Kriegsverbrecher-Gedenkstätte gesperrt: Kunstaktion gegen Gebirgsjägertreffen in Mittenwald

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Der Aktionskünstler Wolfram P. Kastner und Aktive der Deutschen Friedensgesellschaft (DFG/VK) haben am 15. Mai 2009 gegen Wehrmachtsglorifizierung und das Jahrestreffen der Gebirgstruppen protestiert, das am kommenden Sonntag erneut auf dem Hohen Brendten zelebriert wird…

Dafür wurde eine im Zentrum der Stadt Mittenwald gelegene Kapelle symbolisch gesperrt, in der Original-„Gefallenen“-Anzeigen mit Hakenkreuzen ausgestellt sind. Zwei geschminkte Soldaten im Flecktarn stellten mit Bildern von ermordeten Zivilisten und einem Transparent klar: „Soldaten sind Mörder, keine Helden!“

mittenwald

90 Minuten nach dem Fototermin verhafteten vier Polizeibeamte die Künstler und einen Fotografen beim Mittagessen und sperrten sie drei Stunden lang in eiskalte verdreckte Zellen im Keller. Der völlig überzogene Übergriff der Polizei wurde offenbar von einem eifrigen Polizeioberhauptkommissar Sepp des „Kommissariats Staatsschutz“ in Weilheim angeordnet, der möglicherweise an braunem Star leidet. Er hat zwar nichts gegen die Präsentation von Hakenkreuzen in Mittenwald unternommen, meint aber wohl, er müsse den Staat vor der Gefahr einer harmlosen Kunstaktion schützen.

Erst nach über vier Stunden wurden die Verhafteten nach Intervention ihres Anwalts freigelassen. Mindestens 8 bezahlte Staatsbeamte waren an dieser unsinnigen Polizeistaatsaktion beteiligt und spielten Mittenwaldcops.

In Polizeigewahrsam blieben:
„Uniform, Tarnjacke und Hose, Menge: 2
Uniform, Barett, Menge: 3, Bemerkungen: 2 x rot u. 1x blau
Kosmetisches Erzeugnis – Kosmetika, Clownschminke, weiß, Menge:1:
Schere, schwarz, Menge:1;
Büroartikel, Klebeband, weiß, Menge: 2“

Wegen der erwarteten Proteste sind die hakenkreuzverseuchten „Ehrentafeln“ vorübergehend aus der Kapelle evakuiert worden. Zu den dort Geehrten gehört auch Oberstleutnant Josef Salminger, dessen „Heldentod“ gerühmt wird. Salminger hat sich selbst als Führer eines „Hitler’schen Regiments“ bezeichnet. Unter seinem Kommando ermordeten Gebirgstruppen am 16. August 1943 im griechischen Kommeno 317 Menschen. In den Wochen davor und danach wüteten Salmingers Truppen in Griechenland und Albanien und verübten Dutzende von Massakern an der Zivilbevölkerung.

Gegen die Präsentation von Hakenkreuzen in der Mittenwalder Kapelle wird Anzeige erstattet. Eine Feststellungsklage wegen der unrechtmäßigen Polizeimaßnahmen werden wir nach der zu erwartenden Einstellung des Ermittlungsverfahrens erheben.

Medieninformation des Instituts für Kunst und Forschung, W. Kastner, 16.05.2009

14 Kommentare

  1. Schon wieder die Gebirgsjäger:

    Offenbar neuer Missbrauchsskandal bei der Bundeswehr
    09.02.2010 Bei der Bundeswehr bahnt sich offenbar ein neuer Missbrauchsskandal an. Der Wehrbeauftragte des Bundestages, Reinhold Robbe, sagte der „Süddeutschen Zeitung“ (Mittwochausgabe), er habe die Beschwerde eines Soldaten über entwürdigende Mutproben und Aufnahmerituale bei den Gebirgsjägern im oberbayerischen Mittenwald erhalten.

    © ddp
    Dem Zeitungsbericht zufolge sollen Soldaten unter anderem gezwungen worden sein, bis zum Erbrechen Alkohol zu trinken und rohe Schweineleber mit Hefe zu essen. Das Verteidigungsministerium wollte sich zu den Vorwürfen auf Anfrage zunächst nicht äußern.

