Jugendbewegungen in Israel

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Die Geschichte des Zionismus ist eng mit der Geschichte seiner Jugendbewegungen verknüpft: Ob Ha-Shomer ha-Tza’ir oder Bnei Akiva – die Bewegungen sind in der Regel älter als der Staat und können auf eine dementsprechend feste Verwurzelung in der Gesellschaft zurückblicken…

Die israelischen Jugendbewegungen und –organisationen sind teilweise direkt mit den politischen Bewegungen verbunden und dienen diesen auch zur Rekrutierung des Nachwuchses.

Die Jugendorganisationen galten in der Vergangenheit als dynamischste Kraft innerhalb der politischen Bewegungen, und der gegenseitige Einfluss zwischen ihnen war stark. Beispiele für solche Beziehungen sind die Verbindungen zwischen Bnei Akiva und dem religiösen Zionismus, den „Blauhemnden-Organisationen“ (Bnei ha-Moshavim, Ha-No‘ar ha-Oved ve-ha-Lomed, ha-Shomer ha-Tzair, ha-Machanot ha-Olim) und dem sozialistischen Zionismus und der Arbeitsbewegung, und die Jugendorganisationen der Parteien wie beispielsweise No‘ar Merez und Merez.

Trotz der deutlichen politischen Verbindung genießen die Jugendbewegungen und -organisationen größtenteils Autonomie, was Entscheidungen und politische Meinungsbildung betrifft. Immer wieder bestehen auch Meinungsverschiedenheiten zwischen Jugend- und Mutterorganisationen. Zwar gehören nicht alle Jugendorganisationen offiziell einer Partei oder Organisation an, jedoch vertreten alle in der Regel klare politische oder zumindest gesellschaftspolitische Linien und Ziele.

Die staatlich anerkannten und geförderten israelischen Jugendbewegungen sind im „Rat der Jugendbewegungen“ (Mu’etzet Tnu’ot ha-No‘ar) organisiert. Der Rat hat zurzeit 15 Mitglieder.

Bis zum Jahr 2003 wurden die Jugendbewegungen in drei Kategorien unterteilt, nämlich zionistische Jugendbewegungen, offizielle zionistische Jugendbewegungen (Bewegungen ohne klare Verbindung zu einer politischen Partei oder Organisation; die einzige Jugendbewegung, die als solche eingestuft wurde, waren die Pfadfinder) und „andere“ (orthodoxe oder arabische Organisationen).

Heute wird diese Unterscheidung offiziell nicht mehr gemacht. Als Jugendbewegung kann anerkannt werden, wer sich der Verwirklichung der in der Unabhängigkeitserklärung postulierten Werte und der Errichtung demokratischer Institutionen verschrieben hat und bestimmte Bedingungen hinsichtlich Mitgliederzahl und Verbreitung erfüllt.

2009 wurden 175.782 Jugendliche in Israel in Jugendbewegungen betreut, allein 25% von ihnen gehörten den Pfadfindern an.

Etwa die Hälfte aller Mitglieder waren in der vierten bis sechsten Klasse, mit etwa 63% waren es deutlich mehr Mädchen als Jungen. Die meisten der Teamer (etwa 77%) waren in der zehnten bis zwölften Klasse.

In einer Umfrage, die 2005/06 durchgeführt wurde, gab eine Mehrheit der Jugendlichen die Werte der jeweiligen Bewegung als Hauptmotivationsgrund für den Beitritt zu einer Organisation an, ein wichtiger Grund waren jedoch auch Freunde, die der Organisation bereits angehörten. 90% der befragten Teamer und Jugendlichen in allen Organisationen erklärten außerdem, ihnen sei eine von gegenseitigem Respekt geprägte Atmosphäre besonders wichtig und dieser präge die Atmosphäre ihrer jeweiligen Organisation.

Einige Bewegungen und Organisationen

Die Pfadfinder

Die Pfadfinder (Ha-Tzofim) wurden im damaligen Mandatsgebiet Palästina bereits 1919 gegründet, zehn Jahre nach der Gründung der britischen Scouts.

Die Hebräischen Pfadfinder (Ha-Tzofim ha-Ivri’im) sind eine unpolitische zionistische Bewegung, die sich mit den Zielen der weltweiten Pfadfinder identifiziert. Die Hebräischen Pfadfinder betreuten im Jahr 2006 44.899 Jugendliche. Die Arabischen Pfadfinder sind für 4.851 Jugendliche verantwortlich.

Blauhemden-Bewegungen

Die Bewegungen der „Blauhemden“ sind verschiedene Organisationen, die dem sozialistischen Zionismus zugeordnet werden. Das blaue Hemd steht symbolisch für die Arbeiterschaft und wurde deshalb 1924 als Uniform für die „Bewegung der arbeitenden Jugend“ (Ha-No’ar ha-Oved) gewählt. Als fünf Jahre später die Organisation „Ha-Shomer ha-Tza’ir“ (der junge Wächter) gegründet wurde, entschied man sich, ebenfalls das blaue Hemd zu verwenden, allerdings auf eine andere Schnur-Farbe zu setzen.

