Endlich Tacheles!

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Yaar ist ein junger jüdischer Berliner, der davon träumt, Gamedesigner zu werden. Mit seinem Judentum verbindet er nichts als Opfer, die sich zur Schlachtbank führen ließen. Seinem Vater wirft er vor, am Holocaust zu leiden, den er nicht einmal selbst erlebt hat.

Aus Rebellion will Yaar ein Computerspiel entwickeln: „Shoah. Als Gott schlief.“ In dem von ihm kreierten Deutschland um 1940 können Juden sich wehren, Nazis menschlich handeln. Yaars Vater ist schockiert. Und sicherlich auch die Zuschauer.

Wer es durch den Anfang schafft, der etwas mühselig ist, wenn man Yaar beim Duschen, Nasebohren und Zocken zusieht und seine reichlich einfältige Art, die ein 21-Jähriger eben oft hat, beiseite schiebt, der kann ihn schließlich dabei begleiten, wie er auf den Spuren seiner Oma Rina nach ihrer und auch seiner Geschichte sucht.

In seinen Freunden Sarah und Marcel findet Yaar Mitstreiter für die Entwicklung seines Computerspiels. Yaar macht seine Oma zum Vorbild für die junge Jüdin im Spiel. Ihr Gegenspieler, ein SS-Offizier, ist von einem realen Vorfahren von Marcel inspiriert. Die drei sind sich einig: die alten Rollenzuschreibungen von Tätern und Opfern stehen ihnen im Weg, und die Vergangenheit soll endlich vorbei sein. Sie reisen zusammen in Rinas Geburtsort Krakau.

Der Einfältigkeit der drei Freunde zuzusehen tut dabei fast weh. Erst als Yaars Vater ebenfalls nach Krakau kommt und mit seinem Sohn die Orte des Schreckens aufsucht, bricht die Schutzhülle Yaars auf, die er um sich errichtet hat.

Der Film ist trotz seiner Längen ein eindrückliches Zeugnis dafür, wie sehr die Traumata der Schoah nicht nur die zweite sondern auch die dritte Generation noch immer beeinflussen, sich in die Beziehungen der Familien der Überlebenden einnisten und auf diesen lasten.

„ENDLICH TACHELES“
Ein Film von Jana Matthes & Andrea Schramm
Deutschland 2020 – 104min – DF
Kinostart: 14.010.2021

Bild oben: Yaar und seine Großmutter Rina, © Copyright: Schramm Matthes Film