Schulbuchkommission zu Nahost

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Eine „Entmenschlichung“ (Dehumanisierung) der Juden oder der Araber gibt es weder in israelischen noch in palästinensischen Schulbüchern. Aber im Lehrmaterial beider Seiten wird viel ausgelassen, was ein Hindernis auf dem Weg zum Frieden ist…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 4. Februar 2013

Zu diesem Ergebnis ist eine internationale Schulbuchkomission unter der Leitung des Yale-Professors Bruce Wexler gelangt. Finanziert vom amerikanischen Außenministerium haben mehrere Jahre lang amerikanische, israelische und palästinensische Forscher an dem Projekt gearbeitet. Mitautoren waren Sami Adwan von der Bethlehem Universität und Daniel Bar-Tal von der Tel Aviv Universität.

Wexler erklärte bei einer Pressekonferenz, dass die Forscherteams versucht hätten, exakte Kriterien zu erarbeiten, um eine größtmögliche „Objektivität“ zu erreichen. Bei Schulbuchkommissionen in anderen Konfliktgebieten wie Sir Lanka, Zypern oder Nordirland habe der „persönliche Eindruck“ der Forscher im Vordergrund gestanden.


Insgesamt seien 492 zur Zeit verwendete Schulbücher aus Israel und 148 aus den palästinensischen Gebieten untersucht worden. Dabei bemerkten die Forscher, dass Israelis und Palästinenser völlig unterschiedliche „Narrative“ der eigenen Geschichte und der Darstellung des „Anderen“ hätten. In Büchern israelischer Staatsschulen würden die Palästinenser in 49% der Fälle negativ dargestellt werden, in orthodox-israelischen Büchern seien es 73 % während umgekehrt palästinensische Schulbücher in 84% der Fälle Israelis negativ darstellen. Immerhin 11% der israelischen Schulbücher stellen die Palästinenser „positiv“ dar, während in palästinensischen Schulbüchern nur bei einem Prozent eine positive Darstellung der „anderen“ festgestellt worden sei.

Während in 8% der israelischen Bücher eine „negative Selbstdarstellung“ entdeckt worden sei, gebe es keinerlei Selbstkritik in palästinensischen Schulbüchern. Zu den weitverbreiteten Werten im palästinensischen Lehrplan gehören Kooperation und Dschihad (Heiliger Krieg), gefolgt von Märtyrer-Opfertum durch Tod, Freiheit und Gewaltlosigkeit.

Aus Journalistenfragen nach der Präsentation ging hervor, dass die im vergangenen Mai abgeschlossene, aber erst jetzt öffentlich vorgestellte Untersuchung erhebliche Kontroversen ausgelöst habe. So beklagten sich beteiligte Wissenschaftler, die Ergebnisse nicht vor ihrer Veröffentlichung zu Gesicht bekommen zu haben. Kurz nach der Pressekonferenz erklärte das israelische Erziehungsministerium die Studie für „einseitig, unprofessionell und profund unobjektiv“. Das ursprünglich als Auftraggeber beteiligte Oberrabbinat distanzierte sich von der Untersuchung und ihren Ergebnissen. Das Ministerium für strategische Angelegenheit bezichtigte die Forscher einer „höchst problematischen und irreführenden Methodologie“. Da sei versucht worden, eine „künstliche Balance“ zwischen Schulbüchern beider Seiten zu schaffen.

Die Kommission habe eine Indoktrination palästinensischer Kinder zu Hass, Gewalt und Nicht-Akzeptanz der Existenz Israels unterschlagen.

Nach Angaben einer Sprecherin des Erziehungsministeriums wurde israelischen Schulbüchern angekreidet, die Palästinenser negativ dargestellt zu haben, weil die Ermordung der israelischen Sportler in München bei den olympischen Spielen 1972 erwähnt worden sei.

Der palästinensische Premierminister Salam Fajad habe die Forscher empfangen und ihnen ein Lob ausgesprochen, sagte Wexler.