    Die Misshandlungen könnten Teil von Aufnahmeritualen innerhalb der Truppe sein, schrieb das Blatt. In einer Mitteilung an den Verteidigungsausschuss habe Robbe die Vorgänge als „erniedrigend und herabwürdigend“ bezeichnet. Vorgesetzte hätten davon Kenntnis gehabt, seien aber nicht eingeschritten.

    Im bislang jüngsten Missbrauchsskandal bei der Bundeswehr hatte das Landgericht Münster 2008 fünf ehemalige Ausbilder unter anderem wegen gefährlicher Körperverletzung und entwürdigender Behandlung von Untergebenen zu Bewährungsstrafen verurteilt. Nach Ansicht des Gerichts hatten die Angeklagten im Sommer 2004 bei vier simulierten Geiselnahmen mehr als 160 Rekruten der Coesfelder Freiherr-vom-Stein-Kaserne in Nordrhein-Westfalen misshandelt.

    Der Bundeswehrstandort in Mittenwald war bereits 2006 in die Schlagzeilen geraten, nachdem Fotos aus Afghanistan aufgetaucht waren, auf denen Bundeswehrsoldaten mit einem Totenschädel posierten.

    (ddp)

  2. „ist Ihr Nazi-Vergleich auch keine Ãœberraschung mehr.“.
    Ãœberraschend ist für mich eher, wo denn der Bezug auf einen „Nazi- Vergleich“ zu finden ist!
    Bischen primitive Argumentation! Oder werden die Massaker israelischer Soldaten an Zivilisten neuerdings mit den Nazis verglichen? Das wäre ja Ihrerseits eine pure Verharmlosung…Oder waren die Morde der Israelis etwa gerechtfertigt und werden von einschlägig Unbelehrbaren sogar noch begrüßt?

    Eine echt erschreckende Vorstellung!

  3. Eigentlich ist das doch genial….
    Wenn ungefiltert Soldaten als Mörder verunglimpft werden, dann ist das eine Heldentat.

    Wenn man hingegen isrealische Soldaten, bzw. den Staat Israel für das Töten unschuldiger Zivilisten als Mörder bezeichnet, dann  ist man sofort ein Antisemit.
    Mit den Begriff Antisemitismus versucht man (offenbar sehr erfolgreich) jede Form von Kritik an Israel zu unterdrücken.

  4. „Zwei geschminkte Soldaten im Flecktarn stellten mit Bildern von ermordeten Zivilisten und einem Transparent klar: “Soldaten sind Mörder, keine Helden!”

    Bilder ermordeter Zivilisten gab es auch vor Kurzem. Sind nun auch israelische Soldaten als “ Mörder“ gemeint, oder macht man da eine Ausnahme?
    Bin ja mal gespannt, wie sich die Beführworter da wieder rauswinden wollen.

  5. Wie ich soeben von seinen Angehörigen erfahre, ist Hermann Frank Meyer
    am 12. April 2009 in der Nähe seines Heimatortes bei einem Unfall ums Leben gekommen.

    Schade um ihn, er hat viel bewirkt.
    Es ist ihm zu verdanken, dass Menschen in Süd- und Südosteuropa Würde zurückgegeben wurde, dass sie empfinden konnten, dass ihre von Deutschen ermordeten Angehörigen noch eine letzte Würdigung und eine gewisse Gerechtigkeit durch einen Deutschen erfahren haben.

    Ich kannte Hermann Frank Meyer nur flüchtig, aber ich mochte ihn, weil er aufrichtig war, weil er ein guter Deutscher war.
    Er und seine Schaffenskraft werden uns fehlen.

  6. karlheinz,
    Ich verabscheue  diese elenden Nazivergleiche mit denen Israel immer wieder überschüttet wird – besonders wieder während cast lead.
    Im umgekehrten Sinne aber ist die Gleichsetzung der bayerischen Bevölkerung mit Amalek ebenfalls auf genau diesem Niveau.

