Die neuen Fernsehtipps

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Vom 16. bis 31. Mai 2023

Mi., 17. Mai · 00:00-00:45 · SWR
Die Romika-Story

Segelschuhe, Gummistiefel oder Pantoffel – seit 100 stehen diese Schuhe für eine Erfolgsgeschichte: Romika, der Name hat bis heute eine große Strahlkraft. Doch es gibt ein dunkles Kapitel, das lange verschwiegen wurde. Denn Romika steht auch beispielhaft für die Ausplünderung zahlloser jüdischer Unternehmen während der Nazi-Herrschaft. Hinter dem großen Namen steckt die dramatische Geschichte des rheinischen Schuhpioniers Hans Rollmann. Mit zahlreichen Patenten gelang ihm in den 1920er Jahren der große Erfolg auf dem deutschen Schuhmarkt. Selbst nach der großen Wirtschaftskrise 1929/30 arbeiteten in den Fabriken in Köln und Trier noch mehr als tausend Menschen. Doch nach der Machtergreifung wurde Rollmanns jüdischer Glaube zur Bedrohung für ihn und sein Unternehmen. Rohstoff-Boykott und Exportverbote trieben Romika in den Ruin. Rollmann hatte keine Chance. 1936 übernahm dann ein neuer Geschäftsführer das lukrative Unternehmen: Hellmuth Lemm profitierte dabei von Großaufträgen der Wehrmacht. Und mit Hilfe ukrainischer Zwangsarbeiterinnen konnten die Lohnkosten gedrückt werden. Hans Rollmann dagegen rettete sich nach Brüssel. Doch als die Wehrmacht dann im Zweiten Weltkrieg auch in Belgien einfiel, flüchtete die Familie nach Calais. Von dort ging es nicht weiter, kein Schiff nahm sie auf. Hans Rollmann und seine Frau Marie sahen keinen Ausweg mehr und nahmen sich das Leben. Ihrer Schwiegertochter gelang mit ihrer zweijährigen Tochter die Flucht über Lissabon nach Amerika. Nach Kriegsende wollte man die Nazizeit möglichst schnell vergessen. Romika tragen: Wohlbehagen wurde zum Slogan gepflegter Häuslichkeit. Die zweite Generation der Lemms führte nun bei Romika die Geschäfte und zählte später zu den 400 reichsten deutschen Familien. 1986 wurde das 50-jährige Jubiläum groß gefeiert. Kein Wort allerdings von der eigentlichen Geschichte, die ja im Jahr 1921 begann. Heute gehört Romika zu Europas größtem Schuhkonzern Deichmann. Erst in den letzten Jahren kommt nach und nach die ganze Romika-Geschichte ans Licht. Es ist Hans Rollmanns Urenkel, der mehr wissen will über die Familien- und Firmengeschichte. Autorin Renate Werner hat die Initiative von Carl Liedermann aufgegriffen und ihn mehrmals auf seiner Spurensuche in Deutschland begleitet. Für diesen Film hat sie ein Treffen mit dem ehemaligen Geschäftsführer Björn Lemm vorbereitet und dazu mit Zeitzeugen an den Originalschauplätzen gedreht. Entstanden ist ein einzigartiges Dokument der Geschichte eines großen deutschen Unternehmens.

Mi., 17. Mai · 22:00-22:30 · RBB
Heimat gesucht! Israelis in Berlin

Mehr als acht Millionen Juden leben über den Globus verstreut in der Diaspora. Etwa so viele wie im heutigen Israel. Auch aus dem Gelobten Land selbst zieht es viele in die Fremde. Ihnen ist ihr kleines Land keine einfache Heimat: Hin- und hergerissen zwischen der Liebe zu ihrer Kultur und dem andauernden Nahostkonflikt mit seinen Begleiterscheinungen, suchen sie ihr Glück woanders. Auch in Berlin. Doch finden sie es hier? Welche Rolle spielt die Geschichte? Und was macht die Fremde mit ihrer Identität? Bekommt das Jüdische hier vielleicht eine andere Bedeutung? Der Film begleitet Israelis, die zu ganz unterschiedlichen Zeiten, aus ganz unterschiedlichen Gründen nach Berlin gekommen sind: Ein gewerbetreibendes Ehepaar, eine Stadtführerin und zwei Literaten, die neu in der Stadt sind. Bei allen Unterschieden, eines eint sie: die Suche nach einem friedlichen und toleranten Ort zum Leben. Shahar und Noam sind vor zehn Jahren nach Berlin gezogen. Ohne deutschen Pass und finanzielle Unterstützung haben sie ein kleines Label für nachhaltige (upcycling) Leder- und Mode-Accessoires etabliert. Sie entwerfen ihre Produkte selbst und verkaufen sie auf Kunstgewerbe- und Weihnachtsmärkten in verschiedenen deutschen Städten. Vor zwei Jahren kam eine kleine Berlinerin zur Welt, was ihr Leben ziemlich auf den Kopf gestellt hat. Nirit und der 22-jährige Joel sind Mutter und Sohn. Sie kam 1987 nach Berlin, lange bevor Berlin unter Israelis „populär“ wurde. Nachdem sie Deutsch gelernt und studiert hatte, zog sie (zunächst mit ihrem deutschen Mann) zwei Söhne groß. Seit Jahren ist sie vielleicht die versierteste Stadtführerin für jüdische Themen. Darüber hinaus recherchiert sie für einen Dokumentarfilm zum Judentum in der DDR. Joel studiert Philosophie und versteht sich, obwohl auch israelischer Staatsbürger, als jüdischer Deutscher. Neben seinem Studium arbeitet er im Bundestag als hebräisch-sprachiger Besucherbetreuer. Dory und Moshe sind Autoren und unter interessierten Israelis durchaus bekannt. Während sich Dory als Übersetzer und Dichter betätigt, schreibt Moshe Romane. Vor gut anderthalb Jahren kam das schwule Paar aus Tel Aviv nach Berlin. Davor lebten sie in Paris. Während Moshe an einem Roman arbeitet, der in Berlin spielt, forscht Dory u.a. nach seiner aus Berlin stammenden Familie. Er hat Anfragen an Archive gestellt und eine Grabstätte auf dem Jüdischen Friedhof Weißensee entdeckt.

