„Nach allem was passiert ist, müssten die Deutschen sich eigentlich schämen“

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Arie lebt mit seiner zweiten Frau Miriam in einer schönen Wohnung im Elternheim der Vereinigung der Israelis mitteleuropäischer Herkunft in Ramat Gan. Der tägliche Gang von seiner Wohnung an die frische Luft ist für den bald Hundertjährigen eine der letzten Herausforderungen eines ereignisreichen Lebens. Mit viel Mühe behält er die Oberhand über seinen Rollator…

Von Oliver Vrankovic

Der Doktor der Archäologie war Präsident der israelischen numismatischen Gesellschaft, Dozent an der Bar Ilan Universität und Verfasser vieler Fachbücher. Als Leiter der Abteilung für Münzen im Erez Israel Museum hat er Adenauer bei dessen historischem Besuch in Israel durch das Museum geführt. Als er Adenauer einen ausgestellten Geldschein vom deutschen Notgeld zeigte, sagte dieser: “Das kenn ich”. Der Besuch folgte der Aufnahme diplomatischer Beziehungen zwischen Deutschland und Israel vor 50 Jahren.

Im Park des Heims verliert sich Arie oft in Erinnerungen an seine Kindheit und Jugend in Berlin. Nachdem sein Vater 1933 “Mein Kampf” gelesen hatte, stand der Entschluss fest, nach Palästina auszuwandern. Seinen Eltern fiel die Umstellung in der neuen Heimat schwer. Mit dem Hebräischen hatten sie viel Mühe und sprachen ihr Leben lang Deutsch.

Nach seiner Einwanderung hat Arie in Schlossereien und Handwerksbetrieben sein erstes Geld verdient und war beim Bau des Hafens von Tel Aviv beschäftigt. Später hat er für eine Verleihwäscherei gearbeitet, die dem Onkel seiner späteren Frau Miriam gehörte.

Nach seiner Ankunft in Tel Aviv ließ sich Arie für die paramilitärischen Hagana rekrutieren, die Keimzelle der israelischen Armee. Im Unabhängigkeitskrieg diente er als Kommandant im Kampf gegen die Belagerung Jerusalems. Eine Niederlage in diesem oder einem der vielen Kriege, die folgten, hätte die Vernichtung der Juden bedeutet, erklärt er. Als sein Enkel Major der Luftwaffe wurde, war er von Stolz erfüllt.

Arie weiß aus den Medien über die zunehmenden Anfeindungen des jüdischen Staates in Deutschland. Er kennt die Vorwürfe unverhältnismäßiger Gewaltanwendung und Aggression bis hin zu Unterdrückung der Palästinenser, Apartheid und Massenmord. Es sei beschämend genug, dass die Deutschen versuchten, die Juden erneut zu dämonisieren, sagt er. Besonders beschämend sei, dass nicht wenige Deutsche in den Israelis die neuen Nazis sähen. Gegen die Ressentiments der Deutschen käme keine Erklärung an, meint Arie. Auch keine 50 Jahre diplomatische Beziehungen.

Arie und seine Frau Miriam gehören zu den letzten der ca. 40.000 deutschen und kulturdeutschen Juden, die in den 1930er Jahren vor den Nazis nach Palästina geflüchtet sind und zu Mitbegründern des Staates Israel wurden.

Zu ihnen gehört auch Lillit, die älteste Bewohnerin des Elternheims. Sie studierte Musik und Philosophie in Stettin und wanderte 1933 nach Palästina aus. Ihr Mann hatte eine Anstellung als Architekt in Tel Aviv gefunden und wurde nach einigen Jahren Stadtplaner. In seinem Elternhaus sei Deutsch gesprochen und Schlafstunde eingehalten worden, erzählt ihr Sohn Dan, der 1938 geboren ist. Erst als er in die Schule gegangen sei, hätten seine Eltern angefangen, sich mit ihm auf Hebräisch zu unterhalten.

Lilith
Lilith und der Autor (c) Oliver Vrankovic

Lillit ist heute 102 Jahre alt. Zu ihren letzten Erinnerungen gehören die kammermusikalischen Abende, die in ihrem Salon stattfanden. Musik galt als Herzstück der Kultur, auf deren Pflege die deutschen Einwanderer viel wert legten. Mit sichtbarer Leidenschaft erzählt Lillit vom Zustandekommen und Ablauf solcher Abende und der Hingabe an die Musik. Alle deutschen Musiker in der Stadt hätten sich untereinander gekannt und zu Trios und Quartetten zusammengeschlossen. Ihr Salon hätte dabei eine besondere Bedeutung gehabt, da sie ein Klavier besaß.

