Ein schlechter Scherz: Adorno, Butler & der Zionismus

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Der Adorno-Preis soll am 11. September an die Philosophin und Aktivistin Judith Butler vergeben werden…

Von Stephan Grigat
Erschienen in Tribüne. Zeitschrift zum Verständnis des Judentums, 51. Jg., Heft 203, 3/2012.
Eine Kurzfassung ist als Gastkommentar am 17.8.2012 in der Wiener Zeitung erschienen.

Nach einem kurzen Erschrecken über ihre Eltern meinten Ende der 1960er Jahre viele Studierende in den Nachfolgestaaten des Nationalsozialismus, es sei eine prima Idee, dem „Volke zu dienen“, und einige ließen sich gleich von den palästinensischen Fedayin ausbilden. Die nach Frankfurt zurückgekehrten Philosophen und Gesellschaftskritiker Theodor W. Adorno und Max Horkheimer ahnten schon früh, wohin dieser Aufbruch führen würde und setzten dagegen die Solidarität mit den prospektiven Opfern. Diese Solidarität führte zwar nicht dazu, die Bedeutung des Zionismus in vollem Ausmaß zu erfassen, aber sie implizierte für Adorno und Horkheimer (und auch für Herbert Marcuse und Leo Löwenthal) ganz selbstverständlich die Solidarität mit Israel als Zufluchtsstätte für alle vom Antisemitismus Bedrohten.

Vor diesem Hintergrund erscheint es wie ein schlechter Scherz, dass das Vergabekomitee für den Adorno-Preis Anfang Juni in Frankfurt bekannt gegeben hat, dass die diesjährige Ehrung am 11. September an Judith Butler gehen soll. Butler ist nicht nur eine Vordenkerin jener poststrukturalistischen Philosophie, die mit ihrem antiessentialistischen Geraune entgegen ihres Selbstverständnisses in einem fundamentalen Gegensatz zum Denken Adornos steht, sondern auch eine internationale Aktivistin, die zum Boykott Israels aufruft. Sie engagiert sich im „Boycott, Divestment and Sanctions movement“ (BDS), das sich nicht etwa gegen das iranische Regime richtet, das seit über 30 Jahren Frauen mit aller Gewalt unter die Gesetze der Scharia zwingt und Schwule an Baukräne aufhängt, sondern gegen den jüdischen Staat, der als einziger in der Region Homosexuellen ein gleichberechtigtes und selbstbewusstes Leben ermöglicht. Von der BDS-Kampagne haben sich mittlerweile selbst radikale Antizionisten wie Noam Chomsky und Norman Finkelstein distanziert, während Butler weiterhin als ihr internationales Aushängeschild fungiert.

Insofern ist es auch kein Wunder, dass folgende Charakterisierung zweier antisemitischer Terrororganisationen von der poststrukturalistischen Meisterdenkerin stammt: „Es ist außerordentlich wichtig, Hamas und Hisbollah als soziale Bewegungen zu begreifen, die progressiv und links, die Teil einer globalen Linken sind.“ Nach zahlreichen Protesten gegen diese Apologie des Djihadismus erklärte Butler, sie fühle sich „missverstanden“; sie lehne Gewalt selbstverständlich ab, begreife Hamas und Hisbollah aber als „Bewegungen gegen Kolonialismus und Imperialismus”. Was in etwa bedeutet: sie kämpfen für dieselben Ziele wie Butler, wählen aber die falschen Mittel und sollten sich doch bitte lieber dem BDS-Movement gegen Israel anschließen.

