Persönliche Erfahrungen in Israel und Palästina

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Vortrag in der Montessori-Fachoberschule München anlässlich der „Nakba“-Ausstellung am 09. Januar 2014…

Von Judith Bernstein

Ich möchte Ihnen keine Details vortragen, die man der Presse entnehmen kann, sondern einen persönlichen Bericht über das Verhältnis Israels zu den Palästinensern geben, denn ich glaube, dass meine eigene Geschichte zum Teil die Geschichte Israels bis zum heutigen Tag widerspiegelt.

Ich bin noch vor der Gründung des Staates Israel geboren, also praktisch noch in Palästina. Meine Eltern sind Mitte der dreißiger Jahre des letzten Jahrhunderts nach Palästina geflohen, nachdem sie kein anderes Land aufnehmen wollte. Sie waren weder religiös, noch waren sie Zionisten, und bestimmt sind sie nicht hingegangen mit der Absicht, die Palästinenser zu vertreiben, sondern sie mussten aus Deutschland fliehen, um ihr Leben zu retten. Meine Großeltern sind in Erfurt geblieben und wurden in Auschwitz ermordet.

Auch wenn wir Kinder und vor allem natürlich die Eltern von dieser Geschichte geprägt waren, so spielte sie nach der Gründung Israels keine so große Rolle. Man war mit dem Aufbau des jungen Staates beschäftigt. Dass damit ein neues Unrecht einherging, wissen wir heute. Auf den Holocaust werde ich noch zu sprechen kommen.

Jerusalem, wo ich geboren und aufgewachsen bin, war damals eine kleine gemütliche Stadt. Jeder kannte jeden. Die „andere“ Seite hingegen war uns fremd. Der berühmte Satz der späteren Premierministerin Golda Meir aus den siebziger Jahren „Es gibt keine Palästinenser“ spiegelte unsere Wahrnehmungen wider. Praktisch war die Stadt durch eine Mauer mit dem berühmten Mandelbaumtor geteilt. Dort lebten „die bösen Araber“. Wir kannten sie nicht.

Dasselbe galt auch umgekehrt. In einem Interview mit Uri Avnery hat sich der 1955 in der Altstadt geborene Islamwissenschaftler Nazmi al-Jubeh über die Jahre bis 1967 so geäußert: „Unser Leben, unsere Welt als Stadtkinder war absolut begrenzt von Mauern. Alles außerhalb der Mauern interessierte uns nicht. Als Kinder wussten wir nichts über den israelischen Teil; wir wussten nur etwas von der arabischen Stadt.“

Frühe Kontakte meiner Familie

Im Gegensatz zu den meisten jungen Israelis hatte ich durch das Sportgeschäft meiner Eltern Kontakt zu christlichen Arabern, die nach dem Krieg 1948 in Israel geblieben waren; leider sind sie später vor allem in die USA ausgewandert, da sie für sich keine Zukunft in Israel sahen. Damit war auch meine konkrete Verbindung zu Arabern zumindest vorerst beendet. Die Unterscheidung zwischen diesen und den Arabern auf der anderen Seite der Stadt konnte ich mir nie erklären. Zwar sah man Araber im Galiläa, in Akko oder Jaffa, Drusen, die in der Nähe von Haifa lebten, und Beduinen im Negev, die alle unter Militärverwaltung standen. Doch waren die Palästinenser im Alltag der Israelis nicht präsent.

Was die Flüchtlinge anging, so wurde uns erzählt, dass diese alle geflohen seien, von Vertreibung war keine Rede. Über ihr Schicksal hat sich niemand Gedanken gemacht – es wurde nicht gefragt, wohin sie gingen und was aus ihnen wurde. Israel war sich seiner Schuld an der Flucht und Vertreibung nie bewusst, denn – wie es hieß – sie waren doch selbst an ihrem Schicksal schuld.

Dies ist leider bis heute der Fall trotz der Erkenntnisse der „neuen Historiker“ geblieben. Zwar haben ihre Recherchen zu manch heftigen Diskussionen unter Intellektuellen geführt, doch erreichen sie weder die politische Klasse, noch die Mehrheit der Bevölkerung. Das gleiche galt für die 500 Dörfer, die zerstört wurden. So fuhren wir auf dem Weg nach Tel Aviv an Lifta vorbei und bewunderten die schöne Landschaft. Am Samstag fuhren wir nach Beit Shemesh, um Blumen zu pflücken. Unsere Toten wurden auf dem Friedhof Givat Shaul begraben, das in der Nähe von Deir Jassin gebaut wurde – und niemand fragte nach den Bewohnern dieser Dörfer, es war die vollständige Verdrängung. Auf die Frage, wie die Israelis an die schönen arabischen Häuser im Jerusalemer Ortsteil Talbiyeh kamen, erhielt man die Antwort, dass man in einen Fond zugunsten der ehemaligen Bewohner einzahle – ich bezweifle, ob jemals ein Palästinenser einen Cent davon gesehen hat.

Im Gegensatz zu den meisten meiner Freunde, die heute zur Friedenszene gehören, stamme ich nicht aus einer kommunistischen Familie, mein Elternhaus war sehr liberal. Vielleicht hing das damit zusammen, dass meine Eltern aus Deutschland kamen. Bekanntlich waren es deutsche Juden wie Martin Buber, Akiva Ernst Simon, Robert Weltsch, Gustav Landauer und Gershom Scholem, deren Bücher man las, die man in Jerusalem kannte und die für ein Zusammenleben mit den Arabern plädierten. Es sind wenig deutsche Juden in die Politik gegangen.

Die meisten meiner Schulkameraden, die auch in der Nachbarschaft – also in Rehavia oder Talbiyeh – wohnten, sind diejenigen, die heute die israelische Politik prägen. Dazu gehören der Berater und der Rechtsanwalt Benjamin Netanjahus, Izik Molcho und David Schimron, der ehemalige Präsident der Knesset Reuven „Rubi“ Rivlin, viele Diplomaten sowie Geheimdienstler wie Carmi Gilon und Yuval Diskin und sogar Minister wie Dan Meridor oder Matan Vilnai.

Epochenjahr 1967

Was die Wahrnehmung der Palästinenser anging, so änderte sich natürlich die Situation völlig nach dem Sechs-Tage-Krieg. Wenn man vorher die Palästinenser ignorieren konnte, so waren sie jetzt da. Hinzu kam die Euphorie im Zuge der Eroberung der Westbank. Ich erinnere mich sehr gut, wie die Israelis die palästinensischen Städte „belagerten“, um billig einzukaufen – und der „Feind“ entpuppte sich als sehr freundlich und zuvorkommend. Es entstanden zwar keine Freundschaften, sieht man von manchen Intellektuellen Kreisen ab, aber die wirtschaftlichen Beziehungen prosperierten. Aber natürlich war immer klar, wer der Besatzer und wer der Besetzte war. Trotzdem würde ich diese Zeit – Anfang der 1970iger Jahre – als eine Ausnahme in den Beziehungen zwischen Israelis und Palästinensern bezeichnen.

Dies änderte sich mit dem Einzug der Religion in die israelische Gesellschaft. Denn jetzt kam der Wunsch auf, die heiligen Plätze, die in der Bibel erwähnt sind und bis dahin unerfüllbare Zielpunkte waren, nicht nur zu besuchen, sondern auch zu besitzen. Die Siedler wurden zum Handlanger der Politik. Unter den Augen der „Weltgemeinschaft“ wurde immer mehr palästinensischer Boden konfisziert und den Siedlern übergeben. Auch versuchte der Staat durch preisgünstige Darlehen Israelis dazu zu bewegen, in die Westbank zu ziehen. Und wieder zeigte sich, dass die Mehrheit der Israelis gegenüber der Landnahme zu Lasten der Palästinenser gleichgültig blieb. Ich glaube, dass die eigene Macht die Israelis für das Schicksal der Palästinenser hat erblinden lassen.

Die Palästinenser wurden immer mehr drangsaliert, schikaniert und gedemütigt. Dass dies nicht ohne Konsequenz geblieben ist, kann man sich gut vorstellen. Leider griffen die Palästinenser zur Gewalt, weil sie gegenüber den mächtigen Israelis keinen anderen Weg sahen, sich zu wehren. Dennoch haben die meisten Israelis die Selbstmordattentate nicht als Resultat ihrer eigenen Politik gesehen (wobei auch die jüdischen Untergrundorganisationen „Etzel“ und „Lechi“ in der Mandatszeit zu den gleichen Methoden griffen, um national unabhängig zu werden), als ob die Palästinenser mit einem genetischen Defekt geboren seien. Dies hat zur Einrichtung der „Sicherheitsmaßnahmen“ geführt. Checkpoints wurden gebaut, die „Trennungsmauern“ errichtet (die Pläne dafür lagen schon zuvor in den Schubläden), und die Palästinenser wurden noch mehr schikaniert.

Jerusalem

Ich verbringe jedes Jahr zwei Monate in Israel und Palästina. Obwohl ich in West-Jerusalem aufgewachsen bin, wohne ich im Osten der Stadt. Ich bin immer wieder erstaunt, wie wenig die jüdischen Israelis ihre „vereinigte“ Stadt kennen. Man besucht zwar die Altstadt, um billig einzukaufen, und geht auch einmal in ein arabisches Restaurant, mehr aber auch nicht. Nach 33 Jahren des „vereinigten“ Jerusalem wissen die Israelis nichts über ihre Nachbarn, die in der gleichen Stadt leben. Nur in der Straßenbahn trifft man beide, vorwiegend orthodoxe Juden und Palästinenser. Es sind die Orthodoxen, die sich in Ost-Jerusalem so bewegen, als ob auch dieser Teil ihnen gehören würde. Das ist besonders auffällig während der jüdischen Feiertage, wenn die Altstadt für die Palästinenser gesperrt ist und die Orthodoxen demonstrativ zur Klagemauer ziehen.

Jerusalem, eine Stadt von fast 1 Million Einwohner, ist heute geteilter denn je. Im Osten leben 70% Palästinenser unter der Armutsgrenze, bei den Kindern sind es sogar 84%. Aber nur 9% des Stadtbudgets entfallen auf eine Bevölkerung von 38%, was sich natürlich auf die Infrastruktur auswirkt. Von den 600.000 jüdischen Israelis lebt ein Drittel im Osten der Stadt. Auf 10 Palästinenser kommen sieben jüdische Siedler.