Einige Jahre, bevor sie als Bewohnerin ins Heim kam, hielt sie dort musiktheoretische Vorträge und als sie einzog, vermachte sie ihr Klavier der Pflegestation, auf der sie heute selbst liegt. Einen Musiker, mit dem sie zusammenspielte, lernte sie auf einer Fahrt im Sammeltaxi nach Haifa kennen. Es war der Fahrer, der während der Fahrt Einträge auf ein Notenblatt machte. Er wurde später einer der bedeutendsten Violinisten des philharmonischen Orchesters.

Die kammermusikalischen Abende, erinnert sich Dan, erschienen in ihrer Häuslichkeit wie eine Brücke in eine andere Welt. Dabei dachten Lillit und ihr Mann nie daran, tatsächlich nach Deutschland zurückzukehren. Ihre komplexen Gefühle hinsichtlich ihrer alten und neuen Heimat hat Lillit in bemerkenswerten Gedichten verarbeitet, die derzeit Gegenstand akademischer Betrachtung sind. Es sei ihr lange unmöglich, Gedichte auf Deutsch zu verfassen, gab sie einmal zu. Ihr erstes deutsches Gedicht hieß ”Vergessene Kindheit”. Als sie eine Kur im Schwarzwald angeboten bekam, erzählt Dan, kostete es sie viel Überwindung, diese anzunehmen.

Das Heim, in dem Arie und Lillit ihren Lebensabend verbringen, hat eine gut sortierte deutsche Bibliothek und in der Zeitschriftenauslage in der Lobby finden sich viele deutsche Blätter. Viele Bewohner unterhalten sich untereinander und z.T. mit ihren Kindern auf Deutsch. Der Veranstaltungskalender ist zweisprachig verfasst. Das Mitmach- und Kulturangebot ist breit gefächert, mehrmals in der Woche gibt es Vorträge über historische, kunsthistorische oder politische Themen. Jeden Donnerstag gibt es einen musiktheoretischen Vortrag. Ein paar Mal im Monat finden Konzerte statt. Das Programm des Heims verweist auf den Bildungsanspruch der Bewohner. Dazu machen umständliche Förmlichkeit und Pedanterie das Heim sehr Deutsch.

Vortrag im Heim
Vortrag im Heim (c) Oliver Vrankovic

Im Zimmer von Henni steht eine Kommode, die noch aus Deutschland stammt und auf der sich die Bilder ihrer Urenkel tummeln. Als 17jährige erlebte Henni mit ihrer Familie die Reichspogromnacht in ihrer Wohnung in München. Ängstlich seien sie zu Hause gesessen, erinnert sich Henni, nicht wissend was als Nächstes käme. Die Pogromstimmung drang durch die Fenster in ihre Wohnung. Die nahe gelegene Synagoge ging in Flammen auf. In der Fabrikantenfamilie wurde endgültig der Entschluss zur Flucht gefasst. Obwohl die Ausreise schon lange Thema war, zögerte die Familie bis 1938, Deutschland den Rücken zu kehren. Dabei seien sie zu der Zeit von den meisten Nachbarn als Juden angefeindet worden.

In ihrer neuen Heimat blieben ihre Kleidung und Küche Deutsch und in der Familie wurde weiter Deutsch gesprochen. Mit dem Festhalten an der Sprache, aber auch an ihren bürgerlichen Etiketten, verweigerten sich die deutschen Einwanderer den Forderungen der osteuropäischen Pioniere, die das jüdische Gemeinwesen in Palästina dominierten. Henni sagt, dass sie mit ihren Eltern oft ins philharmonische Orchester gegangen sei, wo die deutschen Einwanderer stets an ihrer feinen Kleidung zu erkennen gewesen seien. Außerdem seien sie oft zu Konzerten in die von deutschen Juden gegründeten Mittelstandssiedlungen gefahren, in denen sich ein reiches Musikleben entwickelte.