Die Frage eines Journalisten, wie denn die Forscher mit dem unterschiedlichen Verständnis von Begriffen wie Freiheitskämpfer oder Terrorist umgegangen seien, ließ Kommissionsleiter Wexler unbeantwortet im Raum stehen. Sami Adwan bestätigte nach der Pressekonferenz jedoch: „Das ist ein guter und wichtiger Einwand.“

In der ausgeteilten Materialsammlung bewertete die Kommission als „Positive Darstellung der Juden“ ein Zitat aus einem palästinensischen Schulbuch für christliche Erziehung für die 3. Klasse. Darin wird erwähnt, dass die Juden die Heiligkeit des Sabbat einhalten, ruhen und nicht arbeiten. Doch dann heißt es, dass die Juden am Sabbat nicht einmal gute Taten tun oder Kranke heilen. „Jesus jedoch lehrte uns, dass gute Taten Pflicht sind an jedem Tag, sogar am Sonntag.“ Ein Journalist aus Neuseeland hielt Wexler vor, dass in diesem Zitat ein finsteres antisemitisches Motiv aus dem Mittelalter dargestellt werde. Zudem habe der Jude Jesus den Sonntag gewiss nicht als besonderen Tag hervorgehoben. Wexler reagierte ungehalten: „Das ist halt eine der wenigen positiven Darstellungen von Juden in einem palästinensischen Schulbuch, die wir gefunden haben…“

(C) Ulrich W. Sahm / haGalil.com

Siehe: http://www.israelipalestinianschoolbooks.blogspot.co.il/

12 Kommentare

  1. Ich habe anstatt mir einen israelischen Film anzuschauen mir den Bericht angeschaut und auch die israelischen Reaktionen. Es ist legitim, dass im Bericht auch die Schulbücher der jüdisch-orthodoxen Schulen kritisch angeschaut wurden. Was aber eine schlimme Manipulation ist, wenn israelische Schulbücher ohne den historischen Kontext zu beachten kritisiert werden als Beispiele von negativer Schilderung der Palästinenser. Der Bericht zitiert die Unruhen von 1929 und 1936 und das Massaker der israelischen Sportler 1972 bei der Münchner Olympia. Die Forscher haben sich gegen das Wort „Terrorismus“ gestellt in diesem Kapitel. Obwohl niemand die Tatsache ändern kann, dass das Massaker von einer palästinensischen Terrororganisation begangen wurde.
    Es wird im Bericht auch nicht erwähnt, dass einige israelische Forscher ihre Mitarbeit eingestellt haben, weil sie nicht einverstanden waren mit der Methode.
    Der israelische Prof. Daniel Bar-Tal hat über die Aktion gegossenes Blei gesagt: „sie wurde verursacht wegen der fortgesetzten Dehumnisation der Hamas Organisation.“
    Who was selected to conduct the analysis of Israeli textbooks? Prof. Daniel Bar-Tal. Unbiased and objective? Hardly. About Operation Cast Lead, he said that the war was: “derived from the continuous dehumanization of the Hamas organization.” Und behauptete, auch dass die meisten israelischen Juden nicht wissen, „dass Hamas von den israelischen Behörden“ gegründet wurde. Quelle: http://www.jpost.com/Opinion/Columnists/Article.aspx?id=302229

  2. fairness, die Balfourerklärung sprach den Juden keinen Staat zu, sondern eine „nationale Heimstätte“
    All diese Versuche, die Geschichtswissenschaft durch postmodernes Geschwätz und psychologische Taschenspielertricks der „Narrativen“ zu ersetzen sind zum Scheitern verurteilt.
    Nehmen wir ein Beispiel. Es gibt die alte „Narrative“ der Ezel, die besagt, sie hätten 254 Araber in Deir Yassin getötet. Dann gibt es die Ergebnisse eines Prof. der Bir Zeit Universität, wonach es in Deir Yassin 100-110 Todesopfer gab. Es kann nur eine von den beiden Narrativen richtig sein. In diesem Fall natürlich, die des Prof. der Bir Zeit Universität, der mit wissenschaftlichen Methoden diese Geschichte überprüft hat.

