Linz: Bericht von einer Israel – Palästina Diskussion

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Unter dem Motto: „Wo steht Israel, wo stehen die Palästinenser heute? Wie könnte es im Nahost-Konflikt zu einem tragfähigen Frieden kommen?“, lud die „Linzer Friedensinitiative“, eine Einrichtung des örtlichen Kulturamts, zu einer Podiumsdikussion in die Linzer Volkshochschule…

Der hier publizierte Beitrag stammt von Dori Much, der selbst am Podium teilnahm. Dass die Schilderung subjektiv ist, sollte niemanden überraschen.

Dori Much berichtet: Die Diskussion fand am in Linz am 20.1.2010 statt und wurde vom Friedensforscher Dr. Reiner Steinweg, mit dem ich mich mehrmals vor der Diskussion traf, bemüht und fair geleitet. Mein Kontrahent am Podium war Michael Ingber (ein gebürtiger Amerikaner, der viele Jahre in Israel lebte und dort – nach eigenen Angaben – 16 Jahre als Berufssoldat diente).

Mir war schon vor der Diskussion bekannt, dass Michael Ingber ein scharfer Israelkritiker ist und in Österreich (auch im Auftrag des Unterrichtsministeriums) Schüler und Lehrer über den Nahostkonflikt „aufklärt“. Mir war auch bewusst, dass es bei der derzeitigen weltweiten Anti-Israel- und Anti-USA-Stimmung für mich in Linz nicht leicht sein wird. Doch meine bösen Erwartungen wurden um einiges übertroffen.

Der Saal war fast voll, es kamen rund 100 Personen, mehrere von ihnen Mitglieder oder Sympathisanten der Friedensinitiative.

Bis auf wenige Ausnahmen gab es im Publikum keine erkennbaren Sympathien oder Verständnis für Israel, denn das Image Israels ist in ganz Europa – in Linz nicht anders als in irgendeiner anderen Stadt in Österreich – leider sehr schlecht. Das hat mehrere Gründe wie etwa: Massive antijüdische und antiisraelische Vorurteile oder offener und latenter Antisemitismus; die häufig einseitige Medienberichterstattung, mit Kommentaren von selbsternannten „Nahostexperten“, ohne solide Kenntnis des geschichtlichen Backgrounds des Konflikts und die Israel feindliche Propaganda diverser linker und rechter Gruppierungen. Erschwerend kommt hinzu, dass Israel längst die PR-Schlacht gegen die moslemische Welt verloren hat, auch weil Israel die Bedeutung der PR in aller Welt lange Zeit unterschätzt hat. Doch ganz schlimm wird es, wenn verbitterte Israelhasser (nicht selten Juden), ihre teils absurden Thesen verbreiten, die dann – bedingt durch Vorurteile und Unwissen der Zuhörer – auf fruchtbaren Boden fallen.

Meine eigenen Thesen

Im Einleitungsstatement sprach ich über Kritik im Allgemeinen und der speziellen, einseitigen antiisraelischen Kritik. Ich erwähnte, dass kein intelligenter Mensch etwas gegen eine ausgewogene und faire Kritik einzuwenden hat und das gilt natürlich für jeden Staat (und für jede Religion) der Welt, also auch für den Staat Israel (wo es genug zu kritisieren gibt). Dieses Statement erschien mir deswegen wichtig, weil Israelgegner immer wieder (vorwurfsvoll) behaupten, „dass jede Kritik an Israel automatisch als Antisemitismus ausgelegt wird“, was natürlich absoluter Unsinn ist.

Dann definierte ich den antizionistischen Antisemitismus und woran man diesen erkennt (u. a. an den berühmten 3 „Ds“ = Delegitimierung Israels = kein Existenzrecht für Israel, Dämonisierung Israels und Doppelstandard der Kritik). Dabei nannte ich auch die Namen bekannter jüdischer Antizionisten wie Chomsky, Judt und Finkelstein, was einigen Wenigen im Saal nicht gefiel (ich wurde, ganz zum Missfallen des Diskussionsleiters, an dieser Stelle von einer Person lautstark unterbrochen). Der antizionistische Antisemitismus ist auch nicht selten gekennzeichnet durch Nazivergleiche Israels, antisemitische Klischees (Weltherrschaftsfantasien, Rachezitate aus der Thora und sogar Ritualmordlegenden) und der Gleichsetzung des islamistischen Terrors mit allen durchaus legitimen Antiterrormaßnahmen Israels.