Besonders betroffen sind die Bewohner von Silwan, weil dort in „Ir David“ („Stadt Davids“) jüdische Ausgrabungsorte entdeckt wurden. Es werden immer wieder Häuser zerstört oder von Siedlern durch Strohmänner erworben. In Sheikh Jarrach, ein besonders schöner Teil Ost-Jerusalems in der Nähe des „American Colony Hotel“, werden die Palästinenser aus ihren Häusern vertrieben, um Platz für Siedler zu schaffen mit der Begründung, dass in den 1920iger Jahren dort Juden gelebt haben. Das wird stimmen, doch wäre daraus nicht zu folgern, dass die arabische Bevölkerung Israels ihren Besitz ebenfalls zurückbekommen müsste? Jede Woche finden in Sheikh Jarrach Demonstrationen von Israelis und Palästinensern statt, die aber leider bisher wenig erfolgreich geblieben sind.

Die Frauen von „Machsom Watch“

Während meiner Reisen in die Westbank schließe ich mich regelmäßig den Frauen von „Machsom Watch“ („Machsom“ ist das hebräische Wort für Checkpoint) an den Checkpoints an. Da die Palästinenser geduldig bei jedem Wetter in langen Schlagen stehen, auf Krankenwagen warten müssen und die Einkassierung von Reisegenehmigungen für die Strecke zwischen Bethlehem und Ramallah befürchten, begleiten die Frauen von „Machsom Watch“ auch junge Palästinenser zum Gericht, wo sie wegen geringer Vergehen zu mehrjährigen Gefängnisstrafen verurteilt werden, während Übergriffe israelischer Siedler, Polizisten und Soldaten ungeahndet bleiben. Wir selbst, meine Freundinnen und ich, wurden in Qalandia festgehalten, weil wir dort fotografierten, als ob man verhindern wolle, dass die politische Wahrheit ans Licht kommt. Jede Woche fahren die Frauen von „Machsom Watch“ an die Checkpoints, doch nach 12 Jahren gestehen sei ein, dass sie wenig oder gar nichts erreicht haben.

Vor allem in Area C mit 61% der palästinensischen Fläche ist man mit der Brutalität der Besatzung konfrontiert. Die Palästinenser werden von den Siedlern – oft mit Hilfe des Militärs – von ihren Feldern gejagt, und ihre Olivenbäume – ihre Haupteinnahme – werden ausgerissen und landen manchmal zum Verkauf auf dem israelischen Markt. Auch werden Häuser zerstört, so mit der Begründung, dass sie auf historischem Boden stünden und illegal errichtet würden. Sie werden in die überbevölkerte Area A abgeschoben, um soviel Land wie möglich zu enteignen. Für jeden „Outpost“, den die Siedler nach Gerichtsurteilen tatsächlich räumen müssen, zahlen die Palästinenser den Preis („price tag“) mit Akten des Vandalismus. Gerade in der letzten Zeit häufen sich die Fälle von Siedlern, die in palästinensischen Dörfern und sogar in eine Schule eingedrungen sind. Das Militär steht tatenlos daneben oder beteiligt sich an diesen Vorkommnissen.

Erinnern oder resignieren

Wenn ich für einige Tage zu meiner Tochter nach Tel Aviv fahre, habe ich den Eindruck auf einen anderen Planeten zu sein. Obwohl die Entfernung nur 58 km ist, sind Welten zwischen beiden Städten. Auch in Tel Aviv trifft man zwar immer mehr auf Orthodoxe, aber noch überwiegt die säkulare Gesellschaft. Der Konflikt scheint hier weit weg zu sein, auch wenn man sehr gut darüber informieren kann. Die Universität, israelische und internationale NGO’s sowie die deutschen Stiftungen bieten Diskussionen an, in der Cinemathek laufen kritische Filme, und bei „Zochrot“ („Erinnern“) kann man sich gründlich über die Flüchtlinge und die zerstörten Dörfer von damals informieren.

Wenn man mit Palästinensern spricht, so kann man beobachten, wie die einen resigniert haben, während andere Zuflucht  in der Religion suchen, und eine dritte Gruppe der Besatzung trotzt. Letztere warten weder auf die arabischen Regierungen noch auf den Westen. Sie ignorieren Israel (soweit das möglich ist), sorgen für eine gute Ausbildung ihrer Kinder und feiern ihre Feste, Geburtstage, Hochzeiten, Jubiläen. Angesprochen auf die von der EU finanzierten Projekte sagen sie, dass sie diese ablehnen, weil jene sie zu Bittstellern machen, die Korruption fördern und die Abhängigkeit vertiefen. Man solle dafür sorgen, dass die Besatzung aufhört, dann könnten sie für sich selber sorgen: „Wir brauchen eine politische Lösung statt des ständigen Finanztransfers.“

Es ist erstaunlich wie stark der Selbstbehauptungswille der Palästinenser ist. Vielleicht hängt das auch damit zusammen, dass die Sympathien weltweit zwar nicht unter den Politikern, aber bei den Bevölkerungen heute auf ihre Seite liegen, und vielleicht in ihrem Glauben, dass nach den Kreuzrittern, Osmanen und Briten auch die Israelis eines Tages verschwinden werden.

Das Gros der palästinensischen Bevölkerung versteht längst nicht mehr, worüber die Autonomiebehörde angesichts der „vollendeten Tatsachen“ verhandelt. Für sie hat sich die Gründung eines souveränen Staates Palästina weitgehend erledigt, weil ein zusammenhängendes Territorium nicht in Sicht ist. Viele meinen, dass die Auflösung jüdischer Siedlungen und ein militärischer Abzug aus der Westbank – ganz zu schweigen von der Teilung Jerusalems – auf einen Bürgerkrieg in Israel hinauslaufen würden, für den der Verzicht auf Gaza im Sommer 2005 nur einen schwachen Vorgeschmack geliefert habe.

Hingegen hat man in Israel das Gefühl, dass die Mehrheit im Dunkeln tappt, während die Siedler fest im Sattel sitzen. Sie haben sämtliche staatliche Einrichtungen erfolgreich unterwandert und bedienen sich den säkularen Israelis nur als „Esel des Messias“. Die sozialen Spannungen haben sich noch weiter vertieft. Der Hoffnungsträger der Säkularen Finanzminister Yair Lapid hat die hohen Erwartungen an ihn nicht erfüllt. Er hat sich lächerlich gemacht, als er vor kurzem in Budapest sein Unverständnis gegenüber den Israelis bekundete, die nach Berlin gezogen sind, um dort bessere Arbeits- und Wohnbedingungen zu finden, und damit – wie er meinte – ihren einzigen Staat „in den Müll geworfen“ haben. Die große Mehrheit der Israelis allerdings stellt die Verbindung zwischen der Besatzung (die ein großer Etat des israelischen Budgets schluckt) und der sozialen Situation noch nicht her.

Es herrschen Chaos, Hysterie, Willkür, Apathie und Gleichgültigkeit, überall, ob an den Checkpoints, in Ost-Jerusalem oder am Flughafen – von ihnen sind in erster Linie die Palästinenser betroffen, mittlerweile aber auch die politisch links stehende Israelis und vor allem in der letzten Zeit die Flüchtlinge aus Afrika.

Viele Israelis wissen nicht, oder wollen nicht wissen, was in ihrem Namen geschieht. Die „Trennungsmauern“ sorgen dafür, dass sie nicht sehen, was hinter ihnen passiert. Andere meinen sogar, dass die Politik ihrer Regierung richtig ist. Die israelischen Behörden verweigern ihren Staatsbürgern die Einreise in die palästinensischen Gebiete, damit keine Zweifel aufkommen, ob das Handeln der Soldaten und der Siedler tatsächlich etwas mit „Sicherheit“ zu tun hat. Durch das Verbot die palästinensischen Gebiete zu besuchen, werden Kontakte zur anderen Seite verhindert. Wie wir wissen hält dieser Zustand bis heute an.

Wie konnte es dazu kommen?

Ich denke, dass eine Antwort auf diese Frage auf den Holocaust bzw. auf seine Manipulation zurückführt. Als ob gegenwärtig der Holocaust zum zweiten Mal zuschlägt – und dass, obwohl Israel einer der größten Waffenexporte der Welt ist.

Wie ich anfangs sagte, spielte die „Shoah“ in den ersten Jahren keine so große Rolle. Das hing auch damit zusammen, dass die Eltern schwiegen, dass man noch nicht so viel über das Ausmaß dieser Katastrophe wusste, aus Scham, dass man überlebt hatte, und dass man vom Diaspora-Juden wegkommen und eine neue israelische Identität schaffen wollte. Wie tief aber diese Geschichte in der israelischen Gesellschaft verankert ist, ist mir im Frühjahr letzten Jahres bewusst geworden, als ich den Holocausttag miterlebt. Der Tag findet kurz vor dem Erinnerungstag an die Soldaten und vor dem Unabhängigkeitstag statt. Ich fand das Gedenken an die „Shoah“ sogar als bedrückender als den Tag zur Erinnerung an die toten Soldaten. Ob Ashkenasim oder Sfaradim: Das ganze Land stand still, war vereint und erinnerte sich, als ob diese Geschichte gestern stattgefunden habe.

Die Politik der Angstmacherei ist für alle Politiker und vor allem Netanyahu ein riesiger Erfolg. Jetzt soll sogar der Holocaust im Kindergartenalter vermittelt werden. Der Holocaust, die schlimmste Tragödie in der jüdischen Geschichte, ist zur Identität der Israelis geworden. Ich finde das sehr traurig, denn erstens ist es eine negative Identität – das Judentum hat mehr zu bieten als nur den Holocaust –, und zweitens habe ich das Gefühl, dass damit Israel in seiner Vergangenheit verharrt und seine Zukunft verspielt.

Während wir hier im Ausland die Ausführungen Netanyahus zum Iran als übertrieben empfinden, denkt die Mehrheit der Israelis ähnlich wie er. Netanyahu, der sich als Retter seines Volks sieht, hat erkannt, worauf die Identität der Mehrheit der Israelis basiert – auf zwei Säulen: neben der „Shoah“ auf der Religion. Wir erleben, wie gleichzeitig der Ruf nach der jüdischen und nicht nach einer israelischen Identität immer stärker wird. Auch wenn immer wieder vom demokratischen jüdischen Staat die Rede ist, so zeigen Meinungsumfragen, dass auf dem Begriff „Demokratie“ nicht so viel Wert gelegt wird.

Jüdischer Staat oder Staat aller seiner Bürger?

Nach meiner Auffassung kann es keinen jüdischen Staat mit einem nichtjüdischen, nämlich arabisch-palästinensischen, Anteil von über 20 Prozent geben. Auch wenn er über eine jüdische Mehrheit verfügt, muss der Staat allen Bürgern die gleichen Rechte einräumen, so wie Juden und Moslems in Deutschland – in einem christliches Land – Anspruch darauf haben, alle Rechte und Pflichten wie die Mehrheitsgesellschaft zu genießen. Mit seinem Beharren auf dem Charakter als „jüdischem“ Staat nimmt Netanjahu überdies alle Juden der Welt in Haftung, das heißt Israel bezieht die Diaspora in die Verantwortung für seine Politik ein und missbraucht sie.