Das Kuratorium des Preises, dessen Vorsitz der Frankfurter Kulturdezernent Felix Semmelroth inne hat und dem dieses Jahr beispielsweise der Philosoph Rainer Frost und die Schriftstellerin Marlene Streeruwitz angehören, lobt Butlers Beitrag zu einem „neuen Verständnis […] der Moral“. Vielleicht meint das Komitee damit ja Butlers Begeisterung für die Elogen der US-amerikanisch-palästinensischen Genderforscherin Lila Abu-Lughod auf die Burka, die, in der Wiedergabe Butlers, „wichtige kulturelle Bedeutungen“ als Notwehrmaßnahme gegen die Verbreitung westlicher Wertvorstellungen habe: Die Verschleierung der Frau könne auch als „eine Übung in Bescheidenheit und Stolz“ verstanden werden und diene „als Schleier […], hinter dem und durch den die weibliche Handlungsfähigkeit wirken kann.“ Kritik am islamischen Tugendterror diskreditiert Butler als „kulturimperialistische Ausbeutung des Feminismus“, als Teil einer Strategie einer „Dezimierung islamischer Kultur“, die zur „Ausbreitung von US-amerikanischen kulturellen Annahmen führt, wie Sexualität und Handlungsfähigkeit zu organisieren und darzustellen seien.“ Die passende Antwort auf eine derart kulturrelativistische Menschenverachtung haben bereits 1979 jene iranischen Frauen formuliert, die wochenlang zu Zehntausenden in Teheran gegen die Einführung der Zwangsverschleierung demonstriert haben – unter der Parole „Emanzipation ist nicht westlich und nicht östlich, sondern universal.“

Kritische Theorie & Israel

Während Butler sich als vorbehaltlose Gegnerin „des Westens“ gefällt, wussten die Kritischen Theoretiker, dass Kritik an der liberalen Gesellschaft nur möglich ist, „wenn man die Momente, durch die man im Westen noch leben kann, auch erwähnt“, wie Horkheimer es in den 1950er-Jahren in einem Gespräch mit Adorno formulierte. Um die Ferne von Butlers Engagement zu Adornos Denken deutlich zu machen lohnt ein Blick auf das Verhältnis der Kritischen Theorie zu Israel und zum Zionismus. Am 5. Juni 1967, dem Tag des Ausbruchs des Sechs-Tage-Krieges, schrieb Adorno an seine Wiener Freundin Lotte Tobisch: „Wir machen uns schreckliche Sorgen wegen Israel. […] In einem Eck meines Bewusstseins habe ich mir immer vorgestellt, dass das auf die Dauer nicht gut gehen wird, aber dass sich das so rasch aktualisiert, hat mich doch völlig überrascht. Man kann nur hoffen, dass die Israelis einstweilen immer noch militärisch den Arabern soweit überlegen sind, dass sie die Situation halten können.“ Einen Tag später sprach er öffentlich von dem „Furchtbaren, das Israel, der Heimstätte zahlloser vor dem Grauen geflüchteter Juden, droht.“ Zwei Jahre später war Adorno vom Niederbrüllen des israelischen Botschafters in Frankfurt durch deutsche linke und arabisch-nationalistische Studenten dermaßen entsetzt, dass er in einem Brief an Herbert Marcuse gar von der Gefahr eines Umschlagens der Studentenbewegung in Faschismus sprach.

Sowohl von Horkheimer als auch von Adorno gibt es zahlreiche hellsichtige Äußerungen zur Kritik des Antiimperialismus, dessen postmoderne Variante heute von Autorinnen wie Butler propagiert wird. In Was bedeutet: Aufarbeitung der Vergangenheit schreibt Adorno: „Das faschistische Wunschbild heute verschmilzt ohne Frage mit dem Nationalismus der sogenannten unterentwickelten Länder[…]. Einverständnis mit denen, die in der imperialistischen Konkurrenz sich zu kurz gekommen fühlten, und selber an den Tisch wollen, drückte schon während des Krieges in den Slogans von den westlichen Plutokratien und den proletarischen Nationen sich aus.“

Der kritische Pessimismus Adornos ist dem Zionismus in vieler Hinsicht verwandt. Der Mainstream-Marxismus hat sich auch von der Shoah nicht von seinem optimistischen Geschichtsverständnis abbringen lassen. Für Zionismus und Kritische Theorie hingegen markiert der Nationalsozialismus den welthistorischen Bruch. Der Zionismus zog die praktischen Konsequenzen aus dem Scheitern sowohl aller Assimilierungsversuche als auch der bürgerlichen und sozialistischen Gleichheitsversprechen, misstraut seit dem völlig zu Recht jedem Versöhnungsangebot und setzt auf militärische Selbstverteidigung. Die Kritische Theorie zog die theoretischen Konsequenzen aus der Katastrophe für Gesellschaftskritik, misstraut jedem begriffslosen Praktizismus, jedem linken Heilsversprechen und konfrontiert jede Kritik der Gesellschaft mit dem kategorischen Imperativ, wie Adorno ihn in seiner Negativen Dialektik formuliert hat: Im Stande der Unfreiheit „alles Handeln und Denken so einzurichten, dass Auschwitz sich nicht wiederhole, nichts Ähnliches geschehe.“