  3. Er kommt Ende der achtziger Jahre aus den USA zurück, lehrt an der Hebron-Universität, wird Mitglied von Fatah und wenig später von den Israelis verhaftet, Fatah galt damals noch als terroristische Vereinigung. In der ersten Woche in Haft erfährt er nicht, weswegen er angeklagt ist. Das Feindbild bleibt stimmig.
    Die Hilfsbereitschaft eines Israelis brachte Adwan zum Grübeln
    Aber dann geschieht etwas, was nicht in sein Weltbild passt. Er bekommt mit, wie zwei israelische Soldaten seinetwegen in Streit geraten. Es geht um ein Dokument, das er unterschreiben soll. Wir können ihn doch nicht zwingen, etwas zu unterschreiben, was er nicht versteht, sagte der eine. Adwan verstand gerade genug Hebräisch, um zu begreifen, dass sich da ein Jude für seine Rechte einsetzte, für die Rechte eines Palästinensers. Einige Zeit später sieht er, dass ein israelischer Soldat den Gefangenen Wasser bringt, obwohl es der Vorgesetzte verboten hatte. »Diese Erfahrungen veränderten mein Leben.« Ihm sei klar geworden, dass nicht alle gleich waren. Er wollte mehr über die Israelis erfahren. Er wollte mit ihnen reden. Als Sami Adwan 1993 nach einem halben Jahr aus dem Gefängnis kam, setzte er alles auf Dialog. Die Oslo-Verhandlungen zwischen Israel und den Palästinensern hatten begonnen, es war die Zeit, in der ein Frieden machbar schien.
    Er traf sich mit israelischen Akademikern, lernte den Psychologen Dan Bar-On von der Ben-Gurion-Universität kennen. Bar-On hatte weltweit Aufsehen erregt, als er Nachkommen von Holocaust-Opfern mit Kindern von Nazitätern in Gesprächen zusammenbrachte. Gemeinsam gründeten Bar-On und Adwan das Peace Research Institute in the Middle East (Prime) und setzten ihre Vorstellung von einem israelisch-palästinensischen Geschichtsbuch um. »Was in der Schule unterrichtet wird, kann einen Konflikt befeuern oder etwas zu seiner Lösung beitragen«, sagt Adwan. Das Geschichtsbuch soll die gegenseitigen Vorurteile abbauen. Bar-On und Adwan waren nicht so vermessen, zu versuchen, eine gemeinsame Lesart des Nahostkonflikts zu schreiben. Sie wollten nur die palästinensische Sicht neben die israelische stellen. Der anderen Seite so die Augen öffnen. Nicht nur Wissenschaftler sollten die Texte verfassen, sondern auch Lehrer, schließlich waren sie es, die sie vor den Schülern vertreten mussten.
    So sehen die drei Bände nun aus: Auf der linken Seite steht die israelische Sicht der Dinge, auf der rechten Seite die palästinensische. In der Mitte ist Raum für Notizen, Platz für die Gedanken der Schüler. So handelt das Buch die israelisch-palästinensische Geschichte des 20. Jahrhunderts ab. Dazu gehören etwa die Balfour-Deklaration von 1917, die den Juden einen eigenen Staat versprach, die Intifada genannte Zeit des Aufstands gegen die Besatzer, die Kriege von 1948, 1967. Die Fakten sind ein und dieselben, nur gibt es eben zwei Sichtweisen dazu. Das Jahr 1948 etwa bedeutet für die Israelis Unabhängigkeitskrieg und Staatsgründung, für die Palästinenser ist es das Jahr der Katastrophe, der nakba, der Vertreibung aus ihrer Heimat.
    Es war nicht schwierig, sich auf die Daten zu einigen, es war schwierig, die Interpretation der anderen zu akzeptieren. »Was für die einen Terroristen waren, waren für die anderen Helden«, sagt Adwan. Dem im Herbst 2008 gestorbenen Dan Bar-On ging es um die »Entwaffnung der Geschichte«.

