Das Jewish Children’s Museum in Crown Heights (Brooklyn)…
Von Jim G. Tobias
New York, die faszinierende Metropole am Hudson River ist mit weit über 100 Museen gesegnet: Manche davon sind weltbekannt und vielbesucht, wie etwa The Guggenheim, American Museum of Natural History, Ellis Island Immigration Museum, Whitney Museum of American Art oder das Museum of Modern Art (MoMA). Andere hingegen locken nur wenige Touristen an. Wer kennt schon das New York City Fire Museum, das Lower East Side Tenement Museum oder gar das Jewish Children’s Museum in Crown Heights im Stadtteil Brooklyn?
Auch architektonisch eine Besonderheit: Das Gebäude des Jewish Children’s Museum.
Obwohl das Haus schon seit zehn Jahren besteht, sucht man in vielen Reiseführern vergeblich einen Hinweis auf das äußerst interessante und lehrreiche Museum. Schon von Weitem macht der drei Meter hohe stählerne Dreidel auf das von den Lubawitscher Chabadniks initiierte Jewish Children’s Museum am Eastern Parkway auf sich aufmerksam. Mit über 80 interaktiven Präsentationen, verteilt auf sieben Etagen, teils als Objekte, teils als Multimediangebote wird den jungen Besuchern spielerisch die Religion, Kultur und Tradition des Judentums vermittelt: vom wöchentlichen Schabbat, den jüdischen Feiertagen bis hin zu den Speisevorschriften, alles wird kindgerecht erklärt.
Ein kleiner koscherer Supermarkt lädt zum Einkaufen ein; ein breites Angebot verschiedene Dosen, Schachteln und Tüten voller Lebensmittel, die der Besucher beim Gang durch die Regale in seinen Einkaufswagen legen und damit zur Kasse gehen kann. Beim Scannen der Waren leuchtet kein Preis auf, sondern es werden Fragen bezüglich der religiösen Vorschriften gestellt, die an einem Touchscreen-Monitor beantworten werden können. Nach dem der Einkauf beendet ist, betritt man die Küche. Auch hier muss alles koscher sein. Der Kühlschrank hat Fächer für Milchiges und Fleischiges, es stehen zwei Garnituren Geschirr zur Verfügung. Sollte man aus Versehen den milchigen Teller auf das fleischige Tablett stellen, wird der Besucher mittels einer abstoßenden Magnetfunktion dezent auf diesen Fehler hingewiesen.
Die Schöpfungsgeschichte als multimediales Erlebnis.
In einer dreidimensionalen Multimedia-Installation erfahren die Jungen und Mädchen die Schöpfungsgeschichte. Nachdem Gott die Welt erschaffen hatte, ruhte er, sodass in der nächsten Abteilung der Schabbat thematisiert wird. Modelle von Kidduschbechern und einer begehbaren Challa bieten sich zur spielerischen Wissensvermittlung an. Auch eine Zeitreise durch Tausende von Jahren jüdischer Geschichte ist möglich. Ein Modell vom Tempel in Jerusalem, die Mauern von Jericho, die beim Klang des Schofars einstürzen, sowie eine interaktive Landkarte, auf der der Exodus aus Ägypten nachgezeichnet wird, laden zum Betrachten, Zuhören und Anfassen ein. Seit 2012 steht auch eine Nachbildung der Klagemauer im Museum. Statt eines langen Transatlantikflugs ist nunmehr nur eine kurze U-Bahn-Fahrt zur Kotel nötig. Freilich kann man per Web-Cam gleichfalls einen Blick auf das Original in Jerusalem werfen.
Da macht der Schabbat doppelt Freude: Kidduschbecher und Challa als sinnliche Erfahrung.
Aber auch die Geschichte des 20. Jahrhunderts fehlt nicht: Die Zeit der Verfolgung und des Massenmordes während der Shoa bis hin zur Gründung des Staates Israel wird nicht ausgespart. Selbstverständlich steht das Museum allen Besuchern offen – unabhängig, von welcher Religion oder Weltanschauung sie überzeugt sind. Denn die Vermittlung von Toleranz und Verständnis sowie ein friedliches Zusammenleben aller Menschen ist Ziel und Verpflichtung des Hauses. Bei einer Reise nach New York sollte ein Besuch des Jewish Children’s Museum auf jeden Fall dazugehören – auch für Erwachsene!
The Jewish Children’s Museum
792 Eastern Parkway
New York – Brooklyn, NY 11213
http://www.jcm.museum
Montag bis Donnerstag: 10-16 Uhr
Sonntag: 10-17.30 Uhr
Freitag, Samstag und an den jüdischen Feiertagen geschlossen.
Fotos: © The Jewish Children’s Museum