Das unrealistische Bild Ägyptens und Tunesiens in den iranischen Medien

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Die Hauptforderungen der Ägypter nach den jüngsten Wahlen bestanden darin, dass sie annulliert und manche Gesetze verändert werden sollen. Mubaraks Widerstand und der der regierenden Partei radikalisierte die Auseinandersetzung der ägyptischen Bevölkerung mit ihnen. Nun fordern sie Mubaraks Rücktritt. Die Lage in Tunesien ist ähnlich!…

Hojjatollah Joodaki حجت الله جودکی übersetzt von Hamid Beheschti حميد بهشتي

Es besteht kein Zweifel daran, dass die meisten Araber, die sich zurzeit an dem Aufstand beteiligen und einen Regimewechsel anstreben, Muslime sind. 99% der ägyptischen Muslime beten und fasten, betrügen andere nicht, halten sich an ihre religiösen Pflichten und meiden die Verbote. Bei Christen Ägyptens hält man sich genauso an ihre Verhaltens- und Moralcodizes wie bei Muslimen, wenn nicht genauer. Laut Statistik sind 85% von 75 Mil. Ägypter Muslime und 15% koptische Christen.

Die Ägypter haben Verschiedenes erlebt, den Krieg mit Israel, die Armut, die Arbeitslosigkeit und die Herrschaft von Militärs. Laut letzten Befragungen sind sie mehr als anderswo in der Region antiamerikanisch und antiisraelisch; aber ihrer Mentalität nach ist es unwahrscheinlich, dass sie sich an einem weiteren Krieg mit Israel einlassen!

Sowohl das ägyptische Volk, als auch seine Regierung sind gut über die Islamische Revolution informiert. In den ersten Jahren nach der Revolution waren sie an den revolutionären Ideen aus dem Iran interessiert. Nun, nach 32 Jahren hat die Revolution Früchte getragen. Sie haben davon erfahren und kennen ihre Licht- und Schattenseiten. Untersucht man die Artikel und Bücher über den Iran, die in letzter Zeit in Ägypten veröffentlicht sind, so sieht man, dass sie kein Verlangen danach haben. Ihr Hauptanliegen betrifft die Bekämpfung von Despotie und Korruption. Genauso ist die Lage in Tunesien.

Trotzdem bevorzugen sogar starke islamische Gruppen, wie die Muslimbruderschaft el-Baradei, weil sie die Konstellation der ägyptischen Kräfte genau kennen.

In unserem Land berichten die Nachrichtenagenturen so, wie sie es gerne hätten. Und das ist die schlechteste Art und führt zu Vertrauensverlust bei der Bevölkerung. Vor zwei Wochen hieß es in der Hauptnachrichtenzeit des (offiziellen) iranischen Fernsehens, dass in Tunesien zum ersten Mal nach 50 Jahren das Freitagsgebet stattgefunden und die Bevölkerung daran teilgenommen hat. Wer nur etwas von der arabisch-islamischen Welt weiß, kann sofort erkennen, wie falsch diese Nachricht ist. Denn das Freitagsgebet ist bei Sunniten ein Muss und sie verrichten es unter allen Umständen. …

Ein anderes Beispiel ist, was viele unserer Nachrichtenportals über Mohamed Hassanein Heikal, einen ägyptischen Journalisten, schrieben, den sie als Mitglied der regierenden Partei und dem Präsidenten nahe stehend bezeichneten. Es wurde behauptet, dass er in einer Parteisitzung vorgeschlagen hätte, dass man in keinem Fall vor der Bevölkerung weichen und die Polizei, sowie das Militär veranlassen sollte, anstelle von Knüppeln aus Holz, welche aus Stahl zu benutzen, um die Demonstranten niederzuschlagen. Und dies obwohl wir alle wissen, dass Heikal ein Nasserist ist, dem Volk nahe steht, zu den Intellektuellen des Landes zählt, der stets gemäßigt gegen Mubarak opponiert und seine Politik kritisiert hat. Zumal er die gegenwärtige Erhebung für eine große Revolution der derzeitigen ägyptischen Geschichte hält.

Selbstverständlich führt eine solche Art von Berichterstattung zu einer merkwürdigen Analyse. Und wenn die einzelnen Informationen in einem Bericht aus Lügen bestehen, so werden die Schlussfolgerungen daraus auch falsch sein. Wir können nicht durch solch eine Informationsarbeit die gegenwärtigen Bewegungen in Tunesien und Ägypten religiös erscheinen lassen und ihre aus dem Volk stammenden Kräfte als vom Ausland gesteuert abstempeln. Eine solche Berichterstattung kann nur als Selbstbetrug bewertet werden. Denn für Andere ist sie auf keinen Fall glaubwürdig.

Zurzeit wartet Hosni Mubarak angesichts seines tiefen Kenntnisses über die Bevölkerung auf seine Chance. Er hat dem Militär befohlen, vorläufig nichts zu unternehmen. Dies bedeutet aber nicht, dass es auf der Seite der Bevölkerung steht. Denn in so einem Fall würde Mubarak nicht eine Stunde mehr in Ägypten verweilen.

Die Amerikaner sind sich bewusst, dass, wenn die gegenwärtige Erhebung erfolglos bleibt, sich eine Friedhofsruhe in der Region ausbreiten wird. Andererseits würden dann den Aufstand, wenn er fruchtbar wird, Nachbeben folgen, die ihrerseits gefährlich werden könnten. Daher versuchen sie den Aufstand zu steuern, damit die Alternative ihrer Politik weniger schadet.

Übersetzt für das Netzwerk Tlaxcala, erschienen am 07/02/2011, Artikel in Tlaxcala veröffentlicht: http://www.tlaxcala-int.org/article.asp?reference=3786