Mitbegründer des Zentralrats und Kämpfer für Entschädigung: Zum 100. Geburtstag von Norbert Wollheim

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Er gehörte zu den Begründern des Zentralrats der Juden in Deutschland und setzte mit seiner Klage gegen die I. G. Farben für die Entschädigung der NS-Zwangsarbeiter einen Meilenstein: Heute vor 100 Jahren wurde Norbert Wollheim sel. A. geboren. Wir gedenken seiner in Anerkennung und Respekt! Norbert Wollheim, am 26. April 1913 in Berlin geboren, musste 1933 sein Jura-Studium abbrechen und ließ sich zum Schweißer ausbilden, eine Berufswahl, die ihm später das Leben rettete…

Ab 1938 half er, die Kindertransporte nach Großbritannien zu organisieren, durch die tausende jüdische Kinder der nationalsozialistischen Verfolgung entkamen. Von 1941 an arbeitete Norbert Wollheim in einem „kriegswichtigen Betrieb“. Bei der „Fabrikaktion“ wurden er sowie sein Frau, sein Sohn und seine Schwester jedoch verhaftet und in das Sammellager für Juden in der Großen Hamburger Straße in Berlin gebracht. Im März 1943 wurde die ganze Familie nach Auschwitz deportiert. Nur Norbert Wollheim überlebte.

Er wurde in das Lager Auschwitz III Monowitz gebracht, wo er als Schweißer im Buna-Werk der I. G. Farben Zwangsarbeit leisten musste. 1945 gelang Wollheim auf dem Todesmarsch nach der Evakuierung des Lagers die Flucht.

Norbert Wollheim ließ sich in Lübeck nieder, heiratete erneut und wurde Vater von zwei Kindern. Gleich nach Kriegsende setzte er sich als stellvertretender Vorsitzender des Zentralkomitees der befreiten Juden in der Britischen Zone für die Displaced Persons ein. Er wurde zu einem der führenden jüdischen Vertreter in Deutschland und Mitglied des Direktoriums im 1950 gegründeten Zentralrat der Juden in Deutschland.

1951 erhob er Klage gegen die I. G. Farben auf Entschädigung. Dafür alleine werden wir ihn immer in Erinnerung behalten.

Der Wollheim-Prozess endete 1953 mit einem Urteil zugunsten des Klägers: Die I. G. Farben, die sich lange und auf geradezu schändliche Weise weigerten, Verantwortung für das von ihr versursachte Unrecht zu übernehmen, wurden zu einer Zahlung von 10.000 D-Mark verurteilt. Nach einem Berufungsverfahren kam es zu einem Globalvergleich: Die I. G. Farben zahlten 30 Millionen D-Mark an ehemalige Zwangsarbeiter. Norbert Wollheim hatte als Pionier in einem wegweisenden Musterprozess für die Rechte der Zwangsarbeiter mutig und vorbildlich ein Beispiel gesetzt, das Schule machen sollte.

Norbert Wollheim war indessen in die USA ausgewandert, 1998 starb er in New York. Seinen großen Einsatz für das neue jüdische Leben in Deutschland nach der Shoa und sein couragiertes Engagement für die Rechte der ehemaligen Zwangsarbeiter werden wir niemals vergessen!

Zentralrat der Juden in Deutschlandwollheim-memorial.de