Leider wurde die Lesart der israelischen Regierung, ein jüdischer Staat sein zu wollen, von einigen Politikern hierzulande blind übernommen, so etwa auch von der Bundeskanzlerin. Die entsprechende Forderung an die Adresse Machmud Abbas‘ ist ein weiterer Versuch, Verhandlungen über den Endstatuts hinauszuzögern. Weder im Friedensvertrag mit Ägypten 1979 noch mit Jordanien 1994 wurde gegenüber Kairo und Amman ein solches Ansinnen formuliert.

Wenn ich mit Palästinensern spreche, so erzählen sie mir, wo ihre Vorfahren gelebt haben, aus welchen Orten die Verwandten stammen und über ihre Verbundenheit zum Land. Es hat natürlich immer Juden in Palästina gegeben. Aber die Mehrheit wie ich ist in diesem Land nicht verwurzelt. Ich kann zum Beispiel auf meine Vorfahren in Hessen und im Harz verweisen, nicht aber auf Palästina. Daher kommt dem Bezug zur Bibel ein hoher Stellenwert zu. Aber bitte verstehen Sie mich nicht falsch: Die Gründung des Staates Israel war nach dem Holocaust  richtig und wichtig, aber die Art, wie man mit seinen Nachbaren umgegangen ist, war falsch.

Parallelen

Trotz der militärischen Stärke und Arroganz glaube ich, dass bei vielen Israelis eine tiefe Unsicherheit vorherrscht. Sie wollen sich nicht mit der Geschichte seit 1967 beschäftigen, weil sie befürchten, dass sie sich auch mit 1948 auseinandersetzen müssten. Allerdings hat die Weigerung, sich mit der Flucht und der Vertreibung von 750.000 Arabern und der Zerstörung von mehr als 500 Dörfer, wie wir sie in der Ausstellung sehen, sowie mit der Siedlungspolitik nach dem 6-Tage-Krieg befassen zu wollen, dazu geführt, dass die Geschichte sie einholt. Immer mehr Palästinenser sprechen von der Rückkehr in den Orten, von denen sie vertrieben wurden oder geflohen sind.

Der Völkermord an den Juden hat viele Menschen in Europa dazu veranlasst, zur Politik des Staates Israel zu schweigen. Die besonders in Deutschland immer wieder beschworene Verbundenheit läuft jedoch darauf hinaus, die selbstzerstörerische Politik abzustützen. Solange die Europäer die Regierung in Jerusalem gewähren lassen, wird diese keine Veranlassung sehen, sich zu einer Umkehr seiner Politik. Es ist schwer nachvollziehbar, warum die USA und die Europäische Union nicht mit Nachdruck verlangen, dass Israel seine Politik gegenüber den Palästinensern ändert und die Öffnung der Grenzen zu Gaza verlangen.

Als mein Mann und ich im vor zwei Jahren beim Auswärtigen Amt waren, wurden wir mit der Bemerkung empfangen, dass man sich wegen des wachsenden Antisemitismus große Sorgen mache. Es stimmt, die Stimmung gegenüber Israel und mittlerweile auch gegenüber den Juden in der Bundesrepublik ist in teilweise höchst aggressive Tonlagen umgeschlagen, aber das liegt auch am Versagen der Politik. Viele Menschen hierzulande können die doppelten Standards nicht nachvollziehen, wenn es um Israel geht.

Appelle

Deutschland und die EU müssen der israelischen Regierung deutlich machen, dass Menschenrechtsverletzungen (und darum geht es ja) inakzeptabel sind. Stattdessen haben sie durch ihre Haltung die Israelis in ihrem Handeln bestätigt und damit sie mehrheitlich so blind gemacht, dass sie nicht sehen wollen, was sie sich, ihren Kindern und Enkeln antun. Sie sind vollkommen realitätsfremd geworden. Die Einwirkung von außen ist dringend. Der Frieden liegt auch im deutschen Interesse. Wie soll das Zusammenleben zwischen Moslems, Juden und Christen funktionieren, wenn der alte Kernkonflikt des Nahen Ostens bei Millionen Moslems heftige Emotionen hervorruft?

Aber trotz regelmäßiger Resolutionen und Proteste setzt Israel seine Siedlungspolitik fort, wobei die Zwei-Staaten-Lösung im wahrsten Sinn des Wortes verbaut worden ist. Aber auch die Vorstellung eines gemeinsamen jüdisch-arabischen-Staates findet bei der Mehrheit keine Zustimmung.

Ich glaube, dass uns die Konzentration auf die Zwei-Staaten-Lösung – die ich nicht mehr als realistisch halte – den Blick auf Alternativen versperrt. Andererseits frage ich mich, warum wir uns überhaupt anmaßen, beiden Völkern ihre politische Zukunft vorschreiben zu wollen. Für viele Palästinenser spielt diese europäische Diskussion heute keine Rolle. Stattdessen gilt für sie: Beendigung der israelischen Besatzung und gleiche Rechte. Nur dann kann es zu einem friedlichen Ausgleich zwischen beiden Völkern kommen, und damit wird auch Israel vor seinem Niedergang bewahrt.

Statt israelische Politiker zu hofieren, ist es höchste Zeit, unser Augenmerk noch mehr auf die zivilgesellschaftlichen Bewegungen zu richten. So verwunderlich es sich anhört: Israelis und Palästinenser sind natürliche Verbündeten. Deshalb ist es auch für uns in Europa vorrangig, die Friedenskräfte auf beiden Seiten in ihren Bemühungen zu unterstützen, einen Ausgleich zwischen beiden Völkern auf Augenhöhe zu erreichen.

Anlässlich seines 90. Geburtstags hatte der bekannte Friedensaktivist Uri Avnery zu einer Diskussion in Tel Aviv mit dem Titel eingeladen „Wird Israel in 90 Jahren noch bestehen?“ Diese Frage stellen sich immer mehr Israelis, und ich denke, dass auch wir uns darüber Gedanken machen sollten.

33 Kommentare

  1. …die immer gleichen FAKTEN und TATSACHEN …are not theatre or there things – only reality – please welcome ,-) Jane

  2. „Sie habens ja gar nicht verstanden Nussknacker – ich habe weder ein positives noch ein negatives Ressentiment gegen Juden und ich vergleiche nicht ‘es’ oder ‘die Juden’ mit den Nazis, sondern die revisionistischen Zionisten.“

    Ausnahmsweise von mir ein Link zum „Es“:
    http://de.wikipedia.org/wiki/Es_%28Psychoanalyse%29

    Zumindest theoretisch könnte sich so ein Lichtstrahl der Erkenntnis in diesen moralischen Morast verirren.

    • Wissen Sie Nussknacker – das schöne an der Psychologie, ist dass sie sich auch geduldig zu jeglichem Zweck missbrauchen lässt, vor allem aus unberufenem Mund und ohne genaue Erklärung.

      Das hat sie gemeinsam mit der Relgion, wenn selbiges auf letztere noch sehr viel mehr zutrifft.

      So genutzt öffnet sie der Irrationalität Tür und Tor – und so kann beides Segen bringen, aber ist nicht gefeit vor Missbrauch jeglicher Art.

      Ich habe jedenfalls sehr logisch erklärt, wo der psychologische Zusammenhang der allzu einseitig positiven Konzeption der israelischen Politik liegt. Aber ich denke es ist ihr ‚Es‘, dass es ihnen verbietet, diese nachvollziehbaren und schlüssigen Argumente nicht nachvollziehen zu können und ihre Schleuklappen runterzulassen, so bald sie mit diesem allzu sehr in Konflikt geraten könnten.

      “ Was kann ich schon gegen diese Rede einer echten Jüdin halten, die selbstverständlich auch noch auf reichlich „persönliche Erfahrungen“ zurückgreifen kann?

      Vor allem stört mich die penetrante einseitige Sicht auf die Geschichte der israelischen Gesellschaft. Diese gnadenlos billige durchgehende Schuldzuweisung an den Staat Israel“

      Nussknacker – Sie beleidigen ja nicht nur mich, sondern auch Frau Bernstein, anderen Artikel wirklich so gar nichts ‚billiges‘ ist, aber der Ihnen eben nicht in den Kram passt – und da Ihr ‚Es‘ einfach nicht zur Kenntnis nehmen will, was eigentlich offensichtlich und in diesem Fall authentisch erfahren ist, haben Sie sich schon so sehr in dieses neue Glaubensbekennntis ‚Israel ist gut und alles was es tut soll uns ein Vorbild sein‘ verkeilt, dass sie ja sogar richtig giftig werden.

      Aber wie meinte das jüdische antizionistische Komitee schon im Jahr 1913 zu den Argumenten der Zionisten:

      „…Nie kämpft er sachlich, sondern stets persönlich. Seine stärksten Argumente sind Beschimpfung des Gegners, Verdächtigung seiner Motive, das Aufwühlen seiner intimsten Privatverhältnisse, und wenn alles nicht zieht, muß Einschüchterung und Bedrohung die Wucht sachlicher Gründe ersetze“

      Schon erstaunlich – in hundert Jahren hat sich anscheinend kaum was geändert.

  3. „Ich finde es jedenfall erfreulich festzustellen, wie sehr sich die meine Analyse der Situation und die Analyse von Judith Bernstein gleichen.

    Ich kann ALLES was Sie schreibt nur unterstreichen. Es sind die Schlüsse zu denen ich auch vor längerer Zeit gekommen bin.“

    FALSCH! …liebste Jane – Sie haben wie immer NICHT richtig gelesen ff. verstanden – Ihre scheinbar Analsyse trennen WELTEN von der Judiths, denn Sie sind immer noch fest im arafatschen Vorvorgestern der letzten Jahrzehnte des VERGANGENen Jahrhunderts verhaftet geblieben 🙁
    2-Staaten(NICHT)lösung …dabei gibt es bereits 2 Staaten – einen arabischen (Dreiviertel der Fläche einst sog. ‚Palästinas‘), den Jüdischen Staat Israel – sowie ein RaketenabschussTerrorNest Hamastan!

    „Ich glaube, dass uns die Konzentration auf die Zwei-Staaten-Lösung – die ich NICHT mehr als REALISTISCH halte – den BLICK auf Alternativen VERSPERRT.“

  4. Wieder einmal müllt die Antisemitin Jane einen ganzen Beitrag mit ihren Selbstgesprächen zu obwohl sich der dabei abgesonderte Sermon auf ein wenige paar Zeilen entschlacken ließe:

    „Verkehrt ist der Schluss – Juden und Judentum müssten daher eine Art Gegenentwurf zur Bosheit der National-Sozialisten sein. Das ist Unsinn.“

    Ja. Aber dieser konstruierte Unsinn findet ausschließlich in Köpfen von Antisemiten statt, wie z.B. in ihrem. [Dort tanzen die „boshaften“ Nazis (diese Schlingel aber auch!) mit den mindestens so schlimmen Juden Ringelreihen.]

