Die Geschichte der Vernichtung des Judentums in der NS-Zeit ist wohl das schwärzeste Kapitel der deutschen Geschichte. Über den Prozess der Verfolgung und Vernichtung der Juden in Deutschland ist bereits viel erarbeitet worden, doch wenige Arbeiten beschäftigten sich bisher mit dem Thema der Heimatverbundenheit von Juden. Dabei sind Heimat und Heimatverständnis ein grundlegender Bestandteil der jüdischen Kultur und Religion, so die weitverbreitete Vermutung…
Mit ebendiesem Aspekt beschäftigt sich ein Team des Jüdischen Museums Westfalen seit geraumer Zeit im Rahmen eines Forschungs- und Ausstellungsprojekt, mit einem regionalgeschichtlichen Schwerpunkt aber unter Eingliederung von deutschland- und europaweiten Gebieten. Da sich die Recherche unter anderem auf Themen aus Recht, Kultur und Gesellschaft bezieht, kommen viele verschiedene Fragestellungen hervor. Aus diesen übergeordneten Themenbereichen ergeben sich folgende zu erforschende Komplexe: Heimatrecht – Heimatliebe – Heimatvertrieben – Heimweh. Zunächst einmal stell sich die grundlegende Frage, unter welchem historischen Kontext es zu der Vermutung kam, dass Juden eine besondere Verbindung zu ihrer Heimat besitzen. In diesem Zusammenhang wird ebenfalls untersucht, welche Bedingungen und Stationen für die Sesshaftigkeit von Juden in der Region entscheidend waren. Darüber hinaus werden die verschiedenen jüdischen Integrationswege ergründet und ihr Entstehungsprozesse nachvollzogen.
Nun soll im Rahmen dieses Forschungs- und Ausstellungsprojektes im Jüdischen Museum Westfalen eine Tagung mit dem Titel „Heimat – Exil – Diaspora – Jüdische Zugehörigkeitserfahrungen und -reflexionen“ stattfinden. Auf dieser Tagung werden unter anderem Prof. Dr. Reinhard Rürup, Prof. Dr. Arno Herzig und Frau J. Monika Walther einen Vortrag halten.
Bei Prof. Dr. R. Rürup handelt es sich einen deutschen Historiker, der sich nach seiner Habilitation 1970 in seiner akademischen Laufbahn mit vielen unterschiedlichen Epochen der deutschen Geschichte auseinandergesetzt hat. Sein Vortrag wird sich mit dem Thema: „Landjudentum in den Modernisierungsprozessen des 19. Jahrhunderts“ beschäftigen. Prof. Dr. Herzig ist ebenfalls ein deutscher Historiker, der sich auf die Epoche der Frühen Neuzeit spezialisiert hat. Viele seiner Publikationen beschäftigen sich mit der deutsch-jüdischen Geschichte. Sein Vortrag wird die Jüdische Sichtweisen auf die Akkulturation – Am Beispiel Westfalen“ erläutern. Frau M. Walther ist eine deutsch-jüdische Schriftstellerin, die in Publizistik promovierte und zur Zeit als Dozentin für Medienpädagogik an der Heinrich-Heine-Universität in Düsseldorf lehrt. Ihre bisherigen Veröffentlichungen drehen sich um sehr verschiedene Themen. Ihr Beitrag auf der Tagung wird eine Lesung sein, aus ihrem Werk: „Wir werden wie die Träumenden sein – Eine Landsuche in Deutschland“.
Die Tagung wird am 27. und 28. März dieses Jahres im Jüdischen Museum Westfalen in Dorsten stattfinden. Interessenten können sich vorab anmelden und sich auf der offiziellen Website des Museums (www.jmw-dorsten.de) nähere Informationen zu der Veranstaltung einholen. Des Weiteren können auch Fragen per Email an folgende Adresse geschickt werden: info@jmw-dorsten.de oder unter der Telefonnummer 02362-45279 Informationen erfragt werden.