  7. Carl, meinst Du es nicht zu gut mit uns Bayern?
    Kennst Du denn nicht die Umfrageergebnisse von 2006 und 2008 zu Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus in Deutschland der seriösen Friedrich-Ebert-Stiftung? (Sie sind im Internet abrufbar).
    Darin haben wir Bayern in Sachen Antisemitismus ‚Bestwerte‘ erzielt; mehr Antisemitismus als in Sachsen, MeckPom oder sonstwo!

    Aber, danke für den Link zu Amalek; werde ich gleich lesen.

  8. Heidi,

    Den Begriff Amalek anzuwenden ist sehr schwer wiegend.
    Weder die bayerische Bevölkerung noch die Landesregierung strebt an die Juden auszurotten.
    Für nichts anderes steht aber Amalek.
    Wenn du sagst Hitler war Amalek – so ist das zutreffend.

    Auch wenn große Teile der bayerischen Bevölkerung und Politiker sehr konservativ sind und ich persönlich vieles nicht nachvollziehen kann so sind sie nicht Amalek.
    Bitte sei mit dem Begriff Amalek sehr vorsichtig.

    Als Link Informationen zum Thema Amalek:
    http://test.hagalil.com/judentum/feiertage/purim/adar/amalek.htm

  9. Wenn man nicht alle Sinne beisammen hat, ergibt sich so vielleicht eine Erklärung. Nach rabbinischer Entscheidung gibt es allerdings seit Jahrhunderten kein Amalek. Erst neuerdings, im Rahmen der neuen national-religiösen Mystik, wird dieses Thema wieder ausgeschlachtet um Hass zu verbreiten.
    Die extreme Rechte sah in den Anhängern Yitzhak Rabins Amalek, zahlreiche Siedler-Rabbiner sehen in allen Juden die nicht der national-orthodoxen Bewegung anhängen Amalek. Die Bayern als Amalek, warum nicht?
    Aber wem nutzt all dieser Wahnsinn?

  10. Es ist bekannt, dass es die Bayern waren, die  Theodor Herzel einen Gründungsort in ihrem Bayern für seine Idee verweigerten, während sie dies Hitler  einräumten.
    Neulich hörte ich davon, dass die Bayern Nachfahren der Amalekiter seien.
    Wenn das wahr sein sollte, wundert mich die bayerische Mentalität gar nicht mehr.
    Wenn das wahr sein sollte, erklärt dies die bayerische Mentalität geradezu.
    In meinem Duden – Ausgabe 1952 – stand unter Bayern:
    „Kleines kriegerisches Bergvolk am Rande der Alpen“.
    Waren die Amalekiter nicht ebenfalls ein ausgesprochen kriegerisches Volk, dass die  Juden vernichten wollte?
    Das hört sich alles ein bischen ungereimt an und trotzdem ergibt es Erklärungen!!!

  11. Ja, so sind wir Bayern, braun, brauner geht’s ned!
    Das bedenkliche ist, dass solche Hampelmänner wie Stoiber, der selber ein Mitglied des Traditionsvereins Gebirgsjäger ist, auch noch zu diesen zweifelhaften Festlichkeiten anreisen und teilnehmen. Für die Mehrheit von uns Bayern sind die Gebirgsjaga eine Truppe wie jede andere, nur eben dass es vor allem unsere eigenen Leit san. Wie der Historiker Meyer in seinem Buch „Blutiges Edelweiß“ berichtet, stammten 65 % der Gebirgsjäger aus Bayern und Schwaben, 17 % aus Österreich und der Rest aus allen anderen deutschen Landesteilen.
    Nach der (ebenfalls in Bayern entstandenen) SS waren die Gebirgsjäger die grausamsten, brutalsten und verbrecherischsten Soldaten der Wehrmacht.
    Sie raubten, schändeten, vergewaltigten, verbrannten, folterten, ermordeten ungezählte unschuldige Zivilisten. In Südosteuropa sind sie zuständig gewesen für Judenerschießungen und -deportationen, außerdem ermordeten sie Italiener, Serben, Griechen, Albaner…

    Eigentlich sollte man zum Boykot bayerischer Waren, bayerischer Hotels, bayerischer Reataurants aufrufen, um uns Deppen zum Ãœberdenken unserer Gedenkkultur zu veranlassen.

    Ja, ich bin Bayer und ich schäme mich!

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