  4. Es ist eine Geschichte mit einer überraschenden Wendung, die Sami Adwan zu erzählen hat. Es ist seine eigene Geschichte. Die Kurzfassung geht so: Geboren 1954 in einem Dorf nahe Hebron im Westjordanland, aufgewachsen unter israelischer Besatzung. Er ist emsig, schafft es an die Universität in Jordanien. Lange denkt er von den Israelis, was man in Palästina von Israelis denkt: »Sie sind der Grund für meine ganze Misere, für all mein Leiden.« Adwan denkt noch so, als er schon Erziehungswissenschaften in den USA studiert – er vermeidet Vorlesungen und Seminare, wenn er weiß, dass jüdische Studenten daran teilnehmen. Gesprochen hat er bis dahin mit keinem Israeli, er kennt sie nicht als Zivilisten, nur als Soldaten an den Checkpoints. Er will nichts von ihnen wissen. Einige Jahre später ist Adwan Kodirektor eines israelisch-palästinensischen Friedensforschungsinstituts und erarbeitet zusammen mit jüdischen Lehrern und Historikern ein israelisch-palästinensisches Geschichtsbuch über den Nahostkonflikt. Er ist einer von den Leuten, die man gern als Brückenbauer bezeichnet. Wie ist es dazu gekommen?
    Sami Adwan, Professor für Erziehungswissenschaften der Universität Bethlehem, er hat einen langen Konferenztag am Georg-Eckert-Institut für internationale Schulbuchforschung (in Braunschweig) hinter sich, an der Einrichtung, die das Buchprojekt von Anfang an berät und unterstützt

  5. orginal Jane
    (Auch wenn die Bomben aus dem GazaStreifen für die Kinder nahe Gaza sicherlich eine ernsthafte Belastung sind – tagtäglichen Traumata, wie sie palästinensische Kinder durch die Besatzung erleben, sind sie natürlich nicht ausgesetzt.)

    Ihr Hass auf die Juden und Israel ist Extrem jeden Bericht egal ob wahr oder nicht wo Juden oder Israel Negativ dargestellt ist, wird von Ihnen Kopiert.

    Mit ihrern Deffamierenden Posts erreichen Sie nur Verhaertung der Standpunkte mehr nicht und die Tatsache fuer Juden das es in Deutschland Extremen Antisemitismus gibt.

  6. Seit Beginn der israelischen Besatzung im Jahr 1967 bis zum Abschluss der Osloer-Verträge 1993/94 war die israelische Militärverwaltung für das Bildungssystem in den besetzten Gebieten zuständig. Die ersten von Palästinensern erstellten Schulbücher wurden im Jahr 2000 eingeführt. Bis zu diesem Zeitpunkt dienten in der Westbank jordanische und im Gaza-Streifen ägyptische Schulbücher als Lehrmittel im Unterricht. In ihnen wurde mit antisemitischen Klischees hantiert, Israel und der Zionismus nur in negativen Zusammenhängen erwähnt, und über den Holocaust gab es überhaupt keine Informationen.

    Unabhängige Untersuchungen der Europäischen Union, der Hebräischen Universität in Jerusalem oder des renommierten Georg-Eckart-Instituts für internationale Schulbuchforschung (GEI) in Braunschweig sind unabhängig voneinander zu dem Ergebnis gekommen, dass in palästinensischen Schulbüchern weder zu Hass noch zu Gewalt gegen Israel angestachelt werde. 2003 gab es jedoch durch ein Lehrbuch, das im Fach „Islamische Kultur“ verwendet wurde, einen Rückschritt. In ihm wurde zum „Djihad“ (heiliger Krieg) aufgerufen und das „Märtyrertum“ verherrlicht; beides seien religiöse Pflichten. Obgleich auch Juden zum „Volk des Buches“ gehören, blieben sie in diesem Buch unberücksichtigt; Erwähnung dagegen fanden nur die Christen.

