Yeshayahu Leibowitz: Prophet des Zorns, Vorbote der Zukunft

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Wegen seiner oft provokativen Aussagen wird die tiefe moralische Ernsthaftigkeit und die große Bedeutung seines Denkens heute leicht übersehen. Insofern konnte Rinat Klein und Uri Rosenwaks‘ dreiteilige Doku-Sendung „Leibowitz: Glaube, Land und Mensch“ zu keiner besseren Zeit gezeigt werden…

Von Carlo Strenger, Haaretz v. 13.03.2013

Immer weniger Menschen wissen, wer Yeshayahu Leibowitz war, oder sie wissen nur, dass er den Begriff „Judeo-Nazis“ geprägt hat. Glücklicherweise wurden eine Reihe von Vorführungen des Dokumentarfilms gebracht, was hoffentlich auf eine Diskussion der Gedanken und Ideen Leibowitz‘ hinweist.

Ich hatte das Privileg, mit Leibowitz privat viel Zeit zu verbringen, meistens im Haus seines verstorbenen Freundes Pater Dubois, einem Dominikaner Mönch, aber auch bei Leibowitz selbst zu Hause. Er war dem Ideal des Renaissance-Menschen näher als irgendeiner, den ich bisher kennenlernte. Die Breite seines Wissens war wirklich unglaublich: seine Professur war für organische Chemie, aber er lehrte Themen wie Geschichte und Philosophie der Wissenschaft, jüdische Philosophie und Philosophie des Geistes. Ich studierte Maimonides „Führer der Unschlüssigen“ mit ihm und interviewte ihn mehrere Male. Im Privaten war er ein sehr freundlicher Mann, aber er war auch ein vollendeter Entertainer, der das Rampenlicht genoss und ein unheimliches Gefühl für Provokation hatte.

Wegen seiner Provokationen können Yeshayahu Leibowitz‘ tiefe moralische Ernsthaftigkeit und die große Bedeutung seines Denkens heute leicht übersehen werden. Er wird oft als extremer Linker abgestempelt, was ein Fehler ist. Leibowitz, der nie bereit war, sich kollektivem Druck zu beugen, war die ungewöhnlichste Kombination: Auf der einen Seite war er libertär, in einer extremen Form des klassischen Liberalismus, und glaubte, dass die Menschen ihren Weg frei ohne staatliches Eingreifen bestimmen sollten. Auf der anderen Seite war er ein ultra-orthodoxer Jude und bestand darauf, dass Staat und Religion vollständig voneinander getrennt sein müssen, um gegenseitige Beeinflussung zu vermeiden.

Leibowitz vertrat vehement zwei Positionen: dass die Erhaltung eines Staates als Wert an sich von Natur aus faschistisch und dass die Heiligung eines Stück Landes, einschließlich Israels, eine Form des Götzendienstes sei. Sehr schnell nach dem Sechs-Tage-Krieg sagte Leibowitz voraus, dass, wenn Israel sich nicht sofort aus den besetzten Gebieten zurückzieht, alle Energien des Staates dadurch gebunden sein werden, ein anderes Volk gegen seinen Willen zu beherrschen. In mancher Hinsicht haben sich Leibowitz‘ Voraussagen als falsch erwiesen. Israel hat sich wirtschaftlich und kulturell weiter entwickelt und seine kreativen Energien haben sich als bemerkenswert erwiesen.

Aber in einem zentralen Aspekt hat sich seine Prophezeiung des Zorns bewahrheitet. Israels politisches System ist vollkommen unfähig, einige der dringendsten Dilemmata des Staates zu lösen und ein Rechtssystem mit wahrer Gleichheit vor dem Gesetz zu schaffen. Bis zum heutigen Tag ist Israel eine inkohärente Mischung aus liberaler Demokratie und klerikaler Herrschaft.

Mehr als alles andere ist der israelische öffentliche Diskurs von der kollektiven Leugnung geprägt, dass die Besatzung Israels politische und moralische Katastrophe ist. Diese Leugnung hat eine oft schockierende Leere des politischen Diskurses und die Unfähigkeit, sich den wirklich existenziellen Fragen zu stellen geschaffen. Stattdessem dominieren Nationalismus, Militarismus und die Wertschätzung des staatlich dominierten öffentlichen Diskurs‘, wie Leibowitz vorausgesagt hat, und Politiker konkurrieren bei der Verwendung von nationalistischen Klischees, um wählbar zu werden.

