Sonderpreis für die Geschichtswerkstatt der Stadt Aub

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MdL Bernd Rützel überreicht den Felix Freudenberger Sonderpreises an die Geschichtswerkstatt Alfred Eck Aub

Verleihung des Felix-Freudenberger-Preises der SPD Unterfranken 

Von Israel Schwierz

Am Samstag, den 1o. Juli 2021 fand in der Spitalbühne der Stadt Aub eine bemerkenswerte Veranstaltung der SPD Unterfranken statt: Sie verlieh den Felix-Freudenberger-Preis 2020/21 an verdiente Frauen und Männer für ihr bürgerschaftliches Engagement in drei ganz unterschiedlichen Gruppen.

Der Preis ist nach dem Sozialdemokraten Felix Freudenberger  (1874-1927) benannt. Er wirkte als Buchhändler, Pazifist, ehrenamtlicher Bürgermeister und Landtagsabgeordneter wirkte und setzte sich als Jude in schwierigen Zeiten für die Demokratie ein.

Alle zwei Jahre verleihen die unterfränkischen Sozialdemokraten in Anerkennung besonderer Verdienste um Kultur, Bildung und Zivilcourage in Unterfranken den Felix-Freudenberger-Preis. Ausgezeichnet werden Menschen und Organisationen, die auf dem Gebiet Kultur und Bildung herausragend und beispielgebend gewirkt und durch erwiesene Zivilcourage Vorbildliches geleistet haben.

Der Hauptpreis wurde dem Komitee des Würzburger Friedenspreises verliehen, das seinerseits seit 1995 Personen und Organisationen auszeichnet, die sich um das friedliche Miteinander in der Gesellschaft verdient gemacht haben. Die Laudatio für diese Gruppe hielt Freya Altenhöfer, die Vorsitzende der Würzburger SPD.

Ein Förderpreis ging an die Initiative „Keiner kommt nach Schweinfurt. Alle machen mit“, die während der Zeit, als pandemiebedingt keine kulturellen Veranstaltungen möglich waren, zugunsten der Künstler Eintrittskarten für eine Veranstaltung verkaufte, die nicht stattfinden konnte. Für diese Gruppierung hielt Sabine Dittmar, die gesundheitspolitische Sprecherin der SPD im Bundestag, die Laudatio.

Die diesjährige Preisverleihung fand nicht zuletzt deshalb unter dem Glasdach der Auber Spitalbühne statt, weil ein Sonderpreis auch nach Aub ging. Ausgezeichnet wurde hier die Geschichtswerkstatt, die die Geschehnisse um den Tod des Märtyrers Alfred Eck erforscht und aufgearbeitet hat.  Landtagsabgeordneter Volkmar Halbleib lobte dann auch die Geschichtswerkstatt: „Die Vorgehensweise und das Ergebnis der Geschichtswerkstatt Aub sind wirklich bemerkenswert, vorbildlich und tatsächlich preiswürdig!“

Die Geschehnisse um den Tod von Alfred Eck aus Baldersheim am Ende der Zweiten Weltkrieges aufzuarbeiten  und entsprechend zu würdigen war der Grund für den Auber Stadtrat, die Geschichtswerkstatt ins Leben zu rufen. Die Ergebnisse dieser Recherchen, die Berichte der letzten noch verbliebenen Augenzeugen und historische Quellen hat der Arbeitskreis, der von Sonderschulrektor i.R. Frank Stößel moderiert wird, zu einer Broschüre zusammengestellt und in einer Wanderausstellung für interessiertes Publikum aufbereitet.

Mit dem Sonderpreis wollen die unterfränkischen Sozialdemokraten die Arbeit der Geschichtswerkstatt würdigen, „die sich in besonderer Weise um die gesellschaftliche und historische Aufarbeitung der Person und des Einsatzes von Alfred  Eck bemüht hat, der im Jahre 1945, als Folge des Versuchs einer friedlichen Übergabe des Dorfes Baldersheim, auf dem Marktplatz in Aub nach standrechtlichem Urteil erhängt wurde.“

Der Geschichtswerkstatt sei es gelungen, aus einer „verletzenden, ungerechten und geschichtsvergessenen  Debatte“ eine „wertschätzende, gerechte und geschichtsbewusste Darstellung der Person Alfred Ecks, seines mutigen  Einsatzes für die friedliche Übergabe seines Heimartortes und die tragischen Folgen für ihn zu machen“, lobte Halbleib die Arbeit des  Arbeitskreises.

Halbleib stellte diese Worte auf die Diskussion um die Benennung der Auber Grundschule Mitte der 1980ger Jahre nach Alfred Eck ab. Das eigentliche Problem der Debatte damals sei nicht das Ergebnis, sondern seien die Argumente und der Ton, mit der sie geführt wurde. Dazu gehörte vor allem  die unselige Bewertung Ecks als Deserteur, der kein Vorbild sein könnte, leider aber auch das Gedankengut und die politische Ausrichtung vieler Wortmeldungen, die zeigten, dass eine kritische Auseinandersetzung mit der Geschichte der NS-Zeit und des Zweiten Weltkrieges 40 Jahre danach immer noch fehlte . Die Stadt Aub stand nach seinen Worten mit der Debatte, wie sie hier geführt wurde, nicht alleine . Im Gegenteil spiegelten die Auseinandersetzungen nur die geschichtspolitischen Haltungen und Auseinandersetzungen  in der Bunderepublik der damaligen Zeit wider.

„Das Verdienst der Geschichtswerkstatt ist und bleibt, dass sie diese haltlosen Argumente endgültig aus- und weggeräumt hat, die hoffentlich nie wieder verwendet werden“, so Halbleib. Mit der Vergabe des Felix-Freudenberger-Preises verneige sich die Unterfranken-SPD tief vor der Persönlichkeit des Alfred Eck, seinem Einsatz und seinem Mut.

Einen würdigen Abschluss der Feierstunde um die Vergabe an die Preisträger fand Aubs Bürgermeister Roman Menth, als er sich bei Familie Eck, den Angehörigen des „Retters von Baldersheim“, für die noch bis 2015 kursierenden Falschbehauptungen um die Person des zu Unrecht Getöteten in aller Form entschuldigte.

Dankesworte von Bürgermeister Roman Menth

Bild oben: MdL Bernd Rützel überreicht den Felix Freudenberger Sonderpreises an die Geschichtswerkstatt Alfred Eck Aub. Alle Fotos: Gabriele Stößel