    …Zu einem radikal anderen Ergebnis als IMPACT-SE kommt Peled-Elhanan in ihrer Studie „Palestine in Israeli School Books“. Sie hat zahlreiche Textbücher, die an israelischen High Schools (Gymnasien) Pflichtlektüre sind, einer gründlichen Inhaltsanalyse unterzogen; sie kommt zu einem erschreckenden Ergebnis: Die Textbücher steckten voller rassistischer, antiarabischer Klischees, die nicht über die dortigen „israelischen Araber“ aufklärten, sondern „die anderen“, sprich die ursprünglichen Bewohner Palästinas, marginalisierten, karikierten und dämonisierten. So werden zum Beispiel palästinensische Bauern mit einem Pflug gezeigt, der von zwei Eseln gezogen wird. Der Name „Palästinenser“ werde nur im Zusammenhang mit „Terrorismus“ verwendet. Gezeigt werden vermummte, Steine werfende palästinensische Jugendliche. Oder die palästinensischen Orte werden als rückständig im Gegensatz zu den Siedlungen dargestellt, die Schweizer Dörfern ähnelten. In keinem der untersuchten Textbücher werde irgendetwas Positives über die „israelischen Araber“ gesagt, sei es im kulturellen, sozialen, literarischen, historischen, traditionellen oder agrarischen Sektor, obgleich sie 20 Prozent der israelischen Bevölkerung stellen, von den zirka fünf Millionen Palästinensern in den besetzten Gebieten gar nicht zu sprechen. Sie werden nur als „palästinensisches Problem“ dargestellt. In den Schulbüchern dominiere ein „rassistischer Diskurs“. Man spreche nur von „israelischen Arabern“ und nie von „Palästinensern“, um damit zu suggerieren, dass ihre Heimat in einem der 21 arabischen Ländern sei. ..“

    http://between-the-lines-ludwig-watzal.blogspot.de/2013/02/school-books-in-israel-and-palestine.html

  7. Was Sie vergessen Herr Sahm:

    Israelis herrschen militärisch über Palästinenser in den besetzten Gebieten, wo Palästinenser nicht nur aus der Ferne, sondern leibhaftig Tag für Tag erleben, was es bedeutet rechtlos in einer Militärdiktatur zu leben und Israelis Tag für Tag als gewaltätige Unterdrücker erleben, die sie schikanieren, schlagen, in ihre Häuser eindringen, oder diese gleich einfach mal so zerstören.

    Was sollen denn palästinensische Kinder von Israelis denken?

    Auch wenn die Bomben aus dem GazaStreifen für die Kinder nahe Gaza sicherlich eine ernsthafte Belastung sind – tagtäglichen Traumata, wie sie palästinensische Kinder durch die Besatzung erleben, sind sie natürlich nicht ausgesetzt.

    Interessant hierzu aus einem Artikel über die tatsächliche Selbstmordrate israelischer Soldaten, welche die IDF anscheinend nicht vollständig bekannt geben:

    „Gewalt gegen Minderjährige ist in den palästinensischen Gebieten alltäglich. In einem Bericht der Bürgerrechtsgruppe Breaking the Silence schildern israelische Soldaten, wie sie Kinder und Jugendliche schlugen, verletzten und erniedrigten.

    „Das Kind, das dort auf dem Boden lag und um sein Leben flehte, war neun Jahre alt. Eine geladene Waffe ist auf ihn gerichtet, und er muss um Gnade betteln? Das hinterlässt Narben für das gesamte Leben.“ Mit diesen Worten schildert ein ehemaliger Soldat der israelischen Armee (IDF) einen Vorfall aus dem Jahre 2007.

    Gewalt gegen Kinder gehört dort demnach zum Alltag. Sie werden geschlagen, willkürlich festgenommen, eingeschüchtert, erniedrigt und verletzt. Oftmals sind diese Maßnahmen Reaktionen auf Steinwürfe der palästinensischen Jugendlichen.