Mi., 17. Mai · 22:30-00:00 · RBB
Kinder der Hoffnung

Vor 15 Jahren hat die heute 40-jährige Regisseurin Yael Reuveny („Schnee von gestern“) ihre Heimat Israel verlassen, um in Berlin zu leben. Für KINDER DER HOFFNUNG kehrt sie zurück und trifft ihre ehemaligen Klassenkameraden, um zu sehen, was aus den Träumen und Idealen ihrer Generation geworden ist. 32 Kinder einer israelischen Schulklasse posieren 1988 für ein Foto. Als sich ihre Wege trennen, sind sie voller Hoffnung auf Frieden. In Super-8-Aufnahmen aus der Kindheit und pointierten Kurzporträts ihrer damaligen Mitschülerinnen und Mitschüler überdenkt die Filmemacherin Yael Reuveny ihr eigenes Selbstverständnis und das ihrer Generation. Warum gibt es keinen Frieden mit den Palästinensern? Das ist nur eine der vielen Fragen, die Reuveny sich und ihrer Generation stellt. Sie stößt auf unbequeme Antworten und muss sich eingestehen, dass selbst die 3. Generation nach der Shoah noch zutiefst davon geprägt ist. Aus Israel und aus Palästina flüchten Menschen vor dem bewaffneten Dauerkonflikt, nach Europa oder in die USA, einerseits erleichtert, einem großen Druck entkommen zu können, und gleichzeitig traurig, nicht mehr Teil einer großen Gemeinschaft zu sein. Auch damit setzt sich die Filmemacherin auseinander – mit ihren eigenen Motiven für ein Leben im Exil in Deutschland.

Do., 18. Mai · 00:00-01:35 · RBB
Die Oslo-Tagebücher

Der Film dokumentiert zum ersten Mal, was wirklich bei den geheimen israelisch-palästinensischen Friedensverhandlungen in Norwegen 1992/93 geschah. Die Dokumentation erzählt exklusiv aus der Sicht der wichtigsten Akteure, wie es zum Friedensabkommen von Oslo kam, und fragt nach den Ursachen für das Scheitern der anschließenden Verhandlungen. Ein packender Politthriller, für den die ergreifenden persönlichen Aufzeichnungen der damals Beteiligten genutzt werden konnten. Zudem ist noch nie gezeigtes Archivmaterial zu sehen. Am 10. Dezember 1994 erhielten Israels Ministerpräsident Rabin, sein Außenminister Peres und PLO-Chef Arafat in Oslo den Friedensnobelpreis für ihre Bemühungen im Friedensprozess. In Oslo hatte man sich in geheimen israelisch-palästinensischen Friedensverhandlungen angenähert. Frieden schien möglich. Der Dokumentarfilm von Mor Loushy und Daniel Sivan erzählt die wahre Geschichte jener Akteure, die damals versuchten, Frieden zu schaffen. Im September 1993 gaben sich Israels Ministerpräsident Yitzchak Rabin und Jassir Arafat, Chef der palästinensischen Befreiungsbewegung, auf dem Rasen des Weißen Hauses die Hände. Eine historische Geste der Versöhnung: Zwei erbitterte Feinde präsentierten sich als Partner. Im Vertrag von Oslo hatten sie sich verpflichtet, gemeinsam eine Lösung des Konflikts zu finden. Unter strikter Geheimhaltung war er in Norwegen ausgehandelt worden. Von einer Gruppe mutiger Unterhändler, zwei israelischen Professoren und drei PLO-Mitgliedern. Die ehemals erbitterten Feinde einte die Überzeugung, dass das Blutvergießen auf beiden Seiten endlich gestoppt werden müsse. Die internationale Koproduktion „Die Oslo Tagebücher“ dokumentiert zum ersten Mal, was wirklich bei den geheimen israelisch-palästinensischen Friedensverhandlungen in Norwegen 1992/93 geschah. Der Dokumentarfilm erzählt exklusiv aus der Sicht der wichtigsten Akteure, wie es zu diesem Friedensabkommen kam, und fragt, warum sich die Hoffnungen von Oslo nicht erfüllten. Für den packenden Politthriller konnten die Autoren Mor Loushy und Daniel Sivan die ergreifenden persönlichen Aufzeichnungen der damals Beteiligten nutzen. Wie in ihrem vorigen, preisgekrönten Film „Censored Voices“ arbeiten sie mit noch nie gezeigtem Archivmaterial.