Henni heiratete einen Einwanderer aus Dinslaken. Ihr Beitrag zum israelischen Aufbauwerk war die Gründung eines Hilfsvereins für autistische Kinder. Wenn wir morgens auf 3sat ins Alpenpanorama schalten, wünscht sie sich noch einmal den Schnee zu sehen. Obwohl es bei ihr ganz offensichtlich zu keinem Ablösungsprozess von ihrem kulturellen Erbe kam, macht sie klar, dass sie Deutschland und die Deutschen als „furchtbar“ ablehnt. Sie sei nie wieder nach Deutschland zurückgekehrt. Sie hätte nie geglaubt, dass sich die Deutschen geändert hätten. Dass im Sommer auf israelfeindlichen Demonstrationen “Hamas, Hamas, Juden ins Gas“ gerufen wurde und es aus den Demonstrationen heraus zu Übergriffen auf Juden und jüdische Einrichtungen kam, wundere sie nicht.

Ganz im Gegensatz zu Arie, Henni und Lillit war Gertrud überzeugt davon, dass sich die Deutschen geändert hätten. Sie müsse den wieder aufkeimenden Antisemitismus in Deutschland „erst noch verdauen“. Gertrud kann sich noch an die große Villa ihrer Großeltern und Eltern in Bremerhaven erinnern. Der Großvater von Gertrud, ein Bruder von Salman Schocken, besaß mit seiner Frau zwei unabhängige Kaufhäuser. Wie Henni erlebte auch Gertrud die Reichsprogromnacht mit. Danach flüchtete sie mit ihrem Vater nach Palästina. Ihre kranke Mutter blieb mit der Großmutter in Bremerhaven. Beide wurden in den Konzentrationslagern ermordet. In Tel Aviv lebte Gertrud mit ihrem Vater in einer sehr bescheidenen Wohnung. Auch sie sprachen in der Familie – auch mit Onkel Salman – Deutsch.

Sie habe sich die Judenfeindlichkeit immer als Frust der Zu-kurz-Gekommenen in der Gesellschaft vorgestellt. Ein Phänomen das mit der eigenen Notlage zu tun habe. Als sie aber im Rahmen einer Dokumentation über die Bewohner des Heims und deren Einstellungen zu Deutschland mit verschiedenen Artikeln von Jakob Augstein konfrontiert wurde, blieb ihr nur noch festzustellen, dass sie sich wohl geirrt habe. Wenn auch gut situierte Publizisten solche Meinungen hätten, habe sie sich wohl Illusionen gemacht.

Vor einem Jahr gelang es dem Heim, Tuvia Tenenbom zu einem Vortrag mit anschließender Diskussion einzuladen. Der Autor sprach vor den Bewohnern über sein Buch “Allein unter Deutschen” und seine Einschätzung, dass die meisten Deutschen verkappte Antisemiten seien und sich am Judenhass seit der NS Zeit nicht viel geändert habe. Zu seiner Überraschung fühlten sich nicht wenige Bewohner des Heims, denen Deutschland vermeintlich für immer verleidet wurde, von seinen Darlegungen unangenehm angegangen.

Tuvia Tenenbom im Gespräch mit einer Heimbewohnerin
Tuvia Tenenbom im Gespräch mit einer Heimbewohnerin, (c) Florian Krauss

Als populistisch habe sie den Vortrag abgetan, gibt Getrud zu. Besonders hart ging Yair vor einem Jahr mit Tuvia ins Gericht. Er warf dem Autor vor, sich gegenüber dem Wandel in Deutschland blind zu zeigen und Randphänomene aufzubauschen. Yair war wenige Wochen vor dem Vortrag in Berlin gewesen, wo er nichts von dem gesehen hätte, was Tuvia beschreibt. Unter Protest verließ er den Vortrag. Inzwischen hat aber auch bei ihm ein Umdenken eingesetzt. Yair war wenige Tage vor der Reichspogromnacht nach Palästina gelangt. Seine Familie verlor er im Holocaust. Warum der Antisemitimus in Deutschland wieder aufkeime, könne er nicht beantworten. Da müsse man einen Psychologen fragen.

Prof. Ernest S., der mit seiner Frau Bracha im Elternheim wohnt, gibt sich betont desinteressiert an den Entwicklungen in Deutschland. Nach der Reichspogromnacht entschloss sich seine Mutter, ihn und seine Schwester zu Freunden nach Frankreich zu schicken. Dort begann er ein Tagebuch, das zusammen mit Aufzeichnungen seiner Mutter und Briefen seines Vaters 2004 unter dem Titel „Jugend auf der Flucht“ herausgegeben wurde. Heute, so sagt er, hätten die Juden einen eigenen Staat und eigene Streitkräfte. Dank Israel müsse er sich vom Antisemitismus in Deutschland und sonstwo in Europa nicht mehr um den Schlaf bringen lassen.