    Auch der zitierte Ex-Soldat rechtfertigt sein Handeln damit: „Wenn wir zu diesem Zeitpunkt nicht in das Dorf eingedrungen wären, wären wir am nächsten Tag mit Steinen beworfen worden, und beim nächsten Mal wäre vielleicht jemand verletzt oder getötet worden“, sagt er.

    „Wenn du das erste Mal deine Waffe auf ein fünf Jahre altes Kind richtest, fühlst du dich schlecht hinterher und sagst dir, dass das nicht richtig ist“, beschreibt ein Soldat den Alltag im Westjordanland. „Aber das ändert sich, wenn du in ein Dorf kommst und mit Steinen beworfen wirst. Wenn du an einer Schule vorbeikommst, bewerfen dich die Kinder jedes Mal mit Steinen.“

    Mehr als 40 Jahre Besatzung haben dazu geführt, dass palästinensische Kinder die israelische Armee als alltägliche Bedrohung betrachten…

    http://www.spiegel.de/politik/ausland/israelische-soldaten-schildern-misshandlung-von-kindern-in-palaestina-a-852299.html

    Und was wird aus manch jungen Israelis mit eher weniger Charakter, die mit einer absoluten Macht über eine hilf-und rechtlose Bevölkerung mit Waffengewalt herrschen, die praktisch nichts zu befürchten haben, wenn sie ihre Allmacht missbrauchen und nicht selten sogar dazu angehalten werden:

    Aus der Aussage 33 einer Ersten Unteroffizierin (First Sergeant) der Grenzpolizei:

    „“Es war wohl bei meiner zweiten oder dritten Schicht, als ich mit einem anderen Soldaten zusammen war, der bei dieser Fußpatrouille jemanden anhielt. Der Soldat nahm ihn fest und sagte: „Warum lachst du mich aus?“ Aber der Mann lachte nicht. „Du lachst? Na gut, kein Problem.“ und er zog sein Hemd aus und sagte:“Jetzt bin ich kein Grenzpolizist mehr, lasst uns kämpfen.“ Natürlich würde der Mann nicht zurückschlagen – was sollte das heißen: kein Grenzpolizist mehr? Das Ausziehen seines Hemdes machte ihn doch nicht zu irgendwem auf der Straße. Er schlug ihn zu Brei (to a pulp).“

    „Und der Palästinenser hat nicht zurückgeschlagen?“

    „Nein, der Soldat hat mit voller Wucht zugeschlagen und der Palästinenser schlug nicht zurück, sondern bat ihn nur immer wieder inständig, ihn laufen zu lassen. Aber der Grenzpolizist wiederholte: „Na los, na los, schlag zurück.“ Ich denke, er wusste recht gut, genauso wie der Palästinenser, dass er das nicht tun würde. Was konnte der Palästinenser tun? Einen Grenzpolizisten schlagen? Was war er, ein Idiot? Er hätte dafür verhaftet werden können, obwohl es vollkommen absurd war….“

    „“Die Araber sind die Feinde. Je mehr du sie leiden lässt, um so besser.“

    „Warum?“

    „Habe ich das nicht erklärt? Vor allem, wenn ich etwas gesagt hätte, hätte ich keine Freunde mehr gehabt. ..“

    „Einerseits fühle ich mich schuldig, dass ich nichts gesagt habe, andererseits glaube ich, dass sich dadurch auch nichts geändert hätte. … Da gibt es immer eine unterschwellige Gewalttätigkeit und ja, „es ist so langweilig, lasst uns deshalb mal einen Zwischenfall erfinden.“