Do., 18. Mai · 01:00-01:45 · ZDF
Geständnisse eines Neonazis (1)

„Ich weiß von Straftaten. Ich weiß, wie die Szene an Waffen kommt. Ich weiß von Todeslisten. Ich weiß, wann, wo und wie für den Tag X trainiert wird.“ „Woher wissen Sie das?“ „Ich war dabei.“ Über Jahrzehnte war „Michael“ in der rechten Szene, hat umfassendes Wissen aus dieser Welt. In der Dokuserie „Geständnisse eines Neonazis“ packt „Michael“ aus. Um seine Anonymität zu wahren, werden „Michael“ und seine Erzählung virtuell animiert. „Michael“ ist eine besondere Quelle: Er war nicht nur Teil einer Kameradschaft, sondern hatte Kontakt zu national und international vernetzten rechten Gruppierungen, die untereinander konkurrieren. Selten zuvor ist es Journalisten gelungen, aus dem Zentrum dieser äußerst verschlossenen und konspirativ agierenden Szene zu berichten. Und das, was „Michael“ über die Machenschaften und Strukturen der militanten Neonaziszene erzählt, ist besorgniserregend: die Vorbereitungen auf den Tag des Systemzusammenbruchs, grenzübergreifender Waffenschmuggel, Rechtsrock als Finanzierungsquelle für rechten Terror. „Michael“ legt auch offen, wie Rechte im europäischen In- und Ausland weitgehend unbeobachtet von den Sicherheitsbehörden planen und agieren können. Alle Aussagen der Quelle wurden von einem Rechercheteam über Monate hinweg akribisch auf Belegbarkeit geprüft. Im Film ordnen darüber hinaus Behördenvertreter und Kenner der Szene die Aussagen der Quelle ein. „Geständnisse eines Neonazis“ ist dabei ein gestalterisches Leuchtturmprojekt: Mithilfe von Motion-Tracking-Technik, die sonst nur aus Hollywoodfilmen und Videospielen bekannt ist, wird die Quelle in einen Avatar verwandelt – ein notwendiger Schritt, um sie bestmöglich vor Vergeltung aus der rechts-terroristischen Szene zu schützen, denn Aussteiger landen häufig auf Todeslisten. Ein Schauspieler leiht dem Avatar seine Mimik, ein Synchronsprecher seine Stimme. Das Ergebnis: Der animierte Insider kann in einem nachgestellten Interviewsetting befragt werden und führt virtuell an die nachempfundenen Orte seiner Erlebnisse. Der Mediatheks-Dreiteiler ist ein Highlight-Projekt der Doku-Redaktion von „Die Spur“ unter Mitarbeit von „ZDFheute“, „frontal“ und HR Digitale Medien. Die Redaktion produziert neben dem wöchentlichen Format „Die Spur“ regelmäßig investigative, gesellschaftspolitische Doku-Serien für die ZDFmediathek mit einer Verankerung im linearen TV-Programm. Zu sehen sind „Geständnisse eines Neonazis“ als Dreiteiler à 30 Minuten in der ZDF-Mediathek und als Zweiteiler im linearen TV. Zudem sind Veröffentlichungen für „frontal“ sowie „ZDFheute“ geplant. „Geständnisse eines Neonazis (2)“ wird direkt im Anschluss ausgestrahlt.

Do., 18. Mai · 20:15-20:55 · arte
Die Nazis, der Rabbi und die Kamera

Der Fotograf und Rabbiner Frank Dabba Smith hält nichts von einfachen Theorien. „Schwarz-Weiß-Betrachtungen bringen niemanden weiter“, sagt er. Schon als junger Mann reiste er aus diesem Grund nach Deutschland – das Land, das einerseits für den Tod seiner Verwandten in Polen verantwortlich ist, andererseits aber auch seine größte Leidenschaft hervorgebracht hat: die Leica-Kleinbildkamera. Als junger Student hatte Frank gelesen, wie Leica-Firmenchef Ernst Leitz II den Juden während des Nazi-Regimes geholfen hatte. Später nahm er Kontakt mit der Familie Leitz auf. Der Enkel von Ernst Leitz II, Knut Kühn-Leitz, hatte zwar ein sehr inniges Verhältnis zu seinem Großvater, doch er wusste von nichts. Bis zu seinem Tod im Jahr 1956 hatte sein Großvater nie etwas aus der Zeit des Nationalsozialismus erzählt. Die Familie war sich zunächst nicht sicher, ob sie überhaupt Nachforschungen über die Vergangenheit anstellen sollte, doch Frank überzeugte sie. So kam ans Licht, dass Ernst Leitz II vielen Verfolgten geholfen hatte. Dazu gehörte unter anderem die Familie von Heinrich Ehrenfeld, Inhaber eines Frankfurter Kaufhauses. In den USA angekommen, änderte die Familie ihren Namen von Ehrenfeld zu Enfield und verkaufte Leica-Kameras. Die Enkelin Jill Enfield ist Fotografin und seit Jahren mit Frank in Kontakt – so hat sie viel Unbekanntes von ihren Großeltern erfahren. Der Dokumentarfilm führt an Originalschauplätze in Wetzlar, New York und Frankfurt am Main. Neben Frank Dabba Smith und Jill Enfield nimmt auch Oliver Nass, Urenkel von Ernst Leitz II, Stellung zu den damaligen Ereignissen.

