Am 7. Juni 1944, als die Deportationen der ungarischen Juden ihren Höhepunkt erreichten, überschritt Hannah Szenes die ungarische Grenze und wurde von der ungarischen Polizei gefangen genommen, am 7. November wurde sie – nach schrecklichen Folterungen – erschossen. Durch ihr kurzes und bemerkenswertes Leben wurde Hannah Szenes ein Symbol für Idealismus und Selbstaufopferung. Die von ihr überlieferten Gedichte sind voller Hoffnung, sogar angesichts widriger Umstände…
Hannah, die Tochter eines Schriftstellers und Journalisten, wurde am 17. Juli 1921 in Budapest geboren. Schon in frühen Jahren zeigte sich ihr literarisches Talent, und ab dem 13. Lebensjahr bis zu ihrem Tod führte sie ein Tagebuch. Ihre Familie war assimiliert, aber der Antisemitismus in Budapest brachte sie zum Zionismus. 1939 wanderte sie nach Palästina aus, studierte zuerst an einer Landwirtschaftsschule und ließ sich dann im Kibbutz Sdot Jam nieder. Dort schrieb sie Gedichte, darunter ihr wohl berühmteste Gedicht „Am Strand von Cäsarea“, und ein Theaterstück über das Leben im Kibbutz.
1943 trat Szenes der britischen Armee bei und gehörte einer Gruppe von Freiwilligen an, die sich zum Einsatz in Europa meldeten, um hinter den feindlichen Linien mit dem Fallschirm abzuspringen. Der Zweck dieses Unternehmens war, die Alliierten in ihren Bemühungen zu unterstützen und Kontakte zu Partisanen und Widerstandskämpfern herzustellen, um den bedrohten jüdischen Gemeinden zu helfen. Szenes wurde dazu in Ägypten ausgebildet und war eine der 33, die für einen Absprung ausgewählt wurden. Da sie ihre Heimatstadt Budapest erreichen sollte, sprang sie im März 1944 über Jugoslawien ab und verbrachte drei Monate mit den Tito-Partisanen. Ihren Idealismus und ihre Ergebenheit drückte sie in dem damals entstandenen Gedicht „Gesegnet sei das Streichholz“ aus.
Am 7. Juni 1944, als die Deportationen der ungarischen Juden ihren Höhepunkt erreichten, überschritt Hannah Szenes die ungarische Grenze. Sie wurde von der ungarischen Polizei gefangengenommen. Trotz grausamer Folterung verriet sie keinerlei Informationen. Nach der faschistischen Übernahme Ungarns wurde Hannah Szenes von einem Geheimgericht zum Tode verurteilt. Sie wurde am 7. November 1944 erschossen.
1950 wurden Hannahs sterbliche Überreste nach Israel gebracht und am Militärfriedhof am Herzlberg beigesetzt. Ihr Tagebuch und ihr literarisches Werk wurden veröffentlicht, viele ihrer Gedichte vertont.
Hannah Szenes wurde in Israel zum Symbol für Hingabe und Selbstaufopferung.
Am Strand von Cäsarea / BaChof Keisarija (1942)
Eli, Eli,
schelo jigamer leOlam,
haChol vehaJam,
Rischrusch schel haMajim,
Barak baSchamajim,
Tefilath haAdam.
Mein Gott, mein Gott,
lass niemals aufhören, bis in Ewigkeit,
den Sand und das Meer,
das Rauschen des Wassers,
das Leuchten des Himmels
und das Beten des Menschen.
Gesegnet sei das Streichholz (1944)
Gesegnet sei das Streichholz, verzehrt
in der entfachten Flamme.
Gesegnet sei die Flamme, brennend
im Geheimnis des eilenden Herzens.
Gesegnet sei das Herz mit Stärke,
sein Schlagen um der Ehre willen anzuhalten.
Gesegnet sei das Streichholz, verzehrt
in der entfachten Flamme.
Wir pflücken Blumen (1944)
Wir pflückten Blumen in den Feldern und auf den Bergen,
Wir atmeten den frischen Frühlingswind,
Die Sonne durchdrang uns mit ihren warmen Strahlen
in unserer Heimat, in unserem geliebten Land.
Wir gehen zu unseren Brüdern ins Exil,
zu den Leiden des Winters, zum Frost in der Nacht.
Unsere Herzen werden vom Frühling erzählen,
unsere Lippen singen das Lied des Lichts.
Ich habe den nachdenklich stimmenden Beitrag über Hannah Szenes verlinkt.
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