Das „gebrannte Kind“ ist gestorben

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Cordelia Edvardson, Autorin des Buches “Gebranntes Kind sucht das Feuer”, uneheliche Tochter der Schriftstellerin Elisabeth Langgässer und des Staatsrechtlers Hermann Heller (1891–1933), ist in Stockholm im Alter von 83 Jahren verstorben…

Von Ulrich W. Sahm, Jerusalem, 30. Oktober 2012

Edvardson ist 1929 in Berlin geboren. 1943 wurde sie zur Gestapo vorgeladen und trotz Bemühungen ihres Stiefvaters erst nach Theresienstadt und später in das Vernichtungslager Auschwitz geschickt. Dort erhielt sie die Nummer A3709 auf ihren Unterarm eintätowiert. Angeblich hatte sie als Schreibkraft sogar für den notorischen Massenmörder Josef Mengele gearbeitet, der auf der Rampe von Auschwitz mit einem Fingerzeig über Tod oder Leben für die in Güterzügen angelieferten Juden entschied.

Edvardson überlebte, hatte sich aber während ihrer Zeit im KZ mit Typhus angesteckt. Zeit ihres Lebens litt sie unter Atembeschwerden. Nach dem Krieg lebte sie zunächst in Schweden und zog während des Jom Kippur Kriegs 1973 nach Jerusalem, wo sie im Stadtzentrum in einer kleinen Wohnung lebte und als Korrespondentin für Svenska Dagbladet aus Nahost berichtete. Im Jahr 2006 kehrte sie nach Schweden zurück.

Mangels Führerschein und Auto ließ sie sich in Israel von Kollegen zu den Brennpunkten des Geschehens fahren ließ. Obgleich sie niemals über ihre Erlebnisse in Auschwitz erzählte, war ihr die persönliche Vergangenheit stets präsent. Bei einer Reportagenfahrt 1982 nach Kirjat Schmone im Norden Israels, als die Stadt ständig von der PLO vom Libanon aus mit Katjuscha-Raketen beschossen worden ist, sagte sie: „Hitler hat es nicht geschafft, mich umzubringen. Dieses will ich jetzt nicht Jassir Arafat gönnen.“

Ihr Buch “Gebranntes Kind sucht das Feuer” gilt als eine der einprägendsten Darstellungen der Erlebnisse in Auschwitz und  „zupackender noch als das Tagebuch der Anne Frank“, wie die Neue Züricher Zeitung schrieb. Für ihr Buch erhielt sie den Geschwister Scholl Preis Edvardson war stets eine sehr kritische Journalisten und wurde für ihre Arbeit in Schweden preisgekrönt.

Vor ihren ehemaligen Haus in Berlin wurde ein Stolperstein gelegt.

(C) Ulrich W. Sahm / haGalil.com

1 Kommentar

  1. Baruch Dajan Emet.
    Ich hatte das große Glück, Frau Edvardson in den 80ern in Jerusalem kennen lernen zu dürfen. Es waren wunderbare Abende in ihrer kleinen Wohnung, voller Leben und leidenschaftlichen Diskussionen. Eine großartige Frau.

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