Heute gehören der Bewegung der „Blauhemden“ mehrere Organisationen an: Bnei ha-Moshavim (Söhne der Moshavim), ha-No’ar ha-Oved ve-ha-Lomed (die arbeitende und lernende Jugend), ha-Shomer ha-Tza’ir, ha-Machanot ha-Olim (die einwandernden Lager), ha-Ichud ha-Chakla’i (die Landwirtschaftsvereinigung). Alle Organisationen tragen das blaue Hemd und unterscheiden sich durch die Farbe der Schnüre oder auch Knöpfe, sowie unterschiedliche Abzeichen.

Die No’ar ha-Oved ve-ha-Lomed ist mit 39.255 betreuten Jugendlichen der größte Teilverband innerhalb der Blauhemden-Bewegung und stellt mit 22,3% aller Mitglieder in Jugendbewegungen insgesamt nach den Pfadfindern die zweitgrößte Jugendbewegung in Israel dar.

Bnei Akiva

Bnei Akiva ist die wichtigste Jugendbewegung innerhalb der nationalreligiösen Strömung in Israel. Mit etwa 40.000 (16%) betreuten Jugendlichen ist sie die drittgrößte Jugendorganisation in Israel.

Die Organisation wurde 1929 in Jerusalem gegründet.

Bnot Batia

Bnot Batia ist eine Jugendorganisation für ultraorthodoxe Mädchen, die seit den 1930er Jahren im Britischen Mandatsgebiet Palästina und später in Israel aktiv ist.

Mit etwa 25.400 betreuten jungen Mädchen ist Bnot Batia heute die viertgrößte Jugendorganisation in Israel.

Die drusische Jugend

Die drusische Jugendbewegung in Israel (Tnu’at ha-No’ar ha-Drusi be-Israel) wurde 2001 gegründet. Sie ist in allen drusisch geprägten Kommunen in Israel aktiv.

Ziele und Werte der Bewegung sind die Wahrung der drusischen Werte und Traditionen, Stolz auf den Staat Israel, Liebe zur Heimat und ein gutes Staatsbürgertum. Die Bewegung erzieht zur Achtung universaler menschlicher Werte, wie Wahrheit, Moral und Gerechtigkeit und legt dabei besonders Wert auf die Gleichheit zwischen den Menschen und die Achtung der Menschenwürde.

Beitar

Beitar (Brit ha-No’ar ha-Ivri al Shem Yosef Trumpeldor, Hebräischer Jugendbund Yosef Trumpeldor) wurde als Jugendorganisation der revisionistischen Bewegung gegründet. Sie ist heute eine zionistische Jugendbewegung, die keiner bestimmten Partei zuzuordnen ist und international aktiv ist. In Israel betreut sie etwa 1700 Jugendliche.

Ha-No’ar ha-Le’umi

Die nationale arbeitende und lernende Jugend (ha-No’ar ha-Le’umi ha-Oved ve-ha-Lomed) ist eine Jugendorganisation, deren Vorbild Zeev Jabotinsky ist. Sie wurde 1949 gegründet.

Gay Pride Youth (IGY)

Die Gay Pride Youth (Irgun ha-No’ar ha-Ga’eh, IGY) ist die Bewegung der jungen Schwulen, Lesben, Bisexuellen, Transgender und sich ihrer sexuellen Orientierung unsicheren Jugendlichen in Israel.

Eine wichtige Aufgabe von IGY, das 2001 gegründet wurde, ist es, eine Gesprächs- und Kennenlernplattform für alle jene zu sein, die ihre spezifische sexuelle Identität entdecken.

Kommunistischer Jugendbund

Der kommunistische Jugendbund (Brit ha-No‘ar ha-Kommunisti ha-Israeli, BANKI) ist die Jugendbewegung der kommunistischen Partei. Er wurde 1924 gegründet. Die Organisation hat seit ihrer Gründung und bis zum heutigen Tag jüdische und arabische Mitglieder. Sie ist nicht zionistisch.

Sadaqa-Re’ut

Sadaqa-Re’ut ist eine Jugendorganisation, die für das friedliche Zusammenleben von Juden und Arabern in Israel eintritt. Die Organisation wurde 1983 durch jüdische und arabische soziale Aktivisten in Jaffa gegründet.

Tzofei Esh

Die „Feuer-Pfadfinder“ (Tzofei Esh) sind Jugendliche, die sich in der freiwilligen Feuerwehr engagieren.

Die Organisation hat etwa 500 Mitglieder, die in den Stationen der Berufsfeuerwehr aktiv sind.

Jugend des Magen David Adom

Die Jugend des Magen David Adom (Irgun No’ar Magen David Adom) ist die Jugendorganisation des Roten Davidsterns in Israel. Etwa 7.000 Jugendliche zwischen 15 und 18 Jahren sind dort ehrenamtlich aktiv.

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