Ich glaube nicht, dass Leibowitz heilig gesprochen werden sollte oder dass er in allen Punkten Recht hatte. Aber es gibt gute Gründe, warum so viele von uns, die ihn kannten, ihn zutiefst bewundern und lieben. Er verkörperte moralische Klarheit und die Fähigkeit, sich sowohl weltlichen als auch religiösen Kräfte in Fragen des Prinzips entgegenzustellen. Es war seine Grundüberzeugung, dass das Kollektiv oder die Mehrheit weder bestimmen darf, was wahr oder falsch, noch was moralisch oder unmoralisch ist. Und er dachte, dass die Herrschaft über die Palästinenser unter der Besatzung eine moralische Katastrophe ist.

Ich denke, dass es auch wichtig ist, seine Beziehung zu Israel zu verstehen, denn viele, die keine Ahnung haben, wer er war, meinen, er sei eine Art Postzionist gewesen. Leibowitz war gegen einen Staat westlich des Jordans mit gleichen Rechten für alle. Israels raison d’être bestand für ihn darin, dass Juden eine Heimat haben: Er war ein glühender Zionist, obwohl er gegen jede Form von Nationalismus war, und zitierte gerne Grillparzers „Von der Humanität über die Nationalität zur Bestialität“.

Was können wir von Leibowitz heute lernen, fast zwei Jahrzehnte nach seinem Tod? Es ist an der Zeit, dass wir akzeptieren, dass Israel wie alle Nationen ist. Nationen machen Fehler und ihre Größe wird am Ende daran gemessen, ob sie in der Lage sind, Verantwortung dafür zu übernehmen und sich zu verändern. Dies gilt für die Palästinenser, die Leibowitz in der Verantwortung für ihre eigene Tragödie sah, indem sie den Teilungsplan von 1947 ablehnten, und es gilt für Israel, das nach 1967 daran glaubte, die besetzen Gebiete auf unbestimmte Zeit halten zu können.

Die Frage ist, ob sich eine politische Führung finden wird, die von der moralischen Klarheit Leibowitz‘ durchdrungen ist. Eine solche Führung muss in der Lage sein, den Siedlern zu vermitteln, dass die israelische Regierung einen historischen Fehler begang als sie die Ansiedlung in der Westbank anregte in der Illusion, dass Israel dort herrschen würde. In gleicher Weise muss eine palästinensische Regierung ihrem Volk gegenüber den schrecklichen Fehler der Ablehnung des Teilungsplan von 1947 zugeben.

Eine solche Führung muss in der Lage sein, sich den moralischen und emotionalen Wahrheiten zustellen, die Leibowitz verkörpert. Dies würde sowohl Israelis als auch Palästinensern ermöglichen, sich auf einen Prozess der kollektiven Trauer über Jahrzehnte langes sinnloses Leiden einzulassen. Ohne diese Trauer sind wir dazu verurteilt, die Vergangenheit durch den Versuch, sie zu unterdrücken, zu wiederholen.

[youtube]http://youtu.be/buQ1C5RJ2Vk[/youtube]

13 Kommentare

  1. Und wie gehen die Islamisten mit den Nachfahren der ägyptischen Urbevölkerung mit den Kopten um?
    Dort gibt es gelegentlich Pogrome, koptische Frauen werden entführt und zwangsislamisiert u.ä.m.

  2. Ein Beitrag über Juden in Ägypten:
    Ein Auszug hieraus:
    „Herr Harari, an Pessach feiert die jüdische Gemeinschaft ihre Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten. Wie viele Juden leben heute noch in dem Land?
    Das ist schwer zu sagen, weil sie in Ägypten aus Sicherheitsgründen sehr zurückgezogen leben. Durch vertrauliche Quellen wissen wir aber, dass insgesamt nicht weniger als 30 und nicht mehr als 80 Juden dort sind. Spätestens in 20 Jahren wird Ägypten ein Land ohne Juden sein. Bis auf den kleinen Rest von heute haben seit der Staatsgründung Israels 1948 mehr als 80.000 von ihnen das Land verlassen.