Die Kritischen Theoretiker haben stets vor der Möglichkeit einer barbarischen Aufhebung des Liberalismus gewarnt. Für diese negative Aufhebung der bürgerlichen Gesellschaft stehen historisch Nationalsozialismus und Faschismus, dafür stehen aber auch panarabisch-nationalistische Bewegungen, vor denen insbesondere Max Horkheimer zeitlebens eindringlich gewarnt hat, und dafür stehen heute unter anderem islamische Djihadisten, die von Teilen der Linken immer wieder als legitime Bündnispartner im „Kampf gegen Imperialismus und Kolonialismus“ ins Spiel gebracht werden. Der von Judith Butler so leidenschaftlich bekämpfte Zionismus ist in seinen, ja ausgesprochen heterogenen Erscheinungsformen, eine zwingend erforderliche Notwehrmaßnahme gegen solch eine barbarische Aufhebung, die stets im Antisemitismus zu sich findet.

Benjamin-Orden für Grimm?

Einer Judith Butler, die sich nicht zuletzt bei ihrer Edward Said-Gedenkvorlesung 2010 in Kairo als glühende Antizionistin positioniert hat, wird man das kaum verständlich machen können. Nachdem bekannt wurde, dass der diesjährige Adorno-Preis an sie gehen soll, hat der Publizist Thomas von der Osten-Sacken die Infamie dieses Vorhabens durch folgenden Vorschlag auf den Punkt gebracht: „Dann sollte konsequenterweise Martin Heidegger posthum noch die Martin Buber-Medaille bekommen, Hans Grimm vielleicht einen Walter Benjamin-Orden erhalten und Henning Mankell ein Else Lasker-Schüler-Stipendium für seine Teilnahme auf der Mavi Marmara”, also jener Hamas-Solidaritätsflotte, die unter scharfem Protest von Butler & Co durch die israelische Armee daran gehindert wurde, die Blockade des von Islamisten beherrschten Gaza-Streifens zu durchbrechen.

Es gibt sehr gute Gründe, sich über die geplante Preisvergabe zu empören. Alleine schon, weil sich in ihr auch eine Ignoranz gegenüber all jenen Feministinnen ausdrückt, die ihre Gesellschaftskritik tatsächlich ausgehend von der Kritischen Theorie Adornos versuchen zu formulieren und dementsprechend schon früh die „Entkörperung“ in Butlers Gendertheorien kritisiert haben. Butlers Absage an jegliches Gesellschaft grundlegend transzendierendes Denken, das sich trotz der kritischen Attitüde wie ein roter Faden durch ihre Schriften zieht, steht im schroffen Gegensatz zu Adornos Sehnsucht nach dem ganz Anderen, die trotz des Wissens um die derzeitige Unmöglichkeit ihrer Verwirklichung in jedem Gedanken der Kritischen Theorie gegenwärtig bleibt. Vielleicht sollte man die Preisverleihung aber auch einfach als Ausdruck dessen begreifen, dass der Kultur- und Wissenschaftsbetrieb sich mittlerweile dermaßen an der Demontage der Vernunft beteiligt, dass nahezu alles möglich wird – selbst die Vergabe eines nach Adorno benannten Preises an eine Anti-Israel-Aktivistin, die mit ihrer Philosophie das exakte Gegenteil von Kritischer Theorie repräsentiert.

Stephan Grigat ist Lehrbeauftragter an der Universität Wien und Herausgeber von „Feindaufklärung und Reeducation. Kritische Theorie gegen Postnazismus und Islamismus“ und von „Postnazismus revisited. Das Nachleben des Nationalsozialismus im 21. Jahrhundert“.

