölner Falken sowie von der Kölnischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit, ein gut besuchter Informationsabend statt. Die Recherche der Geschichte der kleinen Kölner Hashomer-Hatzair-Gruppe ab 1931 wartet noch auf Aufarbeitung. Die Namen einiger damaliger Mitglieder sind bekannt. Als Basis-Literatur liegt die Arbeit von Suska Döpp: Jüdische Jugendbewegung in Köln 1906 – 1938 (Münster: Lit., 1997, 248 S. (Anpassung – Selbstbehauptung – Widerstand)) vor.

Auf der Website „Hachschara als Erinnerungsort“ ist einiges zu ihrer Geschichte zusammengetragen – eine gute Grundlage für eigene Forschungen.

Kürzlich, im Januar 2024, wurde Hashomer Hatzair Ken Berlin mit der Shimon-Peres-Preis-Urkunde ausgezeichnet; die Ehrung fand in Deutschland und parallel in Israel statt. 

Aktuell muss die Berliner Gruppe dieser linken, säkularen jüdischen Jugendbewegung sich sogar nach dem Hamas-Pogrom vom 7.10.2023 mit Antisemitismus und antisemitisch konnotierten Ausgrenzungsversuchen „ausgerechnet“ durch „linke“ Gruppierungen auseinander setzen.

Nachfolgend die Stellungnahme von Hashomer Hatzair Ken Berlin: