Israel in Architektur und Film

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Noch bis zum 8. Februar in der Pinakothek der Moderne in München…

Von Anna Zanco Prestel

Mit einem viermonatigen Mammutsprogramm gedenkt die Pinakothek der Moderne in München des sechzigjährigen Bestehens des Staates Israel. Noch bis zum 8. 2. 2009 wird anhand von Modellen, Zeichnungen, Fotos, Dokumenten und Filmausschnitten auf Monitoren der spannungsreichen Dialog zwischen zwei Protagonisten der israelischen Kultur veranschaulicht: dem noch am Bauhaus ausgebildeten, 1934 nach Palästina ausgewanderten Architekten Munio Weinraub (1909-1970) und seinem 1950 in Israel geborenen Sohn, dem namhaften, in Paris lebenden Architekten Filmemacher Amos Gitai.

Ein Dialog, der sich auch im Rahmen von einschlägigen Vorträgen und Podiumsdiskussionen sowie Filmvorführungen im Architekturmuseum und im Kulturzentrum der Israelitischen Kultusgemeinde in München zur Erörterung der komplexen Probleme im nahen Osten zwischen zionistischem Aufbau und postzionistischer Reflexion entfaltet hat. Stellvertretend dafür Gitais 1980 gedrehter Dokumentarfilm Film „Bait/House“, der Film seines internationalen Durchbruchs, in dem anhand der auch in zwei späteren Streifen weiterverfolgten Geschichte eines Gebäudes in Westjerusalem Vertreibung und Besetzung sowie Verlust von „Haus und Heimat“ dargestellt werden.

Spielt die Architektur eine wesentliche Rolle in Amos Gitais umfangreichem Werk (80 Kurz-, Dokumentar- und Spielfilme), so war sie für den aus der Ukraine stammenden, unter dem Einfluss von Hannes Meyer, Ludwig Hilberseimer und Mies van der Rohe stehenden Architekten Munio Weiraub Lebensinhalt. Mit rund 300 Bauten und Projekten, darunter Kibbutzim, Volkshäuser, Schulen, Zivil- und Verwaltungsgebäuden sowie dem ersten Entwurf für die Holocaust-Gedenkstätte Yad Vashem, erfüllte er die Forderung Ben Gurions nach dem Bau von Heimstätten und Bildung als wichtigste Aufgabe beim Aufbau des neuen Landes und trug wesentlich zur Identitätsstiftung des jüdischen Staates.

Durch die aus Europa importierte Formensprache der modernen Architektur, die in der Bauhaus-Bewegung ihre erste Umsetzung fand, wurde die „Moderne zur Heimat der Juden aus aller Welt“ (Josef Nerdinger). Aus dem Sand erblühten die „Rote Stadt“ Haifa und die „Weiße Stadt“ Tel Aviv, in denen sich der Großteil der annähernd 4000 im Internationalen Stil errichteten Bauten in Erez Israels befinden. Anlass für die spektakuläre Ausstellung in der Pinakothek der Moderne ist die Stiftung des Gesamtnachlasses Weinraubs an die TU-München.

Zum hundertjährigen Geburtstag der Stadt Tel Avivs, die zum „Experimentalfeld des formalen Potential der modernen Architektur“ (Prof. Winfried Nerdinger) wurde, zeigt das „Jüdische Museum“ die Fotoserie „Fragments of a Style“ des israelischen Fotografen Yigal Gawze über die Stadt am Mittelmeer. Dies im Rahmen der von Heike Niekhaus kuratierten Werkschau „Minchen ve’Tel Aviv“, in der auch den Lebensgeschichten von jüdischen Münchnern nachgespürt wird, für die sie zur neuen Heimat wurde.

Im Herbst 2009 zeigt ferner die „Oberste Baubehörde“ im Bayerischen Ministerium des Innern die vom „Zentrum für Zeitgenössische Israelische Kunst“ konzipierte Ausstellung „Stadt der Träume“ mit Originalfarbzeichnungen in Farbe des langjährigen Stadtarchitekten Tel Avivs Sergio Lerman, in der die verschiedenen vertretenen Stilrichtungen (Templar, Arabisch und International Style/Bauhaus) beleuchtet werden. Dazu Fotos und Plakate, sowie vom Bauhaus inspirierte Skulpturen des israelischen Künstlers und Leiters des Kunstvereins Tel Aviv Arie Berkowitz.

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