    Wie frei können Juden in Ägypten leben?
    Von Freiheit kann keine Rede sein. Sie werden wie unsere Vorfahren zu Zeiten des Pharaos unterdrückt. Von Telefon über E-Mail bis hin zu den Gemeinderäumen wird alles systematisch überwacht. Und seit die islamistischen Muslimbrüder an der Macht sind, hat sich ihre ohnehin schon schlechte Situation noch einmal verschärft.“

    Ja, was bedeutet das politisch. Hätte Israel nicht das Recht, Ansprüche zu stellen…

    http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/15543

  3. Yeshayahu Leibowitz war eine höchst außergewöhnliche, offenkundig mutige und streitbare Persönlichkeit.Der Beitrag ermöglicht ein Innehalten, einen historischen Rückblick.
    Einen vergleichbaren historischen Rückblick finden wir in der neuen Ausgabe der Jüdischen Allgemeinen: Eine Erinnerung an den ersten Besuch von Grass in Israel, 1967:
    http://www.juedische-allgemeine.de/article/view/id/15532
    Es folgte nur noch ein zweiter Besuch, vier Jahre später, das ehemalige SS-Mitglied zog es vor, seine, die deutsche mörderische Vergangenheit auszulöschen, den Iran subtil zu glorifizieren und in schon mehr als rechthaberischer Manier die Ãœberlebenden der Shoah und deren Kinder und Enkel zu attackieren. Nicht dass „der Jude“ wieder rückfällig werde…:
    test.hagalil.com/2012/04/11/grass-8/

    • Abgekupfert aus einem Kommentar in Indymedia http://de.indymedia.org/2012/04/328602.shtml :

      ———

      ‚Grass – ein Unterstützer Israels
      upset 20.04.2012 – 23:22

      Ein Beispiel dafür, dass Günter Grass bereits vor 45 Jahren sich sehr aktiv FÜR Israel einsetzte, was die hämischen Hasspredigten gegen ihn Lügen straft, bietet die Webseite der Deutsch-Israelischen Gesellschaft:

      http://www.deutsch-israelische-gesellschaft.de/dig_information/der_schwierige_begin.htm

      Zitat:

      Unterbrochen wurde das sich anbahnende etwas müde Vereinsleben durch den Ausbruch des „Sechstagekrieges“ am 05. Juni 1967. Wir in Europa hatten über mehrere Tage hinweg keinerlei Nachricht über das Geschehen. War Israel schon überrollt? Seine Armeen vernichtet? Der Pressereferent vom Dienst in der Senatskanzlei sprach Sylten an, ob er etwas zur Realisierung der an ihn von Günther Grass herangetragenen Idee einer großen Geldsammlung zugunsten von Israel tun könne. Ganz unabhängig davon, welches Schicksal die Juden in Israel zur Zeit durchmachen, anschließend werde mit Sicherheit Geld benötigt. Sylten griff diese Idee auf, traf sich anschließend gleich mit Grass in dessen Wohnung und beide flogen am nächsten Tag nach Bonn, zu der schon seit längerer Zeit anberaumten Präsidiumssitzung. In dieser Sitzung wurde die Idee aufgegriffen und der Aufruf „Hilfe für Israel“ von Grass und der DIG wurde ein großer Erfolg: Die Städte und Gemeinden und alle irgendwie mit Israel sympathisierenden Vereine griffen die nun von der Deutsch-Israelischen Gesellschaft getragene und organisierte Idee auf: wenigstens etwas, was man tun konnte in einer sonst ohnmächtigen Situation. Die Sammlung wurde ein großer Erfolg – und als schöner Nebenerfolg machte sie den Namen unserer Gesellschaft im ganzen Land bekannt.‘

      ——

      ‚Im Zweiten Weltkrieg meldete er sich mit 15 Jahren – nach eigenen Angaben, um aus der familiären Enge zu entkommen – freiwillig zur Wehrmacht‘ (Wikipedia)

      Grass war dann bei der Waffen-SS.

      Die ist lt. Nürnberg völlig zu Recht als kriminelle Organisation zu betrachten wegen zahlloser Kriegsverbrechen, u.a. den Dienst in den Vernichtungslagern, aber auch Oradour usw.