    „So wie die Sonne über guten und bösen Menschen scheint, so geschieht Böses guten und bösen Menschen. Opfer sein ist nicht gleichbedeutend mit gut sein.“

    Eine ähnliche Konstruktion wie oben, diesmal immerhin fundiert mit einem Semester Küchenpsychologie.

    „D.h. während hier die Nazis wüteten, benahmen sich die revisionistischen Zionisten durchaus ähnlich.“

    Da kommt es wieder durch, das „Es“ in ihr. Der Rest ihres Geredes ist ein schwächlicher Versuch, sich selbst ein gutes Zeugnis auszustellen, der schon lange vor der letzten Aussage mit einer kompletten Bruchlandung endet.

    • Sie habens ja gar nicht verstanden Nussknacker –

      ich habe weder ein positives noch ein negatives Ressentiment gegen Juden und ich vergleiche nicht ‚es‘ oder ‚die Juden‘ mit den Nazis, sondern die revisionistischen Zionisten.

      Was ich da darlege ist der Umstand, dass sehr viele Menschen, die Israel ohne Wenn und Aber unterstützen, ohne sich das klar zu machen, ein positives Vorurteil gegen Juden haben . Sie gehen ganz selbstverständlich davon aus, dass alles was Israel tut gut begründet sein müsse, auch wenn die Aktionen der Besatzungsmacht in ihrem Unrecht oft zum Himmel schrein. Sie handeln so – und sie unterstützen Isreal, weil Sie in ihm die Antithese zum NationalSozialismus sehen. Israel ist aber nicht ‚die Anti-These‘ zum NationalSozialismus und das Judentum ist es auch nicht

      Ich denke auf viele Juden trifft in gewisser Weise das selbe zu. Aber das ist auch nur eine theoretische Konstruktion, ein Klischee, dass der Wirklichkeit nicht gerecht wird – genauso wenig wie es negative Klischees tun.

      Wenn sich Juden (und ihre Philos) im Vergleich zu anderen Nationen als ‚unschuldig‘, dann liegt die Ursache dafür schlichtweg darin, dass eben vor der Staatsgründung Israels, Juden kein Kollektiv mit irgend einer Macht hatten – es gab also schlichtweg keine Gelegenheit dazu, solcherart Geschichte zu schreiben und das hat sich mit der Staatsgründung Israels gründlich geändert. Damit ist auch, wie’s aussieht, die Unschuld weg. (so wies eben geht in der Welt hier – und anderswo)

      Ich lehne die zionistischen Revisionisten und ihre arrogante und militaristische Agenda, die bis auf den heutigen Tag wirkt, ab und meiner Meinung nach, und dafür gibt es viele Belege, ist sie dem gleichen völkisch-nationalistischen Pfuhl entsprungen, dem damals viele solche ‚ismen‘ in Europa entsprangen. Sie wurde in der Zeit der erstarkenden Nationalgesinnung in Europa und in der Zeit beschleunigter, revolutionärer Entwicklungen in der Hybris über Menschen anderer Kulturen geboren. Nicht umsonst sehen heute viele solcher Bewegungen in Israel sogar ein ‚Vorbild‘ (Breivik, der norwegische Massenmörder mit völkischer Gesinnung ist so ein Beispiel)

      In Europa führte der desaströse 2. Weltkrieg und der Völkermord an Juden und Sinti/Roma, der Massenmord an Menschen besiegter Völker, Andersdenkender, Homosexueller, Behinderter etc. – zu einer Besinnung, zur Erklärung der Menschenrechte etc.

      Da gab es eine radikale Kehrtwende im europäischen Bewusstsein, welche wir eine lange friedliche Entwicklung zu verdanken haben. De Gaulle reichte den Deutschen in einem Akt visionärer und friedliebender Größe die Hand, was wesentlich dazu beitrug – und es begann für Europa tatsächlich eine neue Zeit. In Europa hatte man sich jahrhundertelang wegen territorialer Fragen bekriegt. Mit der Ernüchterung über die Katastrophe, die der NationalSozialismus und die völkisch-übersteigerten Nationalismen über Europa gebracht hatten, war das nach vielen Jahrhunderten Gott sei Dank zu Ende.

      Als Staat, der auch als Reaktion auf den Holocaust, schließlich seine Anerkennung fand – ist Israel dennoch nicht die Antithese zu dieser Gesinnung (weder Anti-noch-Pro). In Israel gab es eine solche Kehrtwende nicht, da Israelis sich als Juden und Opfer des Holocaust verständlicherweise in einem anderen Fahrtwasser befanden.

      Einstein hat es, wie ich schrieb schon 1933 abgelehnt, an der Hebräischen Universität zu lehren, weil ihn der Geist der da wehte ausdrücklich ‚an die schlimmsten Feinde der Juden‘ erinnerte.

      Nochmal: “ He disliked the Revisionist Zionists, who he claimed in 1935 “lead youth astray with phrases borrowed from our worst enemies.”

      http://www.jpost.com/Opinion/Columnists/Terra-Incognita-When-Einstein-was-wrong-330710

      Der Zionismus wurde übrigens vor der Machtergreifung auch von den meisten Juden, religiösen wie säkularen, abgelehnt, da sie darin den gleichen anti-modernen Rückschritt sahen, wie in den aufkeimenden völkischen Bewegungen, wie wir sie damals und leider im Ansatz auch heute wieder beobachten können.

      Der Geist der Moderne und des Humanismus hatte den Juden zur letzten Jahrhundertwende die Emanzipation gebracht und dieser rückwärtsgewante Geist stellte eben diese in Frage, sei es durch deutsch-nationale Gesinnung oder durch jüdisch-nationale, denn all diese Gesinnungen gehen in gewisser Hinsicht Hand in Hand. Der erste zionistische Kongress musste auf Grund des massenhaften Protests durch jüdische Rabbiner deshalb von München nach Basel ausweichen.

      Das jüdische anti-zionistische Komittee in Berlin erklärte im Jahr 1913:

      „Und dieser chauvinistische, nationale Rassenwahn ist die theoretische Grundlage, der geistige Nährboden des Zionismus! Ihm hat er die spezifischen Züge seines Wesens und seiner Wirksamkeit entlehnt! Schon das Aussprechen dieser unbestreitbaren und unbestrittenen Tatsache enthält die vernichtendste Kritik dieser pseudomessianischen Bewegung.

      Mit aller Deutlichkeit muss man es sich bis in die letzten Konsequenzen ausmalen, was es für das Wesen und die Erscheinungsformen des Zionismus bedeuten muß, daß er auf demselben Sumpfboden erwachsen ist wie der Rassenantisemitismus, diese Geißel, unter der wir Juden so entsetzlich leiden. Und es ist immer dasselbe Wasser, mag es nun arisch-antisemitisch, mag es jüdisch-national gefärbt sein, das aus einem vergifteten Brunnen stammt, und das seine Färbung der Welt zu einem gesunden Tranke machen kann. Wer sich auf den Standpunkt stellt, dass die nationale Verhetzung und der Rassenantisemitismus ein Verbrechen an der Kultur sind – und wer täte das nicht –, der muß auch den Bruder im jüdischen Gewande, den nationalen Zionismus, verdammen, weil er ebenso verderblich wirken muß, wie jene…

      ..Unter der Bearbeitung des Nationalismus wird die jüdische Religion zu einer Karikatur ihres eigentlichen Wesens. Aus der universellen Weltreligion und ihrem erhabenen Fluge wird der bescheidene Kultus eines kleinen Volksstammes…

      …Der Zionismus leugnet den Universalismus in der jüdischen Religion überhaupt und leugnet damit zugleich den Glauben an den einen Gott, der aller Menschen Vater ist und der die Geschicke der ganzen Menschheit lenkt..

      Damit nimmt er aber einen der stärksten Antriebe zum sittlichen Handeln, das Gefühl der Verantwortung, das jeder einzelne von uns wie unsere jüdische Gesamtheit der Menschheit gegenüber trägt…

      …Nie kämpft er sachlich, sondern stets persönlich. Seine stärksten Argumente sind Beschimpfung des Gegners, Verdächtigung seiner Motive, das Aufwühlen seiner intimsten Privatverhältnisse, und wenn alles nicht zieht, muß Einschüchterung und Bedrohung die Wucht sachlicher Gründe ersetzen.“

      http://www.derisraelit.org/2010/01/von-reuven-j.html

      Das sagten antizionistische Juden im Jahr 1913 – erstaunlich.

      • „Ich denke auf viele Juden trifft in gewisser Weise das selbe zu“

        zur Erläuterung – ich glaube, dass viele Juden dieses positive Vorurteil hinsichtlich der eigenen Kultur, aus den gleichen Gründen hegen – weil Sie meinen darin zwangsläufig die Anti-These zu dieser Erscheinung reiner Bosheit – des NationalSozialismus zu sehen.

        Es muss auch sehr ungewohnt für wahrscheinlich nicht wenige sein, überhaupt auf die Idee zu kommen, sich mal in andere hineinzuversetzen – wenn man von klein auf mit der Vorstellung gefüttert wird, dass alle anderen Menschen mehr oder weniger böse sind, und dass Juden zu allen Zeiten so furchtbar leiden mussten. Auch wenn der Antisemitimus in Europa wirklich lange Zeit eine Geißel für Juden war, so ist doch auch diese Art der Rezeption letztendlich eine konstruierte, die das eine betont, und alles andere unter den Tisch fallen lässt, letztlich ebenfalls ein verzerrendes Klischee.

        Der NationalSozialismus, der Faschismus ist wohl der konzentrierte und kollektiv gebündelte Ausdruck, all dessen, was der innere Schweinehund Menschen so zu bieten hat.

        Dieser ‚innere Schweinhund‘ – den gibt’s aber überall, die Deutschen haben auch nicht das Monopol darauf – und Juden sind da auch nicht anders, als der Rest der Menscheit. Das an und für sich geht jeden was an – und auch wenn man nicht deutsch ist, ist es gut, aus dem NationalSozialismus was zu lernen – auch Juden ist das unbenommen. Natürlich gibt es Juden denen das genauso klar ist wie mir – aber ich denke sie sind, wie anderswo auch, nicht unbedingt die Mehrheit.