Sa., 20. Mai · 22:00-23:50 · 3sat
Die Eingeborenen von Maria Blut

Das idyllische Maria Blut gilt als „das österreichische Lourdes“, neben der Wallfahrt bestimmt eine Konservenfabrik das Leben im Dorf. Als diese schließen muss, ist es mit der Idylle vorbei. Aberglaube, Esoterik und Antisemitismus sind die Zutaten für den Provinzhorror, den die jüdische Schriftstellerin Maria Lazar 1937 schuf. Ihr Blick auf die Landbevölkerung ist gnadenlos. Was später die Welt in den Abgrund stürzt, wird bereits im Kleinen durchgespielt. In messerscharfen kurzen Szenen geht es unbarmherzig dem Ende entgegen. Die neuen Geschäftsideen des Fabrikbesitzers Schellbach stellen sich als Schwindel heraus. Die 1930er-Jahre sind gerade angebrochen, Dollfuß ist Kanzler, und die kleingeistigen Eingeborenen von Maria Blut zeigen, wie gefährlich die Mischung aus Frömmigkeit und Abstiegsängsten ist, der aufkommende Faschismus wirft seine Schatten voraus. Die Schuldigen für die Misere des Dorfs sind schnell gefunden: der jüdische Anwalt Meyer-Löw und der sozialdemokratisch gesinnte Arzt, Dr. Lohmann. Gefühllos und hinterhältig werden sie von den Eingeborenen zu Sündenböcken gemacht. Regisseurin Lucia Bihler verstärkt das Stakkato dieser Miniaturdramen durch harte Blacks, die Filmschnitten ähneln. Die Bühne dominiert eine überdimensionierte Madonnenstatue und wird von grotesken Figuren, gehüllt in rosa und fleischfarbenen Latex, bevölkert, die mal chorisch, mal dialogisch, mal erzählend die ganze Boshaftigkeit dieser schaurigen Dorfgemeinschaft entfalten. Das Zusammenspiel aus Bühne, Kostüm, Regie und dem Ensemble das Burgtheaters macht diese Wiederentdeckung für das Theater zu einem ebenso betörenden wie verstörenden Erlebnis.

So., 21. Mai · 13:00-13:15 · Das Erste (ARD)
Jüdische Akzentsendung: Jewrovision 2023

„12 Punkte für?“ heißt es im Mai 2023, wenn junge Juden aus ganz Deutschland in Frankfurt beim „Jewrovision“-Event auf der Bühne stehen. Monatelang haben sie Tanzschritte und Songs einstudiert. Gewinnen ist das eine, aber es geht bei diesem Treffen auch darum, ohne Diskriminierung und viele Erklärungen mit anderen jungen Leuten zu feiern und sich über Städtegrenzen hinweg kennenzulernen. Monatelang haben sie geprobt, Tanzschritte und Songs einstudiert. Auch die Kostüme haben sie selbst hergestellt. Im Mai messen sich rund ein Dutzend jüdische Jugendgruppen mit eigenen Songtexten, beeindruckenden Bühnenshows und ausgefeilter Choreographie beim jüdischen Songwettbewerb „Jewrovision“, der 2023 in Frankfurt stattfindet. Es ist ein großes Event: Gewinnen ist das eine – aber es geht bei diesem Treffen auch darum, ohne Diskriminierung und viele Erklärungen mit anderen jungen Leuten zu feiern, zu tanzen und sich über Städtegrenzen hinweg kennenzulernen. Der Songcontest schweißt die jungen Menschen der jüdischen Community zusammen. Dieser Film begleitet eine Gruppe der jüdischen Jugend aus Baden über Wochen hinweg bei den Vorbereitungen, beim Tanz- und Gesangstraining, blickt hinter den Kulissen – und ist natürlich beim entscheidenden Auftritt bei der „Jewrovision 2023“ dabei.

Mo., 22. Mai · 20:15-21:00 · WDR
Der Vorkoster: Jüdische Küche bei uns im Westen – von traditionell bis modern

„Das Land, in dem Milch und Honig fließen“ – Israel ist untrennbar mit der jüdischen Küche verknüpft. Dabei geht die jüdische Küche weit über die Landesgrenzen Israels hinaus. Beeinflusst durch die verschiedenen Länder, in denen Juden im Laufe der Geschichte lebten, entstand eine einzigartige kulinarische Mixtur mit einer grenzenlosen Vielfalt. Doch wie wird die jüdische Küche hier in Nordrhein-Westfalen gelebt? Genau das möchte Vorkoster Björn Freitag herausfinden. Cheeseburger tabu? Zwei Spülmaschinen? Bei Rabbiner-Familie Wagner in Krefeld erfährt der Spitzenkoch, was es mit den jüdischen Speisegesetzen auf sich hat. Gummibärchen, Wein und Käse – im Düsseldorfer Supermarkt „Lechaim“ ist alles koscher. Björn Freitag probiert sich durch die breite Produktpalette. Der Rabbi macht den Ofen an? Nur wenige Bäckereien in Deutschland backen koscher – eine davon ist das „Schürener Backparadies“ in Dortmund. Hier lernt der Vorkoster, was es bedeutet, koscher zu backen, und warum der Rabbiner zu unangemeldeten Kontrollen vorbeikommt. Falafel, Shakshuka und Hummus – im israelischen Restaurant „Die Kurve“ landet die Lebensfreude Tel Avivs auf den Tellern der Gäste. Björn Freitag erkundet die intensive Geschmacksvielfalt dieser Köstlichkeiten und erlebt, wie jüdische Küche hier interpretiert wird. Zum Schluss wird’s koscher de luxe: „Masterchef“ und „kulinarischer Botschafter“ Tom Franz ist aus Israel zu Besuch und kreiert in der jüdischen Gemeinde-Küche Düsseldorf ein exklusives Menü aus Latkes und Forellenzopf. Bete‘ avon!

Mo., 22. Mai · 23:55-01:25 · ZDF
Wirf deine Sorgen über Bord

Nach dem tödlichen Autounfall ihres Mannes nimmt die einsame Alma die Obdachlose Marina und deren Familie in der großen Villa ihres verstorbenen Mannes auf. Trotz Widerständen folgt sie ihrem Drang, Menschen zu helfen. Alma gibt mit Überzeugung ihre Villa, ihre Kraft und ihr Vermögen für Flüchtlinge und Arme. Dabei bemerkt sie aber schnell, wie die Vorstellungen einer besseren Welt zunehmend auseinanderdriften. „Wirf deine Sorgen über Bord“ ist der zweite Spielfilm des israelischen Regisseurs Tom Shoval nach seinem erfolgreichen Debüt „Youth“. Der Film feierte seine Weltpremiere im Panorama der Berlinale 2013 und wurde im selben Jahr als Bester Film auf dem Jerusalem Film Festival prämiert.