      Als 17-Jähriger. Für ein halbes Jahr nach ‚dem Einsatz als Luftwaffenhelfer und der Ableistung des Reichsarbeitsdienstes‘: ‚Grass gab sich bei seiner Gefangennahme den Amerikanern gegenüber als Angehöriger der Waffen-SS zu erkennen.‘ (Wikipedia)

      Von mehreren Bekannten weiß ich, wie es zuging, dass man gegen Kriegsende als halbes Kind noch zum „richtigen“ Militär, also „zur Truppe“ kam: sie, zur Musterung als Hitlers Letzte Reserve ausersehen, standen in der Mitte eines großen Platzes. In den vier Ecken befanden sich Musterungskommandos von, jeweils, Heer, Marine, Luftwaffe, SS. Wer unschlüssig blieb und sich nicht für eine der drei Erstgenannten entschieden hatte, wurde der Vierten zugewiesen. Basta.

      Ãœber Kriegsverbrechen des SS-Verbandes, in dem Grass dann war, bis er gegen Kriegsende ‚eingekesselt und letztlich aufgerieben wurde‘ (Wikipedia), wobei Grass offensichtlich mit ‚versprengten Resten‘ (Wikipedia) nach dem Ort seiner Gefangenschaft, ‚Bad Schandau an der Elbe‘ (Wikipedia) entkam, gibt es m.W. keine Berichte.

      So what?

    • Lieber Uri, wenn es solche glücklich ausschauenden besten Freunde auch in Ägypten geben könnte, dann würde es endlich Frieden geben. Dein Posting über Juden in Ägypten zeigt, wie die Realität in arabischen Ländern aussieht. Eine Realität, die unsere selbst ernannten Israel- Palästinaexperten hierzulande konsequent ignorieren.

  4. Uri Avnery schrieb in

    http://zmag.de/artikel/Wie-ein-einsamer-Komet-am-Himmel-Yeshayahu-Leibowitz

    über Yeshayahu Leibowitz u.a.:

    „Nun, Leibowitz glaubte überhaupt nicht an Frieden. Er hatte auch keine Ahnung, wie das Leben der Palästinenser aussah; vielleicht war er auch gar nicht daran interessiert. Er dachte, es gäbe keine Lösung für den Konflikt. Er wollte die besetzten Gebiete nur deshalb zurückgeben, um die Seele Israels zu retten – nicht, um einen Kompromiss mit der arabischen Welt zu erreichen.

    Dies hing mit seiner religiösen Ãœberzeugung zusammen. Für eine säkulare Person wie mich, war es sehr schwierig, diese Seite seiner Persönlichkeit zu verstehen. Er war auf Grund seiner Ausbildung ein Wissenschaftler. Er hatte ein unglaubliches Wissen, er war ein Mann von höchstem Verstand. Aber seine religiöse Auffassung war Lichtjahre von seiner wissenschaftlichen Logik entfernt. Er versuchte nicht, diese beiden mit einander zu verbinden.“

    „um die Seele Israels zu retten“. Was für ein Anspruch!

  5. „Zu diesem Zeitpunkt“ – 1947 – „lebten l 365.000 Araber und 610.000 Juden in Palästina.“

    Wikipedia:
    „Nach Einschätzung des ersten neuzeitlichen Zensus vom Oktober 1922 bestand die Bevölkerung Palästinas (ohne die britischen Garnisonen und die Beduinen des südlichen Distriktes) aus 757.182 Menschen, davon waren 590.890 Muslime, 83.794 Juden, 73.024 Christen und 7.028 Drusen.”

    Dass die Jüdinnen und Juden in 25 Jahren um das ca. 7-fache zunahmen, ist vor Allem der Einwanderung nach dem II. Weltkrieg zuzuschreiben und mag stimmn. Wieso aber wurden aus 670942 Araberinnen und Arabern (Muslimas/Muslime + ChristInnen + DrusInnen) in der gleichen Zeit zweimal so viel?

    Lt. UNRWA http://de.wikipedia.org/wiki/Datei:Total_number_of_Palestinian_refugees_as_defined_by_UNRWA_(1950_-_2008).svg

    dauerte es ca. 45 Jahre, bis die von ihr Betreuten sich von 1950 bis um 1985 herum verdoppelt hatten. Aber zuvor geschah das Gleiche in ungefähr der halben Zeit?

  6. orginal Jane
    (Die gesamte arabische Welt lehnte den Teilungsplan ab, weil er das Recht der Palästinenser auf dasganze Land in Frage stellte und einen unschätzbaren Verlust an Rechten,Eigentum und politischen und sozialen Einrichtungen bedeutete.)