        Die eigentliche Antithese zum NationalSozialismus ist der Humanismus, dem auch Juden ihre Emanzipation danken – der ist heute in Israel freilich, wie ich las, fast schon ein Schimpfwort. (denn mit der Besatzung völlig unvereinbar)

      • Ach Jane..
        Ich mag das faschistische militärische Gehabe der Revisionisten auch nicht. Trotzdem ist ein Vergleich mit den Nationalsozialisten nicht richtig! Und was bringt Ihnen das? Bleiben Sie doch mal am Teppich, dann hören Ihnen auch noch mehr Leute zu! Mit solchen Vergleichen vergraulen Sie jeden…
        Vergleichen Sie mir anderen Faschisten. Man kann über die Revisionisten denken, was man will, aber sie wollten kein ganzes Volk ausgrenzen, diskriminieren, vernichten, jeden einzelnen dieses Volkes auslöschen…
        Und ein historischer Text von 1913 aus dem Zusammenhang gerissen ist kein Beleg! Die Diskussion um den Zionismus in Deutschland war vor allem dadurch geprägt, ob das „nationalistische Gebaren“ die erreichte Assimilation stören könnte. Die Rabbiner waren nicht deswegen gegen einen Kongress in München, weil sie sich am „Faschismus“ des Zionismus störten, sondern weil sie entweder ihre Akzeptanz in Deutschland gefährdet sahen oder die Rückkehr nach Zion nur von Gott gewollt und initiiert sahen.
        Wie gesagt, auch ich brauche keine Revisionisten, aber warum die Quellen verbiegen….????

      • Hila – zum einen habe ich nicht gesagt dass die zionistischen Revisionisten gleichen, sondern, dass sie dem Geist der Zeit diesen durchaus nahe standen. So verehrten nicht wenige von Ihnen zum Beispiel Mussolini, weshalb sie zeitweise sogar braune Hemden trugen.

        Zweitens – ‚ein ganzes Volk’vernichten – na ja – es war wohl eine wirtschafltiche Exklusion und eine ethnische Säuberung angedacht – die ja dann auch ganz real folgte.

        Der historische Text aus dem Jahr 1913 ist schlichtweg interessant. Weiterhin – schon im Jahr 1935 wollte Einstein nicht mehr zur Hebräischen Universität gehören und verglich den Geist der revisionistischen Zionisten ebenfalls mit den National-Sozialisten.

        Revisionistische Zionisten brachten schon im Jahr 1925 einen ihrer jüdischen Kritiker um, Israel de Haan, weil er ihre Politik gegenüber der einheimischen arabischen Bevölkerung schon damals als Thyrannei anprangerte – sie haben ihn umgebracht – wohlgemerkt. Das war die Hagana und der Befehl kam lt. eigener Aussage von ganz oben.

        Was wirft das für ein Licht auf eine solche Bewegung?

        Ich denke, wir wissen sehr wenig oder es wird kaum thematisiert, worin denn die frühe Thyrannei der Zionisten bestand.

        Wenn schon die jüngere Geschichte so oft einseitig verstellt dargestellt wird, umso weniger wissen wir darüber – aber wenn man sucht dann wird man natürlich schon fündig.

        „Die Histadrut wurde 1920 als „Allgemeine Föderation der hebräischen Arbeiter im Lande Israel“ gegründet von 4500 der 5000 jüdischen Arbeiter in Palästina. Zu jener Zeit gab es zehnmal so viele arabische Arbeiter in Palästina, aber sie waren von der Histadrut ausgeschlossen.

        Tatsächlich wurde die Histadrut nicht zu dem Zweck gegründet, das jüdische Proletariat in Palästina zu verteidigen, sondern um das arabische Proletariat in Palästina zu zerstören! Ihre ersten Aktivitäten waren Boykottmaßnahmen gegen Geschäfte (sowohl jüdische wie auch arabische), die arabische Arbeiter beschäftigten, die physische Einschüchterung von Juden, die auf dem arabischen Markt einkauften, sowie von arabischen Arbeitern, die für Juden arbeiteten.

        http://www.icl-fi.org/print/deutsch/spk/159/diegeburt.html

        Es steht wohl außer Frage, dass sich Neueinwanderer in einem Land, die sich ’so‘ zur einheimischen Bevölkerung stellen – ruckzuck – nicht mehr willkommen sind.

  5. Ich finde es jedenfall erfreulich festzustellen, wie sehr sich die meine Analyse der Situation und die Analyse von Judith Bernstein gleichen.

    Ich kann alles was Sie schreibt nur unterstreichen. Es sind die Schlüsse zu denen ich auch vor längerer Zeit gekommen bin.

    Ich bin auch zu dem Schluss gekommen, dass der Holocaust unsere Wahrnehmung des Konflikts verzerrt und für mich persönlich war es zunächst eine umwälzende und auch zunächst verwirrende Erfahrung festzustellen, dass ‚der gute Reflex‘ – vergangenes Unrecht wieder gut machen zu wollen – hier und in diesem Kontext – dazu beiträgt neue Verbrechen zu legitimieren – diesemal begangen von Juden. Hat man das mal begriffen, wird die Welt nicht gerade einfacher und das was zunächst als wertvolle, menschliche Reaktion geradezu zwingend erscheint, bekommt einen sehr verderblichen Beigeschmack.

    Es kann und darf nicht darum gehen, Ressentiments gegen Menschen zu schüren, weder gegen ‚die Juden‘, noch gegen ‚die Palästinenser‘, oder ‚die Muslime‘ oder ‚die Deutschen‘ und meine Absicht ist es keinesfalls ‚Juden im Allgemeinen‘ irgendwie herabzuwürdigen.

    Mir ist ein solches Denken fremd, ich finde das sehr dumm, aber es ist eine verbreitete Dummheit (hier und überall) – und insofern man mir hier solches unterstellt, ist das eine Verzerrung meiner Absicht und fraglos auch eine Verzerrung dessen was ich so sage, denn ich glaube nicht, dass ich das irgendwo konkret tun würde (vielleicht ist manches missverständlich, aber im Großen und Ganzen eher nicht) – ich kritisiere die Besatzungspolitik – scharf – fraglos – aber nach all den vielen Jahren, in denen die israelische Haltung dazu bzw. die pal Entrechtung, immer unverfrohener zu Tage tritt, muss man sich doch eingestehen, dass dies auch durch die allzu große Rücksicht und Nachsicht der internationalen Gemeinschaft geschehen ist – man hat den Israelis ihr völkerrechtswidriges Unternehmen allzu lange, allzu leicht gemacht – und das lässt nur den Schluss zu – dass man scharfe Kritik üben ‚muss‘ und sich nicht weiter verstecken darf, denn gerade eine der Lehren aus dem Holocaust, die ich persönlich verinnerlicht habe ist es, dass auch Wegschauen – eine Schuld ist.

    Als ich einmal mit der Situation der Palästinenser konkret konfrontiert wurde, fand ich das extrem bedrückend und das Unrecht, das ihnen geschieht ist in meinen Augen evident. Frau Bernstein schildert das sehr gut.

    In den 90ern möchte ich Israel nicht deutlich kritisieren – ich hoffte noch auf die gute Wende. Es war mir unangenehm, dass die westlichen Länder Israel scheinbar in seinem Tun auch noch unterstützten und wie sehr die Palästinenser in eine völlig hoffnungslose Lage gedrängt wurden. Ich empfand das als Barbarei, was da mit den Palästinensern geschieht. Aber fraglos ist es eine peinliche Angelegenheit als Deutsche Israel zu kritisieren – das ist ein moralisches Dilemma.

    Seit dem Zusammenbruch des Oslo-Prozesses halte ich allerdings die Rücksicht auf jüdische Befindlichkeiten in diesem Zusammenhang nicht mehr für akzeptabel, jedenfalls habe ich mich dazu entschieden und ich denke auch, dass wir alle, Nicht-Juden und Juden (JB beschreibt auch dies aus jüdischer Perspektive sehr gut – der Holocaust im Kindergarten) ziemlich manipuliert werden.

  6. “Kompensation? Eher Gedenken und Erinnerung, denn ansonsten müßte ich mich mit den verbrecherischen NS-Regime bzw. Großväter und -Mütter identifizieren. ” (Kyniker)

    Das ist in meinen Augen ein wichtiger Punkt. Er beschreibt, die zunächst gänzlich nachvollziehbare Haltung von Kyniker, warum er so stark für ‚die Juden‘ und Israel Partei ergreift – ja ergreifen muss.

    Mir ging es früher nicht anders. Die Verbrechen, die Grausamkeit und die Skrupellosigkeit der Nationalsozialisten sind in jeder Hinsicht überwältigend und was einem als Nachgeborene(r) da zu tun bleibt, sich mit Abscheu abzuwenden und zu geloben ‚ich mache alles anders‘.

    Wer von allgemein gesellschaftlichen Fragen und Geschichte nicht unberührt ist, der kommt nicht um eine intensive Auseinandersetzung damit herum, als Deutscher oder Deutsche.

    Vielleicht trifft das auf die heute jungen Menschen nicht mehr im gleichen Maße und mit der gleichen Intensität zu – und das ist in Ordnung. Es ist normal und verständlich, dass die Dringlichkeit der Auseinandersetzung damit von Generation zu Generation ein wenig blasser wird.

    So jung bin ich aber nicht mehr und mir ging es nicht anders Kyniker und grundsätzlich halte ich den Wunsch dafür Sorge zu tragen, dass Juden sich in Deutschland wieder willkommen fühlen können für richtig und wichtig. Mir geht es nicht anders. Ich kann die Probleme, die Bedenken und auch so manche Ressentiments von Juden geenüber Deutschland nachvollziehen und vor allem in früheren Jahren nach dem Krieg, sind sie nur allzu logisch.

    Das Problem ist, wir neigen dazu in Gegensatzpaaren zu denken, bzw. anders können wir die Wirklichkeit gar nicht definieren und in dieser Hinsicht neigt unser Verstand dazu uns machen Streich zu spielen. Wir denken ‚Die bösen Nazis – die guten Juden‘. Im Kontext der Geschichte des National-Sozialismus ist das auch in Ordnung und zutreffend. Dieses Merkmal ist umso verzerrender, so mehr wir uns schlicht neuen Erfahrungen verschließen, wie z.Bsp. Palästinenser einfach mal kennen zu lernen. (und damit ‚das Risiko‘ einzugehen – ein paar unserer Vorurteile über den Haufen werfen zu müssen. (das war eins von vielen möglichen Beispielen)

    Was also daran ist verkehrt? Verkehrt ist der Schluss – Juden und Judentum müssten daher eine Art Gegenentwurf zur Bosheit der National-Sozialisten sein. Das ist Unsinn.

    So wie die Sonne über guten und bösen Menschen scheint, so geschieht Böses guten und bösen Menschen. Opfer sein ist nicht gleichbedeutend mit gut sein.

