Seit 1968 begegnen sich deutsche und israelische Pädagogen im Rahmen regelmäßiger Lehrerseminare. Diese werden von den Gewerkschaften GEW und der Histadrut Hamorim organisiert. Den Weg zu diesen Begegnungen ebneten lange, zunächst mit Skepsis verbundene Verhandlungen, denn eine deutsch-israelische Begegnung bedeutet auch immer Begegnungen mit der Shoah – gemeinsame Erinnerung an die nationalsozialistischen Verbrechen, die Deutsche an Juden verübt haben…
Von Roland Kaufhold
42 Jahre regelmäßige Kontakte, deren Früchte dokumentiert gehören. Ein Teil der Beiträge aus den Jahren 1996 und 1998 sind in einem mit „Deutsch – israelische Begegnungen“ überschriebenen Schwerpunktband der Zeitschrift psychosozial (Nr. 83, H. 1/2001) dokumentiert worden. Das 144 Seiten umfassende Heft wurde von Till Lieberz-Groß und Roland Kaufhold herausgegeben.
Der Band zeichnet einerseits die wechselvolle, von großen Bemühungen und latenten Ängsten gekennzeichnete Geschichte sowie die Rahmenbedingungen des von den Teilnehmern eigenverantwortlich gestalteten deutsch-israelischen Seminars wieder. Andererseits finden sich pädagogisch-sozialpsychologische und biographisch orientierte Beiträge – sowie eine Abhandlung über die sogenannte »Wiedergutmachung« – die Reparationen als erstem Schritt einer politischen Aussöhnung.
Den Bezug zur traurigen Gegenwart kriegerischer Auseinandersetzungen in einem stagnierten Nahost-Friedensprozess bietet ein Beitrag, der anhand des international viel beachteten Friedensdorfes Neve Shalom/Wahat al-Salam die Lehren beschreibt, die auf dem Weg zu einer Lösung des Konfliktes zwischen Juden und Palästinenser zu lernen sind.
Auf haGalil dokumentieren wir hier das Editorial zum Themenheft und zwei der im Heft publizierten Beiträge von israelischen KollegInnen: Das von Zvia Pelz-Fuhrer verfasste Gedicht Schwarze Schmetterlinge – weiße Schmetterlinge am Berliner Himmel sowie die von Ofer Boord vorgelegte historische Studie Reparation („Wiedergutmachung“). Die Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen. Ebenfalls online verfügbar sind Harald Freilings Überlegungen zum Thema Der Holocaust – ein Thema für Bilderbücher?.
In den letzten etwa 15 Jahren wurden diese Seminare geleitet von Avraham Rocheli (Israel) sowie von der Frankfurter (a.M.) Schulleiterin Till Lieberz-Groß. Wir publizieren deren Beiträge Dilemmata in der Erziehung zum Frieden (Avraham Rocheli) sowie Werte in der Erziehung (Till Lieberz-Groß).
Roland Kaufhold und Till Lieberz-Groß (Hg.) (2001): Deutsch – Israelische Begegnungen, psychosozial Heft 1/2001
Wir danken den Herausgebern sowie dem Inhaber des Psychosozial-Verlag, Prof. Dr. Hans-Jürgen Wirth für die freundlich erteilte Nachdruckgenehmigung.
Inhaltsverzeichnis: psychosozial Nr. 83 (1//2003):
Deutsch – Israelische Begegnungen
Zvia Pelz-Fuhrer: Schwarze Schmetterlinge – weiße Schmetterlinge am Berliner Himmel
Till Lieberz-Groß: Die deutsch-israelischen Seminare der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und der Histadrut Hamorim
Avraham Rocheli: Warum gerade jetzt?
Nurit Gothelf: Kreise schließen sich
Harald Freiling: Der Holocaust – ein Thema für Bilderbücher?
Ronit Vered: Heinz-Galinski-Schule – Jüdische Schule in Berlin
Dagmar Denzin: Jüdische Geschichte, deutsche Geschichte, polnische Geschichte
Gisela Schmidt: Begegnungen in Israel
Ofer Boord: Reparation („Wiedergutmachung“). Die Aussöhnung zwischen Juden und Deutschen
Reinhart Lempp: Lernen von den Überlebenden
Rayek Rizek: Lehren, die ich auf dem Weg zu einer Lösung des Konfliktes zwischen Juden und Palästinensern lernte
Marianne Kröger: Oral History in Deutschland
Dierk Juelich: Die Shoah – ein men made desaster
Verena Steinecke: Deutsch-israelische Begegnungen: Reflexionen in Gegenwart des Anderen
Wilhelm Rösing: Thomas Geve – die Geschichte einer Annäherung
Ute Benz: Kinder brauchen Märchen – aber keine Märchen
Literatur:
Gewerkschaft Erziehung & Wissenschaft (Hg.) (2009): „Die Verantwortung aber bleibt“ (Reader)
https://www.hagalil.com/2009/05/27/gew/
(Mindestbestellmenge 5 Exemplare) über gew-shop@callagift.de, Fax: 06103-30332-20, Einzelexemplare über: broschueren@gew.de, Fax: 069/78973-70161
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