Erinnerung an den Widerstand von Sinti und Roma in Auschwitz-Birkenau

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Der Zentralrat Deutscher Sinti und Roma erinnert an den Widerstand der Häftlinge im Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau vor 79 Jahren. Am 16. Mai 1944 sollten tausende im Lagerabschnitt B II e (dem sogenannten „Zigeunerlager“) zusammengepferchte Sinti und Roma in den Gaskammern ermordet werden.

Die SS brach die Vernichtungsaktion jedoch wegen des Widerstands der Sinti und Roma ab; wohl auch, um zu verhindern, dass der Widerstand auf andere Lagerabschnitte übergreifen konnte. Zu diesem Zeitraum waren im Lager Auschwitz-Birkenau über 100.00 Häftlinge gefangen. In der Folge deportierte die SS die arbeitsfähigen und widerstandsfähigen jungen Männer und Frauen mit ihren Familien in andere Konzentrationslager und ermordete in der Nacht vom 2. zum 3. August 1944 die letzten 4.300 im Lagerabschnitt B II e noch lebenden Menschen in den Gaskammern.

Die Holocaust-Überlebende Walter Winter, der 1943 als Wehrmachtssoldat von der Ostfront nach Auschwitz deportiert wurde, erinnerte sich in einem Interview an die Ereignisse des 16. Mai: „Das ganze ‚Zigeunerlager‘ sollte vergast werden. […] Jetzt kam es drauf an. Wir hatten uns abgesprochen, dass keiner rausgeht, wenn sie den Befehl geben. Wir waren zu allem entschlossen. Jeder, der konnte, hatte sich mit irgendetwas bewaffnet, mit Spaten, Steinen, was man finden konnte. Hinter der Blocktür haben wir gewartet. Jetzt hörten wir den Befehl, aus den Blocks zu treten: ‚Raustreten! Marsch, Marsch!‘ Und noch mal: ‚Sofort raustreten!‘ Wir im Block 18 haben uns nicht gerührt. […] Kein Häftling war draußen zu sehen, auch niemand aus den anderen Blocks hatte den Befehl befolgt. […] Ich glaube, die [Lager-SS] waren vollkommen fassungslos, dass alle, wirklich alle Häftlinge im ‚Zigeunerlager‘ den Befehl verweigerten. […] Unser Widerstand war erfolgreich.“

Der 16. Mai gilt heute als Symbol dafür, dass Sinti und Roma nicht nur passive Opfer waren. Sie haben auf unterschiedliche Arten Widerstand geleistet, als Partisanen gekämpft oder sich dem Verfolgungsapparat entzogen. Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, betonte: „Zur Geschichte des Holocaust an unserer Minderheit gehört auch der verzweifelte Mut derer, die selbst in ausweglosen Situationen ihren Mördern getrotzt haben. Diesem existentiellen Ringen um Selbstbehauptung gebührt unser Respekt und ein Platz in unserem historischen Gedächtnis.“

Jonathan Mack, Zentralrat Deutscher Sinti und Roma