Zwischen Berlin und Tel Aviv – Zur Erinnerung an Alexander Levy

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Er hat einige der bekanntesten Gebäude Tel Avivs geplant, nachdem er sich schon früh für den Zionismus begeisterte. Dennoch konnte er sich in Palästina nicht einleben und kehrte nach Europa zurück. Der deutsch-jüdische Architekt Alexander Levy wurde schließlich in Auschwitz ermordet…

Von Andrea Livnat

Levy wurde 1883 in eine Berliner Textilfabrikantenfamilie geboren. Nach dem Abitur entschied er sich für ein Architekturstudium und war danach in leitender Stellung in einem erfolgreichen Berliner Büro tätig. Schon früh war Levy zionistisch engagiert, entwarf Pläne für Wohnanlagen für Neueinwanderer, den Hafen von Jaffa, Prototypen für Häuser und Hotels. 1919 gründete er die Palästina-Baugesellschaft, die Projekte westeuropäischer jüdischer Architekten in Palästina förderte. Ein Jahr später wanderte selbst nach Palästina aus, wo er in Tel Aviv ein kleines Büro eröffnete. Die Grundsätze seiner Überlegungen über eine Architektur für Palästina hielt er in der Schrift „Bauen und Wohnen im neuen Palästina“ fest. 

Sieben Jahre sollte er in Palästina bleiben und in dieser Zeit unter anderem einige der schönsten eklektischen Gebäude Tel Avivs entwerfen. Allen voran das sog. Pagodenhaus (Bild oben) in einer Seitenstraße des Rothschild Boulevards. Das imposante Haus am kleinen König-Albert-Platz wurde von dem Amerikaner Morris Bloch 1925 in Auftrag gegeben. Levy berücksichtigte die von Bloch favorisierte Pagoden-Bauweise und ergänzte Balkone zur Luftzirkulation. Das Pagodenhaus beherbergte im Laufe der Jahre neben Privatwohnungen kleine Betriebe, Arztpraxen und sogar eine kleine Synagoge. In den 1990er Jahren wurde es rundum saniert.

Ein anderes berühmtes Haus aus Levys Planung steht an der Kreuzung von haYarkon und Allenby Straße. 1922 für Menachdem Ussishkin, zu jener Zeit Vorsitzender der Jewish Agency und des Jewish National Fund, geplant, ist es auch heute noch nach ihm benannt, wenn er auch nur sehr kurz darin lebte. Das Haus blieb bis in die 1990er Jahre im Besitz der Familie, wurde dann an eine Investorengruppe verkauft und renoviert. Wie oft in Tel Aviv üblich genehmigte die Stadt die Aufstockung des historischen Hauses um zwei weitere von Glasfassaden gesäumte Stockwerke unter der Auflage, dass die ursprüngliche Fassade restauriert wird. Und so kann man heute noch die wunderschönen Details, wie die hohen Spitzbögen oder die steinverzierte Lunette bewundern.

Alexander Levy blieb nicht lange in Palästina. Auch wenn viele seiner Bauten die Stadt schmücken, die Auftragslage war schlecht, berufliche Meinungsverschiedenheiten, aber auch allgemeine Schwierigkeiten, sich im Land anzupassen ließen ihn 1927 nach Berlin zurückkehren, wo er Anstellung in einem großen Büro fand. Aus Sorge um die politische Entwicklung zog Levy 1932 nach Paris. 

Nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs wurde Levy als deutscher Staatsbürger in ein Internierungslager gebracht. Er beantragte ein Visum für die Vereinigten Staaten, das jedoch abgelehnt wurde. Am 28. August 1942 wurde Alexander Levy nach Ausschwitz deportiert und ermordet.

Fotos: (c) haGalil