10 Kommentare

  1. Dem Urteil von Detlev Claussen über Butler kann ich nicht widersprechen. Was aber traurig ist, dass er gleichzeitig glaubt dem Zentralrat und nicht näher bezeichneten „watchdogs“ etwas unterstellen zu müssen.

  2. Danke, die beiden habe ich in der Tat in der Eile durcheinander geworfen. (Beide vertreten, wenn ich es richtig sehe, ich mag mich irren, politisch sehr ähnliche Positionen.) Ich kannte die Website nicht, fand sie aber interessant und ansprechend.
    Ich bedaure, ich vermag Ihre Frage nicht zu beantworten – das vermag naturgemäß nur Herr Claussen.

  3. Hat der Zentralrat der Juden behauptet Butler sei Antisemitin und “Selbsthasserin”?

    Nein, hat er nicht. Er wirft ihr „Israelhass“ vor, aber nirgendwo konnte ich vernehme, sie wäre eine Antisemitin (aus der Aussage machen, wie üblich viele, einen Antisemitismusvorwurf, der überall kolportiert wird) oder den Selbstläufer „eine Selbsthasserin“.
    Im Gegenteil, Kramer wies den Vorwürfe zurück, „er habe die Israel-Kritik der jüdisch-amerikanischen Wissenschaftlerin mit Antisemitismus gleichgesetzt.“

    • Uri Deganja, der Kommentar ist von Detlev Claussen. Unangenehm aufgefallen, dass er nicht den von ihm kritisierten „watchdog“ verlinkt, damit der Leser sich eine eigene Meinung bilden kann. Das ist kein Zeichen der Ãœberlegenheit sondern eine Methode, die eigene Meinung als unfehlbar darzustellen. Wenn er damit SPME meint, dann tut er diesen grobes Unrecht. Detlev Claussen behauptet: „watchdogs“ „drängten den „Zentralrat der Juden“ aktiv zu werden: Adornopreis an eine Antisemitin und, wenn schon jüdisch, dann sogar an eine „Selbsthasserin“?“

      Hat der Zentralrat der Juden behauptet Butler sei Antisemitin und „Selbsthasserin“? Ist das ein Zitat aus einer Erklärung des Zentralrats, oder ist das eine Unterstellung von Detlev Claussen?
      Um Antwort wird gebeten

  4. Um ausnahmsweise auch mal Judith Butler zum Thema zu Wort kommen zu lassen:

    “ …Ich nehme den Angriff gegen mich insofern auch nicht persönlich; vielmehr richtet er sich gegen alle, die Israel und seine gegenwärtige Politik kritisch beurteilen. Eben diese Form der Kritik soll außerhalb jeder Debatte liegen. Ein probates Mittel, einen Sprecher oder eine Sprecherin als „außerhalb der Grenzen einer vernünftigen Debatte“ stehend darzustellen, besteht in der Denunziation, in der Dämonisierung und der De-Legitimation.

    Mit anderen Worten, solange es keine Argumente gibt, auf die ich etwas entgegnen kann, bleibt mir nichts anderes übrig, als diesen besonderen Sprechakt, diese Denunziation, zu analysieren, und zwar in Hinblick auf die mit ihm verbundenen politischen Effekte.

    .Dennoch verstehe ich sehr wohl, warum viele Juden und insbesondere deutsche Juden sehr abwehrend auf jedwede Kritik am Staate Israel reagieren..Hegt diese Person tatsächlich gute Absichten oder bedient sie sich der Kritik nur, um antisemitischen Ressentiments nachzugehen?

    Wenn aber jede Kritik an Israel als Täuschung verdächtigt wird, als bloße Tarnung antisemitischer Motive, dann wird es bei einer Reihe von Themen keine aufrichtige Debatte geben. (Was wohl auch Sinn und Zweck dieses Vorwurfs sein soll/jane)

    …Auch hier habe ich mich bereits deutlich erklärt: Ich unterstütze die Initiative „Boycott, Divestment and Sanction“ (BDS) nicht ohne Vorbehalte. Zwar arbeite ich nicht mit israelischen Institutionen zusammen, die sich nicht gegen die israelische Besatzungspolitik aussprechen. Anders als der BDS lehne ich aber die Diskriminierung einzelner Personen aufgrund ihrer Staatsangehörigkeit ab. Das heißt in aller Deutlichkeit: Ich arbeite mit Israelis in zahlreichen akademischen Projekten zusammen und ich boykottiere keine Individuen; ich halte es aber für wichtig und richtig, auf nicht-gewalttätige Weise zu versuchen, Staaten dazu zu bewegen, sich an das internationale Recht, zumal an Menschen- und Völkerrechte zu halten…..