Do., 25. Mai · 20:15-21:00 · NDR
Länder – Menschen – Abenteuer: Abenteuer Israel – Zu Fuß durch ein begehrtes Land

Zwei junge Deutsche, Kim und Eike, machen sich auf eine besondere Reise. Zu Fuß wollen sie Israel einmal von Nord nach Süd durchqueren. Auf über 1000 Kilometer windet sich der Weitwanderweg Israel National Trail durch das Heilige Land. Schon am ersten Tag wird klar: Hitze, Durst und schwere Rucksäcke werden zu einer täglichen Herausforderung. Viele junge Israelis wandern den Trail nach Beendigung ihres Wehrdienstes so wie Inbar, Sapir und Dana. Mit ihnen sprechen Eike und Kim darüber, was es bedeutet jüdisch zu sein und warum das nicht nur etwas mit Glauben zu tun hat. Die meisten Wanderer schlafen unter freiem Himmel. Da kann es schon mal passieren, dass man nachts Besuch von Schakalen oder Wildschweinen bekommt. Wer zwischendurch aber das Bedürfnis nach einem Dach über dem Kopf oder einer Dusche hat, kann bei einem sogenannten Trail Angel wie Aliza übernachten. Die Trail Angels wohnen entlang des Fernwanderweges und nehmen für eine Nacht Wanderer bei sich auf. Aliza hat elf Kinder, kinderreich ist bei vielen orthodoxen Familien üblich. Da die meisten aber nicht mehr zu Hause wohnen, ist Platz für Wanderer. Vieles in Alizas Leben ist von der Religion bestimmt. Und so lernen Kim und Eike zum Beispiel die Regeln der koscheren Küche kennen. In Jerusalem und Bethlehem wird der im Land schwelende Konflikt vor allem in den Gesprächen mit Palästinensern offensichtlich. Der letzte Teil der Reise führt durch die Wüste Negev. Schnell wird klar, hier warten die größten Herausforderungen des Trails: lange Tagesetappen ohne Möglichkeit, Wasser aufzufüllen, durch starke Regenfälle ausgelöste Sturzfluten oder Canyons, in denen man die schweren Rucksäcke über Strickleitern steile Wände nach oben tragen muss. Sogar hier in der Einsamkeit treffen Eike und Kim auf ganz besondere Menschen wie Idan, der aus Sorge, die beiden könnten in eine Sturzflut geraten sein, extra wieder einen Berg hochgeklettert war. Oder Hillel, der mit einem Tattoo des Eingangstors von Auschwitz und des Judensterns an das Schicksal seiner Großmutter erinnert. Am Roten Meer angekommen resümieren die beiden: Israel ist ein Land, dessen Landschaft kaum vielfältiger und beeindruckender sein könnte. Und doch sind es vor allem die Begegnungen mit den Menschen, die diese Reise so besonders gemacht haben.

Do., 25. Mai · 22:55-23:40 · 3sat
Mörder bevorzugt – Wie der BND NS-Verbrecher rekrutierte

Der Film zeigt schonungslos neue, erschreckende Erkenntnisse aus der Forschung in den Archiven des Bundesnachrichtendienstes. In keiner anderen bundesdeutschen Organisation oder Behörde wurde in dieser Konsequenz an nationalsozialistischen Vorstellungswelten festgehalten und somit auch der Boden für rechtsextremistisches Gedankengut kontinuierlich genährt. Der BND hat nicht nur einzelne schwer belastete NS-Täter beschäftigt. Die Anwerbung und Einstellung von Mördern und Schreibtischtätern hatte von Anfang an System. Gerhard Sälter, Mitglied der Unabhängigen Historikerkommission, kann das bis weit in die 1960er-Jahre nachweisen. Er hat zehn Jahre lang geforscht, dabei zahlreiche Akten und Personalakten des Nachrichtendienstes einsehen können. Sein Fazit öffnet historisch eine neue Dimension zum frühen BND. Die Organisation Gehlen, ab 1956 dann der BND, habe zahlreiche Täter des Holocaust nicht trotz ihrer Verbrechen rekrutiert, sondern wegen ihres nachweislichen Einsatzes für das NS-Terrorregime. Hauptamtliche Mitarbeiter des Dienstes konnten seinen Erkenntnissen nach sogar aus den Mitgliedern und leitenden Offizieren der Einsatzgruppen rekrutiert werden, die während des Zweiten Weltkriegs den Holocaust in Osteuropa durchführten. Eine jüdische Ehefrau hingegen konnte ein Einstellungshindernis beim BND sein, das gibt es Schwarz auf Weiß. Wie konnte der Dienst nach Gründung der Bundesrepublik immer noch NS-Verbrecher der Strafverfolgung entziehen? Warum hat Adenauers Kanzleramt als Aufsichtsbehörde dem Entstehen nationalsozialistischer Netzwerke im BND tatenlos zugesehen? Welche Rolle spielte dabei Kanzleramtschef Hans Maria Globke? Und gehörte tatsächlich auch Alois Brunner dazu, Eichmanns Gehilfe bei den Deportationen in die Todeslager? Wie stellt sich der BND heute dieser historischen Verantwortung? Die Autorin Christine Rütten geht diesen Fragen in ihrer Dokumentation nach.

Do., 25. Mai · 23:40-00:10 · 3sat
Braunes Gift – Das Drogenkartell der Neonazis

Der Film zeichnet ein rechtsextremes Drogennetzwerk nach, das die Thüringer Neonazi-Rocker „Turonen“ errichtet haben. Dabei nutzten sie ihre deutschland- und europaweiten Szenekontakte. Der Film zeigt auch, wie die Polizei reagierte: Erstmals setzte das Thüringer Landeskriminalamt nicht allein den Staatsschutz und den Verfassungsschutz, sondern Experten aus der Bekämpfung der Organisierten Kriminalität auf die Neonazi-Rockerbande an. Der bundesweit erste Fall dieser Art.