Im Zusammenhang mit dem schlechten Israel-Image erwähnte ich einleitend die Israelreise von mehreren (christlichen) Schulfreundinen- und Freunden meiner Tochter im vergangenen Juni, aus Anlass ihrer Hochzeit und wie sich, nach einer 2-wöchigen Rundreise durch Israel, die vorgefassten und negativen Ansichten der Jugendlichen über das Land total änderten.

Im Verlauf der Diskussion versuchte ich auch folgende bekannte Mythen, die Israelgegner gerne verbreiten, zu widerlegen:

1. „Der Teilungsplan der UNO im Jahr 1947 war ungerecht und benachteiligte die arabische Seite“

Doch dieser Teilungsplan der UNO (den Israel – obwohl Jerusalem internationalisiert werden sollte – anders als die arabische Seite akzeptierte), war schon deswegen nicht ungerecht, weil die Briten bereits 1922 80% vom historischen Palästina abtrennten und zum (palästinensischen) Staat Jordanien erklärten. Von den verbliebenen 20% Palästinas sollten die Juden  lt. UNO-Plan zwar 55% erhalten, doch über 50% dieses Territoriums – der Negev – galt damals als unbewohnbar, weil Wüste.

2. „Die Araber und Palästinenser als unschuldige Opfer der Judenverfolgung in Europa“

Auch in der gesamten islamischen Welt gab es zu allen Zeiten –  ähnlich (wenn auch weniger virulent) wie in Europa –   antijüdische Pogrome und auch Zwangsmissionierungen von Juden und Christen. Solche Pogrome fanden ebenfalls 1929 und 1936 in Hebron und Umgebung statt. Außerdem litten sowohl Juden als auch Christen in islamischen Staaten unter ihren Status als Dhimmis, der mit Benachteiligungen und Demütigungen einherging. Die kriegerischen Auseinandersetzungen 1947 – 1948 wurden, in Phase 1 des Konflikts, durch palästinensische Araber, verstärkt durch „Freiwillige“ aus Syrien und Irak ausgelöst. Danach attackierten im Jahr 1948 5 arabische Staaten den jungen Staat Israel, mit der Absicht den „zionistischen Feind“ zu vernichten. Die palästinensisch-arabische Seite nur als Opfer und keinesfalls als Täter zu sehen ist daher nachweislich falsch.

3. „Die Palästinenser wurden 1947 und 1948 gezielt aus Palästina vertrieben“

Die Mehrheit der 650.000 Palästinenser flüchtete um den Kriegsfolgen zu entgehen, in der Illusion, dass Israel rasch von den arabischen Invasionsarmeen besiegt werden kann. In diesem Zusammenhang erwähnte ich auch den kritischen Historiker Benny Morris, der zeigen konnte, dass es 1947-1948 zwar lokale Vertreibungen von Palästinensern gab, doch keinen „Masterplan der Verreibungen“, und ich erinnerte gleichzeitig an die Vertreibung (und Enteignung) von über  900.000 Juden aus arabischen Staaten, von denen heute die Welt nicht mehr spricht. Ich sprach auch über die 160.000 Araber die im Land verblieben und Staatsbürger Israels wurden. Heute sind bald 20% der Bevölkerung Israels Moslems, sie alle genießen in Israel demokratische Rechte.

Kurz nahm ich auch Stellung zum geschichtlich, moralisch und religiös begründeten Existenzrecht Israels (dieses wird ja oft bezweifelt) und zeigte dabei, dass man Israels Existenzrecht pikanterweise selbst aus dem Koran (Sure 5.21, Sure 7.137) ableiten kann.

Danach referierte ich über den antijüdischen und antiisraelischen Terror der Palästinenser seit 1920 (hier erinnerte ich auch an die Hetze des Großmufti von Jerusalem, des Nazikomplizen Al-Husseini) – bis zum heutigen Tag und über die großen Kriege von 1948 und 1967, die ja arabische Staaten zweifelsfrei auslösten (obwohl Israel dem Teilungsplan der UNO und selbst der Teilungsempfehlung der Peel Kommission von 1937 zustimmte).  Ich erwähnte auch, dass ohne den von Ägypten ausgelösten 6-Tagekrieg (massiver militärischer Aufmarsch, Militärbündnis mit Jordanien und Syrien, wüste Vernichtungsdrohungen an die Adresse Israels, gewaltsame Vertreibung der UNO Friedenstruppen, Sperre des Golfes von Akaba etc.) Israel die Westbank, Gaza und Ost-Jerusalem nicht eingenommen hätte. Wäre dies alles nicht geschehen, gäbe es schon längst den von Palästinensern so herbeigesehnten eigenen Staat Palästina an der Seite Israels.