    Eine Stimme, die nach der Legitimität der israelischen Besatzungspolitik fragt, nach den ungleichen Rechten für die in Israel lebenden Palästinenser und auch nach der Politik der Enteignung der Palästinenser im Jahre 1948? Zu diesen Gruppierungen gehören übrigens auch die „Independent Jewish Voices“ in Großbritannien und „Jewish Voice for Peace“ (JVP) in den USA mit einem rabbinischen Gemeinderat und einer Jugendorganisation, der „Young, Jewish, Proud“. Um auch hier Klarheit zu schaffen: Ich sitze im Beirat des JVP. Außerdem bin ich Vorstandsmitglied der „Faculty for Israel-Palestinian Peace in the US“. Und ich gehöre der Kehillah-Synagoge im kalifornischen Oakland an.

    Vor diesem Hintergrund möchte ich mein Engagement verstanden wissen.

    …Selbst wenn die Israel-Kritik berechtigt ist, könnte sie doch antisemitische Tendenzen verstärken. Aber sollten wir deswegen schweigen? …“

    http://www.fr-online.de/kultur/judith-butler-fangen-wir-endlich-an–miteinander-zu-sprechen,1472786,17019694.html

  5. SPME I Stellungnahme von SPME Germany und die Äußerungen von J.Butler in DER ZEIT

    Ich habe diesen Brief an einige Redaktionen und DIE ZEIT geschickt, aus aktuellem Anlass und aufgrund einer stellenweise katastrophalen Art der Berichterstattung in vielen Zeitungen.

    Wie aus einem allgemeinen Politikum eine „innerjüdische Debatte“ konstruiert wird.

    J. Butler:
    „Eine aufrichtige Diskussion (ist) gewiss der beste Weg, um innerjüdische Debatten produktiv werden zu lassen“[1]

    „Dennoch verstehe ich sehr wohl, warum viele Juden und insbesondere deutsche Juden sehr abwehrend auf jedwede Kritik am Staate Israel reagierten“ [1]

    Prof. Butler behauptet, dass die Stellungnahme von SPME „Teil einer innerjüdischen Auseinandersetzung“ sei und schreibt: „Wenn eine Gruppe Juden eine andere Gruppe Juden als ‘antisemitisch‘ bezeichnet, dann versucht sie, das Recht, im Namen der Juden zu sprechen, zu monopolisieren.“ [2]

    „Der Vorwurf des Antisemitismus ist also in Wirklichkeit oftmals ein Deckmantel für einen innerjüdischen Streit.“[2]

    Die neue Taktik Butlers ist es, die Adorno-Farce als innerjüdischen Konflikt zu inszenieren. Dafür hat sie in „Die Zeit“ die Falschaussage getätigt SPME sei eine rechte-jüdische Gruppierung.

    Im folg. die Richtigstellung und Stellungnahme von SPME. Butler hat in „Die Zeit“ bewusst Falschaussagen getätigt.

    Hier die Stellungnahme: http://spme.net/articles/8864

    Warum hat sie dies getan? Damit die Kritiker des Adorno-Preises als jüdische Hardliner in der Öffentlichkeit stehen und der ZdJ diskreditiert wird. Falls sie sich das ZdJ-Bashing antun wollen, empfehle ich einen kurzen Blick auf die Kommentspalten großer deutscher Zeitungen. Wo sind diese jüdischen Kritiker, wie sie in DIE ZEIT beschrieben werden, als rechte, jüdische Gruppe. Es gibt hier diese Gruppe Kritiker nicht – auf jeden Fall hat keiner davon gehört – eine Finte.