    D.h. während hier die Nazis wüteten, benahmen sich die revisionistischen Zionisten durchaus ähnlich. Ja sie verehrten in den 30ern sogar Mussolini und zogen sich daher eine Weile lang braune Hemden an und der Zionismus war schon in den 20ern nicht die unschuldige Bewegung, als die er sich selber gerne darstellt. Natürlich heißt das nicht, dass dies auf ‚die Juden‘ oder auch auf alle Zionisten zuträfe, aber wenn man sich damit beschäftigt, welche Rolle jüdische Organisationen schon in den 20ern in Palästina einnahmen, dann wird klar, dass die lautesten und agisten ihrer Aktivisten, von vornherein auf einen Ausschluss und auf Verdrängung der einheimischen Bevölkerung abzielten.

    • „‚Kompensation? Eher Gedenken und Erinnerung, denn ansonsten müßte ich mich mit den verbrecherischen NS-Regime bzw. Großväter und -Mütter identifizieren. (Kyniker)‘

      Das ist in meinen Augen ein wichtiger Punkt. Er beschreibt, die zunächst gänzlich nachvollziehbare Haltung von Kyniker, warum er so stark für ‘die Juden’ und Israel Partei ergreift – ja ergreifen muss.“

      Jane,

      besten Dank für Ihren Beitrag, den ich zwar nachvollziehen, aber letztlich nicht so unterschreiben kann, da Sie zum Schluß wieder „neigen dazu in Gegensatzpaaren zu denken“.

      Israel als Staat ist gerade im Hinblick der Shoa an zu erkennen und zu unterstützen (ich möchte die Gründe jetzt nicht ausbreiten), was nicht bedeutet, dass die Politik Israels nicht zu kritisieren ist. Leider unterscheiden die Israel Kritiker nicht die Kritik an der Politik und an dem Staat Israel …

      Ebenso ist ein Palästinensischer Staat neben Jordanien zu unterstützen.
      Hier sind die Palästinenser Opfer der Arabischen Politik und von Hamas, Dschihad, PLO und Fatach. Ach wenn Arafat Israel anerkennt haben sollte, gilt dieses nicht für alle Organisationen (Hamas, Dschihad ?).

      „Das Problem ist, wir neigen dazu in Gegensatzpaaren zu denken, bzw. anders können wir die Wirklichkeit gar nicht definieren “

      Der menschliche Verstand ist flexibler und kann mehr, als nur in Gegensatzpaaren zu denken. Das Zeigt die Literatur, wie bspl. „Schuld und Sühne“ von Dostojewski, sehr schön. Aber jenes Denken ist halt sehr bequem – auch für Sie, Jane. Ãœbrigens gilt das, nicht im Gegensatzpaaren zu Denken, gerade für die Mathematik 🙂

      Noch eine Bemerkung:
      „Verkehrt ist der Schluss – Juden und Judentum müssten daher eine Art Gegenentwurf zur Bosheit der National-Sozialisten sein. “

      Das Judentum, und auch das Christentum in seinen Wurzeln, ist letztlich und war schon immer gegen Nationalismus, National-Sozialismus, Faschismus.

      Doch welche Religion wurde nicht für politische Zwecke eingespannt, mißbraucht? Heute sind es die Islamisten, die den Islam mißbrauchen … , im NS-Regime das „Arische Christentum“ …

      Kyniker

      • Ich bin auch durchaus mit einigem einverstanden was Sie schreiben.

        Wenn Sie sagen, dass sich jede Religion missbrauchen, bzw. zu fanatischen Zwecken instrumentalisieren lässt – dann sehe ich das genauso.

        Allerdings habe ich nirgendwo behauptet, dass ‚das Judentum‘ mit der israelschen Besatzungspolitik gleichzusetzen wäre. Das tue ich gtanz ausdrücklich nicht. Freilich lässt sich auch das Judentum zu eben solchen Zwecken missbrauchen und da wo es geschieht, sollte man es kritisieren, so wie man das auch hinsichtlich des Islams oder Christentum oder sonst irgend einer Welterklärungsphilosophie tut.

        In einem Punkt bin ich allerdings absolut nicht d’accord.

        Die Palästinenser wären die Opfer der arabischen Politik.

        Natürlich gibt es immer viel zu kritisieren. Allerdings sind die Palästinenser in erster Linie Opfer der israelischen Besatzungspolitik, einer schleichenden ethnischen Säuberung in der West-Bank, einer unmenschlichen Blockade in Gaza, miliätrischer Willkür und einer militärischen Willkürjustiz und Verwaltung.

        Die Hamas spielte erst im Laufe der 90er Jahre eine nennenswerte Rolle und selbst die zeigte sich flexibler, pragmatischer und kompromissbereiter als die Knesset. Wenn Sie nichts konstruktives von Ihr hören, dann liegt das vor allem daran, dass man von jemanden, mit dem man nicht spricht, halt auch nichts hören kann.

        Fatah und PLO können Sie kaum einen Vorwurf machen. Die hatten sich schon 1988 mit der Existenz Israels abgefunden und ihren Staat NEBEN Israel ausgerufen, so wie vor 2 Jahren noch mal. Das palästinensische Volk hat darüberhinaus erst vor dem Eindruck der enttäuschten Hoffnungen eines Abzugs, der gar keiner war, nach vielen vielen Jahren im Jahr 2006 einer nicht gemäßigten Partei ihre Stimme gegeben, was nicht allzu sehr verwundern kann.

        Darüberhinaus hat die Fatah Israel offiziell anerkannt, die Passagen ihrer Charta, die zur Zerstörung aufrufen, offiziell als nicht mehr gültig erklärt und darüberhinaus auch noch die arabische Friedensinitiative unterstätzt, die im Verbund mit der gesamten arabischen Liga und dem Iran, Israel volle Anereknnung in Aussicht stellt, wenn Israel die Grüne Linie (mit möglichen kleinen Abweichungen, die allerdings nur gemeinsam freiwillig erfolgen können) als Grenze Israels und als Grenze des neuen Staats Palästina akzeptiert. Damit befinden sich sowohl die PLO, als auch die Fatah, als auch die arabische Liga im Hinblick auf den NahOstKonflikt im vollen Einklang mit dem Völkerrecht.

        Auch auf das Rückkehrrecht für alle Flüchtlinge besteht die Fatah und die Arabische LIga keineswegs – allerdings muss es irgend eine Form der Kompensation und der Rückkehrmöglichkeit eines kleinen symbolischen Kontingents der Frage Rechnung tragen. (die meisten der pal. Flüchtlinge wollen gar nicht mehr zurück)

        Mehr geht nicht. Seit der Ausrufung des pal. Staats NEBEN Israel, ist es tatsächlich einzig und allein Israel anzulasten, dass es von seinen Plänen für ein ‚vollständiges Israel‘ nicht ablassen will.

      • Dschihad? Mea Culpa, ich meinte natürlich die Hisbollah. Das gilt auch für meine anderen Postings, in denen ich irrtümlich Dschihad schrieb.

        Kyniker

  7. Es gibt ja viele Menschen, die sich nicht wagen offen ihre Meinung zum NahOstKonflikt zu äußern – hier in Deutschland, aber nicht nur hier. Und das trifft offensichtlich nicht nur auf Nicht-Juden, sondern kaum weniger auf Juden zu:

    „Viele Rabbiner trauen sich nicht, ihre Meinung zum jüdischen Staat zu äußern – so das Ergebnis einer Studie

    ..Fast jeder dritte Rabbiner in den USA soll Schwierigkeiten haben, in der Gemeinde seine ehrliche Meinung zum Nahostkonflikt zu äußern. Vor allem pazifistisch eingestellte Berufsanfänger haben Angst vor Nachteilen, wenn sie in Gesprächen über den Konflikt auch Israel kritisieren. Zu diesem Ergebnis kommt eine Studie des Jewish Council for Public Affairs, einer Organisation, die als Repräsentantin jüdischer Verbände in den USA fungiert.

    Als Gründe für ihr Schweigen gaben die Rabbiner neben der Angst vor beruflichen Nachteilen an, sie seien in ihren Synagogengemeinden oder Organisationen bereits heftig für ihre Ansichten kritisiert worden..

    .. Die überwältigende Mehrheit der Befragten habe Israel mehrmals besucht, die meisten hätten einige Zeit dort studiert. Sie beschäftigten sich in ihren Gottesdiensten mit der Bedeutung des Landes.

    Doch wie andere jüngere Juden kämen Rabbiner heute auch manchmal desillusioniert von dort zurück…“

    http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/18135

    • „es gibt ja viele Menschen, die sich nicht wagen offen ihre Meinung zum NahOstKonflikt zu äußern – hier in Deutschland, aber nicht nur hier. Und das trifft offensichtlich nicht nur auf Nicht-Juden, sondern kaum weniger auf Juden zu:“

      Hallo Jane,

      das halt ich für ein Gerücht. Nicht-Juden und Juden äußern sich und können sich hier äußern, wie sie wollen.

      Ein Nachrichten Sprecher im ZDF hat den Dschihad mal als verwegene Bande bezeichnet (habe seinem Namen nicht mehr parat), aber was wichtiger ist, wenn ich die ARD und ZDF Nachrichten aus Israel sehe, höre ich starke Kritik an die Israelischen Regierung und sogar Israel! USA, das Land der unbegrenzten Unmöglichkeiten, ist hier für jemand, der zu seiner Position steht, kaum eine Ausnahme.

      Bitte, tut nicht so, als wenn man in Deutschland und Europa nichts gegen Israel sagen dürfte. Das ist nur noch verlogen.

      Kyniker

      • Sicher berichten die Medien über die Missstände in den besetzten Gebieten, dabei sind sie zumeist peinlich darauf bedacht sich jeglicher Wertung zu enthalten, denn die zieht zumeist eine Menge Querelen nach sich.

        Allerdings stimmt es nicht, sofern es darum geht, dass sich Menschen persönlich in dieser Frage positionieren und Israel deutlich kritieren.

        Der Blog hier macht sehr deutlich was da passiert. Wir sind hier ja in einem anonymen Raum. Dh. ds hat keine persönlichen Folgen.

        Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, halten sich da allerdings eher bedeckt. Auf jede deutliche Kritik folgt mehr als häufig die direkte Beschuldigung des Antisemitimus.

        Als z.Bsp. der 2. Libanonkrieg in den letzten Zügen lag, haben die Israelis noch mal mehr als eine Millionen Landminen über dem Südlibanon abgeworfen.

        Unsere Entwicklungsministerin hat das öffentlich kritisiert – was meinen Sie – gibt es verünftige Gründe das zu kritisieren? Oder handelt es sich dabei um ein untrügliches Zeichen des Antisemitismus. Postwendend verurteilte der Zentralrat der Juden ihre Kritik als ein Zeichen des Antisemitismus.

        Auch privat halten sich die Menschen, die Israel kritisch sehen eher zurück, denn was hier passiert, passiert natürlich genauso sonst, ist nur sehr viel unangenehmer, wenn es nicht anonym ist.

