Dominikaner und Franziskaner in Lexikoneinträgen von Willy Cohn

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Mit drei Einträgen aus dem Jüdischen Lexikon von 1927 soll an den Lehrer und Historiker Willy Cohn (1888-1941) erinnert werden. Der anerkannte Spezialist für mittelalterliche Geschichte sowie Biograf sozialistischer Vordenker war nicht nur der Lehrer von u.a. Walter Laqueur, sondern hat als Chronist die deutsche Schreckensherrschaft über Juden in Tagebuchform festgehalten. Cohns Schicksal steht exemplarisch für das zahlreicher hoch gebildeter deutscher Juden seiner Generation…

Von Robert Schlickewitz

Aus einer Breslauer Familie der jüdischen Oberschicht stammend, studierte Cohn Geschichtswissenschaften in seiner Heimatstadt sowie in Heidelberg. Wie so manch anderem mit der ‚falschen Religion‘ gelang es ihm nach seiner Dissertation (1906/1910) nicht, die angestrebte Hochschullaufbahn einzuschlagen – die judenfeindliche Atmosphäre an der Breslauer Universität ließ dies nicht zu. Dem jungen Philologen blieb schließlich nichts anderes übrig als Gymnasiallehrer zu werden. Am Ersten Weltkrieg nahm Cohn als aktiver Soldat teil und erhielt eine hohe Tapferkeitsauszeichnung.

In den 1920er und 1930er Jahren veröffentlichte er u.a. „Ein Lebensbild Ferdinand Lasalles – Der Jugend erzählt“, „Ein Lebensbild Friedrich Engels – Der Jugend erzählt“, „Ein Lebensbild August Bebels“, „Ein Lebensbild von Karl Marx – Der Jugend erzählt“, „Das Zeitalter der Normannen in Sizilien“, „Das Zeitalter der Hohenstaufen in Sizilien“, „Die Geschichte der sizilischen Flotte unter der Regierung Konrad IV. und Manfreds“, „Die Geschichte der sizilischen Flotte unter der Regierung Friedrich IV.“, „Kaiser Friedrich II.“, „Capistrano, ein Breslauer Judenfeind in der Mönchskutte“.

Das Jahr 1933 brachte auch Cohn Einschränkung seiner Lebensqualität bzw. Behinderung seiner beruflichen Laufbahn. Der ihm eigene deutsche Patriotismus ließ ihn jedoch die zunehmenden Repressalien lange geduldig ertragen – Gedanken an Emigration kamen ihm und seiner Familie erst relativ spät. 1937 unternahm er eine Palästinareise, die ihn mit fehlenden beruflichen Perspektiven sowie weiteren als nicht bewältigbar erscheinenden Hindernissen konfrontierte, eine Emigration stand somit außer Frage. Cohn beschrieb und dokumentierte den Untergang der Juden Breslaus, ihrer gewachsenen Infrastruktur, ihrer Gemeinde, seiner eigene Familie, während es bis 1940 dreien seiner Kinder gelang zu emigrieren.

Am 21. November 1941 wurde Cohn mit seiner Frau und zwei Töchtern verhaftet und ins litauische Kaunas deportiert. Am 29. November veranlassten die Deutschen die Erschießung der Familie Cohn; mit ihnen starben 2000 weitere Juden aus Breslau und aus Wien.

Das Jerusalemer Zentralarchiv für die Geschichte des Jüdischen Volkes hat 2006 erstmals die Tagebücher von Cohn veröffentlicht; sie gelten neben den Aufzeichnungen von Victor Klemperer als die bedeutendsten Chroniken deutscher NS-Verbrechen an Juden. 2010 enthüllte man in Breslau eine Gedenkplakette für Willy Cohn.

Innerhalb seines Spezialgebietes Mittelalterliche Geschichte interessierten den herausragenden Historiker selbstverständlich auch und besonders die Lebensbedingungen der Juden jener Epoche. Für das 1927 in Berlin erschienene „Jüdische Lexikon“ verfasste Cohn mehrere Einträge, darunter solche zu den Dominikanern, zu den Franziskanern und zum Franziskaner-Inquisitor Johann Capistrano, die im Folgenden wiedergegeben werden.

Die Dominikaner

Dominikaner. Der 1215 vom hl. Dominikus urspr. als Bettelorden gestiftete, auch unter dem Namen Predigerorden (fratres praedicatores) bekannte Orden der Dominikaner, zu dessen Hauptaufgaben die Bekehrung der Ketzer gehörte, spielte in der Geschichte der Judenverfolgungen eine berüchtigte Rolle. 1232 wurde den Dominikanern von Papst Gregor IX. die Inquisition (kirchliche Gerichtsbarkeit) übertragen, und damit breitete sich ihre Herrschaft über ganz West- und Mitteleuropa, später auch über Südamerika aus. Im 13. Jh. war der Dominikanergeneral Raymund von Peñaforte, der Beichtvater des aragonischen Königs, gegen die Juden tätig. Einer seiner Schüler, Pablo Christiani, ein getaufter Jude, hatte im Jahre 1263 mit Moses Nachmanides in Barcelona ein öffentliches Religionsgespräch und wurde dann auch zum Juden-Missionar bestellt. 1264 wurde eine Kommission von Franziskanern und Dominikanern zur Prüfung des Talmuds eingesetzt. Der englische Dominikaner Robert von Redinge studierte eingehend Hebr., um das Judentum besser bekämpfen zu können, bekehrte sich jedoch selbst dazu und nahm den Namen Haggaj an. Im Anschluß an diese Bekehrung kam es durch den Einfluß der Dominikaner zu einer Reihe von Juden-Verfolgungen. Unter den Flagellanten befand sich der Dominikaner Vicente Ferrer, dem in den Jahren 1412/13 die Bekehrung von 20 000 Juden in Aragonien und Kastilien gelang. Auch in Böhmen brachte der Kampf gegen die reformerischen Hussiten unter dem Einflusse der Dominikaner neue Juden-Verfolgungen. Gegen das Treiben der Dominikaner, die als bissige „Hunde des Herrn“ (domini canes) gefürchtet waren, richteten sich – abgesehen von den Verunglimpfungen, die Dominikaner und Franziskaner in der Öffentlichkeit gegeneinander schleuderten – die satirischen Briefe der Dunkelmänner“ (1515); der Verfasser der ersten Reihe war wahrscheinlich der Humanist Crotus Rubianus, der der zweiten Ulrich von Hutten (…). – Im 17. Jhdt. verlor der Dominikanerorden infolge der Ausbreitung des Jesuitenordens an Einfluß und Ansehen.
(Jüdisches Lexikon, Berlin 1927)

Die Franziskaner

Franziskaner, auch Minoriten, Minderbrüder genannt, der weitestverbreitete der Bettelorden, durch Franz von Assisi gegründet. Die Stellung des Ordens gegen die Juden war nicht so feindlich wie die der Dominikaner, doch gab es auch hier genug Fanatiker, wie Bernardino da Siena, dann Bernardino da Feltre, der 1475 versuchte, in Italien durch Blutbeschuldigungen Judenverfolgungen hervorzurufen. Der schlimmste Judenfeind, der aus dem Franziskanerorden hervorging, war Johann Capistrano.
(Jüdisches Lexikon, Berlin 1927)

Capistrano, Johann, (1386-1456), Franziskanermönch und Inquisitor, war von fanatischem Haß gegen Ketzer und Juden erfüllt, so daß er den Namen „Geißel der Juden“ erhielt. 1450 soll er in Rom ein Religionsgespräch mit dem gelehrten Juden Gamaliel gehabt haben, doch ist die Überlieferung, daß er ihn mit 40 Gefährten zum Christentum bekehrt habe, falsch. Er wirkte überall, um den Juden das Leben zu erschweren. Von seinem grenzenlosen Haß gegen die Juden zeugt sein Vorschlag, alle Juden Roms auf einem Riesenschiff über See zu befördern. 1427 trat er als Inquisitor gegen die Juden in Sizilien auf. Vom Papste mit außerordentlicher Vollmacht ausgestattet, begab er sich nach Deutschland und Polen, um dort eine wütende Agitation gegen die Juden zu entfalten. Bes. berüchtigt wurde er wegen der in Breslau veranstalteten furchtbaren Judenverfolgung vom Jahre 1453. Auf die Anschuldigung eines Bauern aus Langenwiese bei Oels, daß sich die Juden an den Hostien vergriffen hätten, wurden sämtliche Juden Breslaus am 2. Mai 1453 ins Gefängnis geworfen, ihr Besitz gepfändet, und unter Folterqualen erpreßte man von den Unglücklichen Geständnisse, aufgrund deren man sie dann zum Feuertode verurteilte. So wurden damals in Schweidnitz 17 Juden verbrannt, in Breslau 41; der Rabbiner erhängte sich. Der Rest wurde ausgetrieben, nachdem man ihnen die Kinder unter 7 Jahren entrissen und getauft hatte, das beschlagnahmte Vermögen ging auf König Ladislaus über, der den Breslauern dazu die Vergünstigung gewährte, daß auf ewige Zeiten kein Jude in ihrer Stadt wohnen dürfe. Es ist zweifellos, daß Capistrano die Seele dieser Verfolgungen gewesen ist. Er hat den 14jährigen König bearbeitet, „daß er in betreff der Juden sein eigenes Interesse den Wünschen der Bevölkerung nachsetzte und mit einem gewaltsamen Schlage bisher zu Recht bestehende Gesetze kraft königlicher Machtvollkommenheit umstieß.“ Capistrano unterstützte in Polen die judenfeindlichen Bestrebungen eines Długosz und Olesnicki, und seinen Bemühungen gelang es, die zeitweise Aufhebung der Judenprivilegien zu erwirken (1454). Als Capistrano später zum Kreuzzuge gegen die Türken predigte und 60 000 Mann zum Entsatz von Belgrad heranführte, hat er jedoch neben den Ketzern auch die Juden in seinem Heere geduldet. Wieweit Capistrano bei den Judenverfolgungen in Mähren (Brünn, Olmütz, Znaim) die Hand im Spiele hatte, steht nicht fest.
(Jüdisches Lexikon, Berlin 1927)

Internetquellen zu Willy Cohn:
http://de.wikipedia.org/wiki/Willy_Cohn
http://www.zeit.de/2006/51/P-Willy-Cohn
http://www.dradio.de/dkultur/sendungen/politischesbuch/582189/
http://www.holocaustliteratur.de/taetigkeiten/veroeffentlichungen/rezensionen/willy-cohn.html
http://lernen-aus-der-geschichte.de/Lernen-und-Lehren/content/4091
http://www.laqueur.net/index2.php?r=2&rr=0&id=62
http://www.wbz.uni.wroc.pl/index.php?option=com_content&view=article&id=257:willy-cohn-we-wrocawiu&catid=64:prezentacje-ksiek&Itemid=257&lang=de

7 Kommentare

  1. Im HR lief am 24.1. „Ein Jude, der Deutschland liebte – das Tagebuch des Willy Cohn“ – nicht nur als zeitgeschichtliche Dokumentation über die Ausgrenzung und Entrechtung von Juden ab 1933, sondern auch als Familienporträt sehr sehenswert…
     
    Ãœbrigens war das katholische Diözesanarchiv zumindest ab 1940 die einzige Bibliothek, zu der Willy Cohn noch Zutrirr hatte – hier konnte er in Ruhe arbeiten und seine 2006 erschienenen Tagebücher in Verwahrung geben.
     
     

  2. ich bin zufällig auf diese Seite gestossen und durch das Lesen den Tränen nahe gekommen. Seit dem 16. Lebensjahr der Kirche den Rücken gekehrt, haben mich die hier publizierten Texte nur bestärkt in der Gewissheit, dass Religion anscheinend mehr Schlechtes als Gutes bringt. Ich mache schon lange keinen Unterschied mehr zwischen Menschen, ich betrachte uns alle als gleichwertig, Kinder einer Schöpfung, wann werden wir zusammenkommen, und zusammen unser Leben auf unserer Erde in Harmonie gestalten? Gibt es Beispiele von Menschen, die es dorthin gebracht haben? Wieso kommt es mir so vor, als ob es Kräfte gibt, die unbedingt Krieg wollen, je heftiger desto besser? Ich glaube in unserer heutigen Welt gibt es keinen ohne Dreck am Stecken, deswegen glaube ich nicht an den erhobenen Zeigefinger, sondern an den Dialog, an Vergebung und an Reue. Wie ein afrikanischer Sänger so schön sagte: „Willst du sehen wie sich die Menschen unterscheiden, guck was hinten rauskommt“, und das ehrlich gesagt, ist bei allen gleich….Der letzte Satz im Kommentar ist der Beste: Wer unterscheidet, der diskriminiert, automatisch. Cheers 

  3. Willy Cohn war ganz sicher ein wichtiger zeitzeuge und Dokumentator des Leidens, welches Juden im 3. Reich angetan wurde. Wahrscheinlich war er auch einguter Lehrer. Ein „anerkannte Spezialist für mittelalterliche Geschichte“ und „herausragender Historiker“ .. da finde ich nun mal ausser Schlickes persönlicher Begeisterung nunn arg wenig Belege. Sein Werk bezieht sich wissenschaftlich weitgehend auf sein Spezialgebiet: Sizilien, seine Flotte, zur Zeit der Staufer. Ansonsten meist populärwissenschaftliche und jugendgeeigente Biographien von Linken Geschichtsgrößen. Nein – das ist jetzt nicht abwertend gemeint – das finde ich durchaus lobenswert.

    Da ja Schlicke meint, Historiker zu sein, hab ich mich versucht schlau zu machen. Jepp .. bei Wikipedia fündig geworden .. in der Liste der Historiker kommt Herr Cohn vor .. von anerkannter Spezialist oider gar herausragend nicht die Rede. Oki – das deutsche Wiki erkennt Schlicke ja nicht an, das ist ja jesuitisch bayrisch 😛 ..

    Hab dann mal bei wikipedia.org nach geschaut. In der Liste der Historiker kommt Willy Cohn nicht vor. Und nein – diese Liste ignoriert nicht deutsche Historiker .. Theodor Mommsen ist vorhanden.

    Willy Cohn hat sicher seine Meritenals Lehrer, wahrscheinlich auch als Historiker – ihn aber als Spezialist für das Mittelalter – und hier gar für Mittelalterliche Kirchengeschichte hinzustellen, vergewaltigt ihn und sein Gedächnis.

    Die hier von Schlicke aufgeführten Darstellungen der Dominikaner und Franziskaner sind, sofern sie denn von Schlicke vollständig zitiert sind .. falls er weis, wovon ich rede .. historisch ausgesprochen dünn und damit kaum zu gebrauchen.

    1) Niemand bezweifelt oder leugnet, dass es im Mittelalter einen ausgesprochenen Antijudaismus gab, der übrigens auch sehr gut bei Wikipedia dargestellt ist.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Antijudaismus_im_Mittelalter

    2) Niemand bezweifelt oder leugnet, dass dieser Antijudaismus auch immer wieder geschürt, befeuert, formuliert wurde von Menschen, die aufgrund ihrer Stellung und rethorischen Fähigkeiten Meinungsbildner waren und die Stimmung entsprechend anheizen konnten. Und JJAA, viel zu viele von diesen waren Antisemiten!

    3) Niemand bezweifelt oder leugnet, dass solche Menschen im katholischen europäischen Mittelalter meist Mönche waren. Denn nur hier konnten rethorisch begabte Menschen ohne adelige Abstammung Karriere machen. 

    4) Was historisch aber zu bezweifeln bzw. zu verneinen ist .. auch wenn Schlicke das mal wieder soo gar nicht gesagt hat, er zielt aber darauf ab .. weder der Dominikaner noch der Franziskaner Orden hatte als Ziel die Vernichtung der jüdischen Bevölkerung ( JAHA .. einzelne Mitglieder, auch führende hatten dieses Ziel .. aber dafür war der Orden nicht da). Selbst die Inquisition oder gerade dieselbe, richtetet sich in erster Linie gegen Abweichler im Christentum.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Inquisition 

    5)  Wikipedia hat seine Schwächen. So sind die Studiendaten für Willy Cohn in der heutigen Angabe eindeutig falsch. Eine Unterstellung wie „Wahrscheinlich von einem Franziskanerorden selbst verfasst (?).“ ist einfach nur unprofessionell, armseelig und erbärmlich .. da nutzt auch kein vorgeschobenes Fragezeichen. Soviel zum angeblichen „Historiker“! Wer zu doof ist, mit Wikipedia umzugehen, sollte sich nicht beschweren, wenn er die interessanten Stellen nicht findet!

    ps für Schlicke:
    auf @Nulpe hat Jim ein Copyright .. lass dir was eigenes einfallen, du Guttemberg :-D   

        

  4. Der Vollständigkeit halber noch der Eintrag der alten Berliner Encyclopaedia Judaica von 1930 zum Franziskaner-Mönch Johann von Capistrano. Beachtung verdient der Verweis auf die beiden Bayern-Herzöge.
     