    Genau desswegen Kaempfen die Araber immer noch den Krieg von 1948 in der Hoffnung ihn zu gewinnen.

    Und genau desswegen wird es keinen Frieden auf der Basis einer Grenze von 1967 geben koennen.

    Sie haben es selber geschrieben und Hoffentlich auch verstanden

    • Ich moechte noch hinzufuegen dass die juden, die in der folge
      von dem unabhaengigkeitskrieg vertrieben wurden nur wieder
      zurueck konnten, weil israel im krieg diese orte wieder
      zurueckerobern konnte.

      Juden die aus gebieten vertieben wurden, die waehrend jenes
      krieges nicht wieder zurueck erobert wurden, sind vertrieben
      worden. zum beispiel aus der jerusalemer altstand, gaza und auch
      west jordan land. in diesen gebieten gab es legal erworbenes
      juedisches eigentum.

      J

  7. Die Generalversammlung der Vereinten Nationen verabschiedete am
    29. November 1947 eine Resolution, in der Palästina zwischen Arabern, die 90 Prozent des Landes besaßen, und Juden geteilt
    wurde. Zu diesem Zeitpunkt lebten l 365.000 Araber und 610.000 Juden in Palästina. Nach dem Völkerrecht war diese Entscheidung nicht bindend, sondern nur eine Empfehlung. Spätere Vorschläge hoben ihre Anwendung auf.
    Die gesamte arabische Welt lehnte den Teilungsplan ab, weil er das Recht der Palästinenser auf dasganze Land in Frage stellte und einen unschätzbaren Verlust an Rechten,Eigentum und politischen und sozialen Einrichtungen bedeutete. Die Araber sahen die jüdischen Ansprüche auf Palästina als rechtswidrige Inbesitznahme,als eine Form des Kolonialismus, die der ursprünglichen Bevölkerung ihr Recht auf einen Nationalstaat absprach. Dafür zeigte auch David Ben Gurion Verständnis. »Wieso sollten denn die Araber Frieden schließen? Wenn ich arabischer Führer wäre, ich würde nie ein solches Ab kommen mit Israel unterzeichnen. Das ist doch ganz normal: wir haben ihr Land genommen.
    Sicher, Gott hat es uns versprochen, aber wie kann sie das interessieren? Unser Gott ist nicht der ihre … Sie sehen nur
    eins: Wir sind gekommen undhaben ihr Land geraubt. Warum sollten sie das hinnehmen?« “

    http://www.watzal.com/download/fog_kap2.pdf

  8. ‚… Dies gilt für die Palästinenser, die Leibowitz in der …Verantwortung für ihre eigene Tragödie sah, indem sie den Teilungsplan von 1947 ablehnten‘ – nicht ganz, denn das war unter keinen Umständen zu erwarten, denn diese ‚Lösung‘ wäre ein Diktat über die Köpfe der einheimischen Bevölkerung hinweg gewesen.

    Aber seit 1988 stand einem wesentlich kleineren palästinensischen Staat, als es der Teilungsplan vorsah, NEBEN Israel, nicht mehr die Palästinenser im Wege; Arafat hatte ihn ausgerufen und Israel indirekt und einige Jahre später offiziell anerkannt, schriftlich in Übereinstimmung mit der palästinensischen Nationalversammlung und mit der Ungültigerklärung der Passagen der Charta der PLO, welche zur Beseitigung Israels aufrufen.Er hat den Weg zum Frieden unter hinnahme eines großen Verlusts frei gemacht.

    Auf israelischer Seite bestand zumindest nach Rabins Tod zu keinem Zeitpunkt die Absicht diese Chance für eine Friedenslösung glaubhaft zu ergreifen.Stattdessen betonieren die Israelis unverdrossen jedes Potential für eine Zwei-STaatenlösung weg bis auf den heutigen Tag.

    Glaubwürdig war das schon in den 90ern nicht. Freilich mussten erst noch 18 Jahre vergehen, bis auch in der deutschen Tagesschau lapidar kommentiert wird ‚Israel verhandelt nicht für eine Lösung, sondern lediglich um die Kritik in der Welt zu beschwichtigen und um die Lage zu managen‘.

    Ansonsten möchte ich meinen Respekt vor dem klarsichtigen und ehrenhaften Leibwoitz ausdrücken.

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