Fr., 26. Mai · 00:30-02:10 · RBB
Vor der Morgenröte

„Vor der Morgenröte“ erzählt aus dem Leben des österreichischen Schriftstellers Stefan Zweig im Exil. Auf dem Höhepunkt seines weltweiten Ruhms wird er von den Nazis in die Emigration getrieben und verzweifelt angesichts des Wissens um den Untergang Europas, den er schon früh voraussieht. Der seit Jahren im Exil lebende, weltweit bekannte Schriftsteller Stefan Zweig ist im Jahr 1936 Teilnehmer des 14. Kongresses der Autorenvereinigung PEN in Buenos Aires. Man erwartet von ihm ein eindeutiges Statement gegen den europäischen Faschismus und gegen die Rassenpolitik der Nationalsozialisten in Deutschland. In Gesprächen scheut Zweig das klare Urteil und ringt mit sich um die „richtige Haltung“. Er besucht mit seiner Frau Lotte seine erste Frau Friderike in New York. In ihrer Wohnung treffen sie auf Bekannte, Freunde und Verwandte. Er sieht sich von den Vielen, die ihn um Hilfe vor Verfolgung bitten, überfordert – und zugleich erdrückt ihn die Verantwortung, nur einigen Wenigen helfen zu können. Schon lange hat er nicht mehr unbeschwert schreiben können, und längst hat sich eine bleierne Traurigkeit in seiner Seele ausgebreitet, die immer deutlicher Oberhand über ihn gewinnt. „Vor der Morgenröte“ erzählt episodisch aus dem Leben des österreichischen Schriftstellers Stefan Zweig im Exil. Auf dem Höhepunkt seines weltweiten Ruhms wird er in die Emigration getrieben und verzweifelt angesichts des Wissens um den Untergang Europas, den er schon früh voraussieht. Die Geschichte eines Flüchtlings, die Geschichte vom Verlieren der alten und dem Suchen nach einer neuen Heimat. Rio de Janeiro, Buenos Aires, New York, Petrópolis sind vier Stationen im Exil von Stefan Zweig, die ihn trotz sicherer Zuflucht, gastfreundlicher Aufnahme und überwältigender tropischer Natur keinen Frieden finden lassen und ihm die Heimat nicht ersetzen können. Ein bildgewaltiger historischer Film über einen großen Künstler und dabei ein Film über die Zeit, in der Europa auf der Flucht war. In ihrem ebenso stringenten wie sinnlich-opulenten Film zeigt Maria Schrader den weltberühmten Autor in sechs Episoden seines Lebens – von seinem ersten Aufenthalt in Brasilien und der Teilnahme am PEN-Kongress (Poets, Essayists, Novelists – PEN) in Buenos Aires 1936 über den Besuch New Yorks und seiner ersten Frau Friderike im Jahr 1941 bis zu seinem Tod 1942 in Petrópolis. Dort schrieb Zweig sein wohl berühmtestes Werk „Die Schachnovelle“.

Fr., 26. Mai · 19:40-20:15 · arte
Re: Israel im Griff der Rechten – Siedlerbewegung auf dem Vormarsch

Naomi Linder Kahn ist eine von rund 700.000 jüdischen Siedlerinnen und Siedlern –Israelis, die entgegen internationalem Recht in den Gebieten wohnen, die der Staat im Sechstagekrieg 1967 erobert hat. Die gebürtige Amerikanerin lebt seit den 80er-Jahren in Givat Zeev, einer Siedlung im Westjordanland, die sie mit der biblischen Bezeichnung „Judäa und Samaria“ nennt. Die fünffache Großmutter arbeitet für „Regavim“. Eine NGO, gegründet vom Finanzminister und radikal rechten Siedler Bezalil Smotrich. Sie beobachtet Neubauten in der „Area C“, dem israelisch kontrollierten Teil des Westjordanlands. Sobald Palästinenser dort eine Garage, einen Friedhof oder eine Schule errichten, wird das von Regavim vor Gericht gebracht. Oft folgt die Zerstörung der Bauten. Jüngster Fall: Das Beduinendorf Khan al-Ahmar, das womöglich abgerissen werden soll. Seit dem Regierungswechsel hat die Gewalt im Westjordanland zugenommen. Palästinensische Attentäter schlagen zu – radikale Siedler üben Rache. Im Februar wurden zwei Israelis im palästinensischen Huwara erschossen, woraufhin hunderte Siedler in der Kleinstadt einen regelrechten Pogrom veranstalteten. Ein Palästinenser starb. Die Armee schaute zu. Finanzminister Smotrich forderte, dass Huwara „ausgelöscht“ werden solle. Der Bürgermeister von Huwara will den Angriff in Israel vor den Obersten Gerichtshof und auch vor den Internationalen Strafgerichtshof bringen. Die Regierung baut vor: Zukünftig sollen die Entscheidungen des Gerichtshofs vom Parlament überstimmt werden können. Für viele Israelis ein großer Schritt in Richtung Autokratie.