Ich besprach auch das 3-fache „Nein“ von Khartum (im Sept. 1967 beschlossen die bedeutendsten arabischen Führer: „keine Verhandlungen, keine Anerkennung, kein Frieden mit Israel“) und das Verhalten Arafats, der alle Vorschläge Israels bei den diversen Friedenskonferenzen (Oslo bis Taba) strikt ablehnte und u. a. (lt. Nusseibeh) Clinton und Barak zu überzeugen versuchte, „dass der heilige Tempel der Juden niemals in Jerusalem stand, sondern – wie es bereits der von ihm bewunderte Großmufti erklärte – im Jemen.“

Dann erläuterte ich den Zuhörern den antisemitischen und paranoiden Charakter der Hamas Ideologie. Dabei konfrontierte ich die Zuhörer mit der berüchtigten Hamas Charta (u. a. Artikel 7: „Es ist die Pflicht eines jeden Moslems Juden umzubringen …“) und  analysierte die Ursachen des jüngsten Gaza Krieges (sprich: die langjährigen Raketenangriffe auf Israels Städte und Israels Recht auf Selbstverteidigung nach UNO Artikel 51 und 4. Genfer Menschenrechts Konvention). Ich erwähnte auch die immer noch de jure gültige PLO-Charta mit bisher unveränderten unversöhnlichen Artikeln (wie etwa: Artikel 9: „Der bewaffnete Kampf ist der einzige Weg zur Befreiung Palästinas“ oder Artikel 19: „Die Teilung Palästinas im Jahre 1947 und die Schaffung des Staates Israel sind völlig illegal …“).

Hier berichtete ich auch über die ARTE Sendung mit dem Titel „Allahs Bräute“, in der eine junge, in Israel inhaftierte  Palästinenserin im Interview erläutert, weswegen sie sich in einem israelischen Spital (wo sie wegen Verbrennungen 6 Monate lang behandelt wurde), in die Luft sprengen wollte. Sie erklärt es mit dem Satz: „Schon als Kind wollte ich Märtyrerin werden und das was ich tat, war um der Gnade Allahs würdig zu sein.“

Außerdem betonte ich auch mehrmals, dass Israel – anders als von Israelhassern dargestellt – die einzige Demokratie im Nahen Osten ist und keinesfalls ein „Apartheidstaat“ oder „ein Land der Kreuzzügler“ (hier konnte ich auch Sari Nusseibeh zitieren).

Aus Zeitmangel war es mir nicht mehr möglich über die viel kritisierte Mauer zu sprechen. Dabei hätte u. a. ich gerne über all die anderen Mauern in der Welt gesprochen, die nie kritisiert werden, wie z. B. die drzt. von Spanien errichtete, mit EU-Geldern subventionierte und schwer befestigte Mauer in Nord-Afrika gegen harmlose Einwanderer.

Auch über diverse antiisraelische NGOs konnte ich aus Zeitmangel nichts mehr sagen, obwohl ich vorhatte u. a. über die Organisation „Human Rights Watch“ (deren Direktor ein fanatischer Israelhasser ist, der auch „Verständnis“ für das Massaker gegen Israels Olympia Mannschaft in München zeigte) zu sprechen.

Hilfreich für die Argumentation ist bemerkenswerterweise das neue (und mutige) Buch von Sari Nusseibeh: „Es war einmal ein Land“, aus dem ich mehrmals zitierte. Dort schreibt der palästinensische Friedensaktivist Nusseibeh (auch Präsident der Al-Kuds Universität) u. a. über die Ursprünge des Judentum in Jerusalem und über den grausamen Hamas Terror gegen Zivilisten (Selbstmorde in Bussen etc.) und, dass dieser wahnsinnige Terror Mitschuld sei am wirtschaftlichen Niedergang in der Westbank, an der Errichtung von Siedlungen und sogar am derzeitigen Rechtsruck in Israel.

Aufschlussreich waren auch folgende Zwischenrufe aus dem Publikum (denen keiner außer mir widersprach):

„Die aus den arabischen Ländern nach Israel zugezogenen Juden sind niemals vertrieben worden, sie verließen das Land auf Initiative Israels“ und als ich an Stelle eines Schlussworts den ARD Korrespondenten Richard Schneider, mit Berichten über die drzt. gute wirtschaftliche Entwicklung der Westbank und zur Siedlerproblematik (die seiner Meinung nach genau so wenig wie die Hamas als Gesprächspartner für Friedensverhandlungen in Frage kommen) zitierte, höhnte ein Zuhörer: „Er heißt doch CHAIM Schneider“ (was er damit ausdrücken wollte, ist wohl jedem klar).