    Capistrano, Johann von (1386-1456), franziskanischer Bußprediger, wirkte im Auftrage der Päpste Martin V., Eugen IV. Felix V. seit 1426 als Legat und Inquisitor gegen Hussiten und Juden, wie auch gegen die Häretiker überhaupt; gegen die Juden eiferte er in Italien, Schlesien und Polen und wurde von seinen Anhängern  daher auch „Geißel der Juden“ genannt. U.a. schlug er Eugen IV. vor, sämtliche Juden Roms auf einem Riesenschiff über die See zu führen. Unter seinem Einfluß erließ Nikolaus V. die judenfeindliche Bulle vom 3. Juni 1447. Die Predigten C.s bewirkten, daß die bayerischen Herzöge Ludwig und Albert die Juden aus ihren Ländern verbannten. C. war der Urheber der Judenverbrennung in Breslau im J. 1453. In Polen übte C. (seit 1453) seine judenfeindliche Tätigkeit zusammen mit dem Krakauer Bischof Olesnicki und mit Dlugosz aus und bewirkte vorübergehend die Aufhebung der Judenprivilegien (1454).
    J. He. (Dr. J. Heller, Berlin)

  5. „Juden und Freimaurer“ stehen laut Lesart so mancher Naziideologen hinter allem Ãœbel dieser Welt.
    Erstmals geprägt hat diese Losung, der Dominikaner Ludwig Greinemann, 1778 in einer Predigt in Aachen. Für ihn waren Pontius Pilatus, Herodes Antipas und Judas Ischarioth „Mitglieder einer Freimaurerloge“, die heimlich die Ermordung von Jesus Christus ausheckte.
    An anderer Stelle waren für den wackeren Mönch die Freimaurer „Vorläufer des Antichrist“, kurzum Juden und Freimaurer als die Betreiber der „Weltverschwörung“ im Bündnis mit dem Teufel. Julius Streicher, u.a., hat sich bekanntlich eineinhalb Jahrhunderte später mehrfach dieser christlichen ‚Vorarbeiten‘ bedient.
     
    Noch einen weiteren Mythos gilt es zurecht zu stutzen. Der hochangesehene Franziskaner und KZ-Häftling Maximilian Kolbe (1894-1941) hat mehrere schriftliche Dokumente (s)eines nicht unerheblichen Antisemitisus‘ hinterlassen; u.a. bezeichnete das von ihm herausgegebene Periodikum die Juden als „Krebsgeschwür“ und forderte deren Vertreibung aus Polen. Moderne Katholizismusapologeten reden zwar diese Dokumente offenen Rassismus‘ gerne klein und behaupten, dass es früher „zum guten Ton gehört habe, sich antijüdisch zu äußern“, jedoch ist dem entgegenzuhalten, dass es zu allen Zeiten Menschen gab, die den Menschen als solchen sahen (und beschrieben) und nicht dessen Rasse oder Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religion.
    Wer unterscheidet, der diskriminiert, automatisch.

  6. Im oben wiedergegebenen Dominikaner-Eintrag des Jüdischen Lexikon werden sog. „Dunkelmänner“ erwähnt. Einer davon war Jakob van Hoogstraten. Ãœber ihn hatte ich in meinem Luther-Artikel informiert.
    test.hagalil.com/2010/03/18/luther-graetz/
    Bedauerlicherweise enthalten bei Wikipedia der Dominikaner-Eintrag gar keine, der Eintrag zu Hoogstraten nur minimale Angaben zu Juden. Wer tiefer in dieses ganz spezielle christlich-jüdische Verhältnis eindringen möchte, dem seien die bisher 8 Bände „Kriminalgeschichte des Christentums“ von Karlheinz Deschner empfohlen (als Taschenbücher bei Rowohlt erhältlich).
    Das gleiche Bild, wie zu erwarten, beim Franziskaner-Eintrag von Wiki. Wahrscheinlich von einem Franziskanerorden selbst verfasst (?). Nicht eine brauchbare Info.

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