    Fakt ist – und das wissen alle Beteiligten – Kritik kam von jüdischer Seite erst relativ spät – vom ZdJ und vom Botschafter.

    Nein – die erste Hauptkritik kam Wochen davor von Akademikern (von SPME), von Linken (prozionistische Linke) und Bloggern (wo ich dazugehöre). Frau Butler macht es sehr geschickt, indem sie die Adorno-Farce als innerjüdischen Konflikt neu konstruiert – der ja dann niemanden etwas anginge.

    So ist es mitnichten, Frau Butler gehört einer Organisation (BDS) an – welche in Dtl. noch nicht öffentlich in Erscheinung getreten ist – bis auf vereinzelte Kampagnen – welche aber in anderen europ. Ländern bereits fest etabliert ist. Diese Organisation bildet weltweit die Grundlagen für Antisemitismen jeder Art. Frau Butlers Besuch als bekannteste Vertreterin von BDS ist ein allgemeines Politikum. Dieser Organisation, eine antizionistische weltweite tätige Vereinigung, gilt es entschieden entgegenzutreten, unabhängig von jeglicher Zugehörigkeit!

    Indem Frau Butler die Adorno-Farce zur „innerjüdischen Debatte“ erklärt und ihr den Universalanspruch abspricht, nimmt sie gleichzeitig jüdische Menschen in die Pflicht, sich dazu positionieren zu müssen. Diesen aufgedrückten Zwang aus konstatierter Zugehörigkeit lehnen wir ab.

    Auch veröffentlicht Butler alle ihre Stellungnahmen auf dem Blog Mondoweiss von Blogger Philip Weiss – von welchem deutsche Zeitungen wie DIE ZEIT dann zitieren und deutschlandweit publizieren.[3]

    Dieser Blog hat nicht den Ruf wissenschaftlich zu sein oder überhaupt journalistischen Mindeststandards auch nur ansatzweise zu entsprechen. Wir kritisieren, dass DIE ZEIT Aussagen des Blogs übernimmt, ohne ihren Wahrheitsgehalt zu überprüfen (bspw. die Aussagen über SPME). Dieser Blog, auf welchem Butler ebenfalls publiziert, ist mehrmals wegen problematischer antisemitischer Inhalte international in die Kritik geraten.[4]

    Kritik an der Adornopreisverleihung gab es anfangs nicht von jüdischen Menschen in Dtl., wie Fr. Butler versucht weiszumachen. Vielen jüdischen Menschen sind die Problematiken um weltweite Boykott Kampagnen und die daraus resultierenden Phänomene gar nicht bewusst. Und viele jüdische Menschen in Dtl. haben wenig Lust, wiederkehrend zu Israelthemen Stellung beziehen zu müssen. Butler nimmt dies jedoch an und fordert eine Positionierung, indem sie die Adorno-Farce zur „jüdischen Chefsache“ – zur „innerjüdischen Debatte“ erklärt.

    Lediglich Botschaft und ZdJ wussten über die Dimensionen von BDS Bescheid, was auch der Grund für deren klare Statements war.

    Deshalb werden sie am Tag von Butlers Preisempfang auch einen breiten „außerjüdischen“ Protest zu hören bekommen.

    Wir werden versuchen zu zeigen, wie universell dieser Konflikt ist, was für ein allgemeines Politikum.

    Ich würde sie (DIE ZEIT) bitten Stellung zu beziehen, wie Sie dazu kommen, ungeprüfte Aussagen des Blogs Mondoweiss zu übernehmen und deutschlandweit Falschaussagen über SPME (bspw. Finanzierung aus USA, Rechts, Jüdisch, Islamfeindlich u.a.) zu publizieren.

    Mit freundlichem Gruß

    [1]http://www.focus.de/kultur/buecher/literatur-adorno-preistraegerin-butler-ruft-kritiker-zum-dialog-auf_aid_810661.html

    [2]http://www.zeit.de/kultur/literatur/2012-08/judith-butler-kritik-israel-antwort

    [3]http://mondoweiss.net/2012/08/judith-butler-responds-to-attack-i-affirm-a-judaism-that-is-not-associated-with-state-violence.html

    [4]Beispiele: http://mondotruth.tumblr.com/

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