Neben deutschen Juden, die in den 30er vor den Nazis nach Palästina flüchteten, leben im Heim auch Überlebende des Holocaust. Einer von ihnen ist Yehuda, mit dem sich Tuvia Tenenbom vor einem Jahr länger unterhielt und der einen bleibenden Eindruck auf den Autor hinterließ. Yehudas Jugend wurde von den Deutschen ein frühes Ende bereitet. Als junger Mann war er am Aufstand im Ghetto Wilna beteiligt und überlebte das Konzentrationslager Auschwitz. Yehudas Familie war den Deutschen zum Opfer gefallen und seine Heimatstadt Krakau lag nach Kriegsende in Trümmern. Yehuda engagierte sich in der Fluchthilfe, die Holocaustüberlebenden die illegale Ausreise nach Palästina ermöglichte. Schließlich machte er sich selbst auf den Weg, eines der Flüchtlingsschiffe zu erreichen. In den dolomitischen Alpen lernte er seine Frau Avia kennen; wie er Holocaustüberlebende und Widerstandskämpferin.

Im Rahmen der Dokumentation über die Bewohner des Heims und ihre Einstellungen zu Deutschland wurde Yehuda eine Karikatur aus der Süddeutschen Zeitung vorgelegt, die Israel als gefräßigen Moloch dargestellt. Außerdem wurde er mit Auszügen aus Briefen und E-mails, die an jüdische Institutionen in Deutschland geschickt wurden, konfrontiert. Über die Vergleiche, die in einem der Briefe zwischen Israelis und den Nazis angestellt werden, ereiferte er sich im Besonderen. Die Personen, die das schreiben, sollten sich schämen, sagte er sichtlich aufgebracht. Er wünsche diesen Leuten auch nur einen einzigen Tag in Ausschwitz verbracht zu haben. Er sei dort 22 Monate gewesen.

Yehuda
Yehuda, (c) Florian Krauss

Wie Yehuda und Aviva hat auch Ephraim als Holocaustüberlebender im Unabhängigkeitskrieg und weiteren Kriegen für das Überleben des jüdischen Staates und seiner Bewohner gekämpft. Im Ghetto Warschau hatte er mit seinem Bruder hinter einem Schrank versteckt mitbekommen, wie der Vater abgeholt und in den Tod geschickt wurde. Ephraim erlebte die Vorbereitungen für den bewaffneten Aufstand im Ghetto mit. Bunker wurden angelegt und Dachböden verbunden. Einer der Kämpfer sagte zu Ephraim, dass kein Jude aus dem Ghetto mehr nach Treblinka gebracht würde . Ab jetzt, sagte er zu Ephraim, würden sie alle im Ghetto sterben.

Ephraim und sein Bruder zogen sich weite Kleider an, um für die Arbeit in einer der Fabriken rekrutiert zu werden. Sie verabschiedeten sich von der Mutter und schafften es, sich in den Nächten in die Baracken der Polen zu stehlen, die den Juden eigentlich verboten waren. Seine Mutter und Schwester kamen während des Aufstandes um. Sein Bruder starb an Typhus und Ephraim wurde ins KZ Majdanek deportiert, wo für ihn ein quälender Weg als Zwangsarbeiter durch verschiedene KZ begann. Nach Ende des Krieges engagierte er sich wie Yehuda für die Fluchthilfe. Als er schließlich selbst in Palästina angekommen war, wurde er in einer der Kollektivsiedlungen in Landwirtschaft geschult und militärisch trainiert. Im Unabhängigkeitskrieg kämpfte er in der Eliteeinheit „Tiere des Negev“. Seine Geschichten aus dem Krieg, zu dessen Beginn die Juden hoffnungslos unterlegen schienen, sind eindringlich. An einem Samstag Morgen als seine seit längerem verwitwete Tochter mit ihrem neuen Freund zu Besuch kam, geriet Ephraim in helle Aufregung. Seine Tochter und deren Freund, dessen Eltern Ephraim kennt und den er sehr schätzt, erzählten ihm, dass sie nach Deutschland fahren wollten. Ephraim steigerte sich in einen Ärger, dem nicht beizukommen war.