Aus Zeitmangel, aber auch auf Grund der vielen Israelverunglimpfungen, die es zu widerlegen gab, konnten wir zum eigentlichen Thema der Diskussion („Wie könnte es im Nahost-Konflikt zu einem tragfähigen Frieden kommen?“) nicht mehr viel sagen. Das ist schade, denn ein echter Friede – und dazu gehört auch die 2-Staatenlösung, mit gegenseitigen- und internationalen Garantien – ist nur dann erzielbar, wenn zuerst alle Beteiligten am Konflikt die Aussöhnung suchen. Doch aussöhnen muss man sich mit dem vermeintlichen Feind, indem man u. a. auch die eigenen Fehler, die eigene Schuld am Konflikt anerkennt und gleichzeitig das Leid der Gegenseite nicht mehr verdrängt. Doch davon ist – wie Umfragen zeigen – vor allem die zerstrittene und gespaltene palästinensische Seite noch weit entfernt.

Obwohl ich auf die Diskussion gut vorbereitet war und auch sicher überzeugende Argumente einbringen konnte, war es mehr oder weniger ein Kampf gegen Windmühlen.

Wie ich schon eingangs sagte, hat Israel ein großes Imageproblem in der Bevölkerung Österreichs (und auch in anderen Staaten), tw. bedingt durch bestehende Vorurteile, Antisemitismus, einseitige Berichterstattung, gezielt antiisraelische UNO-Resolutionen- und Berichte – wie z. B. der extrem einseitige Goldstone-Bericht –, und Aktivitäten von meist linken  Organisationen, die sich nicht selten als „Friedensinitiativen verstehen“ und fast immer gegen die USA und Israel eingestellt sind. Besonders übel ist auch die zunehmend antisemitische Propaganda, die sowohl von palästinensischen Organisationen (Hamas, Hisbollah, PLO und Co) als auch von islamischen Ländern ausgeht. Dazu gehören: Holocaustleugnung und die Verbreitung von antisemitischer Literatur („Die Protokolle der Weisen von Zion“, „Mein Kampf“ etc.), die Hamas-Kampfschrift „Sayid Kutub“ und die Hamas Charta (u. a.: Artikel 22: „Juden sind Schuld an beiden Weltkriegen“, Artikel 32: mit Bezug auf die „Protokolle der Weisen von Zion“). Gleichzeitig werden Juden als „Ritualmörder“ (neuerdings auch als „Organhändler“) und als „Schuldige an animalischen Sex und der Verbreitung des Atheismus“ präsentiert.  Dazu passt auch die von islamischen Theologen (selbst von „moderaten“ Geistlichen) seit langem verbreitete Anschuldigung „von Juden (und Christen) als Fälscher der heiligen Schriften.“

Nicht unerwähnt darf auch die üble Rolle der jüdischen Antizionisten bleiben (hier spielen vor allem jüdischer Selbsthass, erlebte Enttäuschungen, Akzeptanzwünsche in linken Kreisen und Wichtigtuerei eine Rolle). Sie treten gerne als Kronzeugen gegen Israel (und das Judentum) auf und sind das, was die Kommunisten einst als „nützliche Idioten“ bezeichneten. Sie und viele Anti-Israel Organisationen verlangen immer wieder massive internationale Sanktionen gegen Israel, aber bezeichnenderweise nicht gegen Länder wie Saudi-Arabien, China oder Russland, die Menschenrechte mit Füssen treten.

Ein solcher jüdischer Antizionist ist auch Michael Ingber, der sich von keinem meiner Argumente auch nur im Geringsten irritieren ließ.

Die Thesen meines Kontrahenten, Michael Ingber

„Die Zionisten und Israel waren und sind an allem Unglück der Region zum größeren Teil mitschuldig.“
„Der Nationalismus der Zionisten war ein Blut- und Boden Nationalismus.“

„Der UNO Teilungsplan von 1947 war ungerecht“ (Anmerkung: damit legitimiert er den Angriff der arabischen Armeen auf Israel im Jahre 1948).
„Die Unabhängigkeitserklärung Israels gesteht den Nichtjuden keine vollen Rechte zu“ (Anmerkung: genau diese garantiert in Wirklichkeit ALLEN Bürgern – unabhängig von Religion, Rasse oder Geschlecht – soziale, politische und religiöse Freiheit, ferner Freiheit der Sprache, Erziehung und Kultur und spricht vom Frieden mit allen Nachbarn).