    „Was meinen Sie damit“

    „Ich weiß nicht, einfach einen Zwischenfall inszenieren. Also mal funken und berichten: „In der Straße wurden Steine nach mir geworfen.“ Und dann greifst du dir jemanden und fängst an, ihn zu verhören. Schließlich wird er freigelassen oder auch nicht, je nach dem, ob die Person, die den Zwischenfall inszeniert hatte, ihn identifiziert oder nicht. Da gab es diese Grenzpolizistin, die sagte: „Ich langweile mich. Lasst uns mal sagen, jemand wirft Steine nach mir.“ Auf die Frage „Wer“ würde sie sagen: „Ich weiß nicht, zwei Kerle in grauen Hemden. Ich konnte es nicht genau sehen.“ Also wurden zwei Kerle in grauen Hemden gefangen genommen und die Grenzpolizistin dann gefragt: „Sind das diese Kerle?“ Natürlich wurden sie auch verprügelt, als sie gefangen genommen wurden. „Diese Kerle? Nein, das waren sie wohl nicht.“ Nun, das war der ganze Zwischenfall. Die Leute werden verprügelt. Und tatsächlich hatte sich an dem Tag dort überhaupt nichts ereignet.“

    http://www.dfg-vk-bonn-rhein-sieg.de/index.php?option=com_content&view=article&id=1757:qbreaking-the-silenceq-aussagen-israelischer-soldatinnen-teil-2&catid=59:palaestina-israel&Itemid=77

    Die Kinder in den besetzten Gebieten erleben israelische Soldaten, als Menschen die mit absoluter Macht und Gewalt über sie ausgestattet sind und oft genug gänzlich willkürlich davon Gebrauch machen.

    Sie werden festgenommen fürs Steine werfen, während die Soldaten oft nur zuschauen wenn jüdische Kinder Steine schmeißen – die dürfen das nämlich und brauchen keine Gefängnisstrafe fürchten.

    Und da fragt man sich, wie die Lehrer in der Schule den Kindern beibringen sollten, dass Israelis ja eigentlich nette Leute wären – das ist wohl eine ziemlich unmögliche Aufgabe.

    Sie sagen in Israel leben Araber und Juden in Frieden miteinander – nun ja – sie haben ja alle einen israelischen Pass. Fragt sich nur wie jüdische Kinder soviel und absurde negative Klischees über Palsätinenser annehmen, wenn sie doch ‚in Frieden MIT ihnen leben‘ – aber genau das tun sie ja mehrheitlich nicht, weil Muslime oft in eigenen Städten, Vierteln leben – mit Ausnahme einiger Modellschulen nicht mit Juden in eine Schule oder in einen Kindergarten gehen – auch in Israel leben Muslime und Juden weitgehend separiert.

    Aus einer Rede der jüdischen Friedensaktivistin Nurit Peled-Elhana:

    Heute Abend widme ich meine Worte den drei Hungerstreikenden. Mahmud Sarsak, der sich seit 83 Tagen im Hungerstreik befindet; er ist ein ausgezeichneter Fußballspieler aus dem Gazastreifen; er wurde vor drei Jahren entsprechend dem Gesetz gegen illegale Kämpfer verhaftet, was bedeutet, dass er eine lebenslange Haftstrafe bekommen kann – ohne Gerichtsverhandlung und ohne Verurteilung.

    http://www.palaestina-portal.biz/Stimmen_Israel_juedische/peled-elhanan_nurit_rede_45_jahrestag_besatzung.htm

    (Es gibt unter israelischer Militärdiktatur kein Recht für Palästinenser – ich vermute es hat die Israelis wahrscheinlich am meisten geärgert, dass die Palästinenser eine Fußballmannschaft und einen ausgezeichneten Spieler haben.)

    „Tausende von Kindern gehen in Ost-Jerusalem nicht zur Schule, weil das jüdische Bildungsministerium keine Klassen für sie zur Verfügung stellt oder weil das rassistische Bürgergesetz sie zu Bürgern von „nirgendwo“ macht – und kein Israeli protestiert. Die Trennung von Familien, die Bevölkerungsexplosion, die Landenteignungen, Kinder, die nachts aus ihren Betten gerissen und grausam verhört, Familien die aus ihren Wohnungen auf die Straße vertrieben werden, Bauern, die von Kippatragenden Siedlerbullen schikaniert werden, und zwar unter dem Schutz der Armee und den Gesetzen der Regierung – und kaum jemand geht protestierend auf die Straßen. Dies ist die Spitze dessen, was die zionistische Bewegung erreicht hat….“