Fr., 26. Mai · 23:15-00:15 · ARD-alpha
Zeuge der Zeit: Georg Stefan Troller

Georg Stefan Troller zählt zu den bedeutendsten deutschsprachigen Dokumentarfilmern und Fernsehmachern der Nachkriegszeit. In diesem Interviewfilm blickt der 1921 als Sohn einer jüdischen Familie in Wien geborene Jahrhundert-Zeitzeuge auf sein bewegtes Leben zurück. Es heißt, er habe um die 2000 Interviews geführt. Mit außergewöhnlichen Menschen – Ikonen gleich: Mit Edith Piaf, Josephine Baker oder Konrad Adenauer. Mit Pablo Picasso, Marlene Dietrich oder Woody Allen. Die Liste ist lang und liest sich wie ein Who‘s who der letzten 70 Jahre. Um die 170 Filme hat er gemacht und viele Bücher geschrieben. Aber was fand er über sich selbst heraus? Über den Mann, der sich als Kind der 1920er Jahre als waschechten Wiener empfand. Der dann fliehen musste, weil er Jude war. Durch großes Glück konnte Georg Stefan Troller in die USA emigrieren. Am Ende des Zweiten Weltkriegs 1945 kehrte er als US-Soldat nach Europa zurück. Der einst Verfolgte wurde zum Befreier. Trollers Talent, Fragen zu stellen, kommt erstmals in seiner Zeit als Soldat in München zum Vorschein – zunächst beim Verhören von Kriegsgefangenen. Dann aber wird der junge GI als Reporter beim Sender der Alliierten eingesetzt: bei Radio München, dem Vorläufer des Bayerischen Rundfunks. In seiner darauf folgenden Karriere als Dokumentarfilmer, Autor und Fernsehmacher hat er TV-Geschichte geschrieben. Wie wird man zu dem, der man später ist? In welche Richtung lassen Schicksalsschläge oder Entscheidungen den Kern eines Menschen reifen? Woran zerbricht man? Woran nicht? Journalistenkoryphäe Georg Stefan Troller hat sich von diesen Fragen stets treiben lassen. Fragen, die er an sich selbst und an das Leben hatte. Nur: Er stellte sie lieber anderen: „Man war froh, dass man durch diese Befragung anderer Menschen seine Selbstbefragung objektiviert hatte. Es gab mir die Chance mich selber in andere Menschen hineinzuversetzen und ihre Lösungen als meine Möglichkeiten zu übernehmen. Nie durfte dergleichen in einer Redaktion mitgeteilt werden. Aber das war das geheime Drehbuch.“ In diesem einstündigen Interviewfilm lässt Georg Stefan Troller einen Blick wie durch ein Schlüsselloch in sein Innerstes zu. Ehrlich, reflektiert und humorvoll zeigt er sich als der, der er in 100 Jahren Leben wurde: ein weltgewandter Weltenwandler.

So., 28. Mai · 18:00-20:15 · One
Nirgendwo in Afrika

Ab 1938 darf Walter Redlich (Merab Ninidze) seinen Beruf nicht mehr ausüben. Der jüdische Anwalt flieht nach Kenia, wohin seine ebenfalls jüdische Frau Jettel (Juliane Köhler) ihm nur widerstrebend folgt. Jettel fühlt sich in erster Linie als deutsche Staatsangehörige und dann erst ihrer Religion zugehörig. Dass man sie in ihrer Heimat verfolgen wird, kann sie sich nicht vorstellen – die Reise nach Afrika ist in ihren Augen ein Kurztrip. Statt des erbetenen Eisschranks packt sie lieber ihr Porzellanservice und ein neues Abendkleid ein. Mit dem bescheidenen Dasein im Busch, wo ihr Mann als Verwalter einer maroden Farm arbeitet, kann sie sich nicht anfreunden. Dagegen blüht ihre introvertierte Tochter Regina (Karoline Eckertz) in der Fremde erst richtig auf. Sie verfällt dem Zauber Afrikas, lernt die Sprache und findet im einheimischen Koch Owuor (Sidede Onyulo) einen Freund, der sie in die Geheimnisse seiner Kultur einführt. Mit Ausbruch des Kriegs treffen schockierende Nachrichten aus Deutschland ein. Jettel, die sich von Walter immer mehr entfernt hat, wird bewusst, dass das Leben im Exil ein Geschenk ist. Allmählich findet das Paar wieder zueinander. Nach Kriegsende wird Walter ein Posten als Richter in Frankfurt angeboten. Zwölf bewegte Jahre sind inzwischen vergangen, in denen Jettel und Regina Kenia schätzen gelernt haben. Die beiden wissen nicht so recht, ob sie in das Land zurückkehren wollen, in dem die Mörder ihrer Eltern noch leben.

