Gottes zerstreute Funken

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Ein Film über jüdische Mystik bei Paul Celan…

„Nach Auschwitz ein Gedicht zu schreiben, ist barbarisch“, schrieb Adorno 1949. Paul Celans Dichtung steht in Antithese zu diesem Ausspruch. Viel ist über Celan und sein Werk geschrieben worden. Das Werk des „traurigen Dichter[s] teutonischer Zunge“ zu verstehen, ist dennoch nicht einfach. Der Berliner Autor, Filmemacher und Musiker Rüdiger Sünner hat kürzlich ein Filmessay über Celan vorgelegt, das sich dem Dichter in lyrischen Bildern nähert und dabei besonderes Augenmerk auf Celans Interesse für die Kabbala legt. „Gottes zerstreute Funken“ heißt der Film, der den Spuren jüdischer Mystik in Celans Werk nachgeht.

Rüdiger Sünner zeichnet die Stationen von Celans Leben nach der Schoah nach, filmte in Paris, wo Celan hauptsächlich lebte, besuchte das Deutsche Literaturarchiv Marbach, wo sein Nachlass verwahrt wird, fuhr in die Bretagne, die Celan inspirierte und in den Schwarzwald, wo der Dichter 1967 den Philosophen Martin Heidegger traf. Vor allem aber reiste Sünner nach Israel, wo Celan 1969 nur kurze Zeit vor seinem Tod zum ersten Mal war, auf den Spuren der Kabbala, der jüdischen Mystik, die Celan tief berührte. Denn wie ist ein Gott zu denken, der die Existenz des Bösen in seiner Schöpfung zulässt? Wo ist sein Licht angesichts all der Finsternis in der Welt?

Der 1920 in Czernowitz geborene Dichter war fasziniert von den dort ausgedrückten Ideen von Zimzum, Schwirat haKelim und Tikkun Olam. Der Film versucht zu zeigen, wie Celans Poesie in vielen Variationen versucht, die in der Welt verstreuten göttlichen Funken einzusammeln und ihre Würde zu bewahren.

Am Ende half auch die Hoffnung, die er aus seiner Israel-Reise zu schöpfen versuchte nicht, und so schrieb Celan an seine Freundin Ilana Shmueli in Israel: „Ich muss täglich in meine Abgründe hinab. Jeder Tag ist eine Last. Das, was Du „meine Gesundheit“ nennst, kann es wohl nie geben. Die Zerstörungen reichen bis an den Kern meiner Existenz. Man hat mich zerheilt.“

Rüdiger Sünner hat einen sehr anrührenden und poetischen Film geschaffen, der die Gratwanderung besteht, Celans Lebensweg und sein Werk in Bilder zu übersetzen, die weder streng dokumentarisch noch metaphorisch zu sehr aufgeladen sind.

Gottes zerstreute Funken – Jüdische Mystik bei Paul Celan, Ein Filmessay von Rüdiger Sünner, Absolut Medien 2017, 67 min., Euro 14,99, Bestellen?

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