Chaia kommt aus Chorzow in Oberschlesien. Sie hat eine Massenerschießung durch die Wehrmacht überlebt, indem sie sich tot gestellt hat. Ihre Eltern und ihre Geschwister kamen im Kugelhagel um, während sich die Volksdeutschen gefreut haben, dass Chorzow als Königshütte ins Reich kam. Chaia kam als Zwangsarbeiterin auf einen Hof in der Oberpfalz, weil sie die deutschen Soldaten, die sie auf der Strasse aufgegriffen haben, für eine Polin hielten. Auf dem Hof, auf dem auch andere polnische Zwangsarbeiter und französische Kriegsgefangene waren, hatte sie Jahre lang Todesangst, als Jüdin erkannt zu werden. Der Gutsherr war ein überzeugter Nazi mit einer SA Tätowierung am Oberarm. Als sie nach dem Einmarsch der Amerikaner vom Hof gegangen ist, hat sie ihm schließlich eröffnet, dass sie Jüdin ist. Sie sagt, dass sie sich oft überlegt hätte, wie sie durch das Fenster springen würde, wenn sie aufflöge. Vom Holocaust hatte sie eine ungefähre Vorstellung, da die polnischen Zwangsarbeiter ein kleines Radio versteckt hielten und ausländische Nachrichten hörten.

Die Geschehnisse holen Chaia immer wieder ein und wühlen sie innerlich auf. Als eine ihrer Enkelinnen, die in einem weltbekannten israelischen Balletensemble tanzt, einen Auftritt in Deutschland hatte, war sie aufgewühlt. Die Deutschen, so sagt sie, dürften sich keine Kritik an Israel erlauben.

Chaia gibt zu, dass sie Angst hat. Vor Raketen und Tunneln. Auf die Sirenen im Sommer reagierte sie panisch. Wer sich über das Vorgehen der Israelis empöre, lege falsche moralische Maßstäbe an. Schließlich hätten es Hisbollah und Hamas auf die Vernichtung der Juden abgesehen. Wie die Nazis. Nach allem was passiert sei, sagt sie in perfektem Deutsch, müssten die Deutschen sich eigentlich schämen, nicht hinter Israel zu stehen.

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2 Kommentare

  1. Arie, Lillit, Henni, Gertrud und die anderen Genannten können mit Recht stolz sein auf das von ihnen Erreichte und zufrieden auf ihr Leben zurückblicken.

    Gerne würde ich den meisten widersprechen und darauf verweisen, dass „die Deutschen“ sich geändert haben, dass sie dazugelernt haben. Das haben sie auch und die heutige Situation lässt sich mit der damaligen gewiss nicht vergleichen. Doch wenn das Thema auf Israel kommt, braucht man nicht lange zu bohren um die modernisierte Version dieses Hasses zu spüren: Israelkritik. Meine Gesprächspartner können es drehen und wenden wie sie wollen, ich rieche Unwillen, Aufrechnung, Empörung über „das den Palästinensern angetane Unrecht“, das weitverbreitete „Mitgefühl“ mit den Opfern der „Opfer“. Diese RATIONALISIERUNG des Hasses macht vor keinem noch so absurden Vergleich halt und bestimmt fast jedes Gespräch.

    Ich lese gerade „Alleine unter Juden“ von Tuvia Tenenbom, ein in seinem Wortwitz köstliches und in seinen Beobachtungen ebenso treffendes wie trauriges Buch. Tuvia hat recht, die meisten Deutschen sind verkappte Antisemiten. Halt, nicht nur die, die übrigen Europäer gesellen sich inzwischen dazu und lassen sich dabei keineswegs lumpen.

    Heute Morgen (12.12.) war in der in meiner Gegend verbreiteten Tageszeitung „Kölner Stadt-Anzeiger“ ein vierspaltiger Artikel von Inge Günther, einer dort besonders beliebten Israelhasserin. Er beginnt mit: „Auch eine Autopsie hat die Todesumstände im Fall des palästinensischen Ministers [Siad Abu Ain], der nach einem Handgemenge mit israelischen Sicherheitskräften kollabiert und kurz darauf gestorben war, nicht zweifelsfrei klären können.“ [Doch, Sie professionelle Hetzerin, der Mann ist eindeutig an einem Herzversagen gestorben.]

    Garniert ist der Artikel mit einem großen Foto, auf dem das Gesicht einer sich schmerzerfüllt abwendenden jungen, attraktiven Frau zu sehen ist. Abgesehen von der Unverschämtheit, Trauernde in Nahaufnahme zu fotografieren, ist der Verwendungszweck des Fotos klar: Den Hass auf die „Schuldigen“ anfeuern.

    Das alles ist symptomatisch in Deutschland, Ende des Jahres 2014.

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