Mo., 29. Mai · 18:30-20:00 · Das Erste (ARD)
Monsieur Claude 2

In Sachen multikultureller Offenheit macht Claude Verneuil (Christian Clavier) und seiner Frau Marie (Chantal Lauby) so schnell keiner etwas vor: Ihre vier ebenso bezaubernden wie eigenwilligen Töchter haben Einwanderer aus vier verschiedenen Kulturkreisen geheiratet! Um die Angehörigen ihrer Schwiegersöhne kennenzulernen, unternimmt das wohlsituierte Ehepaar Verneuil eine kleine Weltreise. Von den Strapazen können sich Claude und Marie in ihrem geliebten Provinzstädtchen Chinon jedoch nur kurz erholen, denn ihre Töchter haben die nächste Überraschung parat: Alle vier beabsichtigen ihren Männern zuliebe auszuwandern, da sie sich in Frankreich wegen ihrer Herkunft diskriminiert fühlen. Ségolène (Émilie Caen) und Chao (Frédéric Chau) zieht es nach China, Isabelle (Frédérique Bel) und Rachid (Medi Sadoun) nach Algerien und Odile (Julia Piaton) und David (Ary Abittan) nach Israel. Sogar Charles (Noom Diawara) und die hochschwangere Laure (Élodie Fontan) möchten nichts wie weg – allerdings nicht zur Elfenbeinküste, sondern nach Indien, wo der unterbeschäftigte Schauspieler auf eine Bollywood-Karriere hofft. Dass sich ihre geliebte Großfamilie in alle Winde zerstreuen soll, nehmen Claude und Marie jedoch nicht kampflos hin. Um ihre Schwiegersöhne mit ihrem geliebten Frankreich zu versöhnen, ist ihnen jedes Mittel recht. Schon bald erkennen die vier verbitterten Herren ihre bislang ungeliebte Heimat nicht wieder. Mit rund vier Millionen Kinobesuchern landete die französische Culture-Clash-Komödie „Monsieur Claude und seine Töchter“ im Jahr 2014 einen sensationellen Kinoerfolg in Deutschland. „Monsieur Claude 2“ schreibt die unterhaltsame Geschichte des leidgeprüften Familienvaters fort, dessen Töchter ihn mit ihrer multikulturellen Partnerwahl auf eine Probe stellen. Regisseur Philippe de Chauveron nahm die weitverbreitete Kritik von Einwanderern, in Frankreich in vielen Lebensbereichen benachteiligt zu werden, als Ausgangspunkt für die amüsante Geschichte. In Zentrum stehen Christian Clavier und Chantal Lauby als wohlsituiertes Ehepaar, die ihren Schiegersöhnen ihre geliebte „Grande Nation“ im besten Licht präsentieren müssen.

Mo., 29. Mai · 22:20-23:15 · arte
Billy Wilder – Eine Hollywood-Legende

Samuel Wilder (1906-2002) war Sohn jüdischer Eltern und wuchs in Österreich auf. Nach der Machtübernahme der Nazis siedelte der ehemalige Journalist zunächst nach Paris und später nach Hollywood über. Aufgrund seines großen Talents kam Wilder trotz mangelnder Englischkenntnisse bei Paramount unter Vertrag. Gemeinsam mit dem antisemitischen WASP Charles Brackett schrieb er die Drehbücher zu zwei Werken seines Mentors und Vorbilds Ernst Lubitsch: „Blaubarts achte Frau“ und „Ninotschka“ wurden zu Kassenschlagern des Goldenen Zeitalters. Aber Wilder zieht es hinter die Kamera. Mit seinem ersten amerikanischen Erfolgsfilm „Der Major und das Mädchen“ bringt der Regisseur eine scheinbar leichtfüßige Liebesgeschichte mit pädophilen Zügen auf die Leinwand und zeichnet eine grausame und provokante Satire seiner neuen Wahlheimat. 1950 folgt „Boulevard der Dämmerung“ mit Gloria Swanson und William Holden in den Hauptrollen. Die beiden Schauspieler gehören neben Jack Lemmon zu Wilders Favoriten. Der Film steht mittlerweile auf der Liste der besten Hollywoodfilme aller Zeiten. Wenig später verlässt der unbestrittene Meister der Komödie Paramount, um seine Unabhängigkeit zu wahren. Wilders persönlicher Lieblingsfilm ist „Reporter des Satans“, eine scharfe Anklage gegen die Scheinheiligkeit so mancher Medien, die auch heute noch aktuell ist. Anhand von Ausschnitten aus seiner meisterhaften Filmografie und herrlich (selbst)ironischen Archiv-Interviews geht die Dokumentation dem Werk des legendären Billy Wilder auf den Grund.
Bild oben: © Bison Archives/Marc Wanamaker

Di., 30. Mai · 22:10-23:00 · MDR
Kunst aus dem Todeslager

Die Konzentrations- und Vernichtungslager der Nazis waren Orte unfassbarer Grausamkeit, des Elends und des Todes. Doch selbst hier fand Schöpfung statt. Schöpfung als Überlebensmittel gegen Zerstörung. Kunst gegen die Entmenschlichung. Im Auftrag der SS, aber auch heimlich unter Lebensgefahr wurde gezeichnet und gemalt, arbeiteten Bildhauer und Modellbauer, wurden Konzerte aufgeführt und Theater gespielt. Gefangene schufen Gemälde und andere Kunstgegenstände, die die SS-Schergen verkauften oder ihren Familien heimschickten. Die Konzentrations- und Vernichtungslager der Nazis waren Orte unfassbarer Grausamkeit, des Elends und des Todes. Doch selbst hier fand Schöpfung statt. Schöpfung als Überlebensmittel gegen Zerstörung. Kunst gegen die Entmenschlichung. Im Auftrag der SS, aber auch heimlich unter Lebensgefahr wurde gezeichnet und gemalt, arbeiteten Bildhauer und Modellbauer, wurden Konzerte aufgeführt und Theater gespielt. Gefangene schufen Gemälde und andere Kunstgegenstände, die die SS-Schergen verkauften oder ihren Familien heimschickten. Im österreichischen Mauthausen fertigten Insassen die Skizzen der Tatorte an, an denen Mitgefangene angeblich beim Fluchtversuch umgekommen waren. Im KZ Buchenwald mussten die Häftlinge bei eisiger Kälte ein Lagerlied einstudieren, bis es in den Ohren ihrer Peiniger perfekt klang. Neben dieser erzwungenen Kunst gab es aber auch illegale Zeichnungen, die der Außenwelt Einblick in das tatsächliche Lagerleben geben konnten. So gelang es dem Tschechen Bedrich Fritta, viele hundert Zeichnungen über das Elend in Theresienstadt anzufertigen und aus dem Lager zu schmuggeln. Die Kunst, ob erzwungen oder heimlich, war für die Häftlinge überlebenswichtig. Sie schützte sie nicht nur vor wesentlich härterer Arbeit, die schöpferische Tätigkeit war zudem eine der wenigen Fluchtmöglichkeiten aus der alltäglichen Hölle.