        Herr Augstein hat es ja sogar auf die Liste der Top10 der Antisemiten geschafft, was seine Kritik von anderen unterschied, er hält sich mit Wertung nicht zurück, etwas was in anderen Zusammenhängen durchaus selbstverständlich ist. Dh. man hat sich an die Berichterstattung aus den besetzten Gebieten gewöhnt – man soll aber bitte nie mahnen, dass man dieser Politik nicht einfach immer weiter nur ‚zusehen dürfe‘ – und darauf hinzuweisen, dass das einem moralischen Versagen gleichkommt.

        Die Nakba-Ausstellung hat dauernd mit einer Lobby zu tun, die diese von sachkundigen staatlichen Stellen abgesegnete Ausstellung verbieten möchte und im ein oder anderen Fall, tatsächlich schon unterdrückt hat.

        Selbst jüdische Dissidenten werden mittlerweile gewohnheitsmäßig als Antisemiten beschimpft – ein Vorwurf, der sowohl Juden wie Nicht-Juden sehr hart trifft.

        Wie Sie sehen, trauen sich ja sogar zahlreiche Juden nicht offen ihre Meinung zu sagen. Wie auch hier in diesem Thread begegnet die Hasbara Kritik mit massiver Einschüchterung auf vielen Ebenen, das fängt bei mitunter fragwürdigen ‚STudien‘ an, geht über die Finanzierung von bezahlten Bloggern und öffentlicher Diffamierung von entsprechender Stelle.

        Nein – gerade Politiker und Prominente halten sich im allgemeinen sehr zurück, und sollte mal der ein oder andere davon abweichen, dann geht sofort ein Aufschrei durch den Blätterwald.

      • Hallo Jane,

        reden wir von dem selben Nachrichten in ARD und ZDF? Sie enthalten sich gewiß nicht jeglicher Wertung sondern sagen bspl. deutlich, dass die Siedlungspolitik, wie die gesamte Israelische Politik, das Hauptproblem seien; ebenso das Urteil in den verschiedenen UN Gremien.
        Und wenn im Heutejournal von Wolf von Lojewski die Hisbollah als verwegener Haufen verharmlost wird, gab es keine Konsequenz für ihn.

        Im übrigen: wurde Augstein, als Beispiel, inhaftiert oder mit einem Berufsverbot bestraft? Warum wundern sich die „Israel-Kritiker“, wenn ihnen gegensätzliche Ansichten und Meinungen entgegen schlagen? Gegensätzliche Meinungen gehören nun mal zu einem Diskurs.

        Und Lobbyarbeit gab es auch gegen z.B. Ausstellungen der Jüdischen Präsenz in Palästina in den letzten Jahrhunderten – Efem hat hier ein schönes Beispiel gebracht.

        Chinesische Dissidenten würden sich übrigens über diese Art von „Repressalien“ freuen, wandern sie doch auf unbestimmte Zeit und mit einem unbestimmten Ausgang in Gefängnissen.

        Die meisten, die die Antisemitismus Keule, wie seiner Zeit M. Walser, schwingen, beklagen sich nur darüber, dass es Widerspruch zu ihren antisemitischen Äußerungen gibt.

        Wenn diese „Israel-Kritiker“ nicht bereit sind, zu ihren Meinungen zu stehen, sollten sie in der Tat den Mund halten.

        Bezüglich der Nakba-Austellung halte ich mich zurück. „…Von sachkundigen staatlichen Stellen abgesegnete Ausstellung…“ ist leider für sich genommen kein Prädikat, da staatliche Stellen immer eine Politik verfolgen, die auch gegen die Wissenschaft geht… Aktuell: alternative Energien.

        Kyniker

  8. „Jerusalem

    …Ich verbringe jedes Jahr zwei Monate in Israel und Palästina. Obwohl ich in West-Jerusalem aufgewachsen bin, wohne ich im Osten der Stadt. …“

    …liebe Judith – GENAU dies „dürfen“ doch JUDEN …Nichtmuslime gemäss den arabischen ‚PA‘ & Co. FührerTyrannen N I C H T – Nakba – solches doch für diese eine KATASTROPHE – damit relalativieren Sie Ihren Standpunkt zum dargelegten Aussagegehalt Ihrer persönlichen Erfahrungen zutiefst 🙁

    …Sie haben einfach Glück gehabt …von keiner arabisch initiierten gewaltsamen Aggression persönlich betroffen gewesen zu sein – Shalom

    • Es ist umgekehrt – Israelis vertreiben Araber – aus Ost-Jeruslem und in der West-Bank.

      Frau Bernstein ist dort groß geworden und sieht das Treiben ihrer Landsleute mit kritischen Augen.

      Genauso wenig, wie jeder andere, hat sie sich ausgesucht in diesem Szenario sozialiert zu werden. Die Grundlagen der eigenen Existenz, die aber weder in ihrem, noch im Falle anderer, von einer Akzeptanz oder Nicht-Akzeptanz der Grünen Linie abhängt, zu hinterfragen ist mutig und Ausdruck eines echten Sinns für Gerechtigkeit – schade, dass das gegenwärtig in Israel wirklich Mangelware ist.

      Juden haben übrigens immer überall in Palästina gelebt in friedlicher Coexistenz mit der muslimischen Mehrheit. Sie bracuhten sich diese Möglichkeit gar nicht erkämpfen.

      Woche für Woche zerstört Israel pal. Immobilien, Menschen obdach- und heimatlos, weil sie keine Juden sind, ein Ãœbertritt zum Judentum – und die gleichen Menschen hätten auf einmal alle Rechte, die jetzt auch noch der elementarsten Rechte beraubt sind.

      „Israeli authorities have seized emergency tents provided by the United Nations to shelter families whose homes were demolished by the army last week, according to a UN press release.“

      http://www.imemc.org/article/66742

      Also – Israel hat letzte Woche, so wie fotwährend seit vielen Jahren, Häuser von Palästinensern zerstört und wieder mal zahlreiche Menschen kompensationslos obdachlos gemacht.

      Die UN lieferte den betroffenen Familien NotZelte als erste Unterkunft.

      Die israelischen Behörden, haben diese Zelte beschlagnahmt.

      Wie perfide kann man eigenltich sein?

  9. Macht es Sinn auf diesen Vortrag zu antworten?

    Frau Bernstein kann sich eines überaus breiten übergreifenden Beifalls gewiss sein. Von links bis rechts, von der „Mitte der Gesellschaft“ bis zur – mittlerweile zum Inventar von haGalil gehörenden – hauseigenen Antisemitin, von der Schülersprecherin bis zum Montessori-Lehrkörper, von Oben bis Unten in der gesellschaftlichen Hierarchie unseres Landes reicht der Konsens. Alle sind zur Stelle, brechen in Beifall, lauten Jubel und/oder stilles gefälliges Selbstlob aus, warme Wogen der Bestätigung rauschen dem vereinten Kritikervolk zeitweise anstelle von Blut durch die Adern, haben sie es doch gewusst, sie sind auf der „richtigen“ Seite. Ich kenne persönlich niemand, der hier den Beifall verweigern würde.

    Dagegen bin ich mit Juden oder Israelis weder verwandt noch verschwägert. Warum soll ich mir die Mühe machen, auf Meinungen dieser Art zu antworten? Was kann ich schon gegen diese Rede einer echten Jüdin halten, die selbstverständlich auch noch auf reichlich „persönliche Erfahrungen“ zurückgreifen kann?

    Vor allem stört mich die penetrante einseitige Sicht auf die Geschichte der israelischen Gesellschaft. Diese gnadenlos billige durchgehende Schuldzuweisung an den Staat Israel, die von keinerlei Irritationen getrübt ist – wenn doch etwas Entlastendes zu finden ist, dann nur, um dem nächsten Vorwurf mit dem nötigen „moralischen“ Unterbau besser platzieren zu können. Ich möchte jetzt nicht mit der „richtigen“ Geschichtsschreibung dagegenhalten sondern einige Überlegungen äußern und ein paar Fragen von außen stellen.

    Diese Rede kann zwar mit dem inflationären Attributschildchen „kritisch“ versehen werden, aber eines ist sie nicht: mutig. Sie ist im Gegenteil feige! Mutig wäre, dieser bestätigungsgeilen, selbstgerechten und opportunistischen Zuhörer-Meute einen Spiegel vorzuhalten, der vielleicht irgendwann einmal eine flüchtige Schamröte hervorruft, wenn die einzige demokratische Gesellschaft im nahen Osten verschwunden ist und die repressive Welt der grundguten Araber wieder in Ordnung ist. Wenn der identitätsstiftende Hass auf den Judenstaat wegfällt dürfte sich allerdings das Fehlen eines solchen Objektes für den nächsten zu suchenden Sündenbock höchst nachteilig auswirken.

    Mir scheint dieser Vortrag ein typisches Beispiel für den „jüdischen Selbsthass“ zu sein. Gibt es ein ähnliches Phänomen eigentlich auch auf der palästinensischen Seite?

    Die Rednerin schweigt zu einer der zentralen Fragen: Wie schützt man sich gegen Gesellschaften wie der arabisch-palästinensischen, deren Vernichtungswünsche gegen Israel klar und unmissverständlich geäußert wurden und werden?

    Was tun, wenn das Existenzrecht Israels schlicht und einfach nicht akzeptiert wird? Hat die Vortragende auch nur den Hauch einer Antwort? Fehlanzeige.

    Sich über den „Mauerbau“ auszulassen bringt immer Punkte. Dass die Selbstmordattentate dadurch fast auf null zurückgingen spielt dagegen keine Rolle. Zudem sind diese bekanntlich auch wieder auf die Schuld der israelischen Politik zurückzuführen ist, so die Rednerin, und damit ja auch irgendwie „gerecht“ sind. Schuld sind immer die Juden, lautet das unausgesprochene Fazit von Frau Bernstein. [Breiter Beifall der Versammlung].

    Ihre verstörende, verständnisheischende Erklärung von Terror gegen israelische Zivilisten ist Grundkonsens bei unseren Israelkritikern. Wo die Täter ja auch so „gedemütigt“ worden sind. [Die Attentäter des 11.9. sind dann bestimmt noch viel toller gedemütigt worden. Und die Taliban können da sicher auch ein Lied von singen.]

    Ihre Behauptung, „viele Menschen hierzulande können die doppelten Standards nicht nachvollziehen, wenn es um Israel geht“ ist schlichtweg infam, wenn man sich die Tatsache vor Augen hält, dass gerade Israel sich seit Jahrzehnten dieser doppelten Standards erwehren muss.

    Da verwundert es dann nicht mehr, dass sie das ganze Elend auf den „Holocaust bzw. auf seine Manipulation zurückführt.“ So ist das, wenn Israel“kritiker“ unter sich sind.