„Israel hat vom Anbeginn an jede friedliche Lösung sabotiert (das gilt auch für Oslo und Camp David etc.), und auch die Bevölkerung Israels sucht keinen gerechten Frieden, sondern nur einen Frieden zu Bedingungen, die für die arabische Seite inakzeptabel sind.“

„Israel muss auch endlich mit der Weltgemeinschaft Frieden schließen“ (Anmerkung: so als ob Israel Krieg gegen die Welt führt).

„In Camp David hat Barak den Palästinensern große Teile der Westbank versprochen, dieses Gebiet hätte aber für den Aufbau eines Staates nicht getaugt.“
„Israels Gesellschaft ist unfähig zum Frieden mit Anderen“

„Die Mehrheit der Juden in Israel will nur Ruhe, egal was mit den Palästinensern passiert. Deswegen ist die Mauer so populär.“
„In Israel herrscht kein Verständnis und Mitgefühl für das Leiden der Palästinenser.“

„Israel achtet die Menschenwürde nicht und ist respektlos gegenüber den Palästinensern. Beweis: Die „Blockade Gazas, die dazu führt, dass die Menschen in Gaza am Verhungern sind“ (Anmerkung: Die Blockade gilt u. a. nicht für dringend benötigte Nahrungsmittel. Selbst während des Gaza-Krieges erreichten 37.000 Tonnen Hilfslieferungen auf 1.500 LKWs den Gazastreifen).

„Israel ist keine wirkliche Demokratie, denn dort werden die Grundrechte der moslemischen Staatsbürger und anderer Minderheiten negiert. Araber und jüdische Frauen werden in Israel benachteiligt, Araber können in Israel keinen Boden kaufen.“

„Es gibt keine Friedenserziehung in Israel. Das Bildungsministerium arbeitet eng mit der Armee zusammen. In israelischen Schulen werden die Schüler durch Militärs zum Ultranationalismus erzogen. Das kann durchaus verglichen werden mit der Erziehung zum Märtyrertum in arabischen Gesellschaften. Es existiert eine Liste von Schulen, die nicht genug für den Nationalismus tun, diese werden dementsprechend von den Behörden behandelt“ (Anmerkung: Er stellt hiermit, meiner Ansicht nach, diejenigen, die Moslems zu Selbstmördern erziehen, auf eine Stufe mit den israelischen Militärs die Schulen besuchen, um dem Phänomen der Militärdienstverweigerung entgegen zu treten. Das Wort „behandeln“ erinnert mich in diesem Zusammenhang an die „Sonderbehandlung“ in den Vernichtungslagren der Nazis).

„Die Erziehung zum Märtyrertum gibt es auch auf israelischer Seite: siehe Gedenktage und patriotische Zeremonien.“

„Die jüdisch-israelische Gesellschaft benötigt eine Therapie, die Palästinenser können aber auf diese Therapie nicht warten.“ (Anmerkung: gemeint ist einen psychiatrische Behandlung, die meiner Ansicht nach eher bestimmte Einzelpersonen benötigen)

„Israelische Blockaden und Militäraktionen sind total überzogen und asymetrisch“ (Anmerkung: das Recht auf Selbstverteidigung – siehe UNO Resolution: Artikel 51 und 4. Genfer Menschenrechtskonvention – wird von ihm nicht erwähnt. Offensichtlich darf Israel gegen Raketenabschussrampen und Kommandostellen der Hamas dann nicht vorgehen, sobald diese bewusst nahe oder inmitten von Zivilisten aufgestellt oder eingerichtet werden).

„Die arabischen Staatsbürger Israels müssen als Israeli bezeichnet werden und nicht als der Feind im Inneren“

„Vor der Hamas muss man sich nicht fürchten, sie ist ein demokratisch gewählter und deshalb legitimer Gesprächspartner, sie kann Israel nicht vernichten. Selbst eine Hudna sollte Israel akzeptieren.“ (Erklärung: Hudna ist ein Waffenstillstand auf Zeit, der lt. Koran jederzeit gebrochen werden kann. Die Hamas hat dreissig Jahre Waffenruhe vorgeschlagen, danach könne man weitersehen.)

„Die PLO hat Israel längst anerkannt und ihre Charta geändert“  (Anmerkung: eine irreführende Bemerkung: siehe die drzt. immer noch unverändert gültige Charta der PLO).

„Israels Armee muss zuerst aus all den besetzten Gebieten abziehen, das ist der erste Schritt vor der Versöhnung.“

Ingber sprach einmal davon, Israels Regierung sei „grausam“.

„Die Selbstmordattentate der Hamas waren eine Reaktion auf das Massaker von Baruch Goldstein 1994“ (Anmerkung: den tagtäglichen arabischen Terror gegen Israel seit 1948 mit tausenden von Opfern erwähnte er nicht).

„Wenn arabische Terroristen ein Attentat gegen Zivilisten in Israel verüben und 15 Menschen dabei sterben, dann ist das gleichzusetzen mit einem israelischen Bomberpilot, der Bomben auf Ziele in palästinensischen Gebieten abwirft und dabei 15 Menschen tötet“ (Bemerkung: diesem grauslichen Satz ist nichts mehr hinzuzufügen).

Für all seine Thesen, die er in schöne und sanfte Worte verpackte, erhielt er viel Applaus vom Publikum. Mich sah das Publikum eher als einseitigen Propagandisten Israels. Mir war vom Anfang an klar, dass ich es in Linz nicht leicht haben werde. Trotzdem meine ich, dass wir uns derartigen Herausforderung stellen sollten, auch wenn die PR Schlacht mit den Israel Hassern schon fast verloren ist. Es ist traurig und irgendwie charakteristisch, dass ein derart einseitiger Israelgegner und Antizionist wie Michael Ingber, vom Unterrichtsministerium ausgeschickt wird, um Schülern und Lehrern den Nahostkonflikt zu erklären.

3 Kommentare

  1. Ich denke nicht, dass Much Zeit hatte Ingbers Argumente zu wiederlegen, weil sie nicht widerlegbar sind.
    Ich frage mich allerdings, woher Much seine Daten bezieht, da sie höchst fragwürdig und äußerst leicht zu widerlegen sind.
    Nach dem Lesen seines Berichts hier kann ich nur zu gut verstehen, es für Sie ein Kämpfen gegen Windmühlen war, denn Sie verfügen über keine guten Argumente. Haben Sie denn auch von der Stern Gang geredet, als Sie den Großmufti von Jerusalem erwähnten? Das Treffen von Naftali Lubenchik in Beirut mit Nazi Werner Otto von Hentig? Das Ankara Dokument von 1941, in dem Lehi Unterstützung für die deutsche Seite anieten, wenn sie einen eigenen Staat garantiert bekommen?
    Ja, ich stimme den ZuhörerInnen zu- Sie sind einseitig.

  2. Dieser Bericht beweist eindrucksvoll, dass die allgemeine Ansicht, Kritik an Israel wäre tabu und würde gleich als Antisemitismus diffamiert, eine Lüge ist. Das Gegenteil ist das Fall:

    Israelfeindlichkeit entspricht ganz dem aktuellen Zeitgeist.

    Die Wahrheit lautet nicht: Wer Israel kritisiert, gilt schnell als Antisemit. Die Wahrheit lautet vielmehr: Wer Israel verteidigt, gilt schnell als Fascho. Wer hingegen Israel kritisiert, kann sich seines Applauses und der öffentlichen Zustimmung sehr sicher sein.

  3. auf jeden fall hut ab vor deinem engagierten auftreten. dieser konflikt wird in großen teilen medial ausgetragen, bilder haben längst argumente und inhalte abgelöst. das bild, dass die meisten menschen vom nahost-konflikt haben, ist jenes vom jungen palästinenser, der zur ersten intifada vor einem israelischen panzer mit einem stein in der hand steht. keiner stellt jedoch die frage, was wäre, wenn dieser palästinenser den panzer gefahren hätte oder fragt nach den ideologischen antrieben, die hinter dem hass weiter teile der arabischen bevölkerung stehen.

    „Das Wort “behandeln” erinnert mich in diesem Zusammenhang an die “Sonderbehandlung” in den Vernichtungslagren der Nazis“
    die bemerkung empfinde ich allerdings als quatsch, da behandeln auch den umgang mit menschen bedeuten kann und nicht zwingend eine verdinglichung der bezeichneten bedeuten muss, was eigentlich so nur im euphemistischen sprachgebrauch der nazis der fall war.

    hattest du zeit, die behauptungen ingbers zu widerlegen?

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