  8. Nuri geben Sie uns doch die Quelle für Ihre Behauptung an. Wichtig wäre doch diesen 520 israelischen Schulkindern 520 Schulkinder aus Gaza gegenüberzustellen. Was Sie vergessen zu erwähnen in Israel leben Juden und Araber in Frieden miteinander, sie werden von jüdischen und arabischen Ärzten im Spital behandelt und liegen im gleichen Zimmern, sie arbeiten zusammen in Firmen und es gibt auch Araber im israelischen Militär.
    Und jetzt schauen wir uns an was im Nachbarland Israels in Syrien geschieht, wo es vielleicht bald 100.000 Todesopfer gibt oder in Ägypten, wo die politischen Auseinandersetzungen mit einigen hunderten Opfern enden. Man kann also logisch folgern, was mit Juden geschehen würde, wenn nicht Israel sich verteidigen würde.

    Das wichtigste bei solch einer vom amerikanischen Aussenministerium finanzierten Untersuchung waren anscheinend nicht die Fakten. Denn daran ist dieses Ministerium nicht so sehr interessiert, wichtiger ist es zum gewünschten Resultat zu kommen. Und dieses – es versteht sich von selbst – kann nur postmodern sein, d.h. es muss auf Biegen und auf Brechen ein Gleichgewicht zwischen isr. und pal. Schulbüchern hergestellt werden.
    Für die postmoderne Ideologen zählt die Realität überhaupt nicht, es gibt Narrativen der Israelis und der Palästinenser und wenn die beiden angenähert werden, dann könnte es Frieden geben.
    Um es mit einem Beispiel aus Europa zu demonstrieren, es wäre so als wenn die Deutschen und Österreich festgehalten hätten am Inhalt der Nazi-Schulbücher und man sich dann geeignigt hätte auf eine gemeinsame Narrative der Alliierten und der Nazi.
    Und jetzt zurück in den Nahen Osten. Da wird in den arabischen Schulbüchern nicht dargestellt, wer 1920, 1921 und 1929 Pogrome durchgeführt hat, da wird herausgeklammert, dass die jüdische Seite versucht hat vor und nach dem Teilungsbeschluss am 29. Nov. 1947 ein Modus vivendi mit den arabischen Nachbarn zu finden, jedoch die arabische Liga auf eine bewaffnete Auseinandersetzung bestanden hat. Da wird auch nicht die arabische Invasion am 15. Mai 1948 geschildert.
    Wie in der klassischen Anekdote über die Schule: Alles begann damit, als Israel zurückschlug.

  9. Israel feilt am arabischen Feindbild in hebräischer Kinderliteratur
    Was denken jüdische Kinder über Araber? Diese Frage beschäftigte den vor kurzem aus dem israelischen Bildungsministerium entlassenen Leiter für politische Bildung, Adar Cohen. In einer Studie befragte er 520 jüdische Kinder und das Ergebnis dieser Umfrage ist ebenso erschreckend wie die Analyse des Außenministeriums in Ramallah zu dem arabischen Feindbild in der hebräischen Kinderliteratur und der rassistischen Politik der israelischen Regierung.

    Adar Cohen fragte 520 jüdische Kinder im Alter von zehn bis 13 Jahren nach ihrer Meinung über Araber.

    75 Prozent der Kinder sehen in Arabern Personen, die Kriminelle sowie Mörder sind und Kinder entführen.

    80 Prozent der Befragten beschrieben Araber als Monster mit einem Tierschwanz, grünen Haaren und einem Gesicht voller Narben. Araber tragen immer eine Kuffiye, züchten Kühe und leben nur in der Wüste.

    90 Prozent der Schüler sind der Meinung, dass Araber kein Recht auf ihr Land haben und vertrieben oder umgebracht werden müssen.

    Den Grund des Konfliktes sehen die Kinder in der Absicht der Araber, alle Juden umbringen, sie vertreiben und ins Meer werfen zu wollen.

    Frieden bedeutet für sie die vollständige Kontrolle Israels über das historische Palästina.

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