    Zur Eingangsfrage: Nein, es macht keinen Sinn.

    • Einseitig bis zum Erbrechen ist Ihre Sicht der Dinge Nussknacker – denn ohne erhebliche Geschichtsklitterung kommt ihre einseitige Sicht der Dinge nun einmal nicht aus.

      Das fängt schon dabei an, dass das Existenzrecht Israels überhaupt nicht zur Disposition steht.

      Die Palästinenser haben Israel längst anerkannt und ihren Staat, jenseits des israelischen Staatsgebiets NEBEN Israel schon 1988 ausgerufen.

      Was Sie angeblich so sehr ersehen – bestreiten und negieren Sie – um die offenkundige ethnische Säuberung in den besetzten Gebieten und die illegale Beschlagnahmung von palästinensischem Eigentum und Land zu bagatellisieren.

      Was für eine grenzenlose und verdrehte Heuchelei.

      Zu den doppelten Standards. Israel lebt doppelte Standards – unter seiner Herrschaft leben Menschen seit zig Jahren, denen man die elementarsten Menschenrechte vorenthält.

      Und ja – Israel wird mit zweierlei Maß bemessen – allerdings zu seinen Gunsten -und nicht etwa zu seinen Ungunsten – ansonsten hätte man es schon längst sanktionieren müssen – oder zumindest jegliche militärische Unterstützung und Kooperation einstellen müssen, so lange das Land sich weigert die legitimen Rechte der Palästinenser zu respektieren, das Existenzrecht der Palästinenser für ein Leben in sicheren Grenzen anzuerkennen und sich des erreichten (Grüne LInie) zu erfreuen und zu bescheiden.

      Dies ist im Gegensatz zu ihrer Rethorik über die angebliche Bedrohung Israels kein herbeiphantasiertes Schreckgespenst – die Auslöschung der palästinensischen Identität und das Recht der Palästinenser auch auf eine, auf ihre Heimat, ist nach mehr als 60 Jahren Kolonisierung nur noch ein zart, flackerndes Flämmchen.

      Wenn Israel mit dieser Politik schlussendlich Erfolg haben sollte, ist dies alles andere als ein gutes Omen für die Zukunft, weder für Israelis noch für Araber, und eine moralische BAnkrotterklärung.

      • „Das fängt schon dabei an (einseitige Sicht), dass das Existenzrecht Israels überhaupt nicht zur Disposition steht.“

        Stellen Sie das Existenzrecht Israels zu Disposition? Wenn ja, sind Sie u.a. mit dem Iran in „bester“ Gesellschaft.

        SCNR Kyniker

      • „Kyniker – ‘stellen Sie das Existenzrecht Israels zur Diposition?’

        Was soll dieser Unsinn?“

        SCNR habe Sie gelesen, Jane? Ironie und Sarkasmus ist wohl nicht so meine Stärke …

        Aber wenn Sie schreiben „dass das Existenzrecht Israels überhaupt nicht zur Disposition steht“, sollte man diese Frage doch stellen dürfen; Oder?

        Das Existenzrecht Israels mag bei Ihnen (natürlich) nicht zur Disposition stehen, aber bei den Palästinensischen Organisation …?
        Arafat hat nicht für die Hamas und dem Dschihad gesprochen, nur als Anmerkung.

        Grüße und Schluß
        Kyniker

  10. „Ich denke, dass eine Antwort auf diese Frage (Handeln der Soldaten und der Siedler tatsächlich etwas mit „Sicherheit“ zu tun hat; Politik gegenüber Palästinenser) auf den Holocaust bzw. auf seine Manipulation zurückführt.“

    Wie groß muß die mangelnde Urteilskraft sein um dieses zu schreiben.

    „(Antisemitismus) Viele Menschen hierzulande können die doppelten Standards nicht nachvollziehen, wenn es um Israel geht.“

    Ja, die Juden sind am Antisemitismus selber schuld. Wie groß muß die mangelnde Urteilskraft sein um dieses zu schreiben.

    Es ist eine persönlicher Erfahrung, die Judith Bernstein schreibt, und bezüglich der gesamten Problematik eigentlich irrelevant, denn es gibt unzählige entgegensetze Erfahrungen.

    Aber Hauptsache Israel ist am allen Schuld – das braucht die Deutsche Volksseele…

    „Vortrag in der Montessori-Fachoberschule München anlässlich der „Nakba“-Ausstellung am 09. Januar 2014“
    Das sagt zu Bewertung alles. Schade, wie unkritisch Artikel hier veröffentlicht werden.

    Kyniker – der sich endgültig zurückzieht

    • Vielleicht Kyniker – stehen Typen wie Sie für die deutsche Kompensation – die heute bis zum Erbrechen die Schuld der Vorväter kompensiert, indem sie alles was Israel tut unterstützt, egal wie kriminell das mitunter auch sein mag.

      Die Kompensation deutschen Unrechts an den Juden, die auch in der offenkundigen Rethorik zur Legitimierung der israelischen Besatzungsunternehmens eine nicht unerhebliche Rolle spielt, ist doch in Wahrheit die Art der Legitimierung, die einem Psychopathen gut ansteht.

      Schließlich war das hier – der Holocaust, und nicht etwa in Palästina – da lebten Juden und Muslime nämlich mehr als 1000 Jahre friedlich miteinander, bevor der Zionismus sich als Spaltpilz betätigte, und leider dies Funktion in Reinkultur, bis auf den heutigen Tag aufrechterhält.

      Das ist eine rassistische Agenda, die dem Hochmut der Europäer bei ihren Kolonialen Unternehmungen verbunden, und damit auch dem Rassedenken und dem Nationalismus der Nazis nicht allzu fern ist.

      • „Vielleicht Kyniker – stehen Typen wie Sie für die deutsche Kompensation – die heute bis zum Erbrechen die Schuld der Vorväter kompensiert, indem sie alles was Israel tut unterstützt, egal wie kriminell das mitunter auch sein mag.“

        Kompensation? Eher Gedenken und Erinnerung, denn ansonsten müßte ich mich mit den verbrecherischen NS-Regime bzw. Großväter und -Mütter identifizieren.

        Die Shoa war die Initialzündung für die Errichtung des Staates Israel, doch weitere politische Instrumentalisierung ist nur noch schäbig, wie die Legitimierung der israelischen Besatzungsunternehmens.

        Im übrigen unterstütze ich bei weitem nicht alles, was die Israelischen Politiker tun, z.B. die Siedlungspolitik.

        „…in Palästina – da lebten Juden und Muslime nämlich mehr als 1000 Jahre friedlich miteinander,…“

        Nun, so friedlich war das Zusammenleben zur jener Zeit auch nicht mehr, wie die Briten berichten…

        „Das ist eine rassistische Agenda, die dem Hochmut der Europäer bei ihren Kolonialen Unternehmungen verbunden, und damit auch dem Rassedenken und dem Nationalismus der Nazis nicht allzu fern ist.“

        Starker Tobak, die Israelische Politik mit dem Nationalsozialismus in Verbindung zu setzen.

        Kyniker

      • „Kompensation? Eher Gedenken und Erinnerung, denn ansonsten müßte ich mich mit den verbrecherischen NS-Regime bzw. Großväter und -Mütter identifizieren. “

        Aha – aber die Siedlungspolitik unterstützen Sie nicht! Okay – können Sie auch sagen warum nicht?

        Weiterhin – zu Zeiten der Briten waren revisionistische Zionisten schon schwer aktiv.

        Ich rede von dem Zusammenleben VOR Zeiten des Zionismus.

        „Starker Tobak, die Israelische Politik mit dem Nationalsozialismus in Verbindung zu setzen.“

        Was nationalistische Arroganz und Herrenvolmentalität anbegeht – da bin ich nicht die erste:

        Albert Einstein:

        „Einstein believed Palestine should be a model Jewish settlement focusing on social justice, yet he refused to work at Hebrew University, remarking he had a “negative attitude” of the institution in 1933. He disliked the Revisionist Zionists, who he claimed in 1935 “lead youth astray with phrases borrowed from our worst enemies.”

        ..on December 4, 1948, he signed his name to a letter in The New York Times that should tarnish his reputation.

        “Among the most disturbing political phenomena of our times,” read the letter, “is the emergence in the newly created state of Israel of the ‘Freedom Party’ (Tnuat Haherut), a political party closely akin in its organization, methods, political philosophy and social appeal to the Nazi and Fascist parties.”

        Martin Buber:

        “Wenn wir nach Palästina zurückkehren … wird die Mehrheit des jüdischen Volkes es vorziehen von Hitler denn von uns zu lernen. “
        Martin Buber, to a New York audience, Jewish Newsletter, June 2, 1958.

        Yeshayahu Leibowitz:

        Leibowitz is quoted as having said, more resolutely, in 1990: “Everything Israel has done, and I emphasize everything, in the past 23 years is either evil stupidity or stupidly evil.“

        In 1969 he reportedly began describing the “inevitable Nazification” of Israeli society. Further, by the time of the (first major, 1982) Lebanon War, he became known for using the term Judeo-Nazi to describe the Israeli army. He also called for soldiers to refuse to serve in the IOF.

        http://www.thepeoplesvoice.org/TPV3/Voices.php/2009/08/16/israeli-policy-as-evil-stupidity-yeshaya

      • Hallo Jane,

        was wundert Sie daran, dass ich die destruktive und kontraproduktive Politik des Siedlungsbaus nicht unterstütze?

        Die Zitate von Einstein, Buber und Leibowitz spiegeln, meiner Ansicht nach, die innere Zerrissenheit unter den Juden bezüglich des Staates Israel wieder. Ebenso zeigen sie aber auch, dass sich intelligente Menschen in politischen Fragen nichtsdestotrotz täuschen bzw. irren können. Als Konsequenz – die Israelische Politik/revisionistische Zionisten ist die des Nationalsozialismus´ – würde es noch zu deren Lebzeiten kein „Palästinenser Problem“ mehr geben. Hätten sie Nationalismus statt Nationalsozialismus geschrieben, könnte man ihnen teilweise Recht geben.

        Dass es in einigen Israelischen Parteien und Politik faschistische Elemente/Momente gibt, sei unbestritten. Das trifft aber auch auf einige Europäische Parteien, auch in Deutschland, zu.

        Ãœbrigens: die Buber-Rosenzweig Ãœbersetzung des Alten Testaments ist wirklich sehr lesenswert.

        Kyniker

  11. Ja,ja,ja!

    Ein aufrichtiger, berührender und engagierter Artikel – der alles wesentliche, was in diesem Konflikt zur Sprache kommen muss, lakonisch, unumwunden und geradlinig zum Audruck